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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Kozak, Regero und andern Adeptis.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Moritzens
leben.
seiner profession nach erstlich ein gemeiner saltz-
würcker/ mochte aber nach und nach über sol-
ehe bücher kommen/ daraus er einige erkäntniß
vom thätige Christenthum/ und von den pflich-
ten der Lehrer und zuhörer erlangte. Jn seinem
kurtzen bericht gedencket er p. 3. daß der Pastor
in der Moritz-kirche M. Andreas Christoph
Anfang
des streits.
Schubart von ihm gesaget/ er wäre von Jo-
hann Arndten verführet und unglaubig
worden.
Dieser Prediger hat ihm auch nach-
mals vor dem Rath vorgehalten/ daß er Para-
celsi
jünger wäre/ und zugleich gefraget: ob
er auch daraus ein Narr werden wolte?

p. 55. Bey diesen umständen geschahe es nun/
daß sich dieser Peter Moritz eine zeitlang der
kirche und des Abendmahls enthielte/ auch son-
sten vermuthlich gegen andere leute seine mei-
nung entdeckte: Worauff denn folgender streit
wider ihn nach einander erfolgte. Jch will aber
denselben so/ wie ich ihn in dieses mannes her-
aus gegebenen schrifften finde/ kürtzlich hieher
setzen/ weil auff seiten des Ministerii kein nähe-
rer oder gegen-bericht von dieser sa cheher aus
gekommen/ daraus die historie deutlicher und
gründlicher könte untersucht werden.

Ausge-
gangene
schrifft
hievon.

2. Die publicirte schrifft aber hiervon nennet
Peter Moritz einen kurtzen bericht von dem
was in einer verantwortung zwischen
dem
Ministerio zu Halle und Petro Mauri-
tio Medico
vorgefallen/ allen liebhabern
der wahrheit zu fernerm nach dencken
ans licht gegeben von obgemeltem
Au-
ctore,
im jahr 1676. in 12mo. Hierinne be-
Und be-
richt von
dem an-
fang.
richtet er anfänglich/ wie gedachter Pastor,
unter dessen Pfarr er gehöret/ auff der cantzel
im jahr 1669. nebst seinen Collegen ihn/ wie
ers nennet/ verlästert/ und seinen ehrlichen na-
men verkleinert hätte/ darauf vor sich und seine
Collegen citiren lassen/ und zwar nach der pre-
digt/ da das volck häuffig stehen blieben/ und
den handel mit ansehen wollen. Weil aber
Peter Moritz dieses gemercket/ hätte er sich diß-
malentschuldigt/ und einige unangenehme erin-
M. Schu-
darts for-
derung.
nerungen hinzu gethan. Nach etlichen tagen
entbietet ihm M. Schubart den 10. Junii durch
den küster: Weil er fast in 3. viertheil
jahren nicht zur beicht und Abendmahl
gekommen/ so wäre schon auff dem
Rathhause beschlossen/ was sie mit ihm
thun wolten/ wo er nicht den
11. (als
gleich den andern tag) zur beicht/ und den
12. zum Sacrament des Altars sich ein-
finden würde.
Auff welche Citation Mo-
ritz folgendes geantwortet/ wie er p. 3. und 4. se-
Moritzens
Antwort.
tzet: Da sagte ich und fragte: Ob man
denn die unglaubigen
(wie man die hält/
die sich nicht zu der Lutherischen secte bekennen/
noch bekennen wollen) mit kopff-arm- und
bein-abhauen vermeinte gläubig und se-
lig zu machen? oder wolte sie damit auff
den rechten weg weisen und bekehren?
Ja nimmermehr/ sage ich zu dem küster;
Es muß und müste auff eine andere art
oder weise gethan werden/ sonst zeuge-
ten sie/ daß sie wölffe und satans-
Apostel wären. Dieweil GOtt nicht
ein gezwungenes/ sondern ein freywil-
liges opffer gefiele. Und ich sagte fer-
ner zu ihm/ ich wäre nicht der/ dafür sie
mich ansähen/
(verstehe ein solcher/ der sich
[Spaltenumbruch] von GOtt zum teuffel begeben hätte/ oder aberJahr
MDC.
biß
MDCC.

