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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische händel wegen Crypto-Calvinisini.
[Spaltenumbruch]

Diß schreiben gibt M. Seitler/ der darin-
nen übergangen/ dem oberaufseher/ der schickts
den Herren Graffen wieder/ erinnert/ daß sein
Superintendens M. Seitler darinnen übergan-
gen sey/ schreibet solches JJ. GG. betrübniß
zu/ bittet es zu endern.

Darauff erklären sich JJ. GG. daß es kein
versehen sey/ sondern auß gutem bedacht ge-
schehen. Jmmassen dann JJ. GG. gen-Mans-
feld und Heckstedt gleicher gestalt auch ge-
schrieben/ dann sie Autumnum so wenig als
Seidlerum für ihren Superintendenten erkenne-
ten. Wie sie dann auch ihren Pastoribus, kei-
nen darvor zuerkennen/ befohlen/ sondern was
sie beym Superintendenten zu suchen/ im ampt
Schraplan anzubringen aufferleget.

Den 26. Octobr. ward dem Chur-Fürsten
Hertzog Christiano begengniß gehalten/ und
that M. Seitler die leichtpredigt. Entschul-
digte darinnen J. Chur-Fürstl. Gn. erstlich we-
gen deß Edicts an. 86. außgangen/ darinnen ver-
botten daß man die Sectarios nicht publice
nennen/ noch straffen solte. Zum andern we-
gen abschaffung deß Exorcismi, als der 1. Got-
tes wort zu wider/ und eine alte Päpstische
ceremonia wäre 2. ein mißbrauch göttliches
nahmens. 3. von vielen Kirchen abgeschafft.
4. auch von Luthero nicht approbirt sey. Diß
ward ihme den folgenden 27. Octob. mit rath
deß ministerii von Herrn Georgio Regebrando
pro concione
widerleget/ hernach aber auff
befehl deß oberauffsehers von Seidlero inhibirt,
daß er sich dessen hinführo enthalten solte.

Den 5. Nov. besprach das ministerium Seid-
lerum,
erinnerte ihn erstlich deß erbiethens/ so
ihnen in seiner annehmung geschehen/ daß sie
bey der confession und kirchen ceremonien ge-
lassen werden solten.

Zum andern weil er vielärgerliche neue reden
auf der Cantzel brauchte/ begehrten sie seine er-
klärung/ ob er seiner vorige zusage nach mit der
forma concordiae und dieser kirchen confession
einig wäre/ und es dißfals mit ihne hielte oder
nicht. Wolte sich aber darauf nit erklären/ son-
dern schob die sache über unterschiedlich anhal-
ten/ von einer Zeit zur andern auff/ biß end-
lich den 11. Decembr. gab er auf deß ministerij
endliches ansuchen diese antwort: Erstlich
daß man insidiose & captiose mit ihm um-
gienge/ und befinde bey ihnen keinen cando-
rem;
Dann etliche auß dem ministerio hät-
ten sich gerühmt/ man hätte ihn nun gefas-
set/ wolten sehen/ wie er sich nun erklären
würde. Hierauß sehe er/ wie candide sie mit
ihm umgiengen/ hätte deßwegen billich be-
dencken mit ihnen zu conferiren. 2. Hätte ers
auch bedencken hoc rerum statu, da sie nun
ihren vortheil ersehen hätten/ wann er sei-
nes vortheils brauchen wollen/ hätte er sie
wol anderst bremsen können. 3. So hätte es
der oberauffseher ihm auch verbotten/ sonst
hätte er kein bedencken mit ihnen zu conferiren
de forma concordiae, in welcher viel unrich-
tiges Dinges wäre/ und sonderlich in loco
de persona Christi,
da wäre solch Ding/
das man nimmermehr vertheidigen könte.
Es wäre dann/ daß man a confessione ortho-
doxa antiquitatis
gantz und gar abweichen/
und etwas neues machen wolte/ und wer
auch anderst sagte/ der möchte es gewiß nicht
verstehen oder gelesen haben/ was andere dar-
[Spaltenumbruch] von geschrieben. Er hätte noch bey der hand/
was die Mansfeldischen Theologi und sonder-
lich Autumnus davon geschrieben/ das könte
er ihnen vor die nasen legen. Es werde aber
bald an tag kommen/ ob die formula concor-
diae
recht wäre oder nicht. So hätten sie
auch wol gehöret/ daß er nicht auff die forinam
concordiae
wäre eingewiesen worden. Uber
diß so wäre auch die forma concordiae durchs
Chur-Fürstl. mandat auffgehoben/ und er von
seiner subscription liberirt/ und an seine vorige
confession gewiesen. Hierauff ist er mit ge-
meinem rath deß ministerii ab usu coenae su-
spendi
ret worden.

