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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
lich und demütig sich erwiesen/ wie es der au-
genschein weiset.

39. Jnmittelst/ da die Sache weiter rucht-
Und mit
D. We-
bern.
bar worden/ ist sonderlich nebenst dem Erfur-
tischen Ministerio auch ein Superintendens und
Gräflicher Gleichischer Hoffprediger D. Jo-
hann Weber an Stiefeln gerathen/ weil er
gesehen/ daß die Gräfin mit diesem als einem
Ketzer correspondirte. Die veranlassung und
andere umstände kan der leser aus D. Webers
schreiben an D. Balthasar Meisnerum verneh-
men/ welches ich/ wie ers Lateinisch mit seiner
eigenen hand geschrieben/ hieher setzen will/ de
dato 6. Decembr.
1623.

Dessen
klage und
relation
hievon.

Jch habe auff der visitation der Herr-
schafft Gleichen viel/ ja sehr viel zu schaf-
fen gehabt mit Esaia Stiefeln und etli-
chen seinen anhängern/ darunter Ezechiel
Meth ist/ der sich den Ertz-fürste Michael
nennet. Denn diese haben unsere Gräfin/ wel-
che ohndem zu neuen und
fanatischen dingen
geneigt ist/ heimlich zu verführen ange-
fangen. Aber man höre die art und wei-
se. Dieser Meth/ der zum viertenmal
ein
Apostata worden/ suchte von mir un-
terweisung/ und kam mit seinem stief-va-
ter zu mir. Diese hat mein gnädiger herr
ein viertel jahr lang unterhalten/ und sie
stellten sich/ als wenn sie |täglich
proficir-
ten. Bald hernach/ da der Graff starb/
succedirte ihm sein einiger bruder Johann
Ludwig. Von dessen Gemahlin wurde
Meth erfordert/ und als
Chymicus ange-
nommen. Stiefel aber wird zum hauß-
verwalter der Gräfin in Erffurt gema-
chet. Diese beyde schelme/ da sie der
Gräfin sinn mercken/ fangen an ihre vori-
ge dinge hervor zusuchen/ und tragen ihre
meinung mit scheinbaren worten vor.
Die Gräfiin lobet/ und billiget alles. Je-
doch verstellen sie sich gar verschlagen
und
conformiren sich nach unserer kirche.
Jch gehe deßwegen zur Gräfin und war-
ne sie/ sich vor diesen beyden zu hüten. Sie
aber leugnet/ daß sie das geringste von ih-
rer lehre mit ihr geredet hätten. Allein der
verdacht nahm täglich zu. Dahero ich
amts halber ernst brauchen muste. Denn
ich trohete/ daß ich Methen mit dem
bann straffen wolte/ wenn er sich nicht
durch eine schrifft
purgirte. Und das ge-
schahe. Denn er gab eine kaltsinnige
und hinterlistige schrifft aus/ worinnen
er sich gegen Herrn Merckens anklagen
gantz nicht entschuldiget. Weil ich nun
also wachsam war/ hatte ich keinen zu-
gang mehr. Jch schrieb aber bald dar-
auff an die Gräfin/ und ermahnete sie.
Wir wechselten also etliche wochen briefe
mit einander/ da sie denn hefftig auff mich
loß zog. Jch aber ließ mich nichts bewe-
gen/ sondern zeigete ihr mit gelindigkeit
den weg. Sie wolte ihn aber nicht ge-
hen/ und wolte ihre schreiben zu Erffurt
drucken lassen/ ließ aber meine antwor-
ten aussen. Deßwegen nun/ weil sie offen-
bare irrthümer vertheidigte/ habe ich sie
vom beichtstuhl und Abendmahl ausge-
schlossen und schliesse sie noch aus. End-
[Spaltenumbruch] lich treffe ich Stiefels büchlein an/ das zu
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

Dantzig ohne seinen namen herausge-
kommen. Dieses wiederlege ich kürtz-
lich/ und sende es etlichen verführten zu
Erffurt. Als diese die irrthümer und
GOtteslästerungen erkennen/ klagen sie
Stiefeln vor dem Rath an. Auffbefra-
gen bekennt er sich vor den
auctorem frech
gnug/ und sagt es seye nichts wieder die
Augsp.
Confession und Formulam Concor-
diae
darinn. Weil er aber sich seiner haut
fürchtete/ machte er sich heimlich davon.
Darauff hat mein Graff nach meiner er-
innerung Methen mit allen den seinigen
vom hoffe verjagt/
nihil ventrem conjugis
curans.
Also ist dieses Stiefelische nest
(nidus ocreanus) zerstört worden.