von Johann Arndten verführet und unglau-
big worden/ etc.) und so ich ja unbekehret
wäre/ und sie wolten und würden es
nicht besser machen/ als so/ so würden
sie auff diese weise mich noch einen an-
dern nimmermehr glaubig |und bekehret/
sondern vielmehr verkehrter machen/
gleichwie sie selbsten wären etc. Und so sie
denn so gern mit mir wolten zu schaffen
haben/ so wolte ich ihnen erscheinen auff
dem Rathhause/ oder wo sie selber wol-
ten/ etc. Es würde ihnen aber nicht wol
bekommen/ dieweil sie unrecht ankämen
und ankommen würden bey dem/ wel-
chem geoffenbaret/ was GOtt und na-
tur/ der würde auch worte finden sich zu
verantworten nach GOttes willen/ sie
solten nur ankommen/ wenn sie wolten/
ich wäre schon bereit/ und solte offenbar
werden/ was gut oder böse wär bey uns/
ohne menschen-ruhm;
item, was wahr-
heit oder lügen etc. Und solte geschehen
durch die gnade GOttes in mir/ daß sie
wol solten wünschen/ daß sie mit mir
nichts hätten zu thun gehabt.

3. Auff diese Resolution wurde Moritz denCitation
vor das
Ministeri-
um.

13. Junii vor das gantze Ministerium auff die
Superintentur citiret/ allwo er denn auch erschei-
net/ und bey dem eintrit sie nach einem gruß al-
so anredet p. 6. Da stehet das vermeinte
teuffelskind und gottloser mensch/ den
ihr also nennet/ welcher nun nach eurem
begehren erschienen ist/ und vernehmen
will/ was euer begehren ist/ und stehet
hier ohne furcht und schrecken oder za-
gen.
Die Prediger fragen ihn darauff/ war-
um er so lange nicht zur beicht und Abendmahl
gekommen/ wie es Christen zustünde? Und MFrage we-
gen des
beicht- und
Abend-
mahl ge-
hens.

Schubart lieset aus der vorrede Lutheri über den
kleinen Catechisinum die wrote: Wer das jahr
nicht viermal zum wenigsten zur beicht
und Sacrament des Altars käme/ der
wäre ein teuffels-kind.
Moritz antwor-
tet hierauff: Lutherus noch sie thäten damitMoritzens
Verant-
wortung/

nicht evangelisch/ sondern weltlich/
fleischlich und teuffelisch/ und könten ei-
ne solche lehre nicht aus der lehre Christi
und seiner Apostel erweisen/ und also
wäre sie verflucht/ dieweil sie nicht von
GOte wäre/ und ein ander Evangelium
lehrete/ welches wider das wahre Evan-
gelium:
M. Schubart antwortet hier auff/ ob
er sie auch zu überwinden gedächte/ wie die Me-
dicos?

4. Da denn bey erfolgter fernerer unterredung
die fragen vorgekommen von GOttes wort/
vom predig-amt und dergleichen/ und Moritz
seinem bericht nach p. 8. u. f. so geantwortet/ daß
es ihnen allerdings nicht schmecken wollen/
weil er ihnen vorgehalten/ was der wahre dienst
GOttes/ was seine diener/ das predig-amt und
dergleichen sey. Absonderlich/ wie es nichtund be-
käntniß
von den
gemeinen
lehrern.

gnug/ sich einen Christen oder diener
GOttes nennen/ und das jahr vier mal
aufs wenigste zur menschlichen beichte/

Absolution, Sacrament und in die stei-
nerne kirchen alle acht tage einmal ge-
hen/ etc. sondern man müste zusehen/ daß

man
A. K. H. Dritter Theil. O 2

Kozak, Regero und andern Adeptis.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Moritzens
leben.
ſeiner profeſſion nach erſtlich ein gemeiner ſaltz-
wuͤrcker/ mochte aber nach und nach uͤber ſol-
ehe buͤcher kommen/ daraus er einige erkaͤntniß
vom thaͤtigē Chriſtenthum/ und von den pflich-
ten der Lehrer und zuhoͤrer erlangte. Jn ſeinem
kurtzen bericht gedencket er p. 3. daß der Paſtor
in der Moritz-kirche M. Andreas Chriſtoph
Anfang
des ſtreits.
Schubart von ihm geſaget/ er waͤre von Jo-
hann Arndten verfuͤhret und unglaubig
worden.
Dieſer Prediger hat ihm auch nach-
mals vor dem Rath vorgehalten/ daß er Para-
celſi
juͤnger waͤre/ und zugleich gefraget: ob
er auch daraus ein Narr werden wolte?

