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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische händel wegen Crypto-Calvinisini.
[Spaltenumbruch] der termin angesetzt/ daß sie dem neuen Super-
intenden
ten angeloben solten/ und hatte kei-
nen befehl/ ihnen ferner frist und bedenckzeit zu-
geben. Wolten sie es nun thun/ wol gut/ wo
nicht/ möchten sie gewärtig seyn/ was ih-
nen darüber begegnen möchte.

Da begehrten sie/ wann sie ja solten angelo-
ben/ so müsten sie gleichwol zuvor wissen/ was
sie am Superintendenten hätten/ darum solte er
ihn zuvor seine confession und bekäntniß thun
lassen. Es ward ihnen aber auch abgeschla-
gen/ und zur antwort gegeben: Es wäre jetzo
nicht zeit confessiones zuthun/ das würde sich
hernach wol schicken. Zu dem wäre er ja Supe-
rintendens,
und solte billiger confessiones von
ihnen fordern/ als sie von ihm/ es gebührte ih-
nen nicht: Würden sie von dem neuen Super-
intenden
ten in einem oder andern beschweret
werden/ so hätten sie es bey dem Chur-Fürsten
zu Sachsen S. Gn. Herrn/ oder bey ihme an
S. Chur-Fürstl. Gn. statt zu klagen/ solte ih-
nen billiger schutz gehalten werden.

Darauff gieng M. Rümpler und M. Bran-
diß hin/ und thäten dem neuen Superintenden-
ten handgelöbniß doch mit gnugsamer ver-
wahrung und conditionen, immassen von
dem Pastore zu S. Andreas geschehen/ darauf
der neue Superintendens antwortet: Hoc est
mei muneris,
solten sich nichts/ dann alles gu-
ten zu ihm versehen.

M. Philippus Krause aber/ und sein Bruder
hielten ferner bey dem oberauffseher an um di-
lation
und bedenckzeit/ und wande M. Philippus
für/ er hätte zwar am Hn. Superintendenten
keinen mangel/ wäre sein lieber praeceptor ge-
wesen/ hätte auch seiner person halber kein be-
dencken/ der anzugeloben; Er müste aber
gleichwol seiner gnädigsten Fürstin und
Frauen in acht nehmen/ die hätte ihm nicht
allein von jugend auff viel gutes gethan/ son-
dern dienete auch in J. F. G. wittwen rechte:
Weiln nun J. F. G. in diese vocation nicht
gewilliget/ so könte er auch ohn J. F. G. vor-
weiser sich mit gutem gewissen nicht einlassen.

Es ward ihm aber nebenst voriger antwort/
dieser bescheid: Es gienge hierdurch seiner
gnädigsten Fürstin und Frauen am wittwen
rechte nichts abe/ er bliebe gleichwol in J. F. G.
bestallung und pflicht/ und wäre dieser ein un-
nöthiger behelff. Als er aber mit mehrerm
ernst anhielte und sagte: Es lege ihm in sei-
nem gewissen/ und wüste GOtt/ er wäre in
seinem gewissen so verstrickt/ daß er nicht wü-
ste/ was er thun solte. Da antwortete ihm
Roderus: Non est res conscientiae; Est puta-
tivum vulnus; Tu fingis tibi vulnus conscien-
tiae, ubi nullum est.
Jhr müst ja einen unter-
scheid halten zwischen hoher und unterer obrig-
keit/ ihr müst der untern obrigkeit also pariren/
daß ihr dardurch der hohen obrigkeit nicht un-
gehorsam werden etc.

Da ihm nun D. Rotherus und M. Seidlerus
lange eingeredet/ trat er für den altar/ und
sagte etliche mal/ wolt ihr mich am jüngsten
tage entschuldigen/ und für mich antworten/
so will ich angeloben. Darauffsteckten sie die
köpffe zusammen/ und antworteten ja. Gab
endlich dem neuen Superintendenten die hand/
mit wiederholung derer conditionum, die vor
gedacht/ und sagte mit weinenden augen/
er wünschte ihm zu seinem ampte glück und
[Spaltenumbruch] Gottes seegen/ und wolte ihm hiermit obedi-
entiam promitti
ret haben/ wolte aber am
jüngsten tage entschuldiget seyn.