Den 2. Decembr. haben die Herrn Graffen
ein schreiben an den Hrn. Administratorem der
Chur Sachsen abgehen lassen; Darinnen
sich JJ. GG. über den oberauffseher beschwe-
ren/ daß er ihnen Seidlerum zum Superinten-
den
ten auffgetrungen. Jngleichen über Seid-
lerum/
daß er sich hierzu brauche lassen/ und die
Kirchen mit falscher lehr ärgere und verwirre.

Den 5. Mart. An. 92. fält der Rendtmei-
sterin sache mit ein/ da werden allerley befehlige
wider das ministerium und Kirchenordnung
auß practicirt/ und dem ministerio abermal
vom oberauffseher die besoldung angehalten.
Derentwegen das ministerium zu etlichen un-
terschiedenen mahlen an die Herren Graffen
supplicirt/ aber nichts außgerichtet/ sondern
ist ihnen nicht allein die besoldung ins vierdte
quartal vorgehalten worden; Sondern man
hat ihnen auch das tuch/ damit im Chur-
Fürstl. begengniß der altar/ tauffstein und pre-
digstuhl zu S. Andreas bekleidet gewesen/ nit
folgen lassen wollen/ wenden für/ es geschehe
propter contumaciam & inobedientiam, die-
weil sie es nicht machen wolten/ wie sie es
haben wolten.

Den 2. Mart. An. 92. ward vom Herrn Ad-
ministratore
der Chur Sachsen dem oberauff-
seher ein befehl von Torgau zugeschickt. 1. daß
er seinen Superintendenten M. Seitlern wie-
derum soll abschaffen. 2. daß er dem ministerio
ihre besoldung soll folgen lassen. 3. daß er den
Herren Graffen D. Mösteln zum Cantzler prae-
senti
ren und die Graffen installiren lassen solte.
4. daß er den substituten auß dem Consistorio
abschaffen soll. 5. daß er ohne J. F. G. befehl
den Herren Graffen nichts gebieten noch ver-
bieten soll.

Den. 6. Mart. An. 92. haben die Hrn. Graf-
fen ins gesammt ein schreiben an M. Seitlern ab-
gehen lassen/ und ihm gebotten/ daß er sich deß
Superintendenten ampts so wol der als Cantzel
enthalten/ und das hauß raumen solle. Und
darauff den 7. Martii die predigten und Can-
tzeln den Pfarrherrn und Diaconis zu S. Andreas
schrifftlich befohlen.

Hierauff gibt Seitler zur antwort: Er
seye vom Chur-Fürsten zu Sachsen und ober-
auffseher vocirt und eingewiesen/ gebe derohal-
ben auff der Graffen befehl nichts/ danner
wäre nicht ihr diener/ darum hätten sie ihm
auch nichts zugebieten noch verbieten/ was ihm
aber der Chur-Fürstl. Sächsische Administra-
tor
befehlen würde/ wolte er wol wissen/ was
er thun solte.

Den 9. Mart. schreibt er selber an die Hrn.
Graffen/ bittet um frist biß auff deß ober-
auffsehers erklärung/ hat auch seiner vo-

cation
Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſini.
[Spaltenumbruch]

Diß ſchreiben gibt M. Seitler/ der darin-
nen uͤbergangen/ dem oberaufſeher/ der ſchickts
den Herren Graffen wieder/ erinnert/ daß ſein
Superintendens M. Seitler darinnen uͤbergan-
gen ſey/ ſchreibet ſolches JJ. GG. betruͤbniß
zu/ bittet es zu endern.