p. 55. Bey dieſen umſtaͤnden geſchahe es nun/
daß ſich dieſer Peter Moritz eine zeitlang der
kirche und des Abendmahls enthielte/ auch ſon-
ſten vermuthlich gegen andere leute ſeine mei-
nung entdeckte: Worauff denn folgender ſtreit
wider ihn nach einander erfolgte. Jch will aber
denſelben ſo/ wie ich ihn in dieſes mannes her-
aus gegebenen ſchrifften finde/ kuͤrtzlich hieher
ſetzen/ weil auff ſeiten des Miniſterii kein naͤhe-
rer oder gegen-bericht von dieſer ſa cheher aus
gekommen/ daraus die hiſtorie deutlicher und
gruͤndlicher koͤnte unterſucht werden.

Ausge-
gangene
ſchrifft
hievon.

2. Die publicirte ſchrifft aber hiervon nennet
Peter Moritz einen kurtzen bericht von dem
was in einer verantwortung zwiſchen
dem
Miniſterio zu Halle und Petro Mauri-
tio Medico
vorgefallen/ allen liebhabern
der wahrheit zu fernerm nach dencken
ans licht gegeben von obgemeltem
Au-
ctore,
im jahr 1676. in 12mo. Hierinne be-
Und be-
richt von
dem an-
fang.
richtet er anfaͤnglich/ wie gedachter Paſtor,
unter deſſen Pfarr er gehoͤret/ auff der cantzel
im jahr 1669. nebſt ſeinen Collegen ihn/ wie
ers nennet/ verlaͤſtert/ und ſeinen ehrlichen na-
men verkleinert haͤtte/ darauf vor ſich und ſeine
Collegen citiren laſſen/ und zwar nach der pre-
digt/ da das volck haͤuffig ſtehen blieben/ und
den handel mit anſehen wollen. Weil aber
Peter Moritz dieſes gemercket/ haͤtte er ſich diß-
malentſchuldigt/ und einige unangenehme eꝛin-
M. Schu-
darts for-
derung.
nerungen hinzu gethan. Nach etlichen tagen
entbietet ihm M. Schubart den 10. Junii durch
den kuͤſter: Weil er faſt in 3. viertheil
jahren nicht zur beicht und Abendmahl
gekommen/ ſo waͤre ſchon auff dem
Rathhauſe beſchloſſen/ was ſie mit ihm
thun wolten/ wo er nicht den
11. (als
gleich den andern tag) zur beicht/ und den
12. zum Sacrament des Altars ſich ein-
finden wuͤrde.
Auff welche Citation Mo-
ritz folgendes geantwortet/ wie er p. 3. und 4. ſe-
Moritzens
Antwort.
tzet: Da ſagte ich und fragte: Ob man
denn die unglaubigen
(wie man die haͤlt/
die ſich nicht zu der Lutheriſchen ſecte bekennen/
noch bekennen wollen) mit kopff-arm- und
bein-abhauen vermeinte glaͤubig und ſe-
lig zu machen? oder wolte ſie damit auff
den rechten weg weiſen und bekehren?
Ja nimmermehr/ ſage ich zu dem kuͤſter;
Es muß und muͤſte auff eine andere art
oder weiſe gethan werden/ ſonſt zeuge-
ten ſie/ daß ſie woͤlffe und ſatans-
Apoſtel waͤren. Dieweil GOtt nicht
ein gezwungenes/ ſondern ein freywil-
liges opffer gefiele. Und ich ſagte fer-
ner zu ihm/ ich waͤre nicht der/ dafuͤr ſie
mich anſaͤhen/
(verſtehe ein ſolcher/ der ſich
[Spaltenumbruch] von GOtt zum teuffel begeben haͤtte/ oder aberJahr
MDC.
biß
MDCC.