Da folgten ihm die andern pastores nach/
und thaten dem neuen Superintendenten hand-
gelöbniß.

Darauf that er eine latinam orationem, die er
auß dem concept laß/ bedanckte sich gegen
Chur-Fürstl. Durchl. der vocation, und gegen
dem ministerio der stipulation, promittirte fi-
delitatem & consensum.

Der oberauffseher aber erklärte sich/ daß er
gen hoffe berichten wolte/ daß das ministe-
rium
und sonderlich M. Rümpler und M. Phi-
lippus
so viel wesens gemacht/ und sich der an-
weisung widersetzet hätten. Es bat aber
M. Augustinus, daß er sie nicht gefähren wolte/
was sie gethan/ hätten sie auß noth thun müs-
sen/ und gleichwol ihre pflicht gegen die Hrn.
Graffen in acht nehmen. Da erklärte er sich
nochmals/ daß es ihnen zu keinem nachtheil
gereichen solte/ auch den Hrn. Graffen an ih-
ren rechten nichts benommen seyn/ erbot
sich auch auff intercession Rotheri und Seidle-
ri,
daß er den bericht gen hoffe wolte einstellen.

Läst auch nunmehro dem ministerio die besol-
dunge folgen/ ohne M. Rümplern hält er seine
besoldung noch für/ weil er in der kirchen we-
gen der Fürstin prediger das wort geredet;
Will sonderliche erklärung von ihm haben/
läst sie ihm aber auff vorbitte Seidleri auch zu-
stellen.

Den 28. Octob. An. 90. ordnet Seitler
das gemeine gebett an vor den Chur-Fürsten
zu Sachsen wider den brauch dieser kirchen.
Es wolte es aber das ministerium nicht anneh-
men/ wanden dargegen ein ihre erhebliche ur-
sachen/ und corrigirten die form/ wie sie meine-
ten gegen JJ. GG. herrschafft verantwortlich
zu seyn.

Den 4. Novembr. An. 90. protestiren wi-
der den actum introductionis Seidleri Graff
Christoph/ und der Fürstin heimgelassene rä-
the und diener.

Den 15. sontag nach Trinitatis An. 91. fä-
het sich der streit an mit dem substituten
wegen deß exorcismi.

Den 16. Sept. An. 91. wurden die Mans-
feldische prediger/ und andere unter Magde-
burgischer hoheit vom oberauffseher zu Mans-
feld Niclas Zötsch und seinem substituten Hen-
rich Braun/ im oberauffseher ampt allhier an
den neuen Superintendenten gewiesen/ legen
aber eine schristliche protestation ein/ daß man
sie bey der confession und ceremonien lassen
wolte/ welche angenommen und ad acta gele-
get wird/ und ihnen zugesagt/ daß sie bey der
forma concordiae und ihren confessionibus sol-
ten gelassen werden.

Der Herr Autumnus aber und sein eydam
Regelius erschienen nicht/ legen aber ein schrei-
ben ein/ erbieten sich gegen dem Hrn. Admi-
nistratore
zu entschuldigen/ welches auch ge-
schehen den 29. Sept. An. 91.

Den 26. Sept. schrieben die Hrn. Graffen
zu Schraplan an die pfarrherrn und diaconos
zu Eißleben/ und erforderten dieselben den 6.
Octobr. zum begräbniß JJ. GG. Hrn. vat-
ters/ Graff Christoph von Mansfeld/ welcher
den 28. Aug. um 12. Uhr zu nacht zu Dreßden
in Gott verschieden war.

Diß
A. K. H. Vierter Theil. L l l ij

Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſini.
[Spaltenumbruch] der termin angeſetzt/ daß ſie dem neuen Super-
intenden
ten angeloben ſolten/ und hatte kei-
nen befehl/ ihnen ferner friſt und bedenckzeit zu-
geben. Wolten ſie es nun thun/ wol gut/ wo
nicht/ moͤchten ſie gewaͤrtig ſeyn/ was ih-
nen daruͤber begegnen moͤchte.

