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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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unter denen Churfürsten Joh. Friedrich/ Mauritio und Augusto ergangen.
[Spaltenumbruch] klage für seine Majestät käme/ wie mit den
geistlichen gütern übel gehandelt würde/ in
diesem fall würde er zu billichem einsehen ver-
ursachet. Diese bottschafft war dem Sächsi-
schen und Meißnischen Adel abermahl eine
gar plausibilis propositio, welche ohne das
der geistlichen güter halber/ welche der Chur-
fürst zu Sachsen eins theils zu fundirung der
Universität/ zum theil ad alios pios usus
Ecclesiae
gewendet/ vom Churfürsten alieniret/
und um so viel desto mehr wider ihn verhetzet
und bewogen waren.

Item, nach dem König Christianus aus Dä-
nemarck der vornehmste in dem verbündnis
der Protestiren den Stände war/ und der Käy-
ser Carl noch etliche zusprüche von wegen des
vertriebenen K. Christierns, welchem Käyser
Carls Schwester vermählet war/ zu ihm hat-
te/ ließ der Käyser mit ihm dem König Chri-
stiano
auch mit höchstem fleiß handeln/ damit
solche irrung gäntzlich beygeleget und auffge-
hoben würde/ auf daß gedachter König sich
aus dem Schmalkaldischen oder protestiren-
den verbündnis thäte/ wie denn solches alles
mit höchstem fleiß gehandelt/ und also des Kö-
nigs von Dänemarck hülffe durch solche mittel
den Protestiren den gantz abgestrickt ward. Hier-
auf erfolgete bald/ daß beyde der Churfürst von
Sachsen und Landgraf von Hessen fürungehor-
same Fürsten des Reichs und in die acht erkläret
wurden/ und nun der krieg für der thür war/
derowegen ob wohl Johann Friedrich den Kö-
nig Christianum aus Dänemarck um hülffe
und beystand ersuchte/ und der gehaltenen ver-
bündnis zu Braunschweig erinnern ließ/ ward
ihm doch solche hülffe vom König aus Dä-
nemarck gäntzlich abgeschlagen. Solches wu-
ste D. Melchior Klinge wohl/ daß es dem
Churfürsten widerfahren würde/ verwarnete
derhalben zuvor des Churfürsten von Sach-
sen gesandten/ sie würden bey Dänemarck nichts
erhalten. Ob nun wohl der Churfürst in sol-
cher krieges-gefahr keines weges bedacht/ in
eigener person sich in einen feldzug wider den
Käyser zu begeben/ sondern daheime bey den
seinen allen abentheuer zu erwarten und aus-
zustehen; so hielt doch Landgraff Philipp
bey dem Churfürsten an/ und ließ ihm weder
tag noch nacht vom halse/ biß er solches zu
thun bewilligte. Da solches dem Landgraffen
ward angesagt/ gefällt ihm diese bottschafft so
wol/ daß er dem jenigen/ der ihm solches anzeige-
te/ ein köstliches roß zum bottenbrod verehrte;
zu diesem des Churfursten feldzug gaben auch
grosse ursach die Wittenbergischen Theo-
logi.
Denn so bald der Churfürst von Sach-
sen und Landgraff von Hessen in die acht und
aberacht erkläret waren/ stellete D. Georg. Major
alsobald dagegen eine andere acht und aberacht
der hohen Göttlichen Majestät wider den
K. Carolum und seinen Bruder Ferdinandum,
und ließ die in öffentlichen druck ausgehen.