Darauff erklaͤren ſich JJ. GG. daß es kein
verſehen ſey/ ſondern auß gutem bedacht ge-
ſchehen. Jm̃aſſen dann JJ. GG. gen-Mans-
feld und Heckſtedt gleicher geſtalt auch ge-
ſchrieben/ dann ſie Autumnum ſo wenig als
Seidlerum fuͤr ihren Superintendenten erkenne-
ten. Wie ſie dann auch ihren Paſtoribus, kei-
nen darvor zuerkennen/ befohlen/ ſondern was
ſie beym Superintendenten zu ſuchen/ im ampt
Schraplan anzubringen aufferleget.

Den 26. Octobr. ward dem Chur-Fuͤrſten
Hertzog Chriſtiano begengniß gehalten/ und
that M. Seitler die leichtpredigt. Entſchul-
digte dariñen J. Chur-Fuͤrſtl. Gn. erſtlich we-
gen deß Edicts an. 86. außgangen/ dariñen ver-
botten daß man die Sectarios nicht publicè
nennen/ noch ſtraffen ſolte. Zum andern we-
gen abſchaffung deß Exorciſmi, als der 1. Got-
tes wort zu wider/ und eine alte Paͤpſtiſche
ceremonia waͤre 2. ein mißbrauch goͤttliches
nahmens. 3. von vielen Kirchen abgeſchafft.
4. auch von Luthero nicht approbirt ſey. Diß
ward ihme den folgenden 27. Octob. mit rath
deß miniſterii von Herrn Georgio Regebrando
pro concione
widerleget/ hernach aber auff
befehl deß oberauffſehers von Seidlero inhibirt,
daß er ſich deſſen hinfuͤhro enthalten ſolte.

Den 5. Nov. beſprach das miniſterium Seid-
lerum,
erinnerte ihn erſtlich deß erbiethens/ ſo
ihnen in ſeiner annehmung geſchehen/ daß ſie
bey der confeſſion und kirchen ceremonien ge-
laſſen werden ſolten.

Zum andern weil er vielaͤrgerliche neue reden
auf der Cantzel brauchte/ begehrten ſie ſeine er-
klaͤrung/ ob er ſeiner vorigē zuſage nach mit der
forma concordiæ und dieſer kirchen confeſſion
einig waͤre/ und es dißfals mit ihnē hielte oder
nicht. Wolte ſich aber darauf nit erklaͤren/ ſon-
dern ſchob die ſache uͤber unterſchiedlich anhal-
ten/ von einer Zeit zur andern auff/ biß end-
lich den 11. Decembr. gab er auf deß miniſterij
endliches anſuchen dieſe antwort: Erſtlich
daß man inſidiosè & captiosè mit ihm um-
gienge/ und befinde bey ihnen keinen cando-
rem;
Dann etliche auß dem miniſterio haͤt-
ten ſich geruͤhmt/ man haͤtte ihn nun gefaſ-
ſet/ wolten ſehen/ wie er ſich nun erklaͤren
wuͤrde. Hierauß ſehe er/ wie candidè ſie mit
ihm umgiengen/ haͤtte deßwegen billich be-
dencken mit ihnen zu conferiren. 2. Haͤtte ers
auch bedencken hoc rerum ſtatu, da ſie nun
ihren vortheil erſehen haͤtten/ wann er ſei-
nes vortheils brauchen wollen/ haͤtte er ſie
wol anderſt bremſen koͤnnen. 3. So haͤtte es
der oberauffſeher ihm auch verbotten/ ſonſt
haͤtte er kein bedencken mit ihnen zu conferiren
de forma concordiæ, in welcher viel unrich-
tiges Dinges waͤre/ und ſonderlich in loco
de perſona Chriſti,
da waͤre ſolch Ding/
das man nimmermehr vertheidigen koͤnte.
Es waͤre dann/ daß man à confeſſione ortho-
doxa antiquitatis
gantz und gar abweichen/
und etwas neues machen wolte/ und wer
auch anderſt ſagte/ der moͤchte es gewiß nicht
verſtehen oder geleſen haben/ was andere dar-
[Spaltenumbruch] von geſchrieben. Er haͤtte noch bey der hand/
was die Mansfeldiſchen Theologi und ſonder-
lich Autumnus davon geſchrieben/ das koͤnte
er ihnen vor die naſen legen. Es werde aber
bald an tag kommen/ ob die formula concor-
diæ
recht waͤre oder nicht. So haͤtten ſie
auch wol gehoͤret/ daß er nicht auff die forinam
concordiæ
waͤre eingewieſen worden. Uber
diß ſo waͤre auch die forma concordiæ durchs
Chur-Fuͤrſtl. mandat auffgehoben/ und er von
ſeiner ſubſcription liberirt/ und an ſeine vorige
confeſſion gewieſen. Hierauff iſt er mit ge-
meinem rath deß miniſterii ab uſu cœnæ ſu-
ſpendi
ret worden.

