hast. Was bewegt Dich zu solchen Dir sonst ganz fremden Forschungen? ich such mirs zu erläutern, denkst Du in Ansehung jener, die als große Männer nicht frei ausgingen von der Tyrannei Sünde, Deinen gro¬ ßen Mann zu absolviren? -- Ich scherze, aber ich möchte doch dabei in Dein Gesicht sehen ob Du ganz frei von jener Begeistrung bist die aus aufgeregtem Ge¬ fühl entsteht bei dein ewigen Gelingen aller Schicksals¬ lösungen, und die ich lieber Schwindel nennen möchte, und den andre, Weltpatriotismus nennen und sich leicht verführen lassen eine Rolle zu spielen wenn sie ihnen geboten würde, weil es heißt Er hat einen Glücksstern, und da fühlt man sich gedrungen dem zu fröhnen, aus astralischem Emanationsgefühl, und da tritt man bald von der reinen Einfalt zum Götzendienst über. -- Aber ich will Deinen Zorn nicht auf mich laden, sondern Dir offenherzig sagen woher mir die bösen Gedanken kom¬ men. Sie kommen nicht aus mir, die Leute sagen näm¬ lich Dich habe alles so aufgeregt als der Kaiser durch¬ kam und Du habest geweint und seist ganz außer Dir gewesen als Du ihn gesehen hattest, das hat die Clau¬ dine mir gesagt, ists wahr, so braucht doch das nicht wahr zu sein daß Du von ihm hingerissen bist, denn man kann erschüttert werden ohne Begeistrung für das
was
haſt. Was bewegt Dich zu ſolchen Dir ſonſt ganz fremden Forſchungen? ich ſuch mirs zu erläutern, denkſt Du in Anſehung jener, die als große Männer nicht frei ausgingen von der Tyrannei Sünde, Deinen gro¬ ßen Mann zu abſolviren? — Ich ſcherze, aber ich möchte doch dabei in Dein Geſicht ſehen ob Du ganz frei von jener Begeiſtrung biſt die aus aufgeregtem Ge¬ fühl entſteht bei dein ewigen Gelingen aller Schickſals¬ löſungen, und die ich lieber Schwindel nennen möchte, und den andre, Weltpatriotismus nennen und ſich leicht verführen laſſen eine Rolle zu ſpielen wenn ſie ihnen geboten würde, weil es heißt Er hat einen Glücksſtern, und da fühlt man ſich gedrungen dem zu fröhnen, aus aſtraliſchem Emanationsgefühl, und da tritt man bald von der reinen Einfalt zum Götzendienſt über. — Aber ich will Deinen Zorn nicht auf mich laden, ſondern Dir offenherzig ſagen woher mir die böſen Gedanken kom¬ men. Sie kommen nicht aus mir, die Leute ſagen näm¬ lich Dich habe alles ſo aufgeregt als der Kaiſer durch¬ kam und Du habeſt geweint und ſeiſt ganz außer Dir geweſen als Du ihn geſehen hatteſt, das hat die Clau¬ dine mir geſagt, iſts wahr, ſo braucht doch das nicht wahr zu ſein daß Du von ihm hingeriſſen biſt, denn man kann erſchüttert werden ohne Begeiſtrung für das
was
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haſt. Was bewegt Dich zu ſolchen Dir ſonſt ganz
fremden Forſchungen? ich ſuch mirs zu erläutern, denkſt
Du in Anſehung jener, die als große Männer nicht
frei ausgingen von der Tyrannei Sünde, Deinen gro¬
ßen Mann zu abſolviren? — Ich ſcherze, aber ich
möchte doch dabei in Dein Geſicht ſehen ob Du ganz
frei von jener Begeiſtrung biſt die aus aufgeregtem Ge¬
fühl entſteht bei dein ewigen Gelingen aller Schickſals¬
löſungen, und die ich lieber Schwindel nennen möchte,
und den andre, Weltpatriotismus nennen und ſich leicht
verführen laſſen eine Rolle zu ſpielen wenn ſie ihnen
geboten würde, weil es heißt Er hat einen Glücksſtern,
und da fühlt man ſich gedrungen dem zu fröhnen, aus
aſtraliſchem Emanationsgefühl, und da tritt man bald
von der reinen Einfalt zum Götzendienſt über. — Aber
ich will Deinen Zorn nicht auf mich laden, ſondern Dir
offenherzig ſagen woher mir die böſen Gedanken kom¬
men. Sie kommen nicht aus mir, die Leute ſagen näm¬
lich Dich habe alles ſo aufgeregt als der Kaiſer durch¬
kam und Du habeſt geweint und ſeiſt ganz außer Dir
geweſen als Du ihn geſehen hatteſt, das hat die Clau¬
dine mir geſagt, iſts wahr, ſo braucht doch das nicht
wahr zu ſein daß Du von ihm hingeriſſen biſt, denn
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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