40. So weit D. Webers eigenhändigerMehrere
umstände.

brieff zu dessen erläuterung noch eines und an-
deres beyzufügen ist. Eben dieser Superin-
tendens
gedencket in der vorrede über die censu-
ram Stiefelianismi P. A.
3. daß die Graff-
schafft Gleichen in bösen kätzer-verdacht
bracht worden/ weil Stiefel seine bücher
in selbige kirchen-
inspection eingeschoben.
Seingnädiger Graff aber wäre dieser lehr
und solchen leuten von hertzen feind/ und
könte ihren namen ohne grossen unwillen
fast nicht hören noch nennen.
Diese von
D. Webern erwehnte briefe aber sind anno
1624. unter diesem titul in 12mo heraus gekom-
men: Christliche verantwortungs, schrei-Der Grä-
fin von
Gleichen
schrifft
vor Stie-
feln.

ben der Hoch-wolgebornen Gräfin und
Frauen/ Frauen Erdehmut Julianen/
gebornen Gräfin von Hohnstein/ Lora
und Clettenberg etc. Gräfinzu Gleichen/
Spiegelberg und Pyrmond/ Frauen zu
Donau etc. auff die fälschliche/ lästerliche
beschuldigung
D. Johann Webers/ Jhr
Gr. Gn. Hoff- und stadt Pfarrers in Ohr-
druff: so ermelter Weber hochtrabend an
Jhr Gr. Gn. schrifftlich einzugeben sich
gelüsten lassen.
Aus welchen allhier/ weil
diese sachen ohn dem unbekannt sind/ eines und
das andere anzumercken seyn wird.

41. Jnsgemein vertheidiget die Gräfin in
allen diesen schreiben Stiefeln und Methen be-
ständig/ und insonderheit beschwert sie sich im
andern brieff p. 19. daß D. Weber ihremUnd be-
schwerun-
gen wider
D. We-
bern.

Ehe-herrn mit solchen unwahrhafftigen
dingen unter augen gegangen/ dadurch
er gesucht ihn gegen sie zu verbittern/ und
eheleute zusammen zu hetzen/ welches ihm
aber GOtt lob gefehlet. etc.
Und p. 20. daß
er heimlich über sie und andere fromme
leuterath hielte/ auch auff der cantzel wie-
der sie als Wiedertäufferische/ Osiandri-
sche/ Weigelianische/ Rosencreutzeri-
sche/
Theophrastische und andere verdamm-
liche kätzer lästere/
Item. p. 225. schrei-
bet sie also an ihn: GOtt hat uns in einig-
keit unsers Hl. Herrn/ mit ihme selbst über
euch zur Christlichen Obrigkeit gesetzet/
hätte euch auch nach 8 erinerung Christi
gebühren wollen/ bey uns mit Göttlicher
freundlichkeit zu erfragen ehe und zuvor
ihr uns und andere fromme unschuldige
leute bey unserm Hl. Herrn fälschlich und
unschuldig verläumder/ auch bey andern

leuten

Th. III. C. IV. Von Eſaia Stiefeln
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
lich und demuͤtig ſich erwieſen/ wie es der au-
genſchein weiſet.

39. Jnmittelſt/ da die Sache weiter rucht-
Und mit
D. We-
bern.
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tiſchen Miniſterio auch ein Superintendens und
Graͤflicher Gleichiſcher Hoffprediger D. Jo-
hann Weber an Stiefeln gerathen/ weil er
geſehen/ daß die Graͤfin mit dieſem als einem
Ketzer correſpondirte. Die veranlaſſung und
andere umſtaͤnde kan der leſer aus D. Webers
ſchreiben an D. Balthaſar Meiſnerum verneh-
men/ welches ich/ wie ers Lateiniſch mit ſeiner
eigenen hand geſchrieben/ hieher ſetzen will/ de
dato 6. Decembr.
1623.

Deſſen
klage und
relation
hievon.