Den 2. Decembr. haben die Herrn Graffen
ein ſchreiben an den Hrn. Adminiſtratorem der
Chur Sachſen abgehen laſſen; Darinnen
ſich JJ. GG. uͤber den oberauffſeher beſchwe-
ren/ daß er ihnen Seidlerum zum Superinten-
den
ten auffgetrungen. Jngleichen uͤber Seid-
lerum/
daß er ſich hierzu brauchē laſſen/ und die
Kirchen mit falſcher lehr aͤrgere und verwirre.

Den 5. Mart. An. 92. faͤlt der Rendtmei-
ſterin ſache mit ein/ da werden allerley befehlige
wider das miniſterium und Kirchenordnung
auß practicirt/ und dem miniſterio abermal
vom oberauffſeher die beſoldung angehalten.
Derentwegen das miniſterium zu etlichen un-
terſchiedenen mahlen an die Herren Graffen
ſupplicirt/ aber nichts außgerichtet/ ſondern
iſt ihnen nicht allein die beſoldung ins vierdte
quartal vorgehalten worden; Sondern man
hat ihnen auch das tuch/ damit im Chur-
Fuͤrſtl. begengniß der altar/ tauffſtein und pre-
digſtuhl zu S. Andreas bekleidet geweſen/ nit
folgen laſſen wollen/ wenden fuͤr/ es geſchehe
propter contumaciam & inobedientiam, die-
weil ſie es nicht machen wolten/ wie ſie es
haben wolten.

Den 2. Mart. An. 92. ward vom Herrn Ad-
miniſtratore
der Chur Sachſen dem oberauff-
ſeher ein befehl von Torgau zugeſchickt. 1. daß
er ſeinen Superintendenten M. Seitlern wie-
derum ſoll abſchaffen. 2. daß er dem miniſterio
ihre beſoldung ſoll folgen laſſen. 3. daß er den
Herren Graffen D. Moͤſteln zum Cantzler præ-
ſenti
ren und die Graffen inſtalliren laſſen ſolte.
4. daß er den ſubſtituten auß dem Conſiſtorio
abſchaffen ſoll. 5. daß er ohne J. F. G. befehl
den Herren Graffen nichts gebieten noch ver-
bieten ſoll.

Den. 6. Mart. An. 92. haben die Hrn. Graf-
fen ins geſam̃t ein ſchreiben an M. Seitlern ab-
gehen laſſen/ und ihm gebotten/ daß er ſich deß
Superintendenten ampts ſo wol der als Cantzel
enthalten/ und das hauß raumen ſolle. Und
darauff den 7. Martii die predigten und Can-
tzeln den Pfarrherrn und Diaconis zu S. Andreas
ſchrifftlich befohlen.

Hierauff gibt Seitler zur antwort: Er
ſeye vom Chur-Fuͤrſten zu Sachſen und ober-
auffſeher vocirt und eingewieſen/ gebe derohal-
ben auff der Graffen befehl nichts/ danner
waͤre nicht ihr diener/ darum haͤtten ſie ihm
auch nichts zugebieten noch verbieten/ was ihm
aber der Chur-Fuͤrſtl. Saͤchſiſche Adminiſtra-
tor
befehlen wuͤrde/ wolte er wol wiſſen/ was
er thun ſolte.