Item Philippus Melanchton ließ auffs neue
wieder drucken D. Lutheri warnung an seine
liebe Teutschen/ darinnen er etliche wenige worte
des Luthers veränderte. So schrieb auch Justus
Menius
ein sonderlich buch von der nothwehre/
welches er dem Herrn Philippo gen Wittenberg
schickete zu besichtigen/ ehe es gedruckt ward.
Solches schrieb Philippus gantz| und gar auffs
[Spaltenumbruch] neue/ und ließ es unter Justi Menii namen auch
öffentlich drucken/ so suchte man auch hin und
wieder etliche scartecklein auff/ die D. Luther
solte geschrieben haben/ als ob er solche noth-
wehre wider den Käyser der religion halben
hätte gerathen; so doch viel andere rathschläge
des Luthers noch fürhanden seyn/ da er viel
eine andere meinung dem alten Churfürsten
Hertzog Hansen fürhält/ denn wie es von den
Wittenbergern angezogen ward; und ward al-
so der Churfürst Hertzog Friederich beyde von
dem Landgraffen und den Wittenbergischen
Theologen vielleicht bewogen sich in krieg wi-
der den Käyser zubegeben. Als er nun vor
seinem abreisen aus seinem lande die stadt Wit-
tenberg mit krieges-volck besetzte/ und sein land
seinem vettern Hertzog Moritzen treulich befeh-
len thäte/ sagte ihm Hertzog Moritz hierauff alle
vetterliche freundschafft und treue nachbar-
schafft zu/ und versahe sich kein lebendiger
mensch einigerley hinterlist und gefahr zu Her-
tzog Moritzen. Jedoch hatte er einen diener
angenommen/ mit namen Frantz Kram/ der
ließ sich noch in des Churfürsten abreise bey
der besatzung Wittenberg in Ambrosii Reu-
ters hause gegen seiner bekandten einen verneh-
men/ Hertzog Friederich möchte seiner schantze
wol warnehmen/ denn Hertzog Moritz hätte
etwas im sinne/ das Hertzog Friederich noch
nicht wüste. Dieser M. Frantz Kram/ war eines
niedrigen schlechten herkommens aus der Schle-
sien/ hatte sich neulich an Hertzogs Moritze dienst
gethan/ daß er sein Explorator war/ hatte hie-
bevor gute kundschafft mit allen Professoribus
zu Wittenberg/ wuste auch alle gelegenheit der
stadt und inwohner daselbst/ mochte ihm auch
heimlich wohlthun/ daß er von einer schlimmen
famulatur von Wittenberg an eines solchen
reichen Fürsten dienst kommen war/ verhielt sich
derhalben in allem was man ihm befahl/ und
dazu sich sonst niemand wolte gebrauchen las-
sen/ willig und unverdrossen.

Jn der stadt Wittenberg ward zu einem obri-
sten gesetzt Erasmus, ein hochmüthiger Meißni-
scher Edelmann und ein rechter Studenten-feind/
welcher auch derjenigen einer war/ der von des
Churfürsten Hertzogs Friederichen dienern und
Räthen lange zeit daher mit Hertzog Moritzens
dienern und Räthen einen guten verstand und
bündniß hatte/ und sich auch/ so bald der Chur-
fürst aus dem lande kam/ in der besatzung gantz
verdächtig hielt. Jn solcher angehenden besa-
tzung entwich Philippus bald aus Wittenberg/
und begab sich gen Zerbst in Doctor Wolffgang
Fabricii
behausung.

Da nun/ wie gehöret/ der Churfürst Hertzog
Friederich durch Landgraff Philippen und sei-
ne gelehrten so hefftig zum krieg vermahnet/
und aus dem lande zu ziehen beredt ward/ ließ
sichs in selbigem feldzuge gar zeitlich an/ wegen
seiner krieges-leute und befehlhaber/ denen er
allzuwol vertrauete/ daß er wider den Käyser
wenig würde ausrichten.

Denn wie er mit dem gantzen hauffen dem
feind stracks unter augen zu ziehen willens/
führete ihn sein Obrister Goltacker mit samt
dem kriegsvolck durch solche unbekante und un-
wegsame örter/ daß er gar nahe durch einen un-
versehenen anlauff des wassers mit allen den sei-
nigen umkommen/ und übereilet worden wäre.

Jn-
A. K. H. Vierter Theil. M

unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrich/ Mauritio und Auguſto ergangen.
[Spaltenumbruch] klage fuͤr ſeine Majeſtaͤt kaͤme/ wie mit den
geiſtlichen guͤtern uͤbel gehandelt wuͤrde/ in
dieſem fall wuͤrde er zu billichem einſehen ver-
urſachet. Dieſe bottſchafft war dem Saͤchſi-
ſchen und Meißniſchen Adel abermahl eine
gar plauſibilis propoſitio, welche ohne das
der geiſtlichen guͤter halber/ welche der Chur-
fuͤrſt zu Sachſen eins theils zu fundirung der
Univerſitaͤt/ zum theil ad alios pios uſus
Eccleſiæ
gewendet/ vom Churfuͤrſten alieniret/
und um ſo viel deſto mehr wider ihn verhetzet
und bewogen waren.