Da begehrten ſie/ wann ſie ja ſolten angelo-
ben/ ſo muͤſten ſie gleichwol zuvor wiſſen/ was
ſie am Superintendenten haͤtten/ darum ſolte er
ihn zuvor ſeine confeſſion und bekaͤntniß thun
laſſen. Es ward ihnen aber auch abgeſchla-
gen/ und zur antwort gegeben: Es waͤre jetzo
nicht zeit confeſſiones zuthun/ das wuͤrde ſich
hernach wol ſchicken. Zu dem waͤre er ja Supe-
rintendens,
und ſolte billiger confeſſiones von
ihnen fordern/ als ſie von ihm/ es gebuͤhrte ih-
nen nicht: Wuͤrden ſie von dem neuen Super-
intenden
ten in einem oder andern beſchweret
werden/ ſo haͤtten ſie es bey dem Chur-Fuͤrſten
zu Sachſen S. Gn. Herrn/ oder bey ihme an
S. Chur-Fuͤrſtl. Gn. ſtatt zu klagen/ ſolte ih-
nen billiger ſchutz gehalten werden.

Darauff gieng M. Ruͤmpler und M. Bran-
diß hin/ und thaͤten dem neuen Superintenden-
ten handgeloͤbniß doch mit gnugſamer ver-
wahrung und conditionen, immaſſen von
dem Paſtore zu S. Andreas geſchehen/ darauf
der neue Superintendens antwortet: Hoc eſt
mei muneris,
ſolten ſich nichts/ dann alles gu-
ten zu ihm verſehen.

M. Philippus Krauſe aber/ und ſein Bruder
hielten ferner bey dem oberauffſeher an um di-
lation
und bedenckzeit/ und wande M. Philippus
fuͤr/ er haͤtte zwar am Hn. Superintendenten
keinen mangel/ waͤre ſein lieber præceptor ge-
weſen/ haͤtte auch ſeiner perſon halber kein be-
dencken/ der anzugeloben; Er muͤſte aber
gleichwol ſeiner gnaͤdigſten Fuͤrſtin und
Frauen in acht nehmen/ die haͤtte ihm nicht
allein von jugend auff viel gutes gethan/ ſon-
dern dienete auch in J. F. G. wittwen rechte:
Weiln nun J. F. G. in dieſe vocation nicht
gewilliget/ ſo koͤnte er auch ohn J. F. G. vor-
weiſer ſich mit gutem gewiſſen nicht einlaſſen.

Es ward ihm aber nebenſt voriger antwort/
dieſer beſcheid: Es gienge hierdurch ſeiner
gnaͤdigſten Fuͤrſtin und Frauen am wittwen
rechte nichts abe/ er bliebe gleichwol in J. F. G.
beſtallung und pflicht/ und waͤre dieſer ein un-
noͤthiger behelff. Als er aber mit mehrerm
ernſt anhielte und ſagte: Es lege ihm in ſei-
nem gewiſſen/ und wuͤſte GOtt/ er waͤre in
ſeinem gewiſſen ſo verſtrickt/ daß er nicht wuͤ-
ſte/ was er thun ſolte. Da antwortete ihm
Roderus: Non eſt res conſcientiæ; Eſt puta-
tivum vulnus; Tu fingis tibi vulnus conſcien-
tiæ, ubi nullum eſt.
Jhr muͤſt ja einen unter-
ſcheid halten zwiſchen hoher und unterer obrig-
keit/ ihr muͤſt der untern obrigkeit alſo pariren/
daß ihr dardurch der hohen obrigkeit nicht un-
gehorſam werden ꝛc.

Da ihm nun D. Rotherus und M. Seidlerus
lange eingeredet/ trat er fuͤr den altar/ und
ſagte etliche mal/ wolt ihr mich am juͤngſten
tage entſchuldigen/ und fuͤr mich antworten/
ſo will ich angeloben. Darauffſteckten ſie die
koͤpffe zuſammen/ und antworteten ja. Gab
endlich dem neuen Superintendenten die hand/
mit wiederholung derer conditionum, die vor
gedacht/ und ſagte mit weinenden augen/
er wuͤnſchte ihm zu ſeinem ampte gluͤck und
[Spaltenumbruch] Gottes ſeegen/ und wolte ihm hiermit obedi-
entiam promitti
ret haben/ wolte aber am
juͤngſten tage entſchuldiget ſeyn.

