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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von anno 1625. biß auff das jahr 1630.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
weißheit kommen/ durch welche ich
nun prüfenkan/ ob CHristus in mir ist/ ob
ich auch den sinn CHristi habe/ ob ich im
glauben stehe und lebe! der durch die lie-
bethätig ist/ der voller liebe/ sanfftmuth
und demuth ist/ und kan nun auch durch
deine Göttliche weißheit in meinem her-
tzen prüfen die geister/ so mir erscheinen
und mit mir reden/ ob sie gut oder böse
sind. Also bitte ich dich nun/ daß du
mich immer mehr und mehr erleuchten
wollest/ damit ich mich fortan immer
mehr prüfen könne. Ob CHristus in mir
sey/ ob er in mir und ich in ihm lebe/ ob
ich Christi sinn allezeit habe und behalte/
und ihmimmer dar in seiner heiligen leh-
re/ leben und liebe nachfolge/ auff daß
ich von den geistern nicht betrogen wer-
de/ welche mir erscheinen/ und wenn sich
derteuffel auch gegen mich in einen en-
gel des licht verstellen wolte/ und mich
von CHristo/ seiner lehre/ leben und liebe
abführen/ daß ich dasselbe alsobald möge
mercken und erkennen/ und dem bösen
geist nicht folgen/ sondern ihm wider-
stand thun durch die Göttliche krafft.

Sein sinn
und abse-
hen.
Aus welchem seinem verlangen und bitten seine
einfältige und auffrichtige intention offenbar
ist/ wie denn auch ein gar sanffter und demüti-
ger sinn aus seinen schreiben hervorleuchtet/ dar-
innen er sich auch etlichmal unterschrieben hat:
einen knecht und kind GOttes des aller-
höchsten/ der gern von hertzen in der lie-
be JESU CHristi allen menschen in
der welt dienen will/ und auch von her-
tzen in der liebe CHristidienet/ so viel er
kan/ durch die krafft des H. Geist nach
seinen gaben/ die ihm der allmächtige
grosse GOtt und Vater im himmel aus
gnaden gegeben hat.

11. Jn dem folgenden jahre 1627. ist sonder-
Kotteri
htstorie.
lich ein anderer gemeiner handwercksmann am
meisten bekant worden/ namens Christoph
Kotter/ ein bürger und gerber zu Sprottau in
der Schlesien/ der dem bericht nach bereits anno
1616. zu solchem wercke beruffen gewesen/ wie
Joh. Amos Comenius in der Lateinischen histo-
ria
von dessen offenbarungen pag. 14. mit folgen-
den umständen berichtet. Nachdem die Pro-
testanti
schen Prediger anno 1620. alle aus
Böhmen weichen müssen haben etliche aus ih-
nen in ihrem exilio in der Lausnitz von diesem
Kotter gehöret/ der zu Görlitz schon vielen bekant
gewesen. Er sey aber damals vom Churfürsten
zu Brandenburg nach Berlin beruffen gewest/
und von dem Franckfurtischen General-Super.
D. Pelargo
auff dessen befehl scharff examinirt
worden: da unterdessen Comenius nebenst etli-
chen andern dessen offenbarunge abschreiben und
in die Böhmische sprache übersetzen lassen: der
gedachte D. Pelargus habe gegen Comenium,
als er ihn zu Franckfurt an der Oderbesuchet/
folgendes bekant: Die materie ist zwar so be-
Pelargi
bekäntniß
von ihm.
schaffen/ daß es nicht wol sicher ist davon
zu reden. Jch hab in meiner grossen
Bibli-
othec
alle Auctores alte und neue nach ge-
schlagen/ was doch von der frage wegen
der neuen offenbarungen zu halten sey:
Aber niemand hat mir meine
scrupel be-
nehmen können. Endlich habe ich
[Spaltenumbruch] GOtt ernstlich angeruffen/ daß er seine
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

kirche nicht wolle betrügen lassen.
Nach langer erwegung/ da mir GOtt
zugesprochen/ weiß ich nichts anders
zu sagen/ als daß GOtt seinen Engel
gesandt habe/ uns zu verkündigen/ was
in der kürtzegeschehen soll.
Dieses setzet
Comenius pag. 18. und berichtet weiter p. 20.
u. f. daß unter denen Predigern allerhand wider-
spruch hievon entstanden/ unterdessen aber die-
se offenbarungen König Friderico übergeben
worden.

