räthselhaftes die Leute mit so großer Ehrfurcht vor ihm stehen zu sehen, und ruhig seinen Ausspruch bei einem Handel abzuwarten. -- Sie sprachen über eine Summe wozu noch mehrere andre alterthümliche Stoffe gehör¬ ten die auf dem Tisch lagen. -- Ich that als sei ich begierig sie zu sehen, bloß um mit Anstand noch blei¬ ben zu können, denn je länger ich ihn ansah je mehr fühlte ich mich angezogen und doch schüchtern, und der Weiß hätt mich gewiß nicht der Thür hinaus gebracht so lang er da war, der Jude ließ mir von seinem En¬ kelsohn der hinter ihm stand die Stoffe ausbreiten, ich that als wär ich höchlich erfreut über das Vert de pomme Kleid mit Apfelblüthe, und mein Alter sah mich unterdeß von der Seite an, das merkt ich, das machte mir heimlich Freud. -- Der Professor Weiß sagte, "nun Ephraim müssen wir erst ein Glas Wein zusammen trinken, und Sie trinken auch mit, sagte er zu mir, er schenkte dem Juden zuerst ein der aber reichte mir sein Glas ich sagte daß ich keinen Wein trinke. Aber nip¬ pen können Sie doch wohl sagte er, -- ich nahms ihm ab und schluckte ein wenig davon, er dankte mir und trank es auf der Stelle aus, dann sah er mich¬ lächelnd an, als wollt er sagen: freuts Dich daß ich
räthſelhaftes die Leute mit ſo großer Ehrfurcht vor ihm ſtehen zu ſehen, und ruhig ſeinen Ausſpruch bei einem Handel abzuwarten. — Sie ſprachen über eine Summe wozu noch mehrere andre alterthümliche Stoffe gehör¬ ten die auf dem Tiſch lagen. — Ich that als ſei ich begierig ſie zu ſehen, bloß um mit Anſtand noch blei¬ ben zu können, denn je länger ich ihn anſah je mehr fühlte ich mich angezogen und doch ſchüchtern, und der Weiß hätt mich gewiß nicht der Thür hinaus gebracht ſo lang er da war, der Jude ließ mir von ſeinem En¬ kelſohn der hinter ihm ſtand die Stoffe ausbreiten, ich that als wär ich höchlich erfreut über das Vert de pomme Kleid mit Apfelblüthe, und mein Alter ſah mich unterdeß von der Seite an, das merkt ich, das machte mir heimlich Freud. — Der Profeſſor Weiß ſagte, „nun Ephraim müſſen wir erſt ein Glas Wein zuſammen trinken, und Sie trinken auch mit, ſagte er zu mir, er ſchenkte dem Juden zuerſt ein der aber reichte mir ſein Glas ich ſagte daß ich keinen Wein trinke. Aber nip¬ pen können Sie doch wohl ſagte er, — ich nahms ihm ab und ſchluckte ein wenig davon, er dankte mir und trank es auf der Stelle aus, dann ſah er mich¬ lächelnd an, als wollt er ſagen: freuts Dich daß ich
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räthſelhaftes die Leute mit ſo großer Ehrfurcht vor ihm
ſtehen zu ſehen, und ruhig ſeinen Ausſpruch bei einem
Handel abzuwarten. — Sie ſprachen über eine Summe
wozu noch mehrere andre alterthümliche Stoffe gehör¬
ten die auf dem Tiſch lagen. — Ich that als ſei ich
begierig ſie zu ſehen, bloß um mit Anſtand noch blei¬
ben zu können, denn je länger ich ihn anſah je mehr
fühlte ich mich angezogen und doch ſchüchtern, und der
Weiß hätt mich gewiß nicht der Thür hinaus gebracht
ſo lang er da war, der Jude ließ mir von ſeinem En¬
kelſohn der hinter ihm ſtand die Stoffe ausbreiten, ich
that als wär ich höchlich erfreut über das Vert de
pomme Kleid mit Apfelblüthe, und mein Alter ſah mich
unterdeß von der Seite an, das merkt ich, das machte
mir heimlich Freud. — Der Profeſſor Weiß ſagte, „nun
Ephraim müſſen wir erſt ein Glas Wein zuſammen
trinken, und Sie trinken auch mit, ſagte er zu mir, er
ſchenkte dem Juden zuerſt ein der aber reichte mir ſein
Glas ich ſagte daß ich keinen Wein trinke. Aber nip¬
pen können Sie doch wohl ſagte er, — ich nahms ihm
ab und ſchluckte ein wenig davon, er dankte mir
und trank es auf der Stelle aus, dann ſah er mich¬
lächelnd an, als wollt er ſagen: freuts Dich daß ich
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/82>, abgerufen am 25.11.2024.
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