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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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Ohr und wehen mir frische Luft zu; so bring ich denn
manches zum Vorschein woran ich nicht gedacht hätt,
blos um dem alten Nachbar in Verwundrung zu setzen;
es ist doch schön von ihm daß er sich zu solchen Din¬
gen die er Narrenspossen nennt so gerne hergiebt. --
Manchmal ruft er aus: das geht über alle Unmöglich¬
keit hinaus. --

Mit dem Erdbeermädchen bin ich noch einen Nach¬
mittag im Freien am Waldrand gewesen wo wir Feuer
machten, und wo die Sonne glühendroth unterging,
und wir durch die einsamen Felder auf dem Heimweg
sangen, da hab ich ein paar schöne Lieder entdeckt, es
hatt ihrer gewiß noch manche im Kopf stecken, Melo¬
dieen die wie durch einen Magnet mit dem Inhalt zu¬
sammenhängen, die tragen eines durchs andre die Stim¬
mung auf einem über. --

Heute erhalte ich einen Brief von Dir, die Claudine
schrieb mir daß sie Dich schreibend getroffen schon am
zweiten Blatt, ich weiß daß wenn ich meinen Brief
jetzt fortschicke daß mir der Bote einen zurückbringt, ich
freu mich, unterdessen will ich auf den Thurm laufen
und meine freudige Ungeduld mit den Geistern ver¬
jackern. --

Bettine.

Ohr und wehen mir friſche Luft zu; ſo bring ich denn
manches zum Vorſchein woran ich nicht gedacht hätt,
blos um dem alten Nachbar in Verwundrung zu ſetzen;
es iſt doch ſchön von ihm daß er ſich zu ſolchen Din¬
gen die er Narrenspoſſen nennt ſo gerne hergiebt. —
Manchmal ruft er aus: das geht über alle Unmöglich¬
keit hinaus. —

Mit dem Erdbeermädchen bin ich noch einen Nach¬
mittag im Freien am Waldrand geweſen wo wir Feuer
machten, und wo die Sonne glühendroth unterging,
und wir durch die einſamen Felder auf dem Heimweg
ſangen, da hab ich ein paar ſchöne Lieder entdeckt, es
hatt ihrer gewiß noch manche im Kopf ſtecken, Melo¬
dieen die wie durch einen Magnet mit dem Inhalt zu¬
ſammenhängen, die tragen eines durchs andre die Stim¬
mung auf einem über. —

Heute erhalte ich einen Brief von Dir, die Claudine
ſchrieb mir daß ſie Dich ſchreibend getroffen ſchon am
zweiten Blatt, ich weiß daß wenn ich meinen Brief
jetzt fortſchicke daß mir der Bote einen zurückbringt, ich
freu mich, unterdeſſen will ich auf den Thurm laufen
und meine freudige Ungeduld mit den Geiſtern ver¬
jackern. —

Bettine.

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[152/0166] Ohr und wehen mir friſche Luft zu; ſo bring ich denn manches zum Vorſchein woran ich nicht gedacht hätt, blos um dem alten Nachbar in Verwundrung zu ſetzen; es iſt doch ſchön von ihm daß er ſich zu ſolchen Din¬ gen die er Narrenspoſſen nennt ſo gerne hergiebt. — Manchmal ruft er aus: das geht über alle Unmöglich¬ keit hinaus. — Mit dem Erdbeermädchen bin ich noch einen Nach¬ mittag im Freien am Waldrand geweſen wo wir Feuer machten, und wo die Sonne glühendroth unterging, und wir durch die einſamen Felder auf dem Heimweg ſangen, da hab ich ein paar ſchöne Lieder entdeckt, es hatt ihrer gewiß noch manche im Kopf ſtecken, Melo¬ dieen die wie durch einen Magnet mit dem Inhalt zu¬ ſammenhängen, die tragen eines durchs andre die Stim¬ mung auf einem über. — Heute erhalte ich einen Brief von Dir, die Claudine ſchrieb mir daß ſie Dich ſchreibend getroffen ſchon am zweiten Blatt, ich weiß daß wenn ich meinen Brief jetzt fortſchicke daß mir der Bote einen zurückbringt, ich freu mich, unterdeſſen will ich auf den Thurm laufen und meine freudige Ungeduld mit den Geiſtern ver¬ jackern. — Bettine.

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/166>, abgerufen am 21.11.2024.