12. Kotter selber aber wäre anno 1626. inKotters
gefäng-
niß/

Böhmen gekommen/ und von unterschiedli-
chen Vornehmen/ wie auch Predigern gespro-
chen worden. Nach seiner rückkunfft hätte ihn
anno 27. der Käyserliche Fiscal zu Glogau ge-
fangen genommen/ seine sachen zu Sprottau
visitiren lassen/ und ihn eines Criminis laesae
Majestatis
wider den Keyser angeklagt. Es
wäre auch der Pfarrer daselbst M. Mencelius
eben deßwegen auff leib und leben angeklagt
worden/ weil er Kotters offenbarungen auff-
geschrieben: doch hätte man ihn auff anhalten
seiner zuhörer in und auff caution wieder loßge-
lassen. Kotter wäre unterdessen in ein tieffes
und schlimmes gefängniß geworffen/ alda er
über 3. Monath elendiglich sitzen müssen/ biß
sein ankläger unversehens dahin gestorben/ und
zwar eben an dem ort/ da er sich verlauten lassen/
daß er Kottern und die andern wollte hencken se-
hen. Hierauf hat man diesen öffentlich an pran-und
lands-
verwei-
sung.

ger gestellet und diese worte auff einen zedul dazu
gestecket. Dieses ist der falsche Prophet/ der
geweissaget hat/ das doch nicht gesche-
hen ist.
Dergestalt ist er aus den Käyserli-
chen landen verwiesen worden/ und hat sich in
die Lausnitz unter Chursächsische Herrschafft be-
geben/ allwo er von verschiedenen Edelleuten/
die ihn geliebet/ unterhalten worden/ biß er
anno 1647. verstorben.

13. Betreffend die nähern umstände dessen/Aufang
seiner of-
fenbarun-
gen.

was mit ihm vorgegangen/ hat er selbige vor
dem Sprottauischen Rath also referiret bey
Comenio l. c. cap. I. p. 27. u. f. Anno 1616. ha-
be ihm auff einer reise den 11. Junii ein mann im
felde begegnet von sonderbarer gestalt/ in einem
langen/ schwartzen kleid/ der mit ihm zu reden
angefangen/ und nach andern familiaren ge-
sprächen unversehens und ungewöhnlich ihn an-
geredet: Höre du/ ich muß dir etwas sa-Erschei-
nung ei-
nes gei-
stes/

gen/ dassolst du der geistlichen und welt-
lichen Obrigkeit wiederum hinterbrin-
gen: Der zorn GOTT es ist über das
menschliche geschlecht entbrannt/ und
eilet sie in seinem grimm zu straffen/ wo sie
nicht umkehren: Vornemlich aber ih-
renstoltz/ unreinigkeit und verachtung
GOttes und seines worts.
Hierauff wä-
re der mann verschwunden/ und ihm bald bey
Görlitz wiederum erschienen/ auch hernach zu
Sagan/ da er ein kleid als Purpurfarb ange-
habt. Er wäre darauff zu dem Prediger da-
selbst M. Meisnero gegangen/ und hätte ihm
die sache erzehlt/ der ihm denn gerathen/ er solte
beten/ von den sachen stille schweigen/ und sie
aus dem sinne schlagen/ denn man hätte Mosen
und die Propheten. Diesem hätte Kotter auchund ferne-
reumstän-
de.