Jch habe auff der viſitation der Herr-
ſchafft Gleichen viel/ ja ſehr viel zu ſchaf-
fen gehabt mit Eſaia Stiefeln und etli-
chen ſeinen anhaͤngern/ darunteꝛ Ezechiel
Meth iſt/ der ſich den Ertz-fuͤrſtē Michael
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che ohndem zu neuen uñ
fanatiſchen dingen
geneigt iſt/ heimlich zu verfuͤhren ange-
fangen. Aber man hoͤre die art und wei-
ſe. Dieſer Meth/ der zum viertenmal
ein
Apoſtata worden/ ſuchte von mir un-
terweiſung/ und kam mit ſeinem ſtief-va-
ter zu mir. Dieſe hat mein gnaͤdiger herr
ein viertel jahr lang unterhalten/ und ſie
ſtellten ſich/ als wenn ſie |taͤglich
proficir-
ten. Bald hernach/ da der Graff ſtarb/
ſuccedirte ihm ſein einiger bruder Johann
Ludwig. Von deſſen Gemahlin wurde
Meth erfordert/ und als
Chymicus ange-
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verwalter der Graͤfin in Erffurt gema-
chet. Dieſe beyde ſchelme/ da ſie der
Graͤfin ſinn mercken/ fangen an ihre vori-
ge dinge hervor zuſuchen/ und tragen ihre
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Die Graͤfiin lobet/ und billiget alles. Je-
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und
conformiren ſich nach unſerer kirche.
Jch gehe deßwegen zur Graͤfin und war-
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rer lehre mit ihr geredet haͤtten. Allein der
verdacht nahm taͤglich zu. Dahero ich
amts halber ernſt brauchen muſte. Denn
ich trohete/ daß ich Methen mit dem
bann ſtraffen wolte/ wenn er ſich nicht
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ſchahe. Denn er gab eine kaltſinnige
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gantz nicht entſchuldiget. Weil ich nun
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gen/ ſondern zeigete ihr mit gelindigkeit
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ten auſſen. Deßwegen nun/ weil ſie offen-
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ſchloſſen und ſchlieſſe ſie noch aus. End-
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Jahr
MDC.
biß
MDCC.

Dantzig ohne ſeinen namen herausge-
kommen. Dieſes wiederlege ich kuͤrtz-
lich/ und ſende es etlichen verfuͤhrten zu
Erffurt. Als dieſe die irrthuͤmer und
GOtteslaͤſterungen erkennen/ klagen ſie
Stiefeln vor dem Rath an. Auffbefra-
gen bekennt er ſich vor den
auctorem frech
gnug/ und ſagt es ſeye nichts wieder die
Augſp.
Confeſſion und Formulam Concor-
diæ
darinn. Weil er aber ſich ſeiner haut
fuͤrchtete/ machte er ſich heimlich davon.
Darauff hat mein Graff nach meiner er-
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Alſo iſt dieſes Stiefeliſche neſt
(nidus ocreanus) zerſtoͤrt worden.

40. So weit D. Webers eigenhaͤndigerMehrere
umſtaͤnde.

brieff zu deſſen erlaͤuterung noch eines und an-
deres beyzufuͤgen iſt. Eben dieſer Superin-
tendens
gedencket in der vorrede uͤber die cenſu-
ram Stiefelianiſmi P. A.
3. daß die Graff-
ſchafft Gleichen in boͤſen kaͤtzer-verdacht
bracht worden/ weil Stiefel ſeine buͤcher
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Seingnaͤdiger Graff aber waͤre dieſer lehr
und ſolchen leuten von hertzen feind/ und
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Dieſe von
D. Webern erwehnte briefe aber ſind anno
1624. unteꝛ dieſem titul in 12mo heraus gekom-
men: Chriſtliche verantwortungs, ſchrei-Der Graͤ-
fin von
Gleichen
ſchrifft
vor Stie-
feln.

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Frauen/ Frauen Erdehmut Julianen/
gebornen Graͤfin von Hohnſtein/ Lora
und Clettenberg ꝛc. Graͤfinzu Gleichen/
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dieſe ſachen ohn dem unbekannt ſind/ eines und
das andere anzumercken ſeyn wird.

