was uns erschüttert, mehr will ich Dich nicht mit die¬ sen mißlichen Worten peinigen, die nur Scherz sein sollen und auch Dich ein wenig strafen daß Deine Briefe sich verspäten.
Von Offenbach ist mir ein Pack Schriften zugekom¬ men für Dich, die Novelle wahrscheinlich -- soll ich sie Dir aufbewahren oder zurückschicken? -- Von Clemens hab ich Dir auch noch viel zu sagen, Gutes und Vergnüg¬ liches heiße Anhänglichkeit an Dein Wohl; -- es ist sein tiefer Ernst wenn er sagt Du gehest durch Deinen Leicht¬ sinn der Zukunft verloren, und dieser Ernst gehet so weit, daß er im Eifer meint ich sei mit dran schuld. Einen Brief hast Du ihm geschrieben wo Du meine An¬ sicht über Dich als Zeugniß citirst daß es nicht in Dei¬ nem Charakter liege zu dichten oder vielmehr etwas hervorzubringen. Dies hab ich büßen müssen, denn er zeigte mir Deinen Brief und meinte wer so schreibe der dichte auch, ich hab schweigsam und bejahend alles über mich ergehn lassen; thue wie Du kannst. Dort in Marburg hast Du wahrscheinlich wenig Zerstreuung, wer weiß was Dir gelingt oder vielmehr einfällt, denn fiel es Dir ein, so fiel es Dir auch vom Himmel, aber dies schon so lang erharrte Phänomen will immer nicht sich ereignen. -- Ich bitte Dich schreibe bald, daß ich
II. 5
was uns erſchüttert, mehr will ich Dich nicht mit die¬ ſen mißlichen Worten peinigen, die nur Scherz ſein ſollen und auch Dich ein wenig ſtrafen daß Deine Briefe ſich verſpäten.
Von Offenbach iſt mir ein Pack Schriften zugekom¬ men für Dich, die Novelle wahrſcheinlich — ſoll ich ſie Dir aufbewahren oder zurückſchicken? — Von Clemens hab ich Dir auch noch viel zu ſagen, Gutes und Vergnüg¬ liches heiße Anhänglichkeit an Dein Wohl; — es iſt ſein tiefer Ernſt wenn er ſagt Du geheſt durch Deinen Leicht¬ ſinn der Zukunft verloren, und dieſer Ernſt gehet ſo weit, daß er im Eifer meint ich ſei mit dran ſchuld. Einen Brief haſt Du ihm geſchrieben wo Du meine An¬ ſicht über Dich als Zeugniß citirſt daß es nicht in Dei¬ nem Charakter liege zu dichten oder vielmehr etwas hervorzubringen. Dies hab ich büßen müſſen, denn er zeigte mir Deinen Brief und meinte wer ſo ſchreibe der dichte auch, ich hab ſchweigſam und bejahend alles über mich ergehn laſſen; thue wie Du kannſt. Dort in Marburg haſt Du wahrſcheinlich wenig Zerſtreuung, wer weiß was Dir gelingt oder vielmehr einfällt, denn fiel es Dir ein, ſo fiel es Dir auch vom Himmel, aber dies ſchon ſo lang erharrte Phänomen will immer nicht ſich ereignen. — Ich bitte Dich ſchreibe bald, daß ich
II. 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0111"n="97"/>
was uns erſchüttert, mehr will ich Dich nicht mit die¬<lb/>ſen mißlichen Worten peinigen, die nur Scherz ſein<lb/>ſollen und auch Dich ein wenig ſtrafen daß Deine<lb/>
Briefe ſich verſpäten.</p><lb/><p>Von Offenbach iſt mir ein Pack Schriften zugekom¬<lb/>
men für Dich, die Novelle wahrſcheinlich —ſoll ich ſie<lb/>
Dir aufbewahren oder zurückſchicken? — Von Clemens<lb/>
hab ich Dir auch noch viel zu ſagen, Gutes und Vergnüg¬<lb/>
liches heiße Anhänglichkeit an Dein Wohl; — es iſt ſein<lb/>
tiefer Ernſt wenn er ſagt Du geheſt durch Deinen Leicht¬<lb/>ſinn der Zukunft verloren, und dieſer Ernſt gehet ſo<lb/>
weit, daß er im Eifer meint ich ſei mit dran ſchuld.<lb/>
Einen Brief haſt Du ihm geſchrieben wo Du meine An¬<lb/>ſicht über Dich als Zeugniß citirſt daß es nicht in Dei¬<lb/>
nem Charakter liege zu dichten oder vielmehr etwas<lb/>
hervorzubringen. Dies hab ich büßen müſſen, denn er<lb/>
zeigte mir Deinen Brief und meinte wer ſo ſchreibe der<lb/>
dichte auch, ich hab ſchweigſam und bejahend alles über<lb/>
mich ergehn laſſen; thue wie Du kannſt. Dort in<lb/>
Marburg haſt Du wahrſcheinlich wenig Zerſtreuung,<lb/>
wer weiß was Dir gelingt oder vielmehr einfällt, denn<lb/>
fiel es Dir ein, ſo fiel es Dir auch vom Himmel, aber<lb/>
dies ſchon ſo lang erharrte Phänomen will immer nicht<lb/>ſich ereignen. — Ich bitte Dich ſchreibe bald, daß ich<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II</hi>. 5<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[97/0111]
was uns erſchüttert, mehr will ich Dich nicht mit die¬
ſen mißlichen Worten peinigen, die nur Scherz ſein
ſollen und auch Dich ein wenig ſtrafen daß Deine
Briefe ſich verſpäten.
Von Offenbach iſt mir ein Pack Schriften zugekom¬
men für Dich, die Novelle wahrſcheinlich — ſoll ich ſie
Dir aufbewahren oder zurückſchicken? — Von Clemens
hab ich Dir auch noch viel zu ſagen, Gutes und Vergnüg¬
liches heiße Anhänglichkeit an Dein Wohl; — es iſt ſein
tiefer Ernſt wenn er ſagt Du geheſt durch Deinen Leicht¬
ſinn der Zukunft verloren, und dieſer Ernſt gehet ſo
weit, daß er im Eifer meint ich ſei mit dran ſchuld.
Einen Brief haſt Du ihm geſchrieben wo Du meine An¬
ſicht über Dich als Zeugniß citirſt daß es nicht in Dei¬
nem Charakter liege zu dichten oder vielmehr etwas
hervorzubringen. Dies hab ich büßen müſſen, denn er
zeigte mir Deinen Brief und meinte wer ſo ſchreibe der
dichte auch, ich hab ſchweigſam und bejahend alles über
mich ergehn laſſen; thue wie Du kannſt. Dort in
Marburg haſt Du wahrſcheinlich wenig Zerſtreuung,
wer weiß was Dir gelingt oder vielmehr einfällt, denn
fiel es Dir ein, ſo fiel es Dir auch vom Himmel, aber
dies ſchon ſo lang erharrte Phänomen will immer nicht
ſich ereignen. — Ich bitte Dich ſchreibe bald, daß ich
II. 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/111>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.