gefolget/ wiewol bey stäter unruhe seines gewis-
sens: biß anno 1619. den 14. April dieser

mann

von anno 1625. biß auff das jahr 1630.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
weißheit kommen/ durch welche ich
nun pruͤfenkan/ ob CHriſtus in mir iſt/ ob
ich auch den ſinn CHriſti habe/ ob ich im
glauben ſtehe und lebe! der durch die lie-
bethaͤtig iſt/ der voller liebe/ ſanfftmuth
und demuth iſt/ und kan nun auch durch
deine Goͤttliche weißheit in meinem her-
tzen pruͤfen die geiſter/ ſo mir erſcheinen
und mit mir reden/ ob ſie gut oder boͤſe
ſind. Alſo bitte ich dich nun/ daß du
mich immer mehr und mehr erleuchten
wolleſt/ damit ich mich fortan immer
mehr pruͤfen koͤnne. Ob CHriſtus in mir
ſey/ ob er in mir und ich in ihm lebe/ ob
ich Chriſti ſiñ allezeit habe und behalte/
und ihmimmer dar in ſeiner heiligen leh-
re/ leben und liebe nachfolge/ auff daß
ich von den geiſtern nicht betrogen wer-
de/ welche mir erſcheinen/ und wenn ſich
derteuffel auch gegen mich in einen en-
gel des licht verſtellen wolte/ und mich
von CHriſto/ ſeiner lehre/ leben und liebe
abfuͤhren/ daß ich daſſelbe alſobald moͤge
mercken und erkennen/ und dem boͤſen
geiſt nicht folgen/ ſondern ihm wider-
ſtand thun durch die Goͤttliche krafft.

Sein ſinn
und abſe-
hen.
Aus welchem ſeinem verlangen und bitten ſeine
einfaͤltige und auffrichtige intention offenbar
iſt/ wie denn auch ein gar ſanffter und demuͤti-
ger ſinn aus ſeinen ſchreiben hervorleuchtet/ dar-
innen er ſich auch etlichmal unterſchrieben hat:
einen knecht und kind GOttes des aller-
hoͤchſten/ der gern von hertzen in der lie-
be JESU CHriſti allen menſchen in
der welt dienen will/ und auch von her-
tzen in der liebe CHriſtidienet/ ſo viel er
kan/ durch die krafft des H. Geiſt nach
ſeinen gaben/ die ihm der allmaͤchtige
groſſe GOtt und Vater im himmel aus
gnaden gegeben hat.

11. Jn dem folgenden jahre 1627. iſt ſonder-
Kotteri
htſtorie.
lich ein anderer gemeiner handwercksmann am
meiſten bekant worden/ namens Chriſtoph
Kotter/ ein buͤrger und gerber zu Sprottau in
der Schleſien/ der dem bericht nach bereits anno
1616. zu ſolchem wercke beruffen geweſen/ wie
Joh. Amos Comenius in der Lateiniſchen hiſto-
ria
von deſſen offenbarungen pag. 14. mit folgen-
den umſtaͤnden berichtet. Nachdem die Pro-
teſtanti
ſchen Prediger anno 1620. alle aus
Boͤhmen weichen muͤſſen haben etliche aus ih-
nen in ihrem exilio in der Lauſnitz von dieſem
Kotter gehoͤret/ der zu Goͤrlitz ſchon vielen bekant
geweſen. Er ſey aber damals vom Churfuͤrſten
zu Brandenburg nach Berlin beruffen geweſt/
und von dem Franckfurtiſchen General-Super.
D. Pelargo
auff deſſen befehl ſcharff examinirt
worden: da unterdeſſen Comenius nebenſt etli-
chen andern deſſen offenbarungē abſchreiben uñ
in die Boͤhmiſche ſprache uͤberſetzen laſſen: der
gedachte D. Pelargus habe gegen Comenium,
als er ihn zu Franckfurt an der Oderbeſuchet/
folgendes bekant: Die materie iſt zwar ſo be-
Pelargi
bekaͤntniß
von ihm.
ſchaffen/ daß es nicht wol ſicheꝛ iſt davon
zu reden. Jch hab in meiner groſſen
Bibli-
othec
alle Auctores alte und neue nach ge-
ſchlagen/ was doch von der frage wegen
der neuen offenbarungen zu halten ſey:
Aber niemand hat mir meine
ſcrupel be-
nehmen koͤnnen. Endlich habe ich
[Spaltenumbruch] GOtt ernſtlich angeruffen/ daß er ſeine
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

kirche nicht wolle betruͤgen laſſen.
Nach langer erwegung/ da mir GOtt
zugeſprochen/ weiß ich nichts anders
zu ſagen/ als daß GOtt ſeinen Engel
geſandt habe/ uns zu verkuͤndigen/ was
in der kuͤrtzegeſchehen ſoll.
Dieſes ſetzet
Comenius pag. 18. und berichtet weiter p. 20.
u. f. daß unter denen Predigern allerhand wider-
ſpruch hievon entſtanden/ unterdeſſen aber die-
ſe offenbarungen Koͤnig Friderico uͤbergeben
worden.