41. Jnsgemein vertheidiget die Graͤfin in
allen dieſen ſchreiben Stiefeln und Methen be-
ſtaͤndig/ und inſonderheit beſchwert ſie ſich im
andern brieff p. 19. daß D. Weber ihremUnd be-
ſchwerun-
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D. We-
bern.

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[44/0056] Th. III. C. IV. Von Eſaia Stiefeln lich und demuͤtig ſich erwieſen/ wie es der au- genſchein weiſet. Jahr MDC. biß MDCC. 39. Jnmittelſt/ da die Sache weiter rucht- bar worden/ iſt ſonderlich nebenſt dem Erfur- tiſchen Miniſterio auch ein Superintendens und Graͤflicher Gleichiſcher Hoffprediger D. Jo- hann Weber an Stiefeln gerathen/ weil er geſehen/ daß die Graͤfin mit dieſem als einem Ketzer correſpondirte. Die veranlaſſung und andere umſtaͤnde kan der leſer aus D. Webers ſchreiben an D. Balthaſar Meiſnerum verneh- men/ welches ich/ wie ers Lateiniſch mit ſeiner eigenen hand geſchrieben/ hieher ſetzen will/ de dato 6. Decembr. 1623. Und mit D. We- bern. Jch habe auff der viſitation der Herr- ſchafft Gleichen viel/ ja ſehr viel zu ſchaf- fen gehabt mit Eſaia Stiefeln und etli- chen ſeinen anhaͤngern/ darunteꝛ Ezechiel Meth iſt/ der ſich den Ertz-fuͤrſtē Michael neñet. Deñ dieſe haben unſere Graͤfin/ wel- che ohndem zu neuen uñ fanatiſchen dingen geneigt iſt/ heimlich zu verfuͤhren ange- fangen. Aber man hoͤre die art und wei- ſe. Dieſer Meth/ der zum viertenmal ein Apoſtata worden/ ſuchte von mir un- terweiſung/ und kam mit ſeinem ſtief-va- ter zu mir. Dieſe hat mein gnaͤdiger herr ein viertel jahr lang unterhalten/ und ſie ſtellten ſich/ als wenn ſie |taͤglich proficir- ten. Bald hernach/ da der Graff ſtarb/ ſuccedirte ihm ſein einiger bruder Johann Ludwig. Von deſſen Gemahlin wurde Meth erfordert/ und als Chymicus ange- nommen. Stiefel aber wird zum hauß- verwalter der Graͤfin in Erffurt gema- chet. Dieſe beyde ſchelme/ da ſie der Graͤfin ſinn mercken/ fangen an ihre vori- ge dinge hervor zuſuchen/ und tragen ihre meinung mit ſcheinbaren worten vor. Die Graͤfiin lobet/ und billiget alles. Je- doch verſtellen ſie ſich gar verſchlagen und conformiren ſich nach unſerer kirche. Jch gehe deßwegen zur Graͤfin und war- ne ſie/ ſich vor dieſen beyden zu huͤten. Sie aber leugnet/ daß ſie das geringſte von ih- rer lehre mit ihr geredet haͤtten. Allein der verdacht nahm taͤglich zu. Dahero ich amts halber ernſt brauchen muſte. Denn ich trohete/ daß ich Methen mit dem bann ſtraffen wolte/ wenn er ſich nicht durch eine ſchrifft purgirte. Und das ge- ſchahe. Denn er gab eine kaltſinnige und hinterliſtige ſchrifft aus/ worinnen er ſich gegen Herrn Merckens anklagen gantz nicht entſchuldiget. Weil ich nun alſo wachſam war/ hatte ich keinen zu- gang mehr. Jch ſchrieb aber bald dar- auff an die Graͤfin/ und ermahnete ſie. Wir wechſelten alſo etliche wochen briefe mit einander/ da ſie denn hefftig auff mich loß zog. Jch aber ließ mich nichts bewe- gen/ ſondern zeigete ihr mit gelindigkeit den weg. Sie wolte ihn aber nicht ge- hen/ und wolte ihre ſchreiben zu Erffurt drucken laſſen/ ließ aber meine antwor- ten auſſen. Deßwegen nun/ weil ſie offen- bare irrthuͤmer vertheidigte/ habe ich ſie vom