nicht verwerfen, denn ich wußt nichts vom Leben. Da wars auch so daß ich in der Nacht fortgezogen wurde an eine ferne öde Stätte und da wars mir schon viel deutlicher was ich erfuhr, es war mir viel gewisser, keinen Augenblick hatte ich mehr einen Zweifel daß nicht Alles nur beengende Narrheit sei was um mich vorging; und was ich vom Leben und wie mans nahm, gewahr ward, -- und niemals hätte mir irgend wer imponiren können, aber wie ich Dich sah da war mirs klar in Dir, ich hätt nie an einem Wort können zweiflen, im Ge¬ gentheil war so manches was wie Räthsel klang als wenn jene Geister von Deiner Zunge mich anlispelten; und es dauerte auch gar nicht lang so öffneten sich mir tiefe Lichtwege, und so wie ich meinte eben daß wohl die unmündigen aber dem Göttlichen noch ganz vertrauten Sinne der Kinder zu Botschaftern göttlichen Einflusses auf die kranke Menschennatur sich eignen, so mögen wohl hochstrebende Naturen, deren Bahn sich nicht trennt vom Geist, wohl auch dazu taugen daß die Geister sich mit Wort und elektrischer Wirkung durch sie mittheilen. So sind jene Geister meiner Kinder¬ jahre durch Deinen Geist sprachselig zu mir geworden. -- Ja was wollt ich doch mit Dir reden? -- das war daß ich den ersten Tag nachdem ich Deinen Brief em¬
nicht verwerfen, denn ich wußt nichts vom Leben. Da wars auch ſo daß ich in der Nacht fortgezogen wurde an eine ferne öde Stätte und da wars mir ſchon viel deutlicher was ich erfuhr, es war mir viel gewiſſer, keinen Augenblick hatte ich mehr einen Zweifel daß nicht Alles nur beengende Narrheit ſei was um mich vorging; und was ich vom Leben und wie mans nahm, gewahr ward, — und niemals hätte mir irgend wer imponiren können, aber wie ich Dich ſah da war mirs klar in Dir, ich hätt nie an einem Wort können zweiflen, im Ge¬ gentheil war ſo manches was wie Räthſel klang als wenn jene Geiſter von Deiner Zunge mich anliſpelten; und es dauerte auch gar nicht lang ſo öffneten ſich mir tiefe Lichtwege, und ſo wie ich meinte eben daß wohl die unmündigen aber dem Göttlichen noch ganz vertrauten Sinne der Kinder zu Botſchaftern göttlichen Einfluſſes auf die kranke Menſchennatur ſich eignen, ſo mögen wohl hochſtrebende Naturen, deren Bahn ſich nicht trennt vom Geiſt, wohl auch dazu taugen daß die Geiſter ſich mit Wort und elektriſcher Wirkung durch ſie mittheilen. So ſind jene Geiſter meiner Kinder¬ jahre durch Deinen Geiſt ſprachſelig zu mir geworden. — Ja was wollt ich doch mit Dir reden? — das war daß ich den erſten Tag nachdem ich Deinen Brief em¬
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nicht verwerfen, denn ich wußt nichts vom Leben.
Da wars auch ſo daß ich in der Nacht fortgezogen
wurde an eine ferne öde Stätte und da wars mir ſchon
viel deutlicher was ich erfuhr, es war mir viel gewiſſer,
keinen Augenblick hatte ich mehr einen Zweifel daß nicht
Alles nur beengende Narrheit ſei was um mich vorging;
und was ich vom Leben und wie mans nahm, gewahr
ward, — und niemals hätte mir irgend wer imponiren
können, aber wie ich Dich ſah da war mirs klar in Dir,
ich hätt nie an einem Wort können zweiflen, im Ge¬
gentheil war ſo manches was wie Räthſel klang als
wenn jene Geiſter von Deiner Zunge mich anliſpelten;
und es dauerte auch gar nicht lang ſo öffneten ſich
mir tiefe Lichtwege, und ſo wie ich meinte eben daß
wohl die unmündigen aber dem Göttlichen noch ganz
vertrauten Sinne der Kinder zu Botſchaftern göttlichen
Einfluſſes auf die kranke Menſchennatur ſich eignen, ſo
mögen wohl hochſtrebende Naturen, deren Bahn ſich
nicht trennt vom Geiſt, wohl auch dazu taugen daß
die Geiſter ſich mit Wort und elektriſcher Wirkung
durch ſie mittheilen. So ſind jene Geiſter meiner Kinder¬
jahre durch Deinen Geiſt ſprachſelig zu mir geworden.
— Ja was wollt ich doch mit Dir reden? — das war
daß ich den erſten Tag nachdem ich Deinen Brief em¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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