Item, nach dem Koͤnig Chriſtianus aus Daͤ-
nemarck der vornehmſte in dem verbuͤndnis
der Proteſtiren den Staͤnde war/ und der Kaͤy-
ſer Carl noch etliche zuſpruͤche von wegen des
vertriebenen K. Chriſtierns, welchem Kaͤyſer
Carls Schweſter vermaͤhlet war/ zu ihm hat-
te/ ließ der Kaͤyſer mit ihm dem Koͤnig Chri-
ſtiano
auch mit hoͤchſtem fleiß handeln/ damit
ſolche irrung gaͤntzlich beygeleget und auffge-
hoben wuͤrde/ auf daß gedachter Koͤnig ſich
aus dem Schmalkaldiſchen oder proteſtiren-
den verbuͤndnis thaͤte/ wie denn ſolches alles
mit hoͤchſtem fleiß gehandelt/ und alſo des Koͤ-
nigs von Daͤnemarck huͤlffe durch ſolche mittel
den Proteſtiren den gantz abgeſtrickt ward. Hier-
auf erfolgete bald/ daß beyde der Churfuͤrſt von
Sachſen und Landgraf von Heſſen fuͤrungehor-
ſame Fuͤrſten des Reichs und in die acht erklaͤret
wurden/ und nun der krieg fuͤr der thuͤr war/
derowegen ob wohl Johann Friedrich den Koͤ-
nig Chriſtianum aus Daͤnemarck um huͤlffe
und beyſtand erſuchte/ und der gehaltenen ver-
buͤndnis zu Braunſchweig erinnern ließ/ ward
ihm doch ſolche huͤlffe vom Koͤnig aus Daͤ-
nemarck gaͤntzlich abgeſchlagen. Solches wu-
ſte D. Melchior Klinge wohl/ daß es dem
Churfuͤrſten widerfahren wuͤrde/ verwarnete
derhalben zuvor des Churfuͤrſten von Sach-
ſen geſandten/ ſie wuͤrden bey Daͤnemarck nichts
erhalten. Ob nun wohl der Churfuͤrſt in ſol-
cher krieges-gefahr keines weges bedacht/ in
eigener perſon ſich in einen feldzug wider den
Kaͤyſer zu begeben/ ſondern daheime bey den
ſeinen allen abentheuer zu erwarten und aus-
zuſtehen; ſo hielt doch Landgraff Philipp
bey dem Churfuͤrſten an/ und ließ ihm weder
tag noch nacht vom halſe/ biß er ſolches zu
thun bewilligte. Da ſolches dem Landgraffen
ward angeſagt/ gefaͤllt ihm dieſe bottſchafft ſo
wol/ daß er dem jenigen/ der ihm ſolches anzeige-
te/ ein koͤſtliches roß zum bottenbrod verehrte;
zu dieſem des Churfurſten feldzug gaben auch
groſſe urſach die Wittenbergiſchen Theo-
logi.
Denn ſo bald der Churfuͤrſt von Sach-
ſen und Landgraff von Heſſen in die acht und
aberacht erklaͤret waren/ ſtellete D. Georg. Major
alſobald dagegen eine andere acht und aberacht
der hohen Goͤttlichen Majeſtaͤt wider den
K. Carolum und ſeinen Bruder Ferdinandum,
und ließ die in oͤffentlichen druck ausgehen.

