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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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die glaubigen alle einander in einerley glauben und erkäntnüß gleich/ und ein
hertz und seele würde/ Apost. Gesch. IV. 32. So musten nachmals bey ab-
nahme solcher ersten krafft freilich solche stuffen und sorten oder arten der
glaubigen gemacht werden/ wie anderswo öffentlich dargethan ist.

27. Aus diesen allen ist unläugbahr/ daß man allhier die glieder mit
genauem unterscheid anzusehen habe. (a) Die ungezogenen/ und im
wort und dessen ersten buchstaben unerfahrne seelen/ bedürffen nicht nur ei-
niger äusserlicher übungen/ sondern auch einer stätigen zucht/ anwei-
sung und auffsicht/ (dergleichen Paulus tag und nacht erwieß/ Apost.
Geschicht XX. 31. und keine gute tage dabey genoß) also daß solche schon
einem lehrerso viel zuthun machen könten/ ehe er sie mit schmertzen/ als neue
geschöpffe darstellen würde (wo er anders darzu tüchtig ist) daß er ande-
rer stillen und von CHristo selbst erkandten Christen/ die GOtt im geist
nunmehro dienen/ wol darüber vergessen solte.

28. Auch ist (b) nicht die frage von solchen jungen unmündigen
oder vielmehr embryonibus und in der mutter noch liegenden kindlein/
welche zwar einige würckungen des HErrn JEsu in sich erfahren/ aber
doch als unbefestigts noch manche ausbrüche und schwach heiten der na-
tur an sich sehen lassen. Denn entweder solche sind von einem lehrer selbst/
oder von andern erwecket. Jst jenes/ so wird ihm die vater-treue schon die
gelindesten/ weisesten und kräfftigsten mittel zeigen/ wodurch er sie nach
dem gesetz der freyheit Apostolisch/ und auch wol durch äussere ordnungen
weiter zum wachsthum führe. Jst dieses/ so mögen sie durch einen un-
sträfflichen sinn und wandel in CHristo zuversicht gewinnen/ daß sie sich
mit sanfftmüthigem geist zu allen Apostolischen übungen bewegen lassen.

29. Jn Summa: der vollkommene lautere sinn und weg des
grossen Schaff-Hirten/
ist allein von ihm verordnet und gesegnet/ daß
durch seinen geist die jetzt beschriebene seelen entweder unmittelbar/ oder auch
vermittelst GOttes gelehrter und neugeborner führer in schrancken gehal-
ten und aufferzogen werden können/ so lange sienemlich solcher handleitun-
gen und vormundschafften bedürffen.

30. Nachdem aber solche erben des reichs mit dem Heil. Geist
selbst reichlich gesalbet/ von GOtt weiter gelehret/ und in der wahr-
heit starck und feste worden sind: wird sich freylich niemand unterwin-
den/ ihr pfleger oder vormund/ geschweige zuchtmeister zu seyn. Gal. IV.
1. 2, 1. Thess. IV. 9. 1. Joh. II.
20. 27. Sondern jedermann wird sich
über sie erfreuen/ wenn sie so voller gütigkeit/ oder auch gar gelehrter sind/
als alle ihre lehrer. Ps. CXIX. 99. gestalt es diesen keine schande/ sondern ei-

ne eh-

die glaubigen alle einander in einerley glauben und erkaͤntnuͤß gleich/ und ein
hertz und ſeele wuͤrde/ Apoſt. Geſch. IV. 32. So muſten nachmals bey ab-
nahme ſolcher erſten krafft freilich ſolche ſtuffen und ſorten oder arten der
glaubigen gemacht werden/ wie anderswo oͤffentlich dargethan iſt.

27. Aus dieſen allen iſt unlaͤugbahr/ daß man allhier die glieder mit
genauem unterſcheid anzuſehen habe. (a) Die ungezogenen/ und im
wort und deſſen erſten buchſtaben unerfahrne ſeelen/ beduͤrffen nicht nur ei-
niger aͤuſſerlicher uͤbungen/ ſondern auch einer ſtaͤtigen zucht/ anwei-
ſung und auffſicht/ (dergleichen Paulus tag und nacht erwieß/ Apoſt.
Geſchicht XX. 31. und keine gute tage dabey genoß) alſo daß ſolche ſchon
einem lehrerſo viel zuthun machen koͤnten/ ehe er ſie mit ſchmertzen/ als neue
geſchoͤpffe darſtellen wuͤrde (wo er anders darzu tuͤchtig iſt) daß er ande-
rer ſtillen und von CHriſto ſelbſt erkandten Chriſten/ die GOtt im geiſt
nunmehro dienen/ wol daruͤber vergeſſen ſolte.

28. Auch iſt (b) nicht die frage von ſolchen jungen unmuͤndigen
oder vielmehr embryonibus und in der mutter noch liegenden kindlein/
welche zwar einige wuͤrckungen des HErrn JEſu in ſich erfahren/ aber
doch als unbefeſtigts noch manche ausbruͤche und ſchwach heiten der na-
tur an ſich ſehen laſſen. Denn entweder ſolche ſind von einem lehrer ſelbſt/
oder von andern erwecket. Jſt jenes/ ſo wird ihm die vater-treue ſchon die
gelindeſten/ weiſeſten und kraͤfftigſten mittel zeigen/ wodurch er ſie nach
dem geſetz der freyheit Apoſtoliſch/ und auch wol durch aͤuſſere ordnungen
weiter zum wachsthum fuͤhre. Jſt dieſes/ ſo moͤgen ſie durch einen un-
ſtraͤfflichen ſinn und wandel in CHriſto zuverſicht gewinnen/ daß ſie ſich
mit ſanfftmuͤthigem geiſt zu allen Apoſtoliſchen uͤbungen bewegen laſſen.