Den 9. Mart. ſchreibt er ſelber an die Hrn.
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auffſehers erklaͤrung/ hat auch ſeiner vo-

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[0756] Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſini. Diß ſchreiben gibt M. Seitler/ der darin- nen uͤbergangen/ dem oberaufſeher/ der ſchickts den Herren Graffen wieder/ erinnert/ daß ſein Superintendens M. Seitler darinnen uͤbergan- gen ſey/ ſchreibet ſolches JJ. GG. betruͤbniß zu/ bittet es zu endern. Darauff erklaͤren ſich JJ. GG. daß es kein verſehen ſey/ ſondern auß gutem bedacht ge- ſchehen. Jm̃aſſen dann JJ. GG. gen-Mans- feld und Heckſtedt gleicher geſtalt auch ge- ſchrieben/ dann ſie Autumnum ſo wenig als Seidlerum fuͤr ihren Superintendenten erkenne- ten. Wie ſie dann auch ihren Paſtoribus, kei- nen darvor zuerkennen/ befohlen/ ſondern was ſie beym Superintendenten zu ſuchen/ im ampt Schraplan anzubringen aufferleget. Den 26. Octobr. ward dem Chur-Fuͤrſten Hertzog Chriſtiano begengniß gehalten/ und that M. Seitler die leichtpredigt. Entſchul- digte dariñen J. Chur-Fuͤrſtl. Gn. erſtlich we- gen deß Edicts an. 86. außgangen/ dariñen ver- botten daß man die Sectarios nicht publicè nennen/ noch ſtraffen ſolte. Zum andern we- gen abſchaffung deß Exorciſmi, als der 1. Got- tes wort zu wider/ und eine alte Paͤpſtiſche ceremonia waͤre 2. ein mißbrauch goͤttliches nahmens. 3. von vielen Kirchen abgeſchafft. 4. auch von Luthero nicht approbirt ſey. Diß ward ihme den folgenden 27. Octob. mit rath deß miniſterii von Herrn Georgio Regebrando pro concione widerleget/ hernach aber auff befehl deß oberauffſehers von Seidlero inhibirt, daß er ſich deſſen hinfuͤhro enthalten ſolte. Den 5. Nov. beſprach das miniſterium Seid- lerum, erinnerte ihn erſtlich deß erbiethens/ ſo ihnen in ſeiner annehmung geſchehen/ daß ſie bey der confeſſion und kirchen ceremonien ge- laſſen werden ſolten. Zum andern weil er vielaͤrgerliche neue reden auf der Cantzel brauchte/ begehrten ſie ſeine er- klaͤrung/ ob er ſeiner vorigē zuſage nach mit der forma concordiæ und dieſer kirchen confeſſion einig waͤre/ und es dißfals mit ihnē hielte oder nicht. Wolte ſich aber darauf nit erklaͤren/ ſon- dern ſchob die ſache uͤber unterſchiedlich anhal- ten/ von einer Zeit zur andern auff/ biß end- lich den 11. Decembr. gab er auf deß miniſterij endliches anſuchen dieſe antwort: Erſtlich daß man inſidiosè & captiosè mit ihm um- gienge/ und befinde bey ihnen keinen cando- rem; Dann etliche auß dem miniſterio haͤt- ten ſich geruͤhmt/ man haͤtte ihn nun gefaſ- ſet/ wolten ſehen/ wie er ſich nun erklaͤren wuͤrde. Hierauß ſehe er/ wie candidè ſie mit ihm umgiengen/ haͤtte deßwegen billich be- dencken mit ihnen zu conferiren. 2. Haͤtte ers auch bedencken hoc rerum ſtatu, da ſie nun ihren vortheil erſehen haͤtten/ wann er ſei- nes vortheils brauchen wollen/ haͤtte er ſie wol anderſt bremſen koͤnnen. 3. So haͤtte es der oberauffſeher ihm auch verbotten/ ſonſt haͤtte er kein bedencken mit ihnen zu conferiren de forma concordiæ, in welcher viel unrich- tiges Dinges waͤre/ und ſonderlich in loco de perſona Chriſti, da waͤre ſolch Ding/ das man nimmermehr vertheidigen koͤnte. Es waͤre dann/ daß man à confeſſione ortho- doxa antiquitatis gantz und gar abweichen/ und