Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

krancke warten/ und vom sterben mit abermahliger schmertzhafftiger
geburt
(Gal. VI. 19.) erretten/ das unerfahrne in GOtt brünstig ermah-
nen/ das kleinmüthige trösten und auffrichten. Alles aber gehet ohne
zweiffel dermassen empfindlich zu/ daß so manche schwere durchbrüche und
wehen im geist dabey gefühlet werden. Gal. I. -- 1. Thess. II. 7. u. f. 1. Cor.
II.
3.

13. Hieraus ist im gegentheil offenbar/ wo solches alles oder doch
das meiste gegen die/ so wircklich irren oder doch vor irrig gehalten werden/
ermangelt/ daß es an der geistlichen inwendigen connexion verwand- und
gemeinschafft
des geistes in CHristo fehle. Denn weil einer über den
andern kein mittleidiges gefühl und zartes empfinden seines elendes hat:
So erwächst dahero ein strenges herschen über das erbtheil (kleros)
des HErrn/ Ezech. XXXIV. 4. 1. Petr. V. 3. eine angemaste authorit ät/
und praetendirtes recht/ andere zu züchtigen und zu führen/ u. s. f. 1.
Cor IV. 15.

14. Gesetzt aber/ daß man nicht anders überzeuget wäre/ als daß
man/ vermöge der äusseren vocation, des standes/ characters u. s. f. über
alle an solchen orth wohnende fromme/ obschon von einem andern erweck-
te seelen/ em recht habe/ auch im gewissen aus guter meinung sich vor ver-
bunden hielte/ sie alle unter einerley übungen oder ordnungen zubringen:
So ist doch Pauli exempel hiebey sehr untadelich und mercklich: Dieser
wolte nicht auff einen fremden grund bauen/ Rom. XV. 20. noch in
fremder arbeit oder regul sich rühmen
2. Cor. X. 15. 16. Dahero/
wenn einige von andern bekehrte CHristen nun zu CHristo gebracht/ und
mit diesem bekandt worden waren/ ließ er sie diesem ihrem meister willig
über/ und suchte keinen ruhm einiger mühe/ weißheit oder regierung von
solchen/ die einen andern zugebähren so sauer worden waren. Hingegen
suchte er immer neue und mehrere zu gewinnen/ Rom. XV. 20. denen
Christus noch nicht bekant war; mit jenen aber handelte er in der gleichheit/
als ein bruder bescheidentlich/ und wolte ihr zucht meister so wenig seyn/
als er bey seinen eignen kindern solche zucht-meister oder herren ihres glau-
bens litte 1. Cor. IV. 15. 2. Cor. I. 24. Ja er handelte auch mit den seini-
gen nur durch bitte/ flehen und ermahnen/ zwar ernstlich/ gewaltig und
Göttlich/ doch brünstig/ demütig und mitleidig. Rom. XII. I. XV. 30.
1. Cor. IV. 16. 2. Cor. XI.
1. Apost. Gesch. XX. 31. 1. Thess. II. 11. 12. &c.

15. Dieses und noch vielein mehrers achte ich nach der schrifft dazu
nöthig/ wenn ein haußhalter eine gemeine GOttes auffrichten oder auch
regieren will. Damit er vor allen dingen sein eigen in- und auswendiges

hauß

krancke warten/ und vom ſterben mit abermahliger ſchmertzhafftiger
geburt
(Gal. VI. 19.) erretten/ das unerfahrne in GOtt bruͤnſtig ermah-
nen/ das kleinmuͤthige troͤſten und auffrichten. Alles aber gehet ohne
zweiffel dermaſſen empfindlich zu/ daß ſo manche ſchwere durchbruͤche und
wehen im geiſt dabey gefuͤhlet werden. Gal. I. — 1. Theſſ. II. 7. u. f. 1. Cor.
II.
3.

13. Hieraus iſt im gegentheil offenbar/ wo ſolches alles oder doch
das meiſte gegen die/ ſo wircklich irren oder doch vor irrig gehalten werden/
ermangelt/ daß es an der geiſtlichen inwendigen connexion verwand- und
gemeinſchafft
des geiſtes in CHriſto fehle. Denn weil einer uͤber den
andern kein mittleidiges gefuͤhl und zartes empfinden ſeines elendes hat:
So erwaͤchſt dahero ein ſtrenges herſchen uͤber das erbtheil (κλῆρος)
des HErrn/ Ezech. XXXIV. 4. 1. Petr. V. 3. eine angemaſte authorit aͤt/
und prætendirtes recht/ andere zu zuͤchtigen und zu fuͤhren/ u. ſ. f. 1.
Cor IV. 15.

