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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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gesetz und Evangelio gar nichts wissen. (Davon exempel angefüh-
ret werden) ja ob sie gleich die glaubens-artickul wüsten/ so sehe
man doch/ daß ohne un[v]erscheid frevelhasstige und wissentliche
sünder zugelassen werden.
(Brunnemannus jure Eccl. p. 185. 186.)
Der angenschein lehre es/ wie daß ehrwürdige Sacrament
schändlich
prostituiret werde: Wer lege wolden vorsatz zu sündi-
gen vorher ab! -- die besserung daure bey den meisten biß auffm
abend. -- Wers nicht glauben wolle/ möge nur die häuser
visiti-
r
en/ was vor boßheit/ verachtung des worts/ geitz/ ungerechtig-
keit/ schwelgerey/ u. s. f. vorgehe/ keiner habe so verzweisselt böse
gelebet/ der nicht/ wenn er nur im letzten das Abendmahlgenom-
men/ vor heilig und gottselig gepriesen werde.
(Idem ibid. p.
139.)

8. Sie (die falschen Christen) gebrauchen das Abendmahl
allein/ daß sie es gewohnet sind/ des jahres 2. oder 3. mahl zum
Abendmahl zu gehen/ und halten also ihre jahres-zeit. Darnach
meinen sie/ wenn sie nur das Abendmahl empfangen nach altem
gebrauch/ so sey alles gut genug. -- Auch sind/ die das Abend-
mahl nehmen/ daß sie nicht verächter GOttes und seines wortes
und der
Sacramenten an gesehen werden (weil sie nemlich sonst von der
Clerisey gezwungen und aus dem lande gejagt würden. Siehe Carpz.
Lib. II. tit. 18. def. 295. 296. Lynker de Coena S. cap. V. §. 26. VI. § 2.
Balduinum Cas. Consc. p.
8. 12.) Also muß der name/ ordnung und ge-
both CHristi ein denckmahl ihrer bosheit/ schalck heit und untu-
genden seyn. Da sind auch/ die andern zur gesellschafft mitge-
hen/ oder daß sie sich in ihren neuen kleidern/ schönem schmuck und
zierde sehen lassen. CHristus wird nicht gesucht und gemeinet/
sondern die liebe der welt. -- Da sind auch/ die sich von aussen
fromm anstellen/ aber nach empfahung des Abendmahls/ tre-
ten sie wiederum in ihre alte schuhe/ und bleiben was sie gewesen
sind; Drum ists nur eitel heucheley und schmeicheley. Da sind
auch/ die/ wennsie sich mit groben lastern/ ehebruch/ hurerey/ dieb-
stahl und todtschlag besudelt/ meinen/ wenn sie nur können zum
Abendmahl gehen/ so sey alles klar und vergeben. u. s. w.
Egar-
dus
im Fürsten-recht Cap. IIX. p. 38. seqq.

9. Das Nachtmahl wird (von den Predigern) zu einem lau-
tern götzen gemacht/ daß die leute auf das Sacrament fallen und
wissen keinen andern nutzen/ als daß sie den wahren leib und blut

CHri-

geſetz und Evangelio gar nichts wiſſen. (Davon exempel angefuͤh-
ret werden) ja ob ſie gleich die glaubens-artickul wuͤſten/ ſo ſehe
man doch/ daß ohne un[v]erſcheid frevelhaſſtige und wiſſentliche
ſünder zugelaſſen werden.
(Brunnemannus jure Eccl. p. 185. 186.)
Der angenſchein lehre es/ wie daß ehrwuͤrdige Sacrament
ſchaͤndlich
proſtituiret werde: Wer lege wolden vorſatz zu ſuͤndi-
gen vorher ab! — die beſſerung daure bey den meiſten biß auffm
abend. — Wers nicht glauben wolle/ moͤge nur die haͤuſer
viſiti-
r
en/ was vor boßheit/ verachtung des worts/ geitz/ ungerechtig-
keit/ ſchwelgerey/ u. ſ. f. vorgehe/ keiner habe ſo verzweiſſelt boͤſe
gelebet/ deꝛ nicht/ wenn er nur im letzten das Abendmahlgenom-
men/ vor heilig und gottſelig geprieſen werde.
(Idem ibid. p.
139.)