12. Kotter ſelber aber waͤre anno 1626. inKotters
gefaͤng-
niß/

Boͤhmen gekommen/ und von unterſchiedli-
chen Vornehmen/ wie auch Predigern geſpro-
chen worden. Nach ſeiner ruͤckkunfft haͤtte ihn
anno 27. der Kaͤyſerliche Fiſcal zu Glogau ge-
fangen genommen/ ſeine ſachen zu Sprottau
viſitiren laſſen/ und ihn eines Criminis læſæ
Majeſtatis
wider den Keyſer angeklagt. Es
waͤre auch der Pfarrer daſelbſt M. Mencelius
eben deßwegen auff leib und leben angeklagt
worden/ weil er Kotters offenbarungen auff-
geſchrieben: doch haͤtte man ihn auff anhalten
ſeiner zuhoͤrer in und auff caution wieder loßge-
laſſen. Kotter waͤre unterdeſſen in ein tieffes
und ſchlimmes gefaͤngniß geworffen/ alda er
uͤber 3. Monath elendiglich ſitzen muͤſſen/ biß
ſein anklaͤger unverſehens dahin geſtorben/ und
zwar eben an dem ort/ da er ſich verlauten laſſen/
daß er Kottern und die andern wollte hencken ſe-
hen. Hierauf hat man dieſen oͤffentlich an pran-und
lands-
verwei-
ſung.

ger geſtellet und dieſe worte auff einẽ zedul dazu
geſtecket. Dieſes iſt deꝛ falſche Prophet/ deꝛ
geweiſſaget hat/ das doch nicht geſche-
hen iſt.
Dergeſtalt iſt er aus den Kaͤyſerli-
chen landen verwieſen worden/ und hat ſich in
die Lauſnitz unter Churſaͤchſiſche Herꝛſchafft be-
geben/ allwo er von verſchiedenen Edelleuten/
die ihn geliebet/ unterhalten worden/ biß er
anno 1647. verſtorben.

13. Betreffend die naͤhern umſtaͤnde deſſen/Aufang
ſeiner of-
fenbarun-
gen.

was mit ihm vorgegangen/ hat er ſelbige vor
dem Sprottauiſchen Rath alſo referiret bey
Comenio l. c. cap. I. p. 27. u. f. Anno 1616. ha-
be ihm auff einer reiſe den 11. Junii ein mann im
felde begegnet von ſonderbarer geſtalt/ in einem
langen/ ſchwartzen kleid/ der mit ihm zu reden
angefangen/ und nach andern familiaren ge-
ſpraͤchen unverſehens und ungewoͤhnlich ihn an-
geredet: Hoͤre du/ ich muß dir etwas ſa-Erſchei-
nung ei-
nes gei-
ſtes/

gen/ dasſolſt du der geiſtlichen und welt-
lichen Obrigkeit wiederum hinterbrin-
gen: Der zorn GOTT es iſt uͤber das
menſchliche geſchlecht entbrannt/ und
eilet ſie in ſeinem grim̃ zu ſtraffen/ wo ſie
nicht umkehren: Vornemlich aber ih-
renſtoltz/ unreinigkeit und verachtung
GOttes und ſeines worts.
Hierauff waͤ-
re der mann verſchwunden/ und ihm bald bey
Goͤrlitz wiederum erſchienen/ auch hernach zu
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die ſache erzehlt/ der ihm denn gerathen/ er ſolte
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aus dem ſinne ſchlagen/ denn man haͤtte Moſen
und die Propheten. Dieſem haͤtte Kotter auchund ferne-
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de.