14. Geſetzt aber/ daß man nicht anders uͤberzeuget waͤre/ als daß
man/ vermoͤge der aͤuſſeren vocation, des ſtandes/ characters u. ſ. f. uͤber
alle an ſolchen orth wohnende fromme/ obſchon von einem andern erweck-
te ſeelen/ em recht habe/ auch im gewiſſen aus guter meinung ſich vor ver-
bunden hielte/ ſie alle unter einerley uͤbungen oder ordnungen zubringen:
So iſt doch Pauli exempel hiebey ſehr untadelich und mercklich: Dieſer
wolte nicht auff einen fremden grund bauen/ Rom. XV. 20. noch in
fremder arbeit oder regul ſich ruͤhmen
2. Cor. X. 15. 16. Dahero/
wenn einige von andern bekehrte CHriſten nun zu CHriſto gebracht/ und
mit dieſem bekandt worden waren/ ließ er ſie dieſem ihrem meiſter willig
uͤber/ und ſuchte keinen ruhm einiger muͤhe/ weißheit oder regierung von
ſolchen/ die einen andern zugebaͤhren ſo ſauer worden waren. Hingegen
ſuchte er immer neue und mehrere zu gewinnen/ Rom. XV. 20. denen
Chriſtus noch nicht bekant war; mit jenen aber handelte er in der gleichheit/
als ein bruder beſcheidentlich/ und wolte ihr zucht meiſter ſo wenig ſeyn/
als er bey ſeinen eignen kindern ſolche zucht-meiſter oder herren ihres glau-
bens litte 1. Cor. IV. 15. 2. Cor. I. 24. Ja er handelte auch mit den ſeini-
gen nur durch bitte/ flehen und ermahnen/ zwar ernſtlich/ gewaltig und
Goͤttlich/ doch bruͤnſtig/ demuͤtig und mitleidig. Rom. XII. I. XV. 30.
1. Cor. IV. 16. 2. Cor. XI.
1. Apoſt. Geſch. XX. 31. 1. Theſſ. II. 11. 12. &c.

15. Dieſes und noch vielein mehrers achte ich nach der ſchrifft dazu
noͤthig/ wenn ein haußhalter eine gemeine GOttes auffrichten oder auch
regieren will. Damit er vor allen dingen ſein eigen in- und auswendiges

