fortdauern, denn sie war Einbildung. -- Man könnt vielleicht das was ich vom Sterben sag gering achten, weils so einfältig ist und so fabelmäßig und vielleicht schon oft gesagt, ja es war mir selbst nichts Neues, aber doch ists was anders weil ichs erlebt hab, und nicht blos mit den äußeren Sinnen erfaßt, der freie Sternenhimmel hat michs gelehrt, und ich war so vergnügt da bei der Sterbelection, und ich werd noch mehr lernen da oben.
Am Dienstag.
Heut hab ich Dir was lustiges zu erzählen, es war Studentencomödie, und wir waren drinn, unter dem Schutz von einer großen Begleitung; das Stück war eine Selbsterfindung der Studenten, worin drei Duelle vorkamen von Schuß. Stich und Hieb; wie der Schuß vorkam war der Meline schon nicht wohl zu Muth, wie der Stich vorkam ward uns grün und blau vor den Augen, wie aber der Hieb kam gabs ein Lärm und Gepolter und man sprang übers Orchester hinüber, über die Öllampen weg hinauf aufs Theater, die Öllampen gingen zum Theil aus, und aus der bisherigen Däm¬ merung entwickelte sich Finsterniß, unsre Begleitung umstellte uns auf den Bänken und hielt uns in ihrer
fortdauern, denn ſie war Einbildung. — Man könnt vielleicht das was ich vom Sterben ſag gering achten, weils ſo einfältig iſt und ſo fabelmäßig und vielleicht ſchon oft geſagt, ja es war mir ſelbſt nichts Neues, aber doch iſts was anders weil ichs erlebt hab, und nicht blos mit den äußeren Sinnen erfaßt, der freie Sternenhimmel hat michs gelehrt, und ich war ſo vergnügt da bei der Sterbelection, und ich werd noch mehr lernen da oben.
Am Dienſtag.
Heut hab ich Dir was luſtiges zu erzählen, es war Studentencomödie, und wir waren drinn, unter dem Schutz von einer großen Begleitung; das Stück war eine Selbſterfindung der Studenten, worin drei Duelle vorkamen von Schuß. Stich und Hieb; wie der Schuß vorkam war der Meline ſchon nicht wohl zu Muth, wie der Stich vorkam ward uns grün und blau vor den Augen, wie aber der Hieb kam gabs ein Lärm und Gepolter und man ſprang übers Orcheſter hinüber, über die Öllampen weg hinauf aufs Theater, die Öllampen gingen zum Theil aus, und aus der bisherigen Däm¬ merung entwickelte ſich Finſterniß, unſre Begleitung umſtellte uns auf den Bänken und hielt uns in ihrer
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0138"n="124"/>
fortdauern, denn ſie war Einbildung. — Man<lb/>
könnt vielleicht das was ich vom Sterben ſag gering<lb/>
achten, weils ſo einfältig iſt und ſo fabelmäßig und<lb/>
vielleicht ſchon oft geſagt, ja es war mir ſelbſt nichts<lb/>
Neues, aber doch iſts was anders weil ichs erlebt hab,<lb/>
und nicht blos mit den äußeren Sinnen erfaßt, der<lb/>
freie Sternenhimmel hat michs gelehrt, und ich war ſo<lb/>
vergnügt da bei der Sterbelection, und ich werd noch<lb/>
mehr lernen da oben.</p><lb/></div><divtype="letter"><prendition="#right">Am Dienſtag.</p><lb/><p>Heut hab ich Dir was luſtiges zu erzählen, es war<lb/>
Studentencomödie, und wir waren drinn, unter dem<lb/>
Schutz von einer großen Begleitung; das Stück war<lb/>
eine Selbſterfindung der Studenten, worin drei Duelle<lb/>
vorkamen von Schuß. Stich und Hieb; wie der Schuß<lb/>
vorkam war der Meline ſchon nicht wohl zu Muth,<lb/>
wie der Stich vorkam ward uns grün und blau vor<lb/>
den Augen, wie aber der Hieb kam gabs ein Lärm und<lb/>
Gepolter und man ſprang übers Orcheſter hinüber, über<lb/>
die Öllampen weg hinauf aufs Theater, die Öllampen<lb/>
gingen zum Theil aus, und aus der bisherigen Däm¬<lb/>
merung entwickelte ſich Finſterniß, unſre Begleitung<lb/>
umſtellte uns auf den Bänken und hielt uns in ihrer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[124/0138]
fortdauern, denn ſie war Einbildung. — Man
könnt vielleicht das was ich vom Sterben ſag gering
achten, weils ſo einfältig iſt und ſo fabelmäßig und
vielleicht ſchon oft geſagt, ja es war mir ſelbſt nichts
Neues, aber doch iſts was anders weil ichs erlebt hab,
und nicht blos mit den äußeren Sinnen erfaßt, der
freie Sternenhimmel hat michs gelehrt, und ich war ſo
vergnügt da bei der Sterbelection, und ich werd noch
mehr lernen da oben.
Am Dienſtag.
Heut hab ich Dir was luſtiges zu erzählen, es war
Studentencomödie, und wir waren drinn, unter dem
Schutz von einer großen Begleitung; das Stück war
eine Selbſterfindung der Studenten, worin drei Duelle
vorkamen von Schuß. Stich und Hieb; wie der Schuß
vorkam war der Meline ſchon nicht wohl zu Muth,
wie der Stich vorkam ward uns grün und blau vor
den Augen, wie aber der Hieb kam gabs ein Lärm und
Gepolter und man ſprang übers Orcheſter hinüber, über
die Öllampen weg hinauf aufs Theater, die Öllampen
gingen zum Theil aus, und aus der bisherigen Däm¬
merung entwickelte ſich Finſterniß, unſre Begleitung
umſtellte uns auf den Bänken und hielt uns in ihrer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/138>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.