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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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dern gemein und von dem wesen und zweck des wahren Abendmahls un-
terschieden wird.

4. Dieses ist (ungeacht aller kahlen entschuldigungen) so gar
greifflich und aus täglicher Praxi durch gehends dermassen bekandt/ daß es
abermahl so wenig/ als das vorige vom kirch-wesen insgemein beweises
brauchte. Jedoch weil auch hierinne mancher gleichwol etwas unver-
schämt läugnen/ oder bemänteln und bekleistern möchte wollen; So will
ich wiederum genugsame zeugnüsse bringen/ und zwar zur ersparung der
zeit und des raums/ nur etliche wenige von dem Lutherischen Abendmahl.
Denn von der beicht gedencket Hr. Cyprian nichts/ und diese ist ohne dem
bißhero schon aus unwiedertreiblichen gründen nach ihren greuelen dermas-
sen auffgedecket worden/ daß es keines weitern zeugnisses bedarff. Jn-
dessen stehet auch schon so viel davon im IIX. B. der abbildung im 17. Cap.
und in der Kirchen-Historie hin und wieder/ daß es wegen des daranhan-
genden Abendmahls einen vorschmack geben kan.

5. Aus denersten und folgenden zeiten aber der Lutherischen kirche ist
eben auch in der Kirchen-Historie mehr als zu viel anzutreffen/ was dersel-
ben mißbräuche weisen kan. Zum Ex. daß die meisten ohne busse und
glauben hingegangen
p. 132. im II. Theil. Daß die Prediger den
gewinn dabey gesuchet/
ibid. daß man sich der Sacramente mit aller
leichtfertigkeit gebrauchet/ ohne alle andacht und besserung
p.
136. u. s. w. von diesem letzten seculo aber ist etwas mehr beyzufügen/ nach
einem und anderm puncten/ und zwar erstlich wegen der Communicanten
selbst.

6. Da bezeugen nun öffentliche lehrer und andere mit klaren worten:
Es werde kein unterscheid der würdigen und unwürdigen ge-
macht. -- Da seyn viele/ die solches/ ungunst und feindschafft
zu vermeiden/ unterlassen/ und wollens mit dem sprichwort:
de
occultis non judicat Ecclesia,
entschuldigen. (D. Stegmannus vom wah-
ren Christenthum p. 45.) Mit dem äusserlichen Abendmahl sey es
bey dem grossen hauffen lauter spiegel-fechten; Zur beicht und
Abendmahl gehe man bey allem Epicurischen ärgerlichen bösen
wesen/ und begehre sich nicht zu bessern: CHristileib und blut
trete man unter die füsse/ wer strafft die/ so ohne busse und besse-
rung zum Abendmahl gehen? Die trunckenbolde/ unversöhn-
liche u. s. f.
(Lubertus vom bann Cap IIX. §. 4. u. s. f. p. 74.)

7. Man absolvire wol in drey stunden 30. 40. biß 50. communi-
cant
en/ man lasse wolsolche zu/ die von der Christlichen religion/

gesetz
E 2

dern gemein und von dem weſen und zweck des wahren Abendmahls un-
terſchieden wird.

4. Dieſes iſt (ungeacht aller kahlen entſchuldigungen) ſo gar
greifflich und aus taͤglicher Praxi durch gehends dermaſſen bekandt/ daß es
abermahl ſo wenig/ als das vorige vom kirch-weſen insgemein beweiſes
brauchte. Jedoch weil auch hierinne mancher gleichwol etwas unver-
ſchaͤmt laͤugnen/ oder bemaͤnteln und bekleiſtern moͤchte wollen; So will
ich wiederum genugſame zeugnuͤſſe bringen/ und zwar zur erſparung der
zeit und des raums/ nur etliche wenige von dem Lutheriſchen Abendmahl.
Denn von der beicht gedencket Hr. Cyprian nichts/ und dieſe iſt ohne dem
bißhero ſchon aus unwiedertreiblichen gruͤnden nach ihren greuelen dermaſ-
ſen auffgedecket worden/ daß es keines weitern zeugniſſes bedarff. Jn-
deſſen ſtehet auch ſchon ſo viel davon im IIX. B. der abbildung im 17. Cap.
und in der Kirchen-Hiſtorie hin und wieder/ daß es wegen des daranhan-
genden Abendmahls einen vorſchmack geben kan.

5. Aus denerſten und folgenden zeiten aber der Lutheriſchen kirche iſt
eben auch in der Kirchen-Hiſtorie mehr als zu viel anzutreffen/ was derſel-
ben mißbraͤuche weiſen kan. Zum Ex. daß die meiſten ohne buſſe und
glauben hingegangen
p. 132. im II. Theil. Daß die Prediger den
gewinn dabey geſuchet/
ibid. daß man ſich der Sacramente mit aller
leichtfertigkeit gebrauchet/ ohne alle andacht und beſſerung
p.
136. u. ſ. w. von dieſem letzten ſeculo aber iſt etwas mehr beyzufuͤgen/ nach
einem und anderm puncten/ und zwar erſtlich wegen der Communicanten
ſelbſt.

