wahrhaftig mir strömt alle Weisheit aus Deinem An¬ gesicht, ich hab mehr als zu viel was in mich hinein¬ spricht wenn ich Dich seh, und wenn Du auch nur still¬ schweigst so redst Du doch, Du bist ein groß Geheimniß aber ein offenbares, aber ich schlafe in Deiner Gegen¬ wart, Dein Geist schläfert mich ein, so träum ich daß ich wache, und empfinde nur alles im Traum und das ist gut, denn sonst würd ich verwirrt sein.
Wie der Clemens nach Haus gekommen war, hat er gleich nach meinem Brief gefragt, er wollt auch dran schreiben, ich hab ihn aber zerstreut durch allerlei was ich von Dir erzählte, denn ich wollt ihn nicht gern lesen lassen daß ich als Einsiedler mit Dir leben wollt, denn er häts gewiß im Puppenspiel angebracht, so erzählt ich ihm von unsrer Rheinfahrt in der Mondnacht mit der Orangerie auf dem Verdeck, das machte ihm so viel Freude, er frug nach allem was noch vorgefallen, nach jedem Wort, nach den Ufern, nach dem Mond; und ich erzählte ihm alles, denn ich wußte alles, jed Lüftchen was sich erhoben hatte und wie der Mond durch die Luken und Bogen hinter den Bergfesten geschimmert hat und alles, und er frug auch was wir gesprochen, ich sagte: nichts, oder nur wenig Worte, denn es sei die ganze Natur so schweigend gewesen. -- Und wie er
wahrhaftig mir ſtrömt alle Weisheit aus Deinem An¬ geſicht, ich hab mehr als zu viel was in mich hinein¬ ſpricht wenn ich Dich ſeh, und wenn Du auch nur ſtill¬ ſchweigſt ſo redſt Du doch, Du biſt ein groß Geheimniß aber ein offenbares, aber ich ſchlafe in Deiner Gegen¬ wart, Dein Geiſt ſchläfert mich ein, ſo träum ich daß ich wache, und empfinde nur alles im Traum und das iſt gut, denn ſonſt würd ich verwirrt ſein.
Wie der Clemens nach Haus gekommen war, hat er gleich nach meinem Brief gefragt, er wollt auch dran ſchreiben, ich hab ihn aber zerſtreut durch allerlei was ich von Dir erzählte, denn ich wollt ihn nicht gern leſen laſſen daß ich als Einſiedler mit Dir leben wollt, denn er häts gewiß im Puppenſpiel angebracht, ſo erzählt ich ihm von unſrer Rheinfahrt in der Mondnacht mit der Orangerie auf dem Verdeck, das machte ihm ſo viel Freude, er frug nach allem was noch vorgefallen, nach jedem Wort, nach den Ufern, nach dem Mond; und ich erzählte ihm alles, denn ich wußte alles, jed Lüftchen was ſich erhoben hatte und wie der Mond durch die Luken und Bogen hinter den Bergfeſten geſchimmert hat und alles, und er frug auch was wir geſprochen, ich ſagte: nichts, oder nur wenig Worte, denn es ſei die ganze Natur ſo ſchweigend geweſen. — Und wie er
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wahrhaftig mir ſtrömt alle Weisheit aus Deinem An¬
geſicht, ich hab mehr als zu viel was in mich hinein¬
ſpricht wenn ich Dich ſeh, und wenn Du auch nur ſtill¬
ſchweigſt ſo redſt Du doch, Du biſt ein groß Geheimniß
aber ein offenbares, aber ich ſchlafe in Deiner Gegen¬
wart, Dein Geiſt ſchläfert mich ein, ſo träum ich daß
ich wache, und empfinde nur alles im Traum und das
iſt gut, denn ſonſt würd ich verwirrt ſein.
Wie der Clemens nach Haus gekommen war, hat
er gleich nach meinem Brief gefragt, er wollt auch dran
ſchreiben, ich hab ihn aber zerſtreut durch allerlei was
ich von Dir erzählte, denn ich wollt ihn nicht gern leſen
laſſen daß ich als Einſiedler mit Dir leben wollt, denn
er häts gewiß im Puppenſpiel angebracht, ſo erzählt ich
ihm von unſrer Rheinfahrt in der Mondnacht mit der
Orangerie auf dem Verdeck, das machte ihm ſo viel
Freude, er frug nach allem was noch vorgefallen, nach
jedem Wort, nach den Ufern, nach dem Mond; und ich
erzählte ihm alles, denn ich wußte alles, jed Lüftchen
was ſich erhoben hatte und wie der Mond durch die
Luken und Bogen hinter den Bergfeſten geſchimmert
hat und alles, und er frug auch was wir geſprochen,
ich ſagte: nichts, oder nur wenig Worte, denn es ſei
die ganze Natur ſo ſchweigend geweſen. — Und wie er
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/18>, abgerufen am 24.11.2024.
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