Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.an uns? Oder warum will man denn das arme häufflein der gerechten der Wer
an uns? Oder warum will man denn das arme haͤufflein der gerechten der Wer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="66"/> an uns? Oder warum will man denn das arme haͤufflein der gerechten der<lb/> rotten und des aͤrgerniſſes ſchuldigen/ welches die aͤrgerniſſe ſtraffet/ ſtuͤnd-<lb/> lich daruͤber ſeuffzet und kein anders aͤrgerniß giebet/ als daß es aus furcht<lb/> GOttes ſich dem aͤrgerniß wiederſetzen will/ und daruͤber von den rotten<lb/> der boͤſen leiden muß? Jch weiß Eure Wohl-Ehrw. werden nach dero<lb/> Chriſtlichem gemuͤthe mir nicht verargen/ daß ich aus gutem wolmeynen<lb/> mein hertz alſo gegen ſie ausſchuͤtte. Es iſt warlich aus dieſer ſache kein<lb/> ſchertz noch ſpott zu machen/ ſondern es iſt ein ernſtliches gebot unſers Herrn<lb/> JEſu CHriſti/ welches er bey ſchwerer verantwortung wil gehalten wiſ-<lb/> ſen/und ſo man auff der einen ſeiten nicht geſchehen laſſen will/ daß from̃e<lb/> Chriſten ſich der oͤffentlichen <hi rendition="#aq">communion</hi> entziehen ſollen/ ſo ſoll man auch<lb/> auff der andern ſeiten mit ernſt darzu thun/ daß die aͤrgerniſſe aus dem we-<lb/> ge geraͤumet werden/ daruͤber Chriſtliche hertzen ſich ſo ſehr beſchweret fin-<lb/> den. Und weil die menge der boͤſen und frechen ſuͤnder nunmehro ſchon ſo<lb/> groß geworden/ daß faſt keine kirchen-zucht mehr platz finden kan/ ſo habe<lb/> ich mit ſolcher meiner entziehung andern glaubigen Chriſten zu bedencken<lb/> geben wollen/ ob nicht nach den umſtaͤnden dieſer zeit ſolchem heiligen ge-<lb/> bote <hi rendition="#aq">Pauli</hi> auff ſolche arth ein gnuͤgen geſchehen koͤnne/ daß/ weil die wah-<lb/> ren gliedmaſſen der Evangeliſchen kirche/ ſo ſchwach ſind/ daß ſie die groſ-<lb/> ſe menge der boͤſen <hi rendition="#aq">per legitimam excommunicationem</hi> von ſich nicht ab-<lb/> ſondern/ noch ſie dardurch beſchaͤmen moͤgen/ ſich daher die glaubigen<lb/> durch ſolche entziehung von jenen abſondern/ und ſie auff ſolche arth be-<lb/> ſchaͤmen moͤchten/ ſonderlich wenn ſelbſt die oͤffentlichen lehreꝛ und vorſteher<lb/> der kirchen nach der pflicht ihres ammts in dieſem heilſamen wercke der<lb/> beſtraffung denen rechtſchaffenen Chriſten auff ſolche weiſe befoͤrderlich<lb/> waͤren/ daß es ſeinen rechten nutzen und zweck erreichen koͤnte. Denn<lb/> daß ſolche entziehung von der <hi rendition="#aq">communion</hi> der offenbahren unchriſten<lb/> zu einem aͤrgerniß und unfrieden außſchlagen wil/ dieſes mag durch recht-<lb/> ſchaffene lehrer wohl verhuͤtet werden/ wenn von ihnen derſaͤmmtlichen<lb/> gemeine/ welche ja ſo ſehr auff ihre <hi rendition="#aq">Autorit</hi>aͤt zu ſehen pfleget die ſache nur<lb/> recht vorgeſtellet wird. Denn ich gebe zuerwegen/ ob nicht da einige from-<lb/> me Chriſten aus vorbeſagten urſachen der oͤffentlichen <hi rendition="#aq">communion</hi> ſich ent-<lb/> halten an ſtatt des daher entſtehenden <hi rendition="#aq">ſcandaliaccepti</hi> es zu groſſer erbau-<lb/> ung dienen koͤnte/ weñ rechtſchaffene lehrer mit nachdruck der gemeine vor-<lb/> hielten/ welcher geſtalt der mißbrauch des heiligen Abendmahls und des<lb/> kirchlichen Gottesdienſtes ſo groß waͤre/ daß einige fromme Chriſten nach<lb/> dem gebote <hi rendition="#aq">Pauli</hi> gewiſſens halber mit ſolchen boͤſen leuten zu <hi rendition="#aq">communici-</hi><lb/> ren und andere geiſtliche gemeinſchafft zu pflegen/ billig bedencken truͤgen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0067]
