haben, daß tragische Momente Dir durch die Seele ge¬ hen die sich ein Bild in der Geschichte auffangen, und daß sich in diesem Bild die Umstände so ketten daß Du ein tief Schmerzendes oder hoch Erhebendes mit er¬ lebst; Du kämpfst gegen das Unrecht an, Du siegst, Du wirst glücklich, es neigt sich Dir Alles, Du wirst mäch¬ tig große Kräfte zu entwicklen, es gelingt Dir Deinen Geist über alles auszudehnen; oder auch: ein hartes Ge¬ schick steht Dir gegenüber, Du duldest, es wird bitterer, es greift in die geweihte Stätte Deines Busens ein, in die Treue, in die Liebe; da führt Dich der Genius bei der Hand hinaus aus dem Land wo Deine höhere sitt¬ liche Würde gefährdet war, und Du schwingst Dich auf seinen Ruf, unter seinem Schutz wohin Du dem Leid zu entrinnen hoffst, wohin ein innerer Geist des Opfers Dich fordert. -- Solche Erscheinung erlebt der Geist durch die Phantasie als Schicksal, er erprobt sich in ihnen und gewiß ist es daß er dadurch oft Erfahrungen eines Helden inner¬ lich macht, er fühlt sich von dem Erhabenen durchdrungen, daß er sinnlich vielleicht zu schwach sein würde zu be¬ stehen, aber die Phantasie ist doch die Stätte in der der Keim dazu gelegt und Wurzel faßt, und wer weiß wie oder wann als mächtige und reine Kraft in ihm auf¬ blüht. -- Wie sollte sonst der Held in uns zu Stande
haben, daß tragiſche Momente Dir durch die Seele ge¬ hen die ſich ein Bild in der Geſchichte auffangen, und daß ſich in dieſem Bild die Umſtände ſo ketten daß Du ein tief Schmerzendes oder hoch Erhebendes mit er¬ lebſt; Du kämpfſt gegen das Unrecht an, Du ſiegſt, Du wirſt glücklich, es neigt ſich Dir Alles, Du wirſt mäch¬ tig große Kräfte zu entwicklen, es gelingt Dir Deinen Geiſt über alles auszudehnen; oder auch: ein hartes Ge¬ ſchick ſteht Dir gegenüber, Du duldeſt, es wird bitterer, es greift in die geweihte Stätte Deines Buſens ein, in die Treue, in die Liebe; da führt Dich der Genius bei der Hand hinaus aus dem Land wo Deine höhere ſitt¬ liche Würde gefährdet war, und Du ſchwingſt Dich auf ſeinen Ruf, unter ſeinem Schutz wohin Du dem Leid zu entrinnen hoffſt, wohin ein innerer Geiſt des Opfers Dich fordert. — Solche Erſcheinung erlebt der Geiſt durch die Phantaſie als Schickſal, er erprobt ſich in ihnen und gewiß iſt es daß er dadurch oft Erfahrungen eines Helden inner¬ lich macht, er fühlt ſich von dem Erhabenen durchdrungen, daß er ſinnlich vielleicht zu ſchwach ſein würde zu be¬ ſtehen, aber die Phantaſie iſt doch die Stätte in der der Keim dazu gelegt und Wurzel faßt, und wer weiß wie oder wann als mächtige und reine Kraft in ihm auf¬ blüht. — Wie ſollte ſonſt der Held in uns zu Stande
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haben, daß tragiſche Momente Dir durch die Seele ge¬
hen die ſich ein Bild in der Geſchichte auffangen, und
daß ſich in dieſem Bild die Umſtände ſo ketten daß
Du ein tief Schmerzendes oder hoch Erhebendes mit er¬
lebſt; Du kämpfſt gegen das Unrecht an, Du ſiegſt, Du
wirſt glücklich, es neigt ſich Dir Alles, Du wirſt mäch¬
tig große Kräfte zu entwicklen, es gelingt Dir Deinen
Geiſt über alles auszudehnen; oder auch: ein hartes Ge¬
ſchick ſteht Dir gegenüber, Du duldeſt, es wird bitterer,
es greift in die geweihte Stätte Deines Buſens ein, in
die Treue, in die Liebe; da führt Dich der Genius bei
der Hand hinaus aus dem Land wo Deine höhere ſitt¬
liche Würde gefährdet war, und Du ſchwingſt Dich auf
ſeinen Ruf, unter ſeinem Schutz wohin Du dem Leid zu
entrinnen hoffſt, wohin ein innerer Geiſt des Opfers Dich
fordert. — Solche Erſcheinung erlebt der Geiſt durch die
Phantaſie als Schickſal, er erprobt ſich in ihnen und gewiß
iſt es daß er dadurch oft Erfahrungen eines Helden inner¬
lich macht, er fühlt ſich von dem Erhabenen durchdrungen,
daß er ſinnlich vielleicht zu ſchwach ſein würde zu be¬
ſtehen, aber die Phantaſie iſt doch die Stätte in der der
Keim dazu gelegt und Wurzel faßt, und wer weiß wie
oder wann als mächtige und reine Kraft in ihm auf¬
blüht. — Wie ſollte ſonſt der Held in uns zu Stande
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/150>, abgerufen am 22.11.2024.
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