Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Großmuth dehnt sich willenlos aus über alles, wo
sie sich conzentrirt da ist sie Liebe.

In der Liebe brennt Deine Seele in der Flamme
der Großmuth, sonst ists keine Liebe. -- Nur in der
Großmuth hat alles Wirklichkeit weil in ihr allein der
Geist lebt, -- so also nur, kann die Liebe selig machen. --

Jede Liebe ist Trieb sich selbst zu verklären. Wenn
nicht dem Liebenden die Gottheit, die Weisheit das
Haupt salbet, und die königliche Binde umlegt, da ists
nicht die wahre Liebe.

Ein Liebender ist Fürst, die Geister sind ihm un¬
terthan, wo er geht und steht begleiten sie ihn, sie sind
seine Boten und tragen seinen Geist auf den Geliebten
über. --

Das war meine gestrige Sternenlection seit die Ro¬
sen in meinem Zimmer blühen sprechen sie als mit mir
von Liebe.

Heut Morgen hab ich den Rosenstock wieder ans
Fenster gestellt eh die Studenten kamen und hab hinter
dem Vorhang gelauscht ob sie wieder heraufgucken, sie
haben sich bemüht die Rosen zu zählen einer zählte
siebzehn der andere funfzehn, so viel sind grade zu se¬
hen, die andern sind noch zu klein, -- könnt ich jedem
eine hinunterwerfen sie an seine Mütze zu stecken.

Großmuth dehnt ſich willenlos aus über alles, wo
ſie ſich conzentrirt da iſt ſie Liebe.

In der Liebe brennt Deine Seele in der Flamme
der Großmuth, ſonſt iſts keine Liebe. — Nur in der
Großmuth hat alles Wirklichkeit weil in ihr allein der
Geiſt lebt, — ſo alſo nur, kann die Liebe ſelig machen. —

Jede Liebe iſt Trieb ſich ſelbſt zu verklären. Wenn
nicht dem Liebenden die Gottheit, die Weisheit das
Haupt ſalbet, und die königliche Binde umlegt, da iſts
nicht die wahre Liebe.

Ein Liebender iſt Fürſt, die Geiſter ſind ihm un¬
terthan, wo er geht und ſteht begleiten ſie ihn, ſie ſind
ſeine Boten und tragen ſeinen Geiſt auf den Geliebten
über. —

Das war meine geſtrige Sternenlection ſeit die Ro¬
ſen in meinem Zimmer blühen ſprechen ſie als mit mir
von Liebe.

Heut Morgen hab ich den Roſenſtock wieder ans
Fenſter geſtellt eh die Studenten kamen und hab hinter
dem Vorhang gelauſcht ob ſie wieder heraufgucken, ſie
haben ſich bemüht die Roſen zu zählen einer zählte
ſiebzehn der andere funfzehn, ſo viel ſind grade zu ſe¬
hen, die andern ſind noch zu klein, — könnt ich jedem
eine hinunterwerfen ſie an ſeine Mütze zu ſtecken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0308" n="294"/>
          <p>Großmuth dehnt &#x017F;ich willenlos aus über alles, wo<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich conzentrirt da i&#x017F;t &#x017F;ie Liebe.</p><lb/>
          <p>In der Liebe brennt Deine Seele in der Flamme<lb/>
der Großmuth, &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;ts keine Liebe. &#x2014; Nur in der<lb/>
Großmuth hat alles Wirklichkeit weil in ihr allein der<lb/>
Gei&#x017F;t lebt, &#x2014; &#x017F;o al&#x017F;o nur, kann die Liebe &#x017F;elig machen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jede Liebe i&#x017F;t Trieb &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu verklären. Wenn<lb/>
nicht dem Liebenden die Gottheit, die Weisheit das<lb/>
Haupt &#x017F;albet, und die königliche Binde umlegt, da i&#x017F;ts<lb/>
nicht die wahre Liebe.</p><lb/>
          <p>Ein Liebender i&#x017F;t Für&#x017F;t, die Gei&#x017F;ter &#x017F;ind ihm un¬<lb/>
terthan, wo er geht und &#x017F;teht begleiten &#x017F;ie ihn, &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;eine Boten und tragen &#x017F;einen Gei&#x017F;t auf den Geliebten<lb/>
über. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Das war meine ge&#x017F;trige Sternenlection &#x017F;eit die Ro¬<lb/>
&#x017F;en in meinem Zimmer blühen &#x017F;prechen &#x017F;ie als mit mir<lb/>
von Liebe.</p><lb/>
          <p>Heut Morgen hab ich den Ro&#x017F;en&#x017F;tock wieder ans<lb/>
Fen&#x017F;ter ge&#x017F;tellt eh die Studenten kamen und hab hinter<lb/>
dem Vorhang gelau&#x017F;cht ob &#x017F;ie wieder heraufgucken, &#x017F;ie<lb/>
haben &#x017F;ich bemüht die Ro&#x017F;en zu zählen einer zählte<lb/>
&#x017F;iebzehn der andere funfzehn, &#x017F;o viel &#x017F;ind grade zu &#x017F;<lb/>
hen, die andern &#x017F;ind noch zu klein, &#x2014; könnt ich jedem<lb/>
eine hinunterwerfen &#x017F;ie an &#x017F;eine Mütze zu &#x017F;tecken.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0308] Großmuth dehnt ſich willenlos aus über alles, wo ſie ſich conzentrirt da iſt ſie Liebe. In der Liebe brennt Deine Seele in der Flamme der Großmuth, ſonſt iſts keine Liebe. — Nur in der Großmuth hat alles Wirklichkeit weil in ihr allein der Geiſt lebt, — ſo alſo nur, kann die Liebe ſelig machen. — Jede Liebe iſt Trieb ſich ſelbſt zu verklären. Wenn nicht dem Liebenden die Gottheit, die Weisheit das Haupt ſalbet, und die königliche Binde umlegt, da iſts nicht die wahre Liebe. Ein Liebender iſt Fürſt, die Geiſter ſind ihm un¬ terthan, wo er geht und ſteht begleiten ſie ihn, ſie ſind ſeine Boten und tragen ſeinen Geiſt auf den Geliebten über. — Das war meine geſtrige Sternenlection ſeit die Ro¬ ſen in meinem Zimmer blühen ſprechen ſie als mit mir von Liebe. Heut Morgen hab ich den Roſenſtock wieder ans Fenſter geſtellt eh die Studenten kamen und hab hinter dem Vorhang gelauſcht ob ſie wieder heraufgucken, ſie haben ſich bemüht die Roſen zu zählen einer zählte ſiebzehn der andere funfzehn, ſo viel ſind grade zu ſe¬ hen, die andern ſind noch zu klein, — könnt ich jedem eine hinunterwerfen ſie an ſeine Mütze zu ſtecken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/308
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/308>, abgerufen am 21.11.2024.