Dich ziehen sollen; und da denk ich, deswegen hättst Du Dich von mir entfernt weil ich Dir so manches sag was Deine Seele nicht hören will, was sie stört. -- Ach Deine Seele, ich bin einmal geboren dazu daß ich sie umflattere. Es ist mir zwar jetzt nicht mehr so heimlich auf dem Thurm, weil mir immer zuerst einfällt, ob das was mir da oben in den Sinn kommt Dir auch recht sein mag, aber ich geh doch hinauf -- nein es treibt mich hinauf, -- wie der Wind da oben als geht, das glaubst Du nicht, er könnt einen gleich fort tragen das jagt alles, -- Wolken und Mond an einander vorbei -- jedes seinen Weg, -- recht zwieträchtig, ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. -- Der Weg hinauf wird mir täglich ängstlicher. Ich war schon beinah dran gewöhnt und freut mich auf den Weg und jetzt ists wieder wie ein Stein der auf mir liegt, manchmal bin ich so zerstreut daß ichs gar ver¬ geß und erst dran denk, ganz spät und jeder Schat¬ ten macht mir bang. Aber wo soll ich hin, ich muß doch hinauf, ich mein ich muß da oben die Welt helfen festhalten. -- Was das heut für ein Gestürm war! -- es wächst da oben auf der Mauer ein Vogel¬ kirschbaum der hatte bis jetzt noch seine rothe Beeren an sich hängen, ich hatte recht meine Freud dran,
Dich ziehen ſollen; und da denk ich, deswegen hättſt Du Dich von mir entfernt weil ich Dir ſo manches ſag was Deine Seele nicht hören will, was ſie ſtört. — Ach Deine Seele, ich bin einmal geboren dazu daß ich ſie umflattere. Es iſt mir zwar jetzt nicht mehr ſo heimlich auf dem Thurm, weil mir immer zuerſt einfällt, ob das was mir da oben in den Sinn kommt Dir auch recht ſein mag, aber ich geh doch hinauf — nein es treibt mich hinauf, — wie der Wind da oben als geht, das glaubſt Du nicht, er könnt einen gleich fort tragen das jagt alles, — Wolken und Mond an einander vorbei — jedes ſeinen Weg, — recht zwieträchtig, ich weiß nicht was ich dazu ſagen ſoll. — Der Weg hinauf wird mir täglich ängſtlicher. Ich war ſchon beinah dran gewöhnt und freut mich auf den Weg und jetzt iſts wieder wie ein Stein der auf mir liegt, manchmal bin ich ſo zerſtreut daß ichs gar ver¬ geß und erſt dran denk, ganz ſpät und jeder Schat¬ ten macht mir bang. Aber wo ſoll ich hin, ich muß doch hinauf, ich mein ich muß da oben die Welt helfen feſthalten. — Was das heut für ein Geſtürm war! — es wächſt da oben auf der Mauer ein Vogel¬ kirſchbaum der hatte bis jetzt noch ſeine rothe Beeren an ſich hängen, ich hatte recht meine Freud dran,
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Dich ziehen ſollen; und da denk ich, deswegen hättſt Du
Dich von mir entfernt weil ich Dir ſo manches ſag was
Deine Seele nicht hören will, was ſie ſtört. — Ach
Deine Seele, ich bin einmal geboren dazu daß ich ſie
umflattere. Es iſt mir zwar jetzt nicht mehr ſo heimlich
auf dem Thurm, weil mir immer zuerſt einfällt, ob das
was mir da oben in den Sinn kommt Dir auch recht
ſein mag, aber ich geh doch hinauf — nein es treibt
mich hinauf, — wie der Wind da oben als geht, das
glaubſt Du nicht, er könnt einen gleich fort tragen
das jagt alles, — Wolken und Mond an einander
vorbei — jedes ſeinen Weg, — recht zwieträchtig,
ich weiß nicht was ich dazu ſagen ſoll. — Der
Weg hinauf wird mir täglich ängſtlicher. Ich war
ſchon beinah dran gewöhnt und freut mich auf den
Weg und jetzt iſts wieder wie ein Stein der auf mir
liegt, manchmal bin ich ſo zerſtreut daß ichs gar ver¬
geß und erſt dran denk, ganz ſpät und jeder Schat¬
ten macht mir bang. Aber wo ſoll ich hin, ich muß
doch hinauf, ich mein ich muß da oben die Welt
helfen feſthalten. — Was das heut für ein Geſtürm
war! — es wächſt da oben auf der Mauer ein Vogel¬
kirſchbaum der hatte bis jetzt noch ſeine rothe Beeren
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/248>, abgerufen am 24.11.2024.
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