hauß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0088" n="87"/>
krancke warten/ und vom &#x017F;terben mit <hi rendition="#fr">abermahliger &#x017F;chmertzhafftiger<lb/>
geburt</hi> (<hi rendition="#aq">Gal. VI.</hi> 19.) erretten/ das unerfahrne in GOtt bru&#x0364;n&#x017F;tig ermah-<lb/>
nen/ das kleinmu&#x0364;thige tro&#x0364;&#x017F;ten und auffrichten. Alles aber gehet ohne<lb/>
zweiffel derma&#x017F;&#x017F;en empfindlich zu/ daß &#x017F;o manche &#x017F;chwere durchbru&#x0364;che und<lb/>
wehen im gei&#x017F;t dabey gefu&#x0364;hlet werden. <hi rendition="#aq">Gal. I. &#x2014; 1. The&#x017F;&#x017F;. II.</hi> 7. u. f. 1. <hi rendition="#aq">Cor.<lb/>
II.</hi> 3.</p><lb/>
          <p>13. Hieraus i&#x017F;t im gegentheil offenbar/ wo &#x017F;olches alles oder doch<lb/>
das mei&#x017F;te gegen die/ &#x017F;o wircklich irren oder doch vor irrig gehalten werden/<lb/>
ermangelt/ daß es an der gei&#x017F;tlichen inwendigen <hi rendition="#aq">connexion</hi> <hi rendition="#fr">verwand- und<lb/>
gemein&#x017F;chafft</hi> des gei&#x017F;tes in CHri&#x017F;to fehle. Denn weil einer u&#x0364;ber den<lb/>
andern kein <hi rendition="#fr">mittleidiges gefu&#x0364;hl</hi> und zartes empfinden &#x017F;eines elendes hat:<lb/>
So erwa&#x0364;ch&#x017F;t dahero ein <hi rendition="#fr">&#x017F;trenges her&#x017F;chen</hi> u&#x0364;ber das erbtheil (&#x03BA;&#x03BB;&#x1FC6;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C2;)<lb/>
des HErrn/ <hi rendition="#aq">Ezech. XXXIV. 4. 1. Petr. V.</hi> 3. eine angema&#x017F;te <hi rendition="#aq">authorit</hi> a&#x0364;t/<lb/>
und <hi rendition="#aq">prætendi</hi>rtes recht/ andere zu zu&#x0364;chtigen und zu fu&#x0364;hren/ u. &#x017F;. f. 1.<lb/><hi rendition="#aq">Cor IV.</hi> 15.</p><lb/>
          <p>14. Ge&#x017F;etzt aber/ daß man nicht anders u&#x0364;berzeuget wa&#x0364;re/ als daß<lb/>
man/ vermo&#x0364;ge der <hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eren</hi> <hi rendition="#aq">vocation,</hi> des &#x017F;tandes/ <hi rendition="#aq">character</hi>s u. &#x017F;. f. u&#x0364;ber<lb/>
alle an &#x017F;olchen orth wohnende fromme/ ob&#x017F;chon von einem andern erweck-<lb/>
te &#x017F;eelen/ <hi rendition="#fr">em recht habe/</hi> auch im gewi&#x017F;&#x017F;en aus guter meinung &#x017F;ich vor ver-<lb/>
bunden hielte/ &#x017F;ie alle unter einerley u&#x0364;bungen oder ordnungen zubringen:<lb/>
So i&#x017F;t doch Pauli exempel hiebey &#x017F;ehr untadelich und mercklich: Die&#x017F;er<lb/>
wolte nicht <hi rendition="#fr">auff einen fremden grund bauen/</hi> <hi rendition="#aq">Rom. XV.</hi> 20. <hi rendition="#fr">noch in<lb/>
fremder arbeit oder regul &#x017F;ich ru&#x0364;hmen</hi> 2. <hi rendition="#aq">Cor. X.</hi> 15. 16. Dahero/<lb/>
wenn einige von andern bekehrte CHri&#x017F;ten nun zu CHri&#x017F;to gebracht/ und<lb/>
mit die&#x017F;em bekandt worden waren/ ließ er &#x017F;ie die&#x017F;em ihrem mei&#x017F;ter willig<lb/>
u&#x0364;ber/ und &#x017F;uchte keinen ruhm einiger mu&#x0364;he/ weißheit oder regierung von<lb/>
&#x017F;olchen/ die einen andern zugeba&#x0364;hren &#x017F;o &#x017F;auer worden waren. Hingegen<lb/>
&#x017F;uchte er immer <hi rendition="#fr">neue und mehrere zu gewinnen/</hi> <hi rendition="#aq">Rom. XV.</hi> 20. denen<lb/>
Chri&#x017F;tus noch nicht bekant war; mit jenen aber handelte er in der gleichheit/<lb/>
als ein bruder be&#x017F;cheidentlich/ und wolte ihr <hi rendition="#fr">zucht mei&#x017F;ter</hi> &#x017F;o wenig &#x017F;eyn/<lb/>
als er bey &#x017F;einen eignen kindern &#x017F;olche zucht-mei&#x017F;ter oder herren ihres glau-<lb/>