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[215/0227] von anno 1625. biß auff das jahr 1630. weißheit kommen/ durch welche ich nun pruͤfenkan/ ob CHriſtus in mir iſt/ ob ich auch den ſinn CHriſti habe/ ob ich im glauben ſtehe und lebe! der durch die lie- bethaͤtig iſt/ der voller liebe/ ſanfftmuth und demuth iſt/ und kan nun auch durch deine Goͤttliche weißheit in meinem her- tzen pruͤfen die geiſter/ ſo mir erſcheinen und mit mir reden/ ob ſie gut oder boͤſe ſind. Alſo bitte ich dich nun/ daß du mich immer mehr und mehr erleuchten wolleſt/ damit ich mich fortan immer mehr pruͤfen koͤnne. Ob CHriſtus in mir ſey/ ob er in mir und ich in ihm lebe/ ob ich Chriſti ſiñ allezeit habe und behalte/ und ihmimmer dar in ſeiner heiligen leh- re/ leben und liebe nachfolge/ auff daß ich von den geiſtern nicht betrogen wer- de/ welche mir erſcheinen/ und wenn ſich derteuffel auch gegen mich in einen en- gel des licht verſtellen wolte/ und mich von CHriſto/ ſeiner lehre/ leben und liebe abfuͤhren/ daß ich daſſelbe alſobald moͤge mercken und erkennen/ und dem boͤſen geiſt nicht folgen/ ſondern ihm wider- ſtand thun durch die Goͤttliche krafft. Aus welchem ſeinem verlangen und bitten ſeine einfaͤltige und auffrichtige intention offenbar iſt/ wie denn auch ein gar ſanffter und demuͤti- ger ſinn aus ſeinen ſchreiben hervorleuchtet/ dar- innen er ſich auch etlichmal unterſchrieben hat: einen knecht und kind GOttes des aller- hoͤchſten/ der gern von hertzen in der lie- be JESU CHriſti allen menſchen in der welt dienen will/ und auch von her- tzen in der liebe CHriſtidienet/ ſo viel er kan/ durch die krafft des H. Geiſt nach ſeinen gaben/ die ihm der allmaͤchtige groſſe GOtt und Vater im himmel aus gnaden gegeben hat. Jahr MDC. biß MDCC. Sein ſinn und abſe- hen. 11. Jn dem folgenden jahre 1627. iſt ſonder- lich ein anderer gemeiner handwercksmann am meiſten bekant worden/ namens Chriſtoph Kotter/ ein buͤrger und gerber zu Sprottau in der Schleſien/ der dem bericht nach bereits anno 1616. zu ſolchem wercke beruffen geweſen/ wie Joh. Amos Comenius in der Lateiniſchen hiſto- ria von deſſen offenbarungen pag. 14. mit folgen- den umſtaͤnden berichtet. Nachdem die Pro- teſtantiſchen Prediger anno 1620. alle aus Boͤhmen weichen muͤſſen haben etliche aus ih- nen in ihrem exilio in der Lauſnitz von dieſem Kotter gehoͤret/ der zu Goͤrlitz ſchon vielen bekant geweſen. Er ſey aber damals vom Churfuͤrſten zu Brandenburg nach Berlin beruffen geweſt/ und von dem Franckfurtiſchen General-Super. D. Pelargo auff deſſen befehl ſcharff examinirt worden: da unterdeſſen Comenius nebenſt etli- chen andern deſſen offenbarungē abſchreiben uñ in die Boͤhmiſche ſprache uͤberſetzen laſſen: der gedachte D. Pelargus habe gegen Comenium, als er ihn zu Franckfurt an der Oderbeſuchet/ folgendes bekant: Die materie iſt zwar ſo be- ſchaffen/ daß es nicht wol ſicheꝛ iſt davon zu reden. Jch hab in meiner groſſen Bibli- othec alle Auctores alte und neue nach ge- ſchlagen/ was doch von der frage wegen der neuen offenbarungen zu halten ſey: Aber niemand hat mir meine ſcrupel be- nehmen koͤnnen. Endlich habe ich GOtt ernſtlich angeruffen/ daß er ſeine kirche nicht wolle betruͤgen laſſen. Nach langer erwegung/ da mir GOtt