Item Philippus Melanchton ließ auffs neue
wieder drucken D. Lutheri warnung an ſeine
liebe Teutſchen/ dariñen er etliche wenige worte
des Luthers veraͤnderte. So ſchrieb auch Juſtus
Menius
ein ſonderlich buch von der nothwehre/
welches er dem Herꝛn Philippo gen Wittenberg
ſchickete zu beſichtigen/ ehe es gedruckt ward.
Solches ſchrieb Philippus gantz| und gar auffs
[Spaltenumbruch] neue/ und ließ es unter Juſti Menii namen auch
oͤffentlich drucken/ ſo ſuchte man auch hin und
wieder etliche ſcartecklein auff/ die D. Luther
ſolte geſchrieben haben/ als ob er ſolche noth-
wehre wider den Kaͤyſer der religion halben
haͤtte gerathen; ſo doch viel andere rathſchlaͤge
des Luthers noch fuͤrhanden ſeyn/ da er viel
eine andere meinung dem alten Churfuͤrſten
Hertzog Hanſen fuͤrhaͤlt/ denn wie es von den
Wittenbergern angezogen ward; und ward al-
ſo der Churfuͤrſt Hertzog Friederich beyde von
dem Landgraffen und den Wittenbergiſchen
Theologen vielleicht bewogen ſich in krieg wi-
der den Kaͤyſer zubegeben. Als er nun vor
ſeinem abreiſen aus ſeinem lande die ſtadt Wit-
tenberg mit krieges-volck beſetzte/ und ſein land
ſeinem vettern Hertzog Moritzen treulich befeh-
len thaͤte/ ſagte ihm Hertzog Moritz hierauff alle
vetterliche freundſchafft und treue nachbar-
ſchafft zu/ und verſahe ſich kein lebendiger
menſch einigerley hinterliſt und gefahr zu Her-
tzog Moritzen. Jedoch hatte er einen diener
angenommen/ mit namen Frantz Kram/ der
ließ ſich noch in des Churfuͤrſten abreiſe bey
der beſatzung Wittenberg in Ambroſii Reu-
ters hauſe gegen ſeiner bekandten einen verneh-
men/ Hertzog Friederich moͤchte ſeiner ſchantze
wol warnehmen/ denn Hertzog Moritz haͤtte
etwas im ſinne/ das Hertzog Friederich noch
nicht wuͤſte. Dieſer M. Frantz Kram/ war eines
niedrigen ſchlechten herkom̃ens aus der Schle-
ſien/ hatte ſich neulich an Heꝛtzogs Moꝛitzē dienſt
gethan/ daß er ſein Explorator war/ hatte hie-
bevor gute kundſchafft mit allen Profeſſoribus
zu Wittenberg/ wuſte auch alle gelegenheit der
ſtadt und inwohner daſelbſt/ mochte ihm auch
heimlich wohlthun/ daß er von einer ſchlimmen
famulatur von Wittenberg an eines ſolchen
reichen Fuͤrſten dienſt kommen war/ verhielt ſich
derhalben in allem was man ihm befahl/ und
dazu ſich ſonſt niemand wolte gebrauchen laſ-
ſen/ willig und unverdroſſen.

Jn der ſtadt Wittenberg ward zu einem obri-
ſten geſetzt Eraſmus, ein hochmuͤthiger Meißni-
ſcher Edelmañ und ein rechter Studenten-feind/
welcher auch derjenigen einer war/ der von des
Churfuͤrſten Hertzogs Friederichen dienern und
Raͤthen lange zeit daher mit Hertzog Moritzens
dienern und Raͤthen einen guten verſtand und
buͤndniß hatte/ und ſich auch/ ſo bald der Chur-
fuͤrſt aus dem lande kam/ in der beſatzung gantz
verdaͤchtig hielt. Jn ſolcher angehenden beſa-
tzung entwich Philippus bald aus Wittenbeꝛg/
und begab ſich gen Zerbſt in Doctor Wolffgang
Fabricii
behauſung.

Da nun/ wie gehoͤret/ der Churfuͤrſt Hertzog
Friederich durch Landgraff Philippen und ſei-
ne gelehrten ſo hefftig zum krieg vermahnet/
und aus dem lande zu ziehen beredt ward/ ließ
ſichs in ſelbigem feldzuge gar zeitlich an/ wegen
ſeiner krieges-leute und befehlhaber/ denen er
allzuwol vertrauete/ daß er wider den Kaͤyſer
wenig wuͤrde ausrichten.

