fleußt, die Sorge ist da überflüssig, die Trauben hän¬ gen Dir in den Mund, alles ist Gedeihen und Klima Deiner Wiege, alles trägt Dich und nährt und schützt Dich so lang Du das Klima nicht wechselst, und ob das was Du dadurch erbeutest der Welt genießbar sei, darauf kömmt es hier fürs erste gar nicht an, wenn Du nur durch eigne Sünde nicht im Werden gestört wirst, denn das ist die einzige Sünde. -- Schweig über Dich und gelte ihnen für was sie wollen, versprich mir das heilig, denn sonst würden sie Dich aus Deinem ursprünglichen Land verpflanzen, sie würden Dich aus Deiner Kindheit herausheben und etwas aus Dir machen wollen. -- Und wie klagevoll wärs, wenn Du selbst Deinem in¬ neren Leben, Deiner eignen Religion die so sanft, so glücklich Dir dient, Dich aus eigner Schuld entfremde¬ test, o nein ich wills nicht hoffen, bleib immerdar mit Deinen Geistern im Bund die Dir Speise bringen, und verwerfe sie nicht um fremde Kost. Ich hab mir schon oft Vorwürfe machen lassen um Dich, wie hätte ich mich wehren können? es wär Verrath an Dir gewesen, nein ich ließ Dich unberührt von ihren Augen. Was bist Du auch? -- Nichts als nur wie die Natur sich tau¬ sendfältig ausspricht -- wie jene Schmetterlingshülle die Du diesen Sommer aus dem Schlangenbad mitbrach¬
fleußt, die Sorge iſt da überflüſſig, die Trauben hän¬ gen Dir in den Mund, alles iſt Gedeihen und Klima Deiner Wiege, alles trägt Dich und nährt und ſchützt Dich ſo lang Du das Klima nicht wechſelſt, und ob das was Du dadurch erbeuteſt der Welt genießbar ſei, darauf kömmt es hier fürs erſte gar nicht an, wenn Du nur durch eigne Sünde nicht im Werden geſtört wirſt, denn das iſt die einzige Sünde. — Schweig über Dich und gelte ihnen für was ſie wollen, verſprich mir das heilig, denn ſonſt würden ſie Dich aus Deinem urſprünglichen Land verpflanzen, ſie würden Dich aus Deiner Kindheit herausheben und etwas aus Dir machen wollen. — Und wie klagevoll wärs, wenn Du ſelbſt Deinem in¬ neren Leben, Deiner eignen Religion die ſo ſanft, ſo glücklich Dir dient, Dich aus eigner Schuld entfremde¬ teſt, o nein ich wills nicht hoffen, bleib immerdar mit Deinen Geiſtern im Bund die Dir Speiſe bringen, und verwerfe ſie nicht um fremde Koſt. Ich hab mir ſchon oft Vorwürfe machen laſſen um Dich, wie hätte ich mich wehren können? es wär Verrath an Dir geweſen, nein ich ließ Dich unberührt von ihren Augen. Was biſt Du auch? — Nichts als nur wie die Natur ſich tau¬ ſendfältig ausſpricht — wie jene Schmetterlingshülle die Du dieſen Sommer aus dem Schlangenbad mitbrach¬
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fleußt, die Sorge iſt da überflüſſig, die Trauben hän¬
gen Dir in den Mund, alles iſt Gedeihen und Klima
Deiner Wiege, alles trägt Dich und nährt und ſchützt
Dich ſo lang Du das Klima nicht wechſelſt, und ob das
was Du dadurch erbeuteſt der Welt genießbar ſei, darauf
kömmt es hier fürs erſte gar nicht an, wenn Du nur
durch eigne Sünde nicht im Werden geſtört wirſt, denn
das iſt die einzige Sünde. — Schweig über Dich und
gelte ihnen für was ſie wollen, verſprich mir das heilig,
denn ſonſt würden ſie Dich aus Deinem urſprünglichen
Land verpflanzen, ſie würden Dich aus Deiner Kindheit
herausheben und etwas aus Dir machen wollen. —
Und wie klagevoll wärs, wenn Du ſelbſt Deinem in¬
neren Leben, Deiner eignen Religion die ſo ſanft, ſo
glücklich Dir dient, Dich aus eigner Schuld entfremde¬
teſt, o nein ich wills nicht hoffen, bleib immerdar mit
Deinen Geiſtern im Bund die Dir Speiſe bringen, und
verwerfe ſie nicht um fremde Koſt. Ich hab mir ſchon
oft Vorwürfe machen laſſen um Dich, wie hätte ich mich
wehren können? es wär Verrath an Dir geweſen, nein
ich ließ Dich unberührt von ihren Augen. Was biſt
Du auch? — Nichts als nur wie die Natur ſich tau¬
ſendfältig ausſpricht — wie jene Schmetterlingshülle die
Du dieſen Sommer aus dem Schlangenbad mitbrach¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/146>, abgerufen am 23.11.2024.
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