beichtſtuhl und Abendmahl ausge- ſchloſſen und ſchlieſſe ſie noch aus. End- lich treffe ich Stiefels buͤchlein an/ das zu Dantzig ohne ſeinen namen herausge- kommen. Dieſes wiederlege ich kuͤrtz- lich/ und ſende es etlichen verfuͤhrten zu Erffurt. Als dieſe die irrthuͤmer und GOtteslaͤſterungen erkennen/ klagen ſie Stiefeln vor dem Rath an. Auffbefra- gen bekennt er ſich vor den auctorem frech gnug/ und ſagt es ſeye nichts wieder die Augſp. Confeſſion und Formulam Concor- diæ darinn. Weil er aber ſich ſeiner haut fuͤrchtete/ machte er ſich heimlich davon. Darauff hat mein Graff nach meiner er- innerung Methen mit allen den ſeinigen vom hoffe verjagt/ nihil ventrem conjugis curans. Alſo iſt dieſes Stiefeliſche neſt (nidus ocreanus) zerſtoͤrt worden. Jahr MDC. biß MDCC. 40. So weit D. Webers eigenhaͤndiger brieff zu deſſen erlaͤuterung noch eines und an- deres beyzufuͤgen iſt. Eben dieſer Superin- tendens gedencket in der vorrede uͤber die cenſu- ram Stiefelianiſmi P. A. 3. daß die Graff- ſchafft Gleichen in boͤſen kaͤtzer-verdacht bracht worden/ weil Stiefel ſeine buͤcher in ſelbige kirchen-inſpection eingeſchoben. Seingnaͤdiger Graff aber waͤre dieſer lehr und ſolchen leuten von hertzen feind/ und koͤnte ihren namen ohne groſſen unwillen faſt nicht hoͤren noch nennen. Dieſe von D. Webern erwehnte briefe aber ſind anno 1624. unteꝛ dieſem titul in 12mo heraus gekom- men: Chriſtliche verantwortungs, ſchrei- ben der Hoch-wolgebornen Graͤfin und Frauen/ Frauen Erdehmut Julianen/ gebornen Graͤfin von Hohnſtein/ Lora und Clettenberg ꝛc. Graͤfinzu Gleichen/ Spiegelberg und Pyrmond/ Frauen zu Donau ꝛc. auff die faͤlſchliche/ laͤſterliche beſchuldigung D. Johann Webers/ Jhr Gr. Gn. Hoff- und ſtadt Pfarrers in Ohr- druff: ſo ermelter Weber hochtrabend an Jhr Gr. Gn. ſchrifftlich einzugeben ſich geluͤſten laſſen. Aus welchen allhier/ weil dieſe ſachen ohn dem unbekannt ſind/ eines und das andere anzumercken ſeyn wird. Mehrere umſtaͤnde. Der Graͤ- fin von Gleichen ſchrifft vor Stie- feln. 41. Jnsgemein vertheidiget die Graͤfin in allen dieſen ſchreiben Stiefeln und Methen be- ſtaͤndig/ und inſonderheit beſchwert ſie ſich im andern brieff p. 19. daß D. Weber ihrem Ehe-herrn mit ſolchen unwahrhafftigen dingen unter augen gegangen/ dadurch er geſucht ihn gegen ſie zu verbittern/ und eheleute zuſam̃en zu hetzen/ welches ihm aber GOtt lob gefehlet. ꝛc. Und p. 20. daß er heimlich uͤber ſie und andere fromme leuterath hielte/ auch auff der cantzel wie- der ſie als Wiedertaͤufferiſche/ Oſiandri- ſche/ Weigelianiſche/ Roſencreutzeri- ſche/ Theophraſtiſche und andere verdam̃- liche kaͤtzer laͤſtere/ Item. p. 225. ſchrei- bet ſie alſo an ihn: GOtt hat uns in einig- keit unſers Hl. Herrn/ mit ihme ſelbſt uͤber euch zur Chriſtlichen Obrigkeit geſetzet/ haͤtte euch auch nach 8 erinerung Chriſti gebuͤhren wollen/ bey uns mit Goͤttlicher freundlichkeit zu erfragen ehe und zuvor ihr uns und andere fromme unſchuldige leute bey unſerm Hl. Herrn faͤlſchlich und unſchuldig verlaͤumder/ auch bey andern leuten Und be- ſchwerun- gen wider D. We- bern.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/56>, abgerufen am 22.12.2024.