Denn wie er mit dem gantzen hauffen dem
feind ſtracks unter augen zu ziehen willens/
fuͤhrete ihn ſein Obriſter Goltacker mit ſamt
dem kriegsvolck durch ſolche unbekante und un-
wegſame oͤrter/ daß er gar nahe durch einen un-
verſehenen anlauff des waſſers mit allen den ſei-
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Jn-
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[89/0385] unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrich/ Mauritio und Auguſto ergangen. klage fuͤr ſeine Majeſtaͤt kaͤme/ wie mit den geiſtlichen guͤtern uͤbel gehandelt wuͤrde/ in dieſem fall wuͤrde er zu billichem einſehen ver- urſachet. Dieſe bottſchafft war dem Saͤchſi- ſchen und Meißniſchen Adel abermahl eine gar plauſibilis propoſitio, welche ohne das der geiſtlichen guͤter halber/ welche der Chur- fuͤrſt zu Sachſen eins theils zu fundirung der Univerſitaͤt/ zum theil ad alios pios uſus Eccleſiæ gewendet/ vom Churfuͤrſten alieniret/ und um ſo viel deſto mehr wider ihn verhetzet und bewogen waren. Item, nach dem Koͤnig Chriſtianus aus Daͤ- nemarck der vornehmſte in dem verbuͤndnis der Proteſtiren den Staͤnde war/ und der Kaͤy- ſer Carl noch etliche zuſpruͤche von wegen des vertriebenen K. Chriſtierns, welchem Kaͤyſer Carls Schweſter vermaͤhlet war/ zu ihm hat- te/ ließ der Kaͤyſer mit ihm dem Koͤnig Chri- ſtiano auch mit hoͤchſtem fleiß handeln/ damit ſolche irrung gaͤntzlich beygeleget und auffge- hoben wuͤrde/ auf daß gedachter Koͤnig ſich aus dem Schmalkaldiſchen oder proteſtiren- den verbuͤndnis thaͤte/ wie denn ſolches alles mit hoͤchſtem fleiß gehandelt/ und alſo des Koͤ- nigs von Daͤnemarck huͤlffe durch ſolche mittel den Proteſtiren den gantz abgeſtrickt ward. Hier- auf erfolgete bald/ daß beyde der Churfuͤrſt von Sachſen und Landgraf von Heſſen fuͤrungehor- ſame Fuͤrſten des Reichs und in die acht erklaͤret wurden/ und nun der krieg fuͤr der thuͤr war/ derowegen ob wohl Johann Friedrich den Koͤ- nig Chriſtianum aus Daͤnemarck um huͤlffe und beyſtand erſuchte/ und der gehaltenen ver- buͤndnis zu Braunſchweig erinnern ließ/ ward ihm doch ſolche huͤlffe vom Koͤnig aus Daͤ- nemarck gaͤntzlich abgeſchlagen. Solches wu- ſte D. Melchior Klinge wohl/ daß es dem Churfuͤrſten widerfahren wuͤrde/ verwarnete derhalben zuvor des Churfuͤrſten von Sach- ſen geſandten/ ſie wuͤrden bey Daͤnemarck nichts erhalten. Ob nun wohl der Churfuͤrſt in ſol- cher krieges-gefahr keines weges bedacht/ in eigener perſon ſich in einen feldzug wider den Kaͤyſer zu begeben/ ſondern daheime bey den ſeinen allen abentheuer zu erwarten und aus- zuſtehen; ſo hielt doch Landgraff Philipp bey dem Churfuͤrſten an/ und ließ ihm weder tag noch nacht vom halſe/ biß er ſolches zu thun bewilligte. Da ſolches dem Landgraffen ward angeſagt/ gefaͤllt ihm dieſe bottſchafft ſo wol/ daß er dem jenigen/ der ihm ſolches anzeige- te/ ein koͤſtliches roß zum bottenbrod verehrte; zu dieſem des Churfurſten feldzug gaben auch groſſe urſach die Wittenbergiſchen Theo- logi. Denn ſo bald der Churfuͤrſt von Sach- ſen und Landgraff von Heſſen in die acht und aberacht erklaͤret waren/ ſtellete D. Georg. Major alſobald dagegen eine andere acht und aberacht der hohen Goͤttlichen Majeſtaͤt wider den K. Carolum und ſeinen Bruder Ferdinandum, und ließ die in oͤffentlichen druck ausgehen. Item Philippus Melanchton ließ auffs neue wieder drucken D. Lutheri warnung an ſeine liebe Teutſchen/ dariñen er etliche wenige worte des Luthers veraͤnderte. So ſchrieb auch Juſtus