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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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weisung an den Geist als: frag Dich selber! und
wenn da einer nicht das Rechte findet so ist er ein
Esel, und alles was sich schreckendes dem inneren Wil¬
len entgegen wirft das muß bekämpft und verachtet
werden, er ist der Ritter der das Wasser des Lebens
zwischen feuerspeienden Drachen und eisernen Riesen
schöpft, vor seiner Verachtung und seinem Muth wer¬
den sie ohnmächtig. In Feenmärchen ist die heiligste
Politik, und auch die mächtigste; ich wollt der größte
Staatsmann werden und die ganz Welt unter meinen
Fuß bringen, blos daß die blaue Bibliothek mein gehei¬
mer Kabinetsrath wär; und die Leut würden sich er¬
staunen was ich als für Weisheit besäß. -- Der Gro߬
mama möcht ichs sagen, sie wird es ganz gut aufneh¬
men; und ich brauch sie auch nicht zu schonen. -- Was
ist? -- die Großmama hat eine tiefe Seele, -- andre
nennens Empfindsamkeit, Tiefe ist allemal Gewalt, aber
sie ist gebunden und die Gewalt weiß nicht wie leicht
sie die Fessel abwerfen kann, hab ich mir doch manch¬
mal den Athem fast ausgeblasen wenn wir Morgens
im Wald uns ein Feuerchen wollten machen zu unserm
Plaisir, und es ist immer wieder ausgegangen und ich
habs immer am kleinsten Köhlchen wieder angezündt,
ich will auch blasen in der Großmutter ihr Judicium,

weiſung an den Geiſt als: frag Dich ſelber! und
wenn da einer nicht das Rechte findet ſo iſt er ein
Eſel, und alles was ſich ſchreckendes dem inneren Wil¬
len entgegen wirft das muß bekämpft und verachtet
werden, er iſt der Ritter der das Waſſer des Lebens
zwiſchen feuerſpeienden Drachen und eiſernen Rieſen
ſchöpft, vor ſeiner Verachtung und ſeinem Muth wer¬
den ſie ohnmächtig. In Feenmärchen iſt die heiligſte
Politik, und auch die mächtigſte; ich wollt der größte
Staatsmann werden und die ganz Welt unter meinen
Fuß bringen, blos daß die blaue Bibliothek mein gehei¬
mer Kabinetsrath wär; und die Leut würden ſich er¬
ſtaunen was ich als für Weisheit beſäß. — Der Gro߬
mama möcht ichs ſagen, ſie wird es ganz gut aufneh¬
men; und ich brauch ſie auch nicht zu ſchonen. — Was
iſt? — die Großmama hat eine tiefe Seele, — andre
nennens Empfindſamkeit, Tiefe iſt allemal Gewalt, aber
ſie iſt gebunden und die Gewalt weiß nicht wie leicht
ſie die Feſſel abwerfen kann, hab ich mir doch manch¬
mal den Athem faſt ausgeblaſen wenn wir Morgens
im Wald uns ein Feuerchen wollten machen zu unſerm
Plaiſir, und es iſt immer wieder ausgegangen und ich
habs immer am kleinſten Köhlchen wieder angezündt,
ich will auch blaſen in der Großmutter ihr Judicium,

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[29/0043] weiſung an den Geiſt als: frag Dich ſelber! und wenn da einer nicht das Rechte findet ſo iſt er ein Eſel, und alles was ſich ſchreckendes dem inneren Wil¬ len entgegen wirft das muß bekämpft und verachtet werden, er iſt der Ritter der das Waſſer des Lebens zwiſchen feuerſpeienden Drachen und eiſernen Rieſen ſchöpft, vor ſeiner Verachtung und ſeinem Muth wer¬ den ſie ohnmächtig. In Feenmärchen iſt die heiligſte Politik, und auch die mächtigſte; ich wollt der größte Staatsmann werden und die ganz Welt unter meinen Fuß bringen, blos daß die blaue Bibliothek mein gehei¬ mer Kabinetsrath wär; und die Leut würden ſich er¬ ſtaunen was ich als für Weisheit beſäß. — Der Gro߬ mama möcht ichs ſagen, ſie wird es ganz gut aufneh¬ men; und ich brauch ſie auch nicht zu ſchonen. — Was iſt? — die Großmama hat eine tiefe Seele, — andre nennens Empfindſamkeit, Tiefe iſt allemal Gewalt, aber ſie iſt gebunden und die Gewalt weiß nicht wie leicht ſie die Feſſel abwerfen kann, hab ich mir doch manch¬ mal den Athem faſt ausgeblaſen wenn wir Morgens im Wald uns ein Feuerchen wollten machen zu unſerm Plaiſir, und es iſt immer wieder ausgegangen und ich habs immer am kleinſten Köhlchen wieder angezündt, ich will auch blaſen in der Großmutter ihr Judicium,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/43>, abgerufen am 21.11.2024.