von Johann Arndten verfuͤhret und unglau-
big worden/ ꝛc.) und ſo ich ja unbekehret
waͤre/ und ſie wolten und wuͤrden es
nicht beſſer machen/ als ſo/ ſo wuͤrden
ſie auff dieſe weiſe mich noch einen an-
dern nim̃ermehr glaubig |und bekehret/
ſondern vielmehr verkehrter machen/
gleichwie ſie ſelbſten waͤren ꝛc. Und ſo ſie
denn ſo gern mit mir wolten zu ſchaffen
haben/ ſo wolte ich ihnen erſcheinen auff
dem Rathhauſe/ oder wo ſie ſelber wol-
ten/ ꝛc. Es wuͤrde ihnen aber nicht wol
bekommen/ dieweil ſie unrecht ankaͤmen
und ankommen wuͤrden bey dem/ wel-
chem geoffenbaret/ was GOtt und na-
tur/ der wuͤrde auch worte finden ſich zu
verantworten nach GOttes willen/ ſie
ſolten nur ankommen/ wenn ſie wolten/
ich waͤre ſchon bereit/ und ſolte offenbar
werden/ was gut oder boͤſe waͤr bey uns/
ohne menſchen-ruhm;
item, was wahr-
heit oder luͤgen ꝛc. Und ſolte geſchehen
durch die gnade GOttes in mir/ daß ſie
wol ſolten wuͤnſchen/ daß ſie mit mir
nichts haͤtten zu thun gehabt.

3. Auff dieſe Reſolution wurde Moritz denCitation
vor das
Miniſteri-
um.

13. Junii vor das gantze Miniſterium auff die
Superintentur citiret/ allwo er deñ auch erſchei-
net/ und bey dem eintrit ſie nach einem gruß al-
ſo anredet p. 6. Da ſtehet das vermeinte
teuffelskind und gottloſer menſch/ den
ihr alſo nennet/ welcher nun nach eurem
begehren erſchienen iſt/ und vernehmen
will/ was euer begehren iſt/ und ſtehet
hier ohne furcht und ſchrecken oder za-
gen.
Die Prediger fragen ihn darauff/ war-
um er ſo lange nicht zur beicht und Abendmahl
gekommen/ wie es Chriſten zuſtuͤnde? Und MFrage we-
gen des
beicht- und
Abend-
mahl ge-
hens.

Schubart lieſet aus der vorrede Lutheri uͤber den
kleinen Catechiſinum die wꝛote: Wer das jahr
nicht viermal zum wenigſten zur beicht
und Sacrament des Altars kaͤme/ der
waͤre ein teuffels-kind.
Moritz antwor-
tet hierauff: Lutherus noch ſie thaͤten damitMoritzens
Verant-
wortung/

nicht evangeliſch/ ſondern weltlich/
fleiſchlich und teuffeliſch/ und koͤnten ei-
ne ſolche lehre nicht aus der lehre Chriſti
und ſeiner Apoſtel erweiſen/ und alſo
waͤre ſie verflucht/ dieweil ſie nicht von
GOte waͤre/ und ein ander Evangelium
lehrete/ welches wider das wahre Evan-
gelium:
M. Schubart antwortet hier auff/ ob
er ſie auch zu uͤberwinden gedaͤchte/ wie die Me-
dicos?

4. Da deñ bey erfolgter fernerer unterredung
die fragen vorgekommen von GOttes wort/
vom predig-amt und dergleichen/ und Moritz
ſeinem bericht nach p. 8. u. f. ſo geantwortet/ daß
es ihnen allerdings nicht ſchmecken wollen/
weil er ihnen vorgehalten/ was der wahre dienſt
GOttes/ was ſeine diener/ das predig-amt und
dergleichen ſey. Abſonderlich/ wie es nichtund be-
kaͤntniß
von den
gemeinen
lehrern.

gnug/ ſich einen Chriſten oder diener
GOttes nennen/ und das jahr vier mal
aufs wenigſte zur menſchlichen beichte/