zugeſprochen/ weiß ich nichts anders zu ſagen/ als daß GOtt ſeinen Engel geſandt habe/ uns zu verkuͤndigen/ was in der kuͤrtzegeſchehen ſoll. Dieſes ſetzet Comenius pag. 18. und berichtet weiter p. 20. u. f. daß unter denen Predigern allerhand wider- ſpruch hievon entſtanden/ unterdeſſen aber die- ſe offenbarungen Koͤnig Friderico uͤbergeben worden. Kotteri htſtorie. Pelargi bekaͤntniß von ihm. Jahr MDC. biß MDCC. 12. Kotter ſelber aber waͤre anno 1626. in Boͤhmen gekommen/ und von unterſchiedli- chen Vornehmen/ wie auch Predigern geſpro- chen worden. Nach ſeiner ruͤckkunfft haͤtte ihn anno 27. der Kaͤyſerliche Fiſcal zu Glogau ge- fangen genommen/ ſeine ſachen zu Sprottau viſitiren laſſen/ und ihn eines Criminis læſæ Majeſtatis wider den Keyſer angeklagt. Es waͤre auch der Pfarrer daſelbſt M. Mencelius eben deßwegen auff leib und leben angeklagt worden/ weil er Kotters offenbarungen auff- geſchrieben: doch haͤtte man ihn auff anhalten ſeiner zuhoͤrer in und auff caution wieder loßge- laſſen. Kotter waͤre unterdeſſen in ein tieffes und ſchlimmes gefaͤngniß geworffen/ alda er uͤber 3. Monath elendiglich ſitzen muͤſſen/ biß ſein anklaͤger unverſehens dahin geſtorben/ und zwar eben an dem ort/ da er ſich verlauten laſſen/ daß er Kottern und die andern wollte hencken ſe- hen. Hierauf hat man dieſen oͤffentlich an pran- ger geſtellet und dieſe worte auff einẽ zedul dazu geſtecket. Dieſes iſt deꝛ falſche Prophet/ deꝛ geweiſſaget hat/ das doch nicht geſche- hen iſt. Dergeſtalt iſt er aus den Kaͤyſerli- chen landen verwieſen worden/ und hat ſich in die Lauſnitz unter Churſaͤchſiſche Herꝛſchafft be- geben/ allwo er von verſchiedenen Edelleuten/ die ihn geliebet/ unterhalten worden/ biß er anno 1647. verſtorben. Kotters gefaͤng- niß/ und lands- verwei- ſung. 13. Betreffend die naͤhern umſtaͤnde deſſen/ was mit ihm vorgegangen/ hat er ſelbige vor dem Sprottauiſchen Rath alſo referiret bey Comenio l. c. cap. I. p. 27. u. f. Anno 1616. ha- be ihm auff einer reiſe den 11. Junii ein mann im felde begegnet von ſonderbarer geſtalt/ in einem langen/ ſchwartzen kleid/ der mit ihm zu reden angefangen/ und nach andern familiaren ge- ſpraͤchen unverſehens und ungewoͤhnlich ihn an- geredet: Hoͤre du/ ich muß dir etwas ſa- gen/ dasſolſt du der geiſtlichen und welt- lichen Obrigkeit wiederum hinterbrin- gen: Der zorn GOTT es iſt uͤber das menſchliche geſchlecht entbrannt/ und eilet ſie in ſeinem grim̃ zu ſtraffen/ wo ſie nicht umkehren: Vornemlich aber ih- renſtoltz/ unreinigkeit und verachtung GOttes und ſeines worts. Hierauff waͤ- re der mann verſchwunden/ und ihm bald bey Goͤrlitz wiederum erſchienen/ auch hernach zu Sagan/ da er ein kleid als Purpurfarb ange- habt. Er waͤre darauff zu dem Prediger da- ſelbſt M. Meiſnero gegangen/ und haͤtte ihm die ſache erzehlt/ der ihm denn gerathen/ er ſolte beten/ von den ſachen ſtille ſchweigen/ und ſie aus dem ſinne ſchlagen/ denn man haͤtte Moſen und die Propheten. Dieſem haͤtte Kotter auch gefolget/ wiewol bey ſtaͤter unruhe ſeines gewiſ- ſens: biß anno 1619. den 14. April dieſer mann Aufang ſeiner of- fenbarun- gen. Erſchei- nung ei- nes gei- ſtes/ und ferne- reumſtaͤn- de.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/227>, abgerufen am 22.12.2024.