Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.mich strömen läßt; wollte sie doch meiner einfachen un¬ In allen Wandlungen der Natur deucht mich Sa¬ mich ſtrömen läßt; wollte ſie doch meiner einfachen un¬ In allen Wandlungen der Natur deucht mich Sa¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0164" n="150"/> mich ſtrömen läßt; wollte ſie doch meiner einfachen un¬<lb/> ſcheinbaren Blüthe nach einen ſchönen Scepter aus<lb/> mir bilden der ſeine Kleinodien um ſich ſtreut, neues<lb/> Leben zu verbreiten und dann in die leeren Schalen<lb/> Himmelsthau ſammelt; ſo denk ich mir, wird des Gro߬<lb/> müthigen Zepter die Welt berühren.</p><lb/> <p>In allen Wandlungen der Natur deucht mich Sa¬<lb/> lomonis <choice><sic>Weiheit</sic><corr>Weisheit</corr></choice> mit Geiſtesbuchſtaben eingezeichnet,<lb/> die klein oder groß — die Seele mit Schauer erfüllen<lb/> weil ſie alle rufen: „Hebe wie der Vogel die Schwin¬<lb/> gen über den Erdenſtaub hinaus, und fliege aufwärts<lb/> ſo hoch du vermagſt. Der Vogel fliegt mit ſeinem<lb/> Leib, Du aber kannſt mit dem Geiſt fliegen, Dein Leib<lb/> hat keine Flügel, weil Du lernen ſollſt mit dem Geiſt<lb/> Dich aufſchwingen.“ — Du weißt wie oft wir uns be¬<lb/> ſannen warum die Sehnſucht zu fliegen durch jeden<lb/> Vogel rege werde. Hätten wir Flügel wie die Vögel,<lb/> ſo würde dieſe Sehnſucht nicht wach ſein die jetzt uns<lb/> bewegt immer dran zu denken, und ſo unſern Geiſt be¬<lb/> fiedert mit dem wir einſt fliegen werden; denn alles Den¬<lb/> ken iſt doch das im Geiſt, was das Wachſen und Treiben<lb/> in der Natur iſt. — Nun weißt Du auch warum in meiner<lb/> botaniſchen Taufe der Storchſchnabel die Scepterblume<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0164]
mich ſtrömen läßt; wollte ſie doch meiner einfachen un¬
ſcheinbaren Blüthe nach einen ſchönen Scepter aus
mir bilden der ſeine Kleinodien um ſich ſtreut, neues
Leben zu verbreiten und dann in die leeren Schalen
Himmelsthau ſammelt; ſo denk ich mir, wird des Gro߬
müthigen Zepter die Welt berühren.
In allen Wandlungen der Natur deucht mich Sa¬
lomonis Weisheit mit Geiſtesbuchſtaben eingezeichnet,
die klein oder groß — die Seele mit Schauer erfüllen
weil ſie alle rufen: „Hebe wie der Vogel die Schwin¬
gen über den Erdenſtaub hinaus, und fliege aufwärts
ſo hoch du vermagſt. Der Vogel fliegt mit ſeinem
Leib, Du aber kannſt mit dem Geiſt fliegen, Dein Leib
hat keine Flügel, weil Du lernen ſollſt mit dem Geiſt
Dich aufſchwingen.“ — Du weißt wie oft wir uns be¬
ſannen warum die Sehnſucht zu fliegen durch jeden
Vogel rege werde. Hätten wir Flügel wie die Vögel,
ſo würde dieſe Sehnſucht nicht wach ſein die jetzt uns
bewegt immer dran zu denken, und ſo unſern Geiſt be¬
fiedert mit dem wir einſt fliegen werden; denn alles Den¬
ken iſt doch das im Geiſt, was das Wachſen und Treiben
in der Natur iſt. — Nun weißt Du auch warum in meiner
botaniſchen Taufe der Storchſchnabel die Scepterblume
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