Abſolution, Sacrament und in die ſtei-
nerne kirchen alle acht tage einmal ge-
hen/ ꝛc. ſondern man muͤſte zuſehen/ daß

man
A. K. H. Dritter Theil. O 2
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[107/0119] Kozak, Regero und andern Adeptis. ſeiner profeſſion nach erſtlich ein gemeiner ſaltz- wuͤrcker/ mochte aber nach und nach uͤber ſol- ehe buͤcher kommen/ daraus er einige erkaͤntniß vom thaͤtigē Chriſtenthum/ und von den pflich- ten der Lehrer und zuhoͤrer erlangte. Jn ſeinem kurtzen bericht gedencket er p. 3. daß der Paſtor in der Moritz-kirche M. Andreas Chriſtoph Schubart von ihm geſaget/ er waͤre von Jo- hann Arndten verfuͤhret und unglaubig worden. Dieſer Prediger hat ihm auch nach- mals vor dem Rath vorgehalten/ daß er Para- celſi juͤnger waͤre/ und zugleich gefraget: ob er auch daraus ein Narr werden wolte? p. 55. Bey dieſen umſtaͤnden geſchahe es nun/ daß ſich dieſer Peter Moritz eine zeitlang der kirche und des Abendmahls enthielte/ auch ſon- ſten vermuthlich gegen andere leute ſeine mei- nung entdeckte: Worauff denn folgender ſtreit wider ihn nach einander erfolgte. Jch will aber denſelben ſo/ wie ich ihn in dieſes mannes her- aus gegebenen ſchrifften finde/ kuͤrtzlich hieher ſetzen/ weil auff ſeiten des Miniſterii kein naͤhe- rer oder gegen-bericht von dieſer ſa cheher aus gekommen/ daraus die hiſtorie deutlicher und gruͤndlicher koͤnte unterſucht werden. Jahr MDC. biß MDCC. Moritzens leben. Anfang des ſtreits. 2. Die publicirte ſchrifft aber hiervon nennet Peter Moritz einen kurtzen bericht von dem was in einer verantwortung zwiſchen dem Miniſterio zu Halle und Petro Mauri- tio Medico vorgefallen/ allen liebhabern der wahrheit zu fernerm nach dencken ans licht gegeben von obgemeltem Au- ctore, im jahr 1676. in 12mo. Hierinne be- richtet er anfaͤnglich/ wie gedachter Paſtor, unter deſſen Pfarr er gehoͤret/ auff der cantzel im jahr 1669. nebſt ſeinen Collegen ihn/ wie ers nennet/ verlaͤſtert/ und ſeinen ehrlichen na- men verkleinert haͤtte/ darauf vor ſich und ſeine Collegen citiren laſſen/ und zwar nach der pre- digt/ da das volck haͤuffig ſtehen blieben/ und den handel mit anſehen wollen. Weil aber Peter Moritz dieſes gemercket/ haͤtte er ſich diß- malentſchuldigt/ und einige unangenehme eꝛin- nerungen hinzu gethan. Nach etlichen tagen entbietet ihm M. Schubart den 10. Junii durch den kuͤſter: Weil er faſt in 3. viertheil jahren nicht zur beicht und Abendmahl gekommen/ ſo waͤre ſchon auff dem Rathhauſe beſchloſſen/ was ſie mit ihm thun wolten/ wo er nicht den 11. (als gleich den andern tag) zur beicht/ und den 12. zum Sacrament des Altars ſich ein- finden wuͤrde. Auff welche Citation Mo- ritz folgendes geantwortet/ wie er p. 3. und 4. ſe- tzet: Da ſagte ich und fragte: Ob man denn die unglaubigen (wie man die haͤlt/ die ſich nicht zu der Lutheriſchen ſecte bekennen/ noch bekennen wollen) mit kopff-arm- und bein-abhauen vermeinte glaͤubig und ſe- lig zu machen? oder wolte ſie damit auff den rechten weg weiſen und bekehren? Ja nimmermehr/ ſage ich zu dem kuͤſter; Es muß und muͤſte auff eine andere art oder weiſe gethan werden/ ſonſt zeuge- ten ſie/ daß ſie woͤlffe und ſatans- Apoſtel waͤren. Dieweil GOtt nicht ein gezwungenes/ ſondern ein freywil- liges opffer gefiele. Und ich ſagte fer- ner