6. Da bezeugen nun oͤffentliche lehrer und andere mit klaren worten:
Es werde kein unterſcheid der wuͤrdigen und unwuͤrdigen ge-
macht. — Da ſeyn viele/ die ſolches/ ungunſt und feindſchafft
zu vermeiden/ unterlaſſen/ und wollens mit dem ſprichwort:
de
occultis non judicat Eccleſia,
entſchuldigen. (D. Stegmannus vom wah-
ren Chriſtenthum p. 45.) Mit dem aͤuſſerlichen Abendmahl ſey es
bey dem groſſen hauffen lauter ſpiegel-fechten; Zur beicht und
Abendmahl gehe man bey allem Epicuriſchen aͤrgerlichen boͤſen
weſen/ und begehre ſich nicht zu beſſern: CHriſtileib und blut
trete man unter die fuͤſſe/ wer ſtrafft die/ ſo ohne buſſe und beſſe-
rung zum Abendmahl gehen? Die trunckenbolde/ unverſoͤhn-
liche u. ſ. f.
(Lubertus vom bann Cap IIX. §. 4. u. ſ. f. p. 74.)

7. Man abſolvire wol in drey ſtunden 30. 40. biß 50. communi-
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[35/0036] dern gemein und von dem weſen und zweck des wahren Abendmahls un- terſchieden wird. 4. Dieſes iſt (ungeacht aller kahlen entſchuldigungen) ſo gar greifflich und aus taͤglicher Praxi durch gehends dermaſſen bekandt/ daß es abermahl ſo wenig/ als das vorige vom kirch-weſen insgemein beweiſes brauchte. Jedoch weil auch hierinne mancher gleichwol etwas unver- ſchaͤmt laͤugnen/ oder bemaͤnteln und bekleiſtern moͤchte wollen; So will ich wiederum genugſame zeugnuͤſſe bringen/ und zwar zur erſparung der zeit und des raums/ nur etliche wenige von dem Lutheriſchen Abendmahl. Denn von der beicht gedencket Hr. Cyprian nichts/ und dieſe iſt ohne dem bißhero ſchon aus unwiedertreiblichen gruͤnden nach ihren greuelen dermaſ- ſen auffgedecket worden/ daß es keines weitern zeugniſſes bedarff. Jn- deſſen ſtehet auch ſchon ſo viel davon im IIX. B. der abbildung im 17. Cap. und in der Kirchen-Hiſtorie hin und wieder/ daß es wegen des daranhan- genden Abendmahls einen vorſchmack geben kan. 5. Aus denerſten und folgenden zeiten aber der Lutheriſchen kirche iſt eben auch in der Kirchen-Hiſtorie mehr als zu viel anzutreffen/ was derſel- ben mißbraͤuche weiſen kan. Zum Ex. daß die meiſten ohne buſſe und glauben hingegangen p. 132. im II. Theil. Daß die Prediger den gewinn dabey geſuchet/ ibid. daß man ſich der Sacramente mit aller leichtfertigkeit gebrauchet/ ohne alle andacht und beſſerung p. 136. u. ſ. w. von dieſem letzten ſeculo aber iſt etwas mehr beyzufuͤgen/ nach einem und anderm puncten/ und zwar erſtlich wegen der Communicanten ſelbſt. 6. Da bezeugen nun oͤffentliche lehrer und andere mit klaren worten: Es werde kein unterſcheid der wuͤrdigen und unwuͤrdigen ge- macht. — Da ſeyn viele/ die ſolches/ ungunſt und feindſchafft zu vermeiden/ unterlaſſen/ und wollens mit dem ſprichwort: de occultis non judicat Eccleſia, entſchuldigen. (D. Stegmannus vom wah- ren Chriſtenthum p. 45.) Mit dem aͤuſſerlichen Abendmahl ſey es bey dem groſſen hauffen lauter ſpiegel-fechten; Zur beicht und Abendmahl gehe man bey allem Epicuriſchen aͤrgerlichen boͤſen weſen/ und begehre ſich nicht zu beſſern: CHriſtileib und blut trete man unter die fuͤſſe/ wer ſtrafft die/ ſo ohne buſſe und beſſe- rung zum Abendmahl gehen? Die trunckenbolde/ unverſoͤhn- liche u. ſ. f. (Lubertus vom bann Cap IIX. §. 4. u. ſ. f. p. 74.) 7. Man abſolvire wol in drey ſtunden 30. 40. biß 50. communi- canten/ man laſſe wolſolche zu/ die von der Chriſtlichen religion/ geſetz E 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/36>, abgerufen am 23.11.2024.