nichts lernen. -- Aber die kaiserliche Scharlachbahn! -- ich sag Dir, alles was Du Dir vom Leben abschneiden kannst ist blos das Präludium dazu, und das hebt sich von selbst auf, es ist vielleicht ein idealischer Voranfang; -- willst Du mit diesem das Leben aufheben? -- das heißt den Kaiser mit sammt dem Tuch zerrissen. -- Und doch ist das ganze Leben nur, daß Du eine Ehrenbahn durch¬ wandelst die Dich wieder ins Ideal ausströmt. Ich fühls, wie kann man zu was Höherem gelangen, als daß man sich allen Opfern, die das Leben auferlegt, willig hingebe, damit der Wille zum Ideal sich in das Leben selbst verwandle, -- wie kann man Selbst werden als durch Leben? -- und so muß man auch willig das Alter ertragen wollen, und die ganze Le¬ bensaufgabe muß aufgenommen sein, und kein Theil derselben verworfen. -- Wenn Du früh sterben willst, wenn Du es unwürdig achtest weiter zu gehen, wirst Du damit nicht jeden schmähen der seine Lebensbahn nicht aufhob? -- Die da mühselig ihre Last tragen, sind die zu schmähen? -- Heldenthum ist höher als Schmach! -- Vor der Philisterwelt die meinen Geist doch nicht begreift, schäm ich mich nicht für sie nicht Jugend zu sein, die von den heiteren Frühlingstagen nichts weiß welche der Geist durchlebt. -- Weißt Du was schlecht
nichts lernen. — Aber die kaiſerliche Scharlachbahn! — ich ſag Dir, alles was Du Dir vom Leben abſchneiden kannſt iſt blos das Präludium dazu, und das hebt ſich von ſelbſt auf, es iſt vielleicht ein idealiſcher Voranfang; — willſt Du mit dieſem das Leben aufheben? — das heißt den Kaiſer mit ſammt dem Tuch zerriſſen. — Und doch iſt das ganze Leben nur, daß Du eine Ehrenbahn durch¬ wandelſt die Dich wieder ins Ideal ausſtrömt. Ich fühls, wie kann man zu was Höherem gelangen, als daß man ſich allen Opfern, die das Leben auferlegt, willig hingebe, damit der Wille zum Ideal ſich in das Leben ſelbſt verwandle, — wie kann man Selbſt werden als durch Leben? — und ſo muß man auch willig das Alter ertragen wollen, und die ganze Le¬ bensaufgabe muß aufgenommen ſein, und kein Theil derſelben verworfen. — Wenn Du früh ſterben willſt, wenn Du es unwürdig achteſt weiter zu gehen, wirſt Du damit nicht jeden ſchmähen der ſeine Lebensbahn nicht aufhob? — Die da mühſelig ihre Laſt tragen, ſind die zu ſchmähen? — Heldenthum iſt höher als Schmach! — Vor der Philiſterwelt die meinen Geiſt doch nicht begreift, ſchäm ich mich nicht für ſie nicht Jugend zu ſein, die von den heiteren Frühlingstagen nichts weiß welche der Geiſt durchlebt. — Weißt Du was ſchlecht
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nichts lernen. — Aber die kaiſerliche Scharlachbahn! —
ich ſag Dir, alles was Du Dir vom Leben abſchneiden
kannſt iſt blos das Präludium dazu, und das hebt ſich
von ſelbſt auf, es iſt vielleicht ein idealiſcher Voranfang; —
willſt Du mit dieſem das Leben aufheben? — das heißt
den Kaiſer mit ſammt dem Tuch zerriſſen. — Und doch iſt
das ganze Leben nur, daß Du eine Ehrenbahn durch¬
wandelſt die Dich wieder ins Ideal ausſtrömt. Ich
fühls, wie kann man zu was Höherem gelangen, als
daß man ſich allen Opfern, die das Leben auferlegt,
willig hingebe, damit der Wille zum Ideal ſich in
das Leben ſelbſt verwandle, — wie kann man Selbſt
werden als durch Leben? — und ſo muß man auch
willig das Alter ertragen wollen, und die ganze Le¬
bensaufgabe muß aufgenommen ſein, und kein Theil
derſelben verworfen. — Wenn Du früh ſterben willſt,
wenn Du es unwürdig achteſt weiter zu gehen, wirſt
Du damit nicht jeden ſchmähen der ſeine Lebensbahn
nicht aufhob? — Die da mühſelig ihre Laſt tragen, ſind
die zu ſchmähen? — Heldenthum iſt höher als Schmach!
— Vor der Philiſterwelt die meinen Geiſt doch nicht
begreift, ſchäm ich mich nicht für ſie nicht Jugend zu
ſein, die von den heiteren Frühlingstagen nichts weiß
welche der Geiſt durchlebt. — Weißt Du was ſchlecht
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/243>, abgerufen am 21.11.2024.
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