Da folgten ihm die andern paſtores nach/
und thaten dem neuen Superintendenten hand-
geloͤbniß.

Darauf that er eine latinam orationem, die er
auß dem concept laß/ bedanckte ſich gegen
Chur-Fuͤrſtl. Durchl. der vocation, und gegen
dem miniſterio der ſtipulation, promittirte fi-
delitatem & conſenſum.

Der oberauffſeher aber erklaͤrte ſich/ daß er
gen hoffe berichten wolte/ daß das miniſte-
rium
und ſonderlich M. Ruͤmpler und M. Phi-
lippus
ſo viel weſens gemacht/ und ſich der an-
weiſung widerſetzet haͤtten. Es bat aber
M. Auguſtinus, daß er ſie nicht gefaͤhren wolte/
was ſie gethan/ haͤtten ſie auß noth thun muͤſ-
ſen/ und gleichwol ihre pflicht gegen die Hrn.
Graffen in acht nehmen. Da erklaͤrte er ſich
nochmals/ daß es ihnen zu keinem nachtheil
gereichen ſolte/ auch den Hrn. Graffen an ih-
ren rechten nichts benommen ſeyn/ erbot
ſich auch auff interceſſion Rotheri und Seidle-
ri,
daß er den bericht gen hoffe wolte einſtellen.

Laͤſt auch nunmehro dem miniſterio die beſol-
dunge folgen/ ohne M. Ruͤmplern haͤlt er ſeine
beſoldung noch fuͤr/ weil er in der kirchen we-
gen der Fuͤrſtin prediger das wort geredet;
Will ſonderliche erklaͤrung von ihm haben/
laͤſt ſie ihm aber auff vorbitte Seidleri auch zu-
ſtellen.

Den 28. Octob. An. 90. ordnet Seitler
das gemeine gebett an vor den Chur-Fuͤrſten
zu Sachſen wider den brauch dieſer kirchen.
Es wolte es aber das miniſterium nicht anneh-
men/ wanden dargegen ein ihre erhebliche ur-
ſachen/ und corrigirten die form/ wie ſie meine-
ten gegen JJ. GG. herrſchafft verantwortlich
zu ſeyn.

Den 4. Novembr. An. 90. proteſtiren wi-
der den actum introductionis Seidleri Graff
Chriſtoph/ und der Fuͤrſtin heimgelaſſene raͤ-
the und diener.

Den 15. ſontag nach Trinitatis An. 91. faͤ-
het ſich der ſtreit an mit dem ſubſtituten
wegen deß exorciſmi.

Den 16. Sept. An. 91. wurden die Mans-
feldiſche prediger/ und andere unter Magde-
burgiſcher hoheit vom oberauffſeher zu Mans-
feld Niclas Zoͤtſch und ſeinem ſubſtituten Hen-
rich Braun/ im oberauffſeher ampt allhier an
den neuen Superintendenten gewieſen/ legen
aber eine ſchriſtliche proteſtation ein/ daß man
ſie bey der confeſſion und ceremonien laſſen
wolte/ welche angenommen und ad acta gele-
get wird/ und ihnen zugeſagt/ daß ſie bey der
forma concordiæ und ihren confeſſionibus ſol-
ten gelaſſen werden.

Der Herr Autumnus aber und ſein eydam
Regelius erſchienen nicht/ legen aber ein ſchrei-
ben ein/ erbieten ſich gegen dem Hrn. Admi-
niſtratore
zu entſchuldigen/ welches auch ge-
ſchehen den 29. Sept. An. 91.

Den 26. Sept. ſchrieben die Hrn. Graffen
zu Schraplan an die pfarrherrn und diaconos
zu Eißleben/ und erforderten dieſelben den 6.
Octobr. zum begraͤbniß JJ. GG. Hrn. vat-
ters/ Graff Chriſtoph von Mansfeld/ welcher
den 28. Aug. um 12. Uhr zu nacht zu Dreßden
in Gott verſchieden war.

