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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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offenbart sich durch die dem Geist. -- Das deucht mich
die Art wie der Gedanke sich dem Geist vermählt. Nun
kann ich mir wohl denken daß der Rhythmus eine or-
ganische Verbindung hat mit dem Gedanken, und daß
der kurze Begriff des Menschengeistes durch den Rhyth¬
mus geleitet, den Gedanken in seiner verklärten Gestalt
fassen lernt, und daß der den tieferen Sinn darin be¬
leuchtet, und daß wie die Begeistigung dem Rhythmus
sich füge, sie allmählig sich reiner fasse, und daß so die
Philosophie als höchste geistige Poesie erscheine, als Of¬
fenbarung, als fortwährende Entwicklung des Geistes,
und somit als Religion. Denn was soll mir Religion
wenn sie stocken bleibt? -- aber nicht wie Du sagst, daß
Philosophie endlich Poesie werden soll, nein mir scheint
sie soll sein, oder ist, die Blüthe, die reinste die unge¬
zwungenste in jedem Gedanken überraschendste Poesie,
die ewig neu Gottessprache ist in der Seele. --

Gott ist Poesie, gar nichts anders, und die Menschen
tragen es über in eine todte Sprache die kein Ungelehrter
versteht, und von der der Gelehrte nichts hat als seinen
Eigendünkel. -- So wie denn das Machwerk der Men¬
schen überall den Lebensgeist behindert, in allem, in jeder
Kunst, daß die Begeistrung durch die sie das göttliche
wahrnehmen von ihnen geschieden ist, -- und ich muß

offenbart ſich durch die dem Geiſt. — Das deucht mich
die Art wie der Gedanke ſich dem Geiſt vermählt. Nun
kann ich mir wohl denken daß der Rhythmus eine or-
ganiſche Verbindung hat mit dem Gedanken, und daß
der kurze Begriff des Menſchengeiſtes durch den Rhyth¬
mus geleitet, den Gedanken in ſeiner verklärten Geſtalt
fassen lernt‚ und daß der den tieferen Sinn darin be¬
leuchtet, und daß wie die Begeiſtigung dem Rhythmus
ſich füge‚ ſie allmählig ſich reiner faſſe‚ und daß ſo die
Philoſophie als höchſte geiſtige Poeſie erſcheine, als Of¬
fenbarung, als fortwährende Entwicklung des Geiſtes‚
und ſomit als Religion. Denn was ſoll mir Religion
wenn ſie ſtocken bleibt? — aber nicht wie Du ſagſt, daß
Philoſophie endlich Poeſie werden ſoll, nein mir ſcheint
ſie ſoll ſein‚ oder iſt, die Blüthe, die reinſte die unge¬
zwungenſte in jedem Gedanken überraſchendſte Poeſie‚
die ewig neu Gottesſprache iſt in der Seele. —

Gott iſt Poeſie, gar nichts anders, und die Menschen
tragen es über in eine todte Sprache die kein Ungelehrter
verſteht, und von der der Gelehrte nichts hat als ſeinen
Eigendünkel. — So wie denn das Machwerk der Men¬
ſchen überall den Lebensgeiſt behindert, in allem, in jeder
Kunſt, daß die Begeiſtrung durch die ſie das göttliche
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[6/0020] offenbart ſich durch die dem Geiſt. — Das deucht mich die Art wie der Gedanke ſich dem Geiſt vermählt. Nun kann ich mir wohl denken daß der Rhythmus eine or- ganiſche Verbindung hat mit dem Gedanken, und daß der kurze Begriff des Menſchengeiſtes durch den Rhyth¬ mus geleitet, den Gedanken in ſeiner verklärten Geſtalt fassen lernt‚ und daß der den tieferen Sinn darin be¬ leuchtet, und daß wie die Begeiſtigung dem Rhythmus ſich füge‚ ſie allmählig ſich reiner faſſe‚ und daß ſo die Philoſophie als höchſte geiſtige Poeſie erſcheine, als Of¬ fenbarung, als fortwährende Entwicklung des Geiſtes‚ und ſomit als Religion. Denn was ſoll mir Religion wenn ſie ſtocken bleibt? — aber nicht wie Du ſagſt, daß Philoſophie endlich Poeſie werden ſoll, nein mir ſcheint ſie ſoll ſein‚ oder iſt, die Blüthe, die reinſte die unge¬ zwungenſte in jedem Gedanken überraſchendſte Poeſie‚ die ewig neu Gottesſprache iſt in der Seele. — Gott iſt Poeſie, gar nichts anders, und die Menschen tragen es über in eine todte Sprache die kein Ungelehrter verſteht, und von der der Gelehrte nichts hat als ſeinen Eigendünkel. — So wie denn das Machwerk der Men¬ ſchen überall den Lebensgeiſt behindert, in allem, in jeder Kunſt, daß die Begeiſtrung durch die ſie das göttliche wahrnehmen von ihnen geſchieden iſt, — und ich muß

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/20>, abgerufen am 21.11.2024.