8. Sie (die falſchen Chriſten) gebrauchen das Abendmahl
allein/ daß ſie es gewohnet ſind/ des jahres 2. oder 3. mahl zum
Abendmahl zu gehen/ und halten alſo ihre jahres-zeit. Darnach
meinen ſie/ wenn ſie nur das Abendmahl empfangen nach altem
gebrauch/ ſo ſey alles gut genug. — Auch ſind/ die das Abend-
mahl nehmen/ daß ſie nicht verächter GOttes und ſeines wortes
und der
Sacramenten an geſehen werden (weil ſie nemlich ſonſt von der
Cleriſey gezwungen und aus dem lande gejagt wuͤrden. Siehe Carpz.
Lib. II. tit. 18. def. 295. 296. Lynker de Cœna S. cap. V. §. 26. VI. § 2.
Balduinum Caſ. Conſc. p.
8. 12.) Alſo muß der name/ ordnung und ge-
both CHriſti ein denckmahl ihrer bosheit/ ſchalck heit und untu-
genden ſeyn. Da ſind auch/ die andern zur geſellſchafft mitge-
hen/ oder daß ſie ſich in ihren neuen kleidern/ ſchoͤnem ſchmuck und
zierde ſehen laſſen. CHriſtus wird nicht geſucht und gemeinet/
ſondern die liebe der welt. — Da ſind auch/ die ſich von auſſen
fromm anſtellen/ aber nach empfahung des Abendmahls/ tre-
ten ſie wiederum in ihre alte ſchuhe/ und bleiben was ſie geweſen
ſind; Drum iſts nur eitel heucheley und ſchmeicheley. Da ſind
auch/ die/ wennſie ſich mit groben laſtern/ ehebruch/ hurerey/ dieb-
ſtahl und todtſchlag beſudelt/ meinen/ wenn ſie nur koͤnnen zum
Abendmahl gehen/ ſo ſey alles klar und vergeben. u. ſ. w.
Egar-
dus
im Fuͤrſten-recht Cap. IIX. p. 38. ſeqq.

9. Das Nachtmahl wird (von den Predigern) zu einem lau-
tern goͤtzen gemacht/ daß die leute auf das Sacrament fallen und
wiſſen keinen andern nutzen/ als daß ſie den wahren leib und blut

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[36/0037] geſetz und Evangelio gar nichts wiſſen. (Davon exempel angefuͤh- ret werden) ja ob ſie gleich die glaubens-artickul wuͤſten/ ſo ſehe man doch/ daß ohne unverſcheid frevelhaſſtige und wiſſentliche ſünder zugelaſſen werden. (Brunnemannus jure Eccl. p. 185. 186.) Der angenſchein lehre es/ wie daß ehrwuͤrdige Sacrament ſchaͤndlich proſtituiret werde: Wer lege wolden vorſatz zu ſuͤndi- gen vorher ab! — die beſſerung daure bey den meiſten biß auffm abend. — Wers nicht glauben wolle/ moͤge nur die haͤuſer viſiti- ren/ was vor boßheit/ verachtung des worts/ geitz/ ungerechtig- keit/ ſchwelgerey/ u. ſ. f. vorgehe/ keiner habe ſo verzweiſſelt boͤſe gelebet/ deꝛ nicht/ wenn er nur im letzten das Abendmahlgenom- men/ vor heilig und gottſelig geprieſen werde. (Idem ibid. p. 139.) 8. Sie (die falſchen Chriſten) gebrauchen das Abendmahl allein/ daß ſie es gewohnet ſind/ des jahres 2. oder 3. mahl zum Abendmahl zu gehen/ und halten alſo ihre jahres-zeit. Darnach meinen ſie/ wenn ſie nur das Abendmahl empfangen nach altem gebrauch/ ſo ſey alles gut genug. — Auch ſind/ die das Abend- mahl nehmen/ daß ſie nicht verächter GOttes und ſeines wortes und der Sacramenten an geſehen werden (weil ſie nemlich ſonſt von der Cleriſey gezwungen und aus dem lande gejagt wuͤrden. Siehe Carpz. Lib. II. tit. 18. def. 295. 296. Lynker de Cœna S. cap. V. §. 26. VI. § 2. Balduinum Caſ. Conſc. p. 8. 12.) Alſo muß der name/ ordnung und ge- both CHriſti ein denckmahl ihrer bosheit/ ſchalck heit und untu- genden ſeyn. Da ſind auch/ die andern zur geſellſchafft mitge- hen/ oder daß ſie ſich in ihren neuen kleidern/ ſchoͤnem ſchmuck und zierde ſehen laſſen. CHriſtus wird nicht geſucht und gemeinet/ ſondern die liebe der welt. — Da ſind auch/ die ſich von auſſen fromm anſtellen/ aber nach empfahung des Abendmahls/ tre- ten ſie wiederum in ihre alte ſchuhe/ und bleiben was ſie geweſen ſind; Drum iſts nur eitel heucheley und ſchmeicheley. Da ſind auch/ die/ wennſie ſich mit groben laſtern/ ehebruch/ hurerey/ dieb- ſtahl und todtſchlag beſudelt/ meinen/ wenn ſie nur koͤnnen zum Abendmahl gehen/ ſo ſey alles klar und vergeben. u. ſ. w. Egar- dus im Fuͤrſten-recht Cap. IIX. p. 38. ſeqq. 9. Das Nachtmahl wird (von den Predigern) zu einem lau- tern goͤtzen gemacht/ daß die leute auf das Sacrament fallen und wiſſen keinen andern nutzen/ als daß ſie den wahren leib und blut CHri-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/37>, abgerufen am 21.11.2024.