Diß
A. K. H. Vierter Theil. L l l ij
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[453/0755] Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſini. der termin angeſetzt/ daß ſie dem neuen Super- intendenten angeloben ſolten/ und hatte kei- nen befehl/ ihnen ferner friſt und bedenckzeit zu- geben. Wolten ſie es nun thun/ wol gut/ wo nicht/ moͤchten ſie gewaͤrtig ſeyn/ was ih- nen daruͤber begegnen moͤchte. Da begehrten ſie/ wann ſie ja ſolten angelo- ben/ ſo muͤſten ſie gleichwol zuvor wiſſen/ was ſie am Superintendenten haͤtten/ darum ſolte er ihn zuvor ſeine confeſſion und bekaͤntniß thun laſſen. Es ward ihnen aber auch abgeſchla- gen/ und zur antwort gegeben: Es waͤre jetzo nicht zeit confeſſiones zuthun/ das wuͤrde ſich hernach wol ſchicken. Zu dem waͤre er ja Supe- rintendens, und ſolte billiger confeſſiones von ihnen fordern/ als ſie von ihm/ es gebuͤhrte ih- nen nicht: Wuͤrden ſie von dem neuen Super- intendenten in einem oder andern beſchweret werden/ ſo haͤtten ſie es bey dem Chur-Fuͤrſten zu Sachſen S. Gn. Herrn/ oder bey ihme an S. Chur-Fuͤrſtl. Gn. ſtatt zu klagen/ ſolte ih- nen billiger ſchutz gehalten werden. Darauff gieng M. Ruͤmpler und M. Bran- diß hin/ und thaͤten dem neuen Superintenden- ten handgeloͤbniß doch mit gnugſamer ver- wahrung und conditionen, immaſſen von dem Paſtore zu S. Andreas geſchehen/ darauf der neue Superintendens antwortet: Hoc eſt mei muneris, ſolten ſich nichts/ dann alles gu- ten zu ihm verſehen. M. Philippus Krauſe aber/ und ſein Bruder hielten ferner bey dem oberauffſeher an um di- lation und bedenckzeit/ und wande M. Philippus fuͤr/ er haͤtte zwar am Hn. Superintendenten keinen mangel/ waͤre ſein lieber præceptor ge- weſen/ haͤtte auch ſeiner perſon halber kein be- dencken/ der anzugeloben; Er muͤſte aber gleichwol ſeiner gnaͤdigſten Fuͤrſtin und Frauen in acht nehmen/ die haͤtte ihm nicht allein von jugend auff viel gutes gethan/ ſon- dern dienete auch in J. F. G. wittwen rechte: Weiln nun J. F. G. in dieſe vocation nicht gewilliget/ ſo koͤnte er auch ohn J. F. G. vor- weiſer ſich mit gutem gewiſſen nicht einlaſſen. Es ward ihm aber nebenſt voriger antwort/ dieſer beſcheid: Es gienge hierdurch ſeiner gnaͤdigſten Fuͤrſtin und Frauen am wittwen rechte nichts abe/ er bliebe gleichwol in J. F. G. beſtallung und pflicht/ und waͤre dieſer ein un- noͤthiger behelff. Als er aber mit mehrerm ernſt anhielte und ſagte: Es lege ihm in ſei- nem gewiſſen/ und wuͤſte GOtt/ er waͤre in ſeinem gewiſſen ſo verſtrickt/ daß er nicht wuͤ- ſte/ was er thun ſolte. Da antwortete ihm Roderus: Non eſt res conſcientiæ; Eſt puta- tivum vulnus; Tu fingis tibi vulnus conſcien- tiæ, ubi nullum eſt. Jhr muͤſt ja einen unter- ſcheid halten zwiſchen hoher und unterer obrig- keit/ ihr muͤſt der untern obrigkeit alſo pariren/ daß ihr dardurch der hohen obrigkeit nicht un- gehorſam werden ꝛc. Da ihm nun D. Rotherus und M. Seidlerus lange eingeredet/ trat er fuͤr den altar/ und ſagte etliche mal/ wolt ihr mich am juͤngſten tage entſchuldigen/ und fuͤr mich antworten/ ſo will ich angeloben. Darauffſteckten ſie die koͤpffe zuſammen/ und antworteten ja. Gab endlich dem neuen Superintendenten die hand/ mit