an uns? Oder warum will man denn das arme haͤufflein der gerechten der
rotten und des aͤrgerniſſes ſchuldigen/ welches die aͤrgerniſſe ſtraffet/ ſtuͤnd-
lich daruͤber ſeuffzet und kein anders aͤrgerniß giebet/ als daß es aus furcht
GOttes ſich dem aͤrgerniß wiederſetzen will/ und daruͤber von den rotten
der boͤſen leiden muß? Jch weiß Eure Wohl-Ehrw. werden nach dero
Chriſtlichem gemuͤthe mir nicht verargen/ daß ich aus gutem wolmeynen
mein hertz alſo gegen ſie ausſchuͤtte. Es iſt warlich aus dieſer ſache kein
ſchertz noch ſpott zu machen/ ſondern es iſt ein ernſtliches gebot unſers Herrn
JEſu CHriſti/ welches er bey ſchwerer verantwortung wil gehalten wiſ-
ſen/und ſo man auff der einen ſeiten nicht geſchehen laſſen will/ daß from̃e
Chriſten ſich der oͤffentlichen communion entziehen ſollen/ ſo ſoll man auch
auff der andern ſeiten mit ernſt darzu thun/ daß die aͤrgerniſſe aus dem we-
ge geraͤumet werden/ daruͤber Chriſtliche hertzen ſich ſo ſehr beſchweret fin-
den. Und weil die menge der boͤſen und frechen ſuͤnder nunmehro ſchon ſo
groß geworden/ daß faſt keine kirchen-zucht mehr platz finden kan/ ſo habe
ich mit ſolcher meiner entziehung andern glaubigen Chriſten zu bedencken
geben wollen/ ob nicht nach den umſtaͤnden dieſer zeit ſolchem heiligen ge-
bote Pauli auff ſolche arth ein gnuͤgen geſchehen koͤnne/ daß/ weil die wah-
ren gliedmaſſen der Evangeliſchen kirche/ ſo ſchwach ſind/ daß ſie die groſ-
ſe menge der boͤſen per legitimam excommunicationem von ſich nicht ab-
ſondern/ noch ſie dardurch beſchaͤmen moͤgen/ ſich daher die glaubigen
durch ſolche entziehung von jenen abſondern/ und ſie auff ſolche arth be-
ſchaͤmen moͤchten/ ſonderlich wenn ſelbſt die oͤffentlichen lehreꝛ und vorſteher
der kirchen nach der pflicht ihres ammts in dieſem heilſamen wercke der
beſtraffung denen rechtſchaffenen Chriſten auff ſolche weiſe befoͤrderlich
waͤren/ daß es ſeinen rechten nutzen und zweck erreichen koͤnte. Denn
daß ſolche entziehung von der communion der offenbahren unchriſten
zu einem aͤrgerniß und unfrieden außſchlagen wil/ dieſes mag durch recht-
ſchaffene lehrer wohl verhuͤtet werden/ wenn von ihnen derſaͤmmtlichen
gemeine/ welche ja ſo ſehr auff ihre Autoritaͤt zu ſehen pfleget die ſache nur
recht vorgeſtellet wird. Denn ich gebe zuerwegen/ ob nicht da einige from-
me Chriſten aus vorbeſagten urſachen der oͤffentlichen communion ſich ent-
halten an ſtatt des daher entſtehenden ſcandaliaccepti es zu groſſer erbau-
ung dienen koͤnte/ weñ rechtſchaffene lehrer mit nachdruck der gemeine vor-
hielten/ welcher geſtalt der mißbrauch des heiligen Abendmahls und des
kirchlichen Gottesdienſtes ſo groß waͤre/ daß einige fromme Chriſten nach
dem gebote Pauli gewiſſens halber mit ſolchen boͤſen leuten zu communici-
ren und andere geiſtliche gemeinſchafft zu pflegen/ billig bedencken truͤgen.
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