Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen? -- Umsonst ist keine solche Werkstätte im
Geist und wie auch eine Kraft sich nach außen bethä¬
tigt, gewiß nach innen ist ihr Beruf der wesentlichste.--
So fühl ich denn eine Art Beruhigung bei dem Un¬
scheinbaren und Geringfügigen meiner Gedichte, weil es
die Fußtapfen sind meines Geistes, die ich nicht ver¬
läugne, und wenn man mir auch einwerfen könnte, ich
hätte warten dürfen bis reifere und schmackhaftere
Früchte gesammelt waren, so ist es doch mein Gewissen
was mich hierzu bewog, nemlich nichts zu läugnen, denn
wenn je eine reine selbstgefühlige Gestalt hieraus sich
entwickelt, so gehört auch dies hinzu und was ich bis
jetzt auf diese Weise in mir erlebte ist ja was mich
bis hier her führte, zu diesem Standpunkt meines fe¬
sten Willens. --

Ich habe Dir jetzt genug gesagt, ich hab es aus
Liebe zu Dir gethan so wie Du so manches aus
Liebe zu mir gesagt und gethan hast, und Du hast au¬
ßerdem noch einen nahen Antheil an allem, wie denn
dies nicht anders möglich ist. -- Ich bitte Dich aber
dringend, lasse es in Deine Stimmung nicht einwirken,
sondern sorg daß Du mir hübsch ganz Du selbst bleibst,
Dein Manuscript ist an den Primas besorgt worden.

Caroline.

kommen? — Umſonſt iſt keine ſolche Werkſtätte im
Geiſt und wie auch eine Kraft ſich nach außen bethä¬
tigt, gewiß nach innen iſt ihr Beruf der weſentlichſte.—
So fühl ich denn eine Art Beruhigung bei dem Un¬
ſcheinbaren und Geringfügigen meiner Gedichte, weil es
die Fußtapfen ſind meines Geiſtes, die ich nicht ver¬
läugne, und wenn man mir auch einwerfen könnte, ich
hätte warten dürfen bis reifere und ſchmackhaftere
Früchte geſammelt waren, ſo iſt es doch mein Gewiſſen
was mich hierzu bewog, nemlich nichts zu läugnen, denn
wenn je eine reine ſelbſtgefühlige Geſtalt hieraus ſich
entwickelt, ſo gehört auch dies hinzu und was ich bis
jetzt auf dieſe Weiſe in mir erlebte iſt ja was mich
bis hier her führte, zu dieſem Standpunkt meines fe¬
ſten Willens. —

Ich habe Dir jetzt genug geſagt, ich hab es aus
Liebe zu Dir gethan ſo wie Du ſo manches aus
Liebe zu mir geſagt und gethan haſt, und Du haſt au¬
ßerdem noch einen nahen Antheil an allem, wie denn
dies nicht anders möglich iſt. — Ich bitte Dich aber
dringend, laſſe es in Deine Stimmung nicht einwirken,
ſondern ſorg daß Du mir hübſch ganz Du ſelbſt bleibſt,
Dein Manuſcript iſt an den Primas beſorgt worden.

Caroline.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="137"/>
kommen? &#x2014; Um&#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t keine &#x017F;olche Werk&#x017F;tätte im<lb/>
Gei&#x017F;t und wie auch eine Kraft &#x017F;ich nach außen bethä¬<lb/>
tigt, gewiß nach innen i&#x017F;t ihr Beruf der we&#x017F;entlich&#x017F;te.&#x2014;<lb/>
So fühl ich denn eine Art Beruhigung bei dem Un¬<lb/>
&#x017F;cheinbaren und Geringfügigen meiner Gedichte, weil es<lb/>
die Fußtapfen &#x017F;ind meines Gei&#x017F;tes, die ich nicht ver¬<lb/>
läugne, und wenn man mir auch einwerfen könnte, ich<lb/>
hätte warten dürfen bis reifere und &#x017F;chmackhaftere<lb/>
Früchte ge&#x017F;ammelt waren, &#x017F;o i&#x017F;t es doch mein Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
was mich hierzu bewog, nemlich nichts zu läugnen, denn<lb/>
wenn je eine reine &#x017F;elb&#x017F;tgefühlige Ge&#x017F;talt hieraus &#x017F;ich<lb/>
entwickelt, &#x017F;o gehört auch dies hinzu und was ich bis<lb/>
jetzt auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e in mir erlebte i&#x017F;t ja was mich<lb/>
bis hier her führte, zu die&#x017F;em Standpunkt meines fe¬<lb/>
&#x017F;ten Willens. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ich habe Dir jetzt genug ge&#x017F;agt, ich hab es aus<lb/>
Liebe zu Dir gethan &#x017F;o wie Du &#x017F;o manches aus<lb/>
Liebe zu mir ge&#x017F;agt und gethan ha&#x017F;t, und Du ha&#x017F;t au¬<lb/>
ßerdem noch einen nahen Antheil an allem, wie denn<lb/>
dies nicht anders möglich i&#x017F;t. &#x2014; Ich bitte Dich aber<lb/>
dringend, la&#x017F;&#x017F;e es in Deine Stimmung nicht einwirken,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;org daß Du mir hüb&#x017F;ch ganz Du &#x017F;elb&#x017F;t bleib&#x017F;t,<lb/>
Dein Manu&#x017F;cript i&#x017F;t an den Primas be&#x017F;orgt worden.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Caroline.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0151] kommen? — Umſonſt iſt keine ſolche Werkſtätte im Geiſt und wie auch eine Kraft ſich nach außen bethä¬ tigt, gewiß nach innen iſt ihr Beruf der weſentlichſte.— So fühl ich denn eine Art Beruhigung bei dem Un¬ ſcheinbaren und Geringfügigen meiner Gedichte, weil es die Fußtapfen ſind meines Geiſtes, die ich nicht ver¬ läugne, und wenn man mir auch einwerfen könnte, ich hätte warten dürfen bis reifere und ſchmackhaftere Früchte geſammelt waren, ſo iſt es doch mein Gewiſſen was mich hierzu bewog, nemlich nichts zu läugnen, denn wenn je eine reine ſelbſtgefühlige Geſtalt hieraus ſich entwickelt, ſo gehört auch dies hinzu und was ich bis jetzt auf dieſe Weiſe in mir erlebte iſt ja was mich bis hier her führte, zu dieſem Standpunkt meines fe¬ ſten Willens. — Ich habe Dir jetzt genug geſagt, ich hab es aus Liebe zu Dir gethan ſo wie Du ſo manches aus Liebe zu mir geſagt und gethan haſt, und Du haſt au¬ ßerdem noch einen nahen Antheil an allem, wie denn dies nicht anders möglich iſt. — Ich bitte Dich aber dringend, laſſe es in Deine Stimmung nicht einwirken, ſondern ſorg daß Du mir hübſch ganz Du ſelbſt bleibſt, Dein Manuſcript iſt an den Primas beſorgt worden. Caroline.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/151
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/151>, abgerufen am 21.11.2024.