etwas neues machen wolte/ und wer auch anderſt ſagte/ der moͤchte es gewiß nicht verſtehen oder geleſen haben/ was andere dar- von geſchrieben. Er haͤtte noch bey der hand/ was die Mansfeldiſchen Theologi und ſonder- lich Autumnus davon geſchrieben/ das koͤnte er ihnen vor die naſen legen. Es werde aber bald an tag kommen/ ob die formula concor- diæ recht waͤre oder nicht. So haͤtten ſie auch wol gehoͤret/ daß er nicht auff die forinam concordiæ waͤre eingewieſen worden. Uber diß ſo waͤre auch die forma concordiæ durchs Chur-Fuͤrſtl. mandat auffgehoben/ und er von ſeiner ſubſcription liberirt/ und an ſeine vorige confeſſion gewieſen. Hierauff iſt er mit ge- meinem rath deß miniſterii ab uſu cœnæ ſu- ſpendiret worden. Den 2. Decembr. haben die Herrn Graffen ein ſchreiben an den Hrn. Adminiſtratorem der Chur Sachſen abgehen laſſen; Darinnen ſich JJ. GG. uͤber den oberauffſeher beſchwe- ren/ daß er ihnen Seidlerum zum Superinten- denten auffgetrungen. Jngleichen uͤber Seid- lerum/ daß er ſich hierzu brauchē laſſen/ und die Kirchen mit falſcher lehr aͤrgere und verwirre. Den 5. Mart. An. 92. faͤlt der Rendtmei- ſterin ſache mit ein/ da werden allerley befehlige wider das miniſterium und Kirchenordnung auß practicirt/ und dem miniſterio abermal vom oberauffſeher die beſoldung angehalten. Derentwegen das miniſterium zu etlichen un- terſchiedenen mahlen an die Herren Graffen ſupplicirt/ aber nichts außgerichtet/ ſondern iſt ihnen nicht allein die beſoldung ins vierdte quartal vorgehalten worden; Sondern man hat ihnen auch das tuch/ damit im Chur- Fuͤrſtl. begengniß der altar/ tauffſtein und pre- digſtuhl zu S. Andreas bekleidet geweſen/ nit folgen laſſen wollen/ wenden fuͤr/ es geſchehe propter contumaciam & inobedientiam, die- weil ſie es nicht machen wolten/ wie ſie es haben wolten. Den 2. Mart. An. 92. ward vom Herrn Ad- miniſtratore der Chur Sachſen dem oberauff- ſeher ein befehl von Torgau zugeſchickt. 1. daß er ſeinen Superintendenten M. Seitlern wie- derum ſoll abſchaffen. 2. daß er dem miniſterio ihre beſoldung ſoll folgen laſſen. 3. daß er den Herren Graffen D. Moͤſteln zum Cantzler præ- ſentiren und die Graffen inſtalliren laſſen ſolte. 4. daß er den ſubſtituten auß dem Conſiſtorio abſchaffen ſoll. 5. daß er ohne J. F. G. befehl den Herren Graffen nichts gebieten noch ver- bieten ſoll. Den. 6. Mart. An. 92. haben die Hrn. Graf- fen ins geſam̃t ein ſchreiben an M. Seitlern ab- gehen laſſen/ und ihm gebotten/ daß er ſich deß Superintendenten ampts ſo wol der als Cantzel enthalten/ und das hauß raumen ſolle. Und darauff den 7. Martii die predigten und Can- tzeln den Pfarrherrn und Diaconis zu S. Andreas ſchrifftlich befohlen. Hierauff gibt Seitler zur antwort: Er ſeye vom Chur-Fuͤrſten zu Sachſen und ober- auffſeher vocirt und eingewieſen/ gebe derohal- ben auff der Graffen befehl nichts/ danner waͤre nicht ihr diener/ darum haͤtten ſie ihm auch nichts zugebieten noch verbieten/ was ihm aber der Chur-Fuͤrſtl. Saͤchſiſche Adminiſtra- tor befehlen wuͤrde/ wolte er wol wiſſen/ was er thun ſolte. Den 9. Mart. ſchreibt er ſelber an die Hrn. Graffen/ bittet um friſt biß auff deß ober- auffſehers erklaͤrung/ hat auch ſeiner vo- cation

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/756>, abgerufen am 22.12.2024.