und ich dacht, das soll mir ein Zeichen sein daß es zwi¬ schen uns beiden heiter ist und fröhlich. -- Und die Beeren sollen hängen bleiben den ganzen Winter, ich hab sie auch zusammengebunden daß sie der Wind nicht so leicht forttragen konnt; aber da war kein Halten, er drehte sich wie eine Kriegsfahne im Sturm, ich sprang auf die Mauer und wollte ihn schützen und nahm ihn in' Arm und hab das Äußerste gewagt ihn festzuhalten, bis der Wind sich legen wollt, und hätt ihn gehalten wenns bis zum Morgen gedauert hätt, aber da flogen mir die Beeren über den Kopf weg, einzeln -- und ganze Trau¬ ben, bis die letzte fort war, da hab ich ihn losgelassen. Da legte sich der Wind, und wars ganz hell und ruhig am Himmel -- daß ich noch eine Weile so da saß wieder -- ganz ruhig, und mich verwunderte wie ich eben noch so mit stürmen konnt, und warum mir doch das Herz so geklopft hatte, da grade sonst ich und Du immer so heimlich und so lustig waren, wenn wir manchmal auf freiem Feld einen Sturm mit machten. -- Aber ich mag Dirs gar nicht sagen was mir alles vorkommt und sich mir weiß machen will, und an was für Din¬ gen es hängt daß meine Fröhlichkeit sich in Trübsinn verwandelt oder daß der sich wieder zerstreut. -- Oft im Sommer, wenn ich einen Vogel singen hörte, war ich
und ich dacht, das ſoll mir ein Zeichen ſein daß es zwi¬ ſchen uns beiden heiter iſt und fröhlich. — Und die Beeren ſollen hängen bleiben den ganzen Winter, ich hab ſie auch zuſammengebunden daß ſie der Wind nicht ſo leicht forttragen konnt; aber da war kein Halten, er drehte ſich wie eine Kriegsfahne im Sturm, ich ſprang auf die Mauer und wollte ihn ſchützen und nahm ihn in' Arm und hab das Äußerſte gewagt ihn feſtzuhalten, bis der Wind ſich legen wollt, und hätt ihn gehalten wenns bis zum Morgen gedauert hätt, aber da flogen mir die Beeren über den Kopf weg, einzeln — und ganze Trau¬ ben, bis die letzte fort war, da hab ich ihn losgelaſſen. Da legte ſich der Wind, und wars ganz hell und ruhig am Himmel — daß ich noch eine Weile ſo da ſaß wieder — ganz ruhig, und mich verwunderte wie ich eben noch ſo mit ſtürmen konnt, und warum mir doch das Herz ſo geklopft hatte, da grade ſonſt ich und Du immer ſo heimlich und ſo luſtig waren, wenn wir manchmal auf freiem Feld einen Sturm mit machten. — Aber ich mag Dirs gar nicht ſagen was mir alles vorkommt und ſich mir weiß machen will, und an was für Din¬ gen es hängt daß meine Fröhlichkeit ſich in Trübſinn verwandelt oder daß der ſich wieder zerſtreut. — Oft im Sommer, wenn ich einen Vogel ſingen hörte, war ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0249"n="235"/>
und ich dacht, das ſoll mir ein Zeichen ſein daß es zwi¬<lb/>ſchen uns beiden heiter iſt und fröhlich. — Und die Beeren<lb/>ſollen hängen bleiben den ganzen Winter, ich hab ſie auch<lb/>
zuſammengebunden daß ſie der Wind nicht ſo leicht<lb/>
forttragen konnt; aber da war kein Halten, er drehte<lb/>ſich wie eine Kriegsfahne im Sturm, ich ſprang auf die<lb/>
Mauer und wollte ihn ſchützen und nahm ihn in' Arm<lb/>
und hab das Äußerſte gewagt ihn feſtzuhalten, bis der<lb/>
Wind ſich legen wollt, und hätt ihn gehalten wenns<lb/>
bis zum Morgen gedauert hätt, aber da flogen mir<lb/>
die Beeren über den Kopf weg, einzeln — und ganze Trau¬<lb/>
ben, bis die letzte fort war, da hab ich ihn losgelaſſen.<lb/>
Da legte ſich der Wind, und wars ganz hell und ruhig<lb/>
am Himmel — daß ich noch eine Weile ſo da ſaß wieder<lb/>— ganz ruhig, und mich verwunderte wie ich eben noch<lb/>ſo mit ſtürmen konnt, und warum mir doch das Herz<lb/>ſo geklopft hatte, da grade ſonſt ich und Du immer<lb/>ſo heimlich und ſo luſtig waren, wenn wir manchmal<lb/>
auf freiem Feld einen Sturm mit machten. — Aber ich<lb/>
mag Dirs gar nicht ſagen was mir alles vorkommt<lb/>
und ſich mir weiß machen will, und an was für Din¬<lb/>
gen es hängt daß meine Fröhlichkeit ſich in Trübſinn<lb/>
verwandelt oder daß der ſich wieder zerſtreut. — Oft im<lb/>
Sommer, wenn ich einen Vogel ſingen hörte, war ich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[235/0249]
und ich dacht, das ſoll mir ein Zeichen ſein daß es zwi¬
ſchen uns beiden heiter iſt und fröhlich. — Und die Beeren
ſollen hängen bleiben den ganzen Winter, ich hab ſie auch
zuſammengebunden daß ſie der Wind nicht ſo leicht
forttragen konnt; aber da war kein Halten, er drehte
ſich wie eine Kriegsfahne im Sturm, ich ſprang auf die
Mauer und wollte ihn ſchützen und nahm ihn in' Arm
und hab das Äußerſte gewagt ihn feſtzuhalten, bis der
Wind ſich legen wollt, und hätt ihn gehalten wenns
bis zum Morgen gedauert hätt, aber da flogen mir
die Beeren über den Kopf weg, einzeln — und ganze Trau¬
ben, bis die letzte fort war, da hab ich ihn losgelaſſen.
Da legte ſich der Wind, und wars ganz hell und ruhig
am Himmel — daß ich noch eine Weile ſo da ſaß wieder
— ganz ruhig, und mich verwunderte wie ich eben noch
ſo mit ſtürmen konnt, und warum mir doch das Herz
ſo geklopft hatte, da grade ſonſt ich und Du immer
ſo heimlich und ſo luſtig waren, wenn wir manchmal
auf freiem Feld einen Sturm mit machten. — Aber ich
mag Dirs gar nicht ſagen was mir alles vorkommt
und ſich mir weiß machen will, und an was für Din¬
gen es hängt daß meine Fröhlichkeit ſich in Trübſinn
verwandelt oder daß der ſich wieder zerſtreut. — Oft im
Sommer, wenn ich einen Vogel ſingen hörte, war ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/249>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.