bens litte 1. <hi rendition="#aq">Cor. IV. 15. 2. Cor. I.</hi> 24. Ja er handelte auch mit den &#x017F;eini-<lb/>
gen nur durch bitte/ flehen und ermahnen/ zwar ern&#x017F;tlich/ gewaltig und<lb/>
Go&#x0364;ttlich/ doch bru&#x0364;n&#x017F;tig/ demu&#x0364;tig und mitleidig. <hi rendition="#aq">Rom. XII. I. XV. 30.<lb/>
1. Cor. IV. 16. 2. Cor. XI.</hi> 1. Apo&#x017F;t. Ge&#x017F;ch. <hi rendition="#aq">XX. 31. 1. The&#x017F;&#x017F;. II. 11. 12. &amp;c.</hi></p><lb/>
          <p>15. Die&#x017F;es und noch vielein mehrers achte ich nach der &#x017F;chrifft dazu<lb/>
no&#x0364;thig/ wenn ein haußhalter eine gemeine GOttes auffrichten oder auch<lb/>
regieren will. Damit er vor allen dingen <hi rendition="#fr">&#x017F;ein eigen</hi> in- und auswendiges<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">hauß</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0088] krancke warten/ und vom ſterben mit abermahliger ſchmertzhafftiger geburt (Gal. VI. 19.) erretten/ das unerfahrne in GOtt bruͤnſtig ermah- nen/ das kleinmuͤthige troͤſten und auffrichten. Alles aber gehet ohne zweiffel dermaſſen empfindlich zu/ daß ſo manche ſchwere durchbruͤche und wehen im geiſt dabey gefuͤhlet werden. Gal. I. — 1. Theſſ. II. 7. u. f. 1. Cor. II. 3. 13. Hieraus iſt im gegentheil offenbar/ wo ſolches alles oder doch das meiſte gegen die/ ſo wircklich irren oder doch vor irrig gehalten werden/ ermangelt/ daß es an der geiſtlichen inwendigen connexion verwand- und gemeinſchafft des geiſtes in CHriſto fehle. Denn weil einer uͤber den andern kein mittleidiges gefuͤhl und zartes empfinden ſeines elendes hat: So erwaͤchſt dahero ein ſtrenges herſchen uͤber das erbtheil (κλῆρος) des HErrn/ Ezech. XXXIV. 4. 1. Petr. V. 3. eine angemaſte authorit aͤt/ und prætendirtes recht/ andere zu zuͤchtigen und zu fuͤhren/ u. ſ. f. 1. Cor IV. 15. 14. Geſetzt aber/ daß man nicht anders uͤberzeuget waͤre/ als daß man/ vermoͤge der aͤuſſeren vocation, des ſtandes/ characters u. ſ. f. uͤber alle an ſolchen orth wohnende fromme/ obſchon von einem andern erweck- te ſeelen/ em recht habe/ auch im gewiſſen aus guter meinung ſich vor ver- bunden hielte/ ſie alle unter einerley uͤbungen oder ordnungen zubringen: So iſt doch Pauli exempel hiebey ſehr untadelich und mercklich: Dieſer wolte nicht auff einen fremden grund bauen/ Rom. XV. 20. noch in fremder arbeit oder regul ſich ruͤhmen 2. Cor. X. 15. 16. Dahero/ wenn einige von andern bekehrte CHriſten nun zu CHriſto gebracht/ und mit dieſem bekandt worden waren/ ließ er ſie dieſem ihrem meiſter willig uͤber/ und ſuchte keinen ruhm einiger muͤhe/ weißheit oder regierung von ſolchen/ die einen andern zugebaͤhren ſo ſauer worden waren. Hingegen ſuchte er immer neue und mehrere zu gewinnen/ Rom. XV. 20. denen Chriſtus noch nicht bekant war; mit jenen aber handelte er in der gleichheit/ als ein bruder beſcheidentlich/ und wolte ihr zucht meiſter ſo wenig ſeyn/ als er bey ſeinen eignen kindern ſolche zucht-meiſter oder herren ihres glau- bens litte 1. Cor. IV. 15. 2. Cor. I. 24. Ja er handelte auch mit den ſeini- gen nur durch bitte/ flehen und ermahnen/ zwar ernſtlich/ gewaltig und Goͤttlich/ doch bruͤnſtig/ demuͤtig und mitleidig. Rom. XII. I. XV. 30. 1. Cor. IV. 16. 2. Cor. XI. 1. Apoſt. Geſch. XX. 31. 1. Theſſ. II. 11. 12. &c. 15. Dieſes und noch vielein mehrers achte ich nach der ſchrifft dazu noͤthig/ wenn ein haußhalter eine gemeine GOttes auffrichten oder auch regieren will. Damit er vor allen dingen ſein eigen in- und auswendiges hauß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/88
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/88>, abgerufen am 21.11.2024.