29. Jn Summa: der vollkommene lautere ſinn und weg des
groſſen Schaff-Hirten/
iſt allein von ihm verordnet und geſegnet/ daß
durch ſeinen geiſt die jetzt beſchriebene ſeelen entweder unmittelbar/ oder auch
vermittelſt GOttes gelehrter und neugeborner fuͤhrer in ſchrancken gehal-
ten und aufferzogen werden koͤnnen/ ſo lange ſienemlich ſolcher handleitun-
gen und vormundſchafften beduͤrffen.

30. Nachdem aber ſolche erben des reichs mit dem Heil. Geiſt
ſelbſt reichlich geſalbet/ von GOtt weiter gelehret/ und in der wahr-
heit ſtarck und feſte worden ſind: wird ſich freylich niemand unterwin-
den/ ihr pfleger oder vormund/ geſchweige zuchtmeiſter zu ſeyn. Gal. IV.
1. 2, 1. Theſſ. IV. 9. 1. Joh. II.
20. 27. Sondern jedermann wird ſich
uͤber ſie erfreuen/ wenn ſie ſo voller guͤtigkeit/ oder auch gar gelehrter ſind/
als alle ihre lehrer. Pſ. CXIX. 99. geſtalt es dieſen keine ſchande/ ſondern ei-

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[92/0093] die glaubigen alle einander in einerley glauben und erkaͤntnuͤß gleich/ und ein hertz und ſeele wuͤrde/ Apoſt. Geſch. IV. 32. So muſten nachmals bey ab- nahme ſolcher erſten krafft freilich ſolche ſtuffen und ſorten oder arten der glaubigen gemacht werden/ wie anderswo oͤffentlich dargethan iſt. 27. Aus dieſen allen iſt unlaͤugbahr/ daß man allhier die glieder mit genauem unterſcheid anzuſehen habe. (a) Die ungezogenen/ und im wort und deſſen erſten buchſtaben unerfahrne ſeelen/ beduͤrffen nicht nur ei- niger aͤuſſerlicher uͤbungen/ ſondern auch einer ſtaͤtigen zucht/ anwei- ſung und auffſicht/ (dergleichen Paulus tag und nacht erwieß/ Apoſt. Geſchicht XX. 31. und keine gute tage dabey genoß) alſo daß ſolche ſchon einem lehrerſo viel zuthun machen koͤnten/ ehe er ſie mit ſchmertzen/ als neue geſchoͤpffe darſtellen wuͤrde (wo er anders darzu tuͤchtig iſt) daß er ande- rer ſtillen und von CHriſto ſelbſt erkandten Chriſten/ die GOtt im geiſt nunmehro dienen/ wol daruͤber vergeſſen ſolte. 28. Auch iſt (b) nicht die frage von ſolchen jungen unmuͤndigen oder vielmehr embryonibus und in der mutter noch liegenden kindlein/ welche zwar einige wuͤrckungen des HErrn JEſu in ſich erfahren/ aber doch als unbefeſtigts noch manche ausbruͤche und ſchwach heiten der na- tur an ſich ſehen laſſen. Denn entweder ſolche ſind von einem lehrer ſelbſt/ oder von andern erwecket. Jſt jenes/ ſo wird ihm die vater-treue ſchon die gelindeſten/ weiſeſten und kraͤfftigſten mittel zeigen/ wodurch er ſie nach dem geſetz der freyheit Apoſtoliſch/ und auch wol durch aͤuſſere ordnungen weiter zum wachsthum fuͤhre. Jſt dieſes/ ſo moͤgen ſie durch einen un- ſtraͤfflichen ſinn und wandel in CHriſto zuverſicht gewinnen/ daß ſie ſich mit ſanfftmuͤthigem geiſt zu allen Apoſtoliſchen uͤbungen bewegen laſſen. 29. Jn Summa: der vollkommene lautere ſinn und weg des groſſen Schaff-Hirten/ iſt allein von ihm verordnet und geſegnet/ daß durch ſeinen geiſt die jetzt beſchriebene ſeelen entweder unmittelbar/ oder auch vermittelſt GOttes gelehrter und neugeborner fuͤhrer in ſchrancken gehal- ten und aufferzogen werden koͤnnen/ ſo lange ſienemlich ſolcher handleitun- gen und vormundſchafften beduͤrffen. 30. Nachdem aber ſolche erben des reichs mit dem Heil. Geiſt ſelbſt reichlich geſalbet/ von GOtt weiter gelehret/ und in der wahr- heit ſtarck und feſte worden ſind: wird ſich freylich niemand unterwin- den/ ihr pfleger oder vormund/ geſchweige zuchtmeiſter zu ſeyn. Gal. IV. 1. 2, 1. Theſſ. IV. 9. 1. Joh. II. 20. 27. Sondern jedermann wird ſich uͤber ſie erfreuen/ wenn ſie ſo voller guͤtigkeit/ oder auch gar gelehrter ſind/ als alle ihre lehrer. Pſ. CXIX. 99. geſtalt es dieſen keine ſchande/ ſondern ei- ne eh-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/93>, abgerufen am 21.11.2024.