zu ihm/ ich waͤre nicht der/ dafuͤr ſie mich anſaͤhen/ (verſtehe ein ſolcher/ der ſich von GOtt zum teuffel begeben haͤtte/ oder aber von Johann Arndten verfuͤhret und unglau- big worden/ ꝛc.) und ſo ich ja unbekehret waͤre/ und ſie wolten und wuͤrden es nicht beſſer machen/ als ſo/ ſo wuͤrden ſie auff dieſe weiſe mich noch einen an- dern nim̃ermehr glaubig |und bekehret/ ſondern vielmehr verkehrter machen/ gleichwie ſie ſelbſten waͤren ꝛc. Und ſo ſie denn ſo gern mit mir wolten zu ſchaffen haben/ ſo wolte ich ihnen erſcheinen auff dem Rathhauſe/ oder wo ſie ſelber wol- ten/ ꝛc. Es wuͤrde ihnen aber nicht wol bekommen/ dieweil ſie unrecht ankaͤmen und ankommen wuͤrden bey dem/ wel- chem geoffenbaret/ was GOtt und na- tur/ der wuͤrde auch worte finden ſich zu verantworten nach GOttes willen/ ſie ſolten nur ankommen/ wenn ſie wolten/ ich waͤre ſchon bereit/ und ſolte offenbar werden/ was gut oder boͤſe waͤr bey uns/ ohne menſchen-ruhm; item, was wahr- heit oder luͤgen ꝛc. Und ſolte geſchehen durch die gnade GOttes in mir/ daß ſie wol ſolten wuͤnſchen/ daß ſie mit mir nichts haͤtten zu thun gehabt. Und be- richt von dem an- fang. M. Schu- darts for- derung. Moritzens Antwort. Jahr MDC. biß MDCC. 3. Auff dieſe Reſolution wurde Moritz den 13. Junii vor das gantze Miniſterium auff die Superintentur citiret/ allwo er deñ auch erſchei- net/ und bey dem eintrit ſie nach einem gruß al- ſo anredet p. 6. Da ſtehet das vermeinte teuffelskind und gottloſer menſch/ den ihr alſo nennet/ welcher nun nach eurem begehren erſchienen iſt/ und vernehmen will/ was euer begehren iſt/ und ſtehet hier ohne furcht und ſchrecken oder za- gen. Die Prediger fragen ihn darauff/ war- um er ſo lange nicht zur beicht und Abendmahl gekommen/ wie es Chriſten zuſtuͤnde? Und M Schubart lieſet aus der vorrede Lutheri uͤber den kleinen Catechiſinum die wꝛote: Wer das jahr nicht viermal zum wenigſten zur beicht und Sacrament des Altars kaͤme/ der waͤre ein teuffels-kind. Moritz antwor- tet hierauff: Lutherus noch ſie thaͤten damit nicht evangeliſch/ ſondern weltlich/ fleiſchlich und teuffeliſch/ und koͤnten ei- ne ſolche lehre nicht aus der lehre Chriſti und ſeiner Apoſtel erweiſen/ und alſo waͤre ſie verflucht/ dieweil ſie nicht von GOte waͤre/ und ein ander Evangelium lehrete/ welches wider das wahre Evan- gelium: M. Schubart antwortet hier auff/ ob er ſie auch zu uͤberwinden gedaͤchte/ wie die Me- dicos? Citation vor das Miniſteri- um. Frage we- gen des beicht- und Abend- mahl ge- hens. Moritzens Verant- wortung/ 4. Da deñ bey erfolgter fernerer unterredung die fragen vorgekommen von GOttes wort/ vom predig-amt und dergleichen/ und Moritz ſeinem bericht nach p. 8. u. f. ſo geantwortet/ daß es ihnen allerdings nicht ſchmecken wollen/ weil er ihnen vorgehalten/ was der wahre dienſt GOttes/ was ſeine diener/ das predig-amt und dergleichen ſey. Abſonderlich/ wie es nicht gnug/ ſich einen Chriſten oder diener GOttes nennen/ und das jahr vier mal aufs wenigſte zur menſchlichen beichte/ Abſolution, Sacrament und in die ſtei- nerne kirchen alle acht tage einmal ge- hen/ ꝛc. ſondern man muͤſte zuſehen/ daß man und be- kaͤntniß von den gemeinen lehrern. A. K. H. Dritter Theil. O 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/119>, abgerufen am 22.12.2024.