wiederholung derer conditionum, die vor gedacht/ und ſagte mit weinenden augen/ er wuͤnſchte ihm zu ſeinem ampte gluͤck und Gottes ſeegen/ und wolte ihm hiermit obedi- entiam promittiret haben/ wolte aber am juͤngſten tage entſchuldiget ſeyn. Da folgten ihm die andern paſtores nach/ und thaten dem neuen Superintendenten hand- geloͤbniß. Darauf that er eine latinam orationem, die er auß dem concept laß/ bedanckte ſich gegen Chur-Fuͤrſtl. Durchl. der vocation, und gegen dem miniſterio der ſtipulation, promittirte fi- delitatem & conſenſum. Der oberauffſeher aber erklaͤrte ſich/ daß er gen hoffe berichten wolte/ daß das miniſte- rium und ſonderlich M. Ruͤmpler und M. Phi- lippus ſo viel weſens gemacht/ und ſich der an- weiſung widerſetzet haͤtten. Es bat aber M. Auguſtinus, daß er ſie nicht gefaͤhren wolte/ was ſie gethan/ haͤtten ſie auß noth thun muͤſ- ſen/ und gleichwol ihre pflicht gegen die Hrn. Graffen in acht nehmen. Da erklaͤrte er ſich nochmals/ daß es ihnen zu keinem nachtheil gereichen ſolte/ auch den Hrn. Graffen an ih- ren rechten nichts benommen ſeyn/ erbot ſich auch auff interceſſion Rotheri und Seidle- ri, daß er den bericht gen hoffe wolte einſtellen. Laͤſt auch nunmehro dem miniſterio die beſol- dunge folgen/ ohne M. Ruͤmplern haͤlt er ſeine beſoldung noch fuͤr/ weil er in der kirchen we- gen der Fuͤrſtin prediger das wort geredet; Will ſonderliche erklaͤrung von ihm haben/ laͤſt ſie ihm aber auff vorbitte Seidleri auch zu- ſtellen. Den 28. Octob. An. 90. ordnet Seitler das gemeine gebett an vor den Chur-Fuͤrſten zu Sachſen wider den brauch dieſer kirchen. Es wolte es aber das miniſterium nicht anneh- men/ wanden dargegen ein ihre erhebliche ur- ſachen/ und corrigirten die form/ wie ſie meine- ten gegen JJ. GG. herrſchafft verantwortlich zu ſeyn. Den 4. Novembr. An. 90. proteſtiren wi- der den actum introductionis Seidleri Graff Chriſtoph/ und der Fuͤrſtin heimgelaſſene raͤ- the und diener. Den 15. ſontag nach Trinitatis An. 91. faͤ- het ſich der ſtreit an mit dem ſubſtituten wegen deß exorciſmi. Den 16. Sept. An. 91. wurden die Mans- feldiſche prediger/ und andere unter Magde- burgiſcher hoheit vom oberauffſeher zu Mans- feld Niclas Zoͤtſch und ſeinem ſubſtituten Hen- rich Braun/ im oberauffſeher ampt allhier an den neuen Superintendenten gewieſen/ legen aber eine ſchriſtliche proteſtation ein/ daß man ſie bey der confeſſion und ceremonien laſſen wolte/ welche angenommen und ad acta gele- get wird/ und ihnen zugeſagt/ daß ſie bey der forma concordiæ und ihren confeſſionibus ſol- ten gelaſſen werden. Der Herr Autumnus aber und ſein eydam Regelius erſchienen nicht/ legen aber ein ſchrei- ben ein/ erbieten ſich gegen dem Hrn. Admi- niſtratore zu entſchuldigen/ welches auch ge- ſchehen den 29. Sept. An. 91. Den 26. Sept. ſchrieben die Hrn. Graffen zu Schraplan an die pfarrherrn und diaconos zu Eißleben/ und erforderten dieſelben den 6. Octobr. zum begraͤbniß JJ. GG. Hrn. vat- ters/ Graff Chriſtoph von Mansfeld/ welcher den 28. Aug. um 12. Uhr zu nacht zu Dreßden in Gott verſchieden war. Diß A. K. H. Vierter Theil. L l l ij

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/755>, abgerufen am 22.12.2024.