Menius ein ſonderlich buch von der nothwehre/ welches er dem Herꝛn Philippo gen Wittenberg ſchickete zu beſichtigen/ ehe es gedruckt ward. Solches ſchrieb Philippus gantz| und gar auffs neue/ und ließ es unter Juſti Menii namen auch oͤffentlich drucken/ ſo ſuchte man auch hin und wieder etliche ſcartecklein auff/ die D. Luther ſolte geſchrieben haben/ als ob er ſolche noth- wehre wider den Kaͤyſer der religion halben haͤtte gerathen; ſo doch viel andere rathſchlaͤge des Luthers noch fuͤrhanden ſeyn/ da er viel eine andere meinung dem alten Churfuͤrſten Hertzog Hanſen fuͤrhaͤlt/ denn wie es von den Wittenbergern angezogen ward; und ward al- ſo der Churfuͤrſt Hertzog Friederich beyde von dem Landgraffen und den Wittenbergiſchen Theologen vielleicht bewogen ſich in krieg wi- der den Kaͤyſer zubegeben. Als er nun vor ſeinem abreiſen aus ſeinem lande die ſtadt Wit- tenberg mit krieges-volck beſetzte/ und ſein land ſeinem vettern Hertzog Moritzen treulich befeh- len thaͤte/ ſagte ihm Hertzog Moritz hierauff alle vetterliche freundſchafft und treue nachbar- ſchafft zu/ und verſahe ſich kein lebendiger menſch einigerley hinterliſt und gefahr zu Her- tzog Moritzen. Jedoch hatte er einen diener angenommen/ mit namen Frantz Kram/ der ließ ſich noch in des Churfuͤrſten abreiſe bey der beſatzung Wittenberg in Ambroſii Reu- ters hauſe gegen ſeiner bekandten einen verneh- men/ Hertzog Friederich moͤchte ſeiner ſchantze wol warnehmen/ denn Hertzog Moritz haͤtte etwas im ſinne/ das Hertzog Friederich noch nicht wuͤſte. Dieſer M. Frantz Kram/ war eines niedrigen ſchlechten herkom̃ens aus der Schle- ſien/ hatte ſich neulich an Heꝛtzogs Moꝛitzē dienſt gethan/ daß er ſein Explorator war/ hatte hie- bevor gute kundſchafft mit allen Profeſſoribus zu Wittenberg/ wuſte auch alle gelegenheit der ſtadt und inwohner daſelbſt/ mochte ihm auch heimlich wohlthun/ daß er von einer ſchlimmen famulatur von Wittenberg an eines ſolchen reichen Fuͤrſten dienſt kommen war/ verhielt ſich derhalben in allem was man ihm befahl/ und dazu ſich ſonſt niemand wolte gebrauchen laſ- ſen/ willig und unverdroſſen. Jn der ſtadt Wittenberg ward zu einem obri- ſten geſetzt Eraſmus, ein hochmuͤthiger Meißni- ſcher Edelmañ und ein rechter Studenten-feind/ welcher auch derjenigen einer war/ der von des Churfuͤrſten Hertzogs Friederichen dienern und Raͤthen lange zeit daher mit Hertzog Moritzens dienern und Raͤthen einen guten verſtand und buͤndniß hatte/ und ſich auch/ ſo bald der Chur- fuͤrſt aus dem lande kam/ in der beſatzung gantz verdaͤchtig hielt. Jn ſolcher angehenden beſa- tzung entwich Philippus bald aus Wittenbeꝛg/ und begab ſich gen Zerbſt in Doctor Wolffgang Fabricii behauſung. Da nun/ wie gehoͤret/ der Churfuͤrſt Hertzog Friederich durch Landgraff Philippen und ſei- ne gelehrten ſo hefftig zum krieg vermahnet/ und aus dem lande zu ziehen beredt ward/ ließ ſichs in ſelbigem feldzuge gar zeitlich an/ wegen ſeiner krieges-leute und befehlhaber/ denen er allzuwol vertrauete/ daß er wider den Kaͤyſer wenig wuͤrde ausrichten. Denn wie er mit dem gantzen hauffen dem feind ſtracks unter augen zu ziehen willens/ fuͤhrete ihn ſein Obriſter Goltacker mit ſamt dem kriegsvolck durch ſolche unbekante und un- wegſame oͤrter/ daß er gar nahe durch einen un- verſehenen anlauff des waſſers mit allen den ſei- nigen umkommen/ und uͤbereilet worden waͤre. Jn- A. K. H. Vierter Theil. M

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/385>, abgerufen am 22.12.2024.