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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
gen und geboren worden/ in und durch
welche alle/ die da selig werden wollen/
wiedergeboren werden müssen: das ist/
die mutter solte eine jungfrau bleiben/
und würde ohne schmertzen geboren ha-
ben/ und Eva war über den mann ge-
setzet.

17. Jn dem tractat von dem eingang des
gemüths in seine natur schreibet er ferner hievon
also: Adam war in possession der unsterb-
ligkeit/ und konte nicht sterben/ wenn er
nicht gewolt hätte/ weil der tod ihm
ein freyes zufälliges ding war. Weil
aber Adams leib den baum des lebens
nöthig hatte/ so war er in ansehung des
leibes nicht schlechter dinges unsterb-
lich/ und bedurffte dahero nahrung; er
hätte aber unsterblich seyn können durch
die unverdiente güte des schöpffers/
gleichwol aber war der mensch unsterb-
lich/ so ferne dessen unsterbliches gemüth
alle verrichtungen des leibes unmittel
bar that/ und ein unsterbliches leben von
sich gab. Ja es war alle vielheit der kräf-
ten in der einheit des gemüths verschlun-
gen. Wie denn auch heutiges tages das
gemüte ohnmächtig wird durch die lag-
wierigkeit und abwechselung der eiteln
dinge. Denn diesem mangelt ein gleich-
niß/ wodurch sie das gemüth unmittel-
bar berühren/ und durchdringen kön-
nen. Damit nun das gemüth sich ei-
nen zutritt und eingang in den men-
schen machen könte/ so muste es erstlich
von der vorigen unmittelbaren verrich-
tung solcher dinge im leibe ablassen und
muste eine andere seele/ nemlich eine
sterbliche und die im samen wäre/ als mit
dem leibe verbunden/ eingehen. Diese
aber ist dem gemüte gantz ungleich und
wird von dem vater der lichter durch die
lebens-lufft nach dem lauf der natur ge-
geben/ vergehet auch wiederum/ wenn
der mensch stirbet.

Vom essen
des verbo-
tenen
baums.

18. Ferner wird aus folgendem offen-
bar/ daß der tod in dem essen der frücht
gelegen gewesen/ das ist die ursach/ die
den tod in der sinnlichen seelen natürlich
hervor gebracht/
(welchen der mensch sonst
nicht gehabt hätte) durch den samen/ und
zwar nach art der thiere/ und daß dem-
nach das gemüte das Regiment des lei-
bes verlassen habe. Weil es sich vor der
daher entstandenen vieh ischen unrei-
nigkeit gescheuet/ und entsetzet. Denn
in dem augenblick/ da der mensch in sich
selbsten den samen zu fortpflantzung sei-
nes geschlechtes entworffen/ hat er
eben damit den ursprung der sterlichen
seelen verursachet/ darinnen das gemü-
te gleichsam eingewickelt und bedecket
wäre/ damit sie den gantzen dienst des
leibes auff sich nehme. Denn der schöpf-
fer hatte sich schon in der natur ver bun-
den denen samen der creaturen/ daß so
offt die samen der sinnlichen dinge zum
zweck ihrer ver mehrung kämen/ so wol-
te er selbsten als ein vater solcher lichter
in solche samengehöriger massen mit ein
fliessen.
Hierauff setzet er auch seine gedan-
[Spaltenumbruch] cken von der erb-lust und dem darinne stecken-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

den verderbniß: Dieweil die schwächung
der Heva immerfort biß auf das ende der
welt in fortpflantzung derer nachkom-
men
continuiren wird; so nennet manVon der
erblust.

unter andern sünden dieses billig die ur-
sprüngliche oder erb-sünde/ nemlich die
sünde der verachteten väterlichen ver-
mahnung und natürlichen übertretung/
welche durch die fleischliche und fast vie-
hische zeugung eine unreinigkeit worden
ist; dahero der mensch/ der aus dem willen
der begierde des fleisches gesäet ist/ noth-
wendig den tod in dem fleisch der sün-
den allezeit erndtet. Die erkäntniß
aber des guten und bösen/ welche GOtt
in dem ersten verbott eingesetzet hatte/
hielte sich die lust des fleisches/ das ist/
die heimliche verbotene vermischung/ die
dem stand der unschuld gerad entgegen
war/ welcher stand nicht in einer so vie-
hischen dummheit bestund.

19. So viel setzet der auctor von dem fall desVon der
herwieder-
bringung
des men-
schen.

menschen; nun wollen wir auch seine gedancken
von dessen herwiederbringung hören/ da er sich
also heraus läst. Jn dem tractat de vita aeterna.
das Evangelium verheisset denen men-
schen nicht allein/ daß der sohn GOttes
um der menschen heils willen mensch
worden und gelitten: sondern auch/ daß
diese zwey geheimnisse nun einem jeden
können zugeeignet werden/ weil sie son-
sten wie vergeblich wären. Jch habe
aber diese
application also betrachtet:
Durch die sünde hat der mensch nicht
weniger GOTTes absicht als dessen
schluß und befehl gebrochen/ dahero die
menschliche natur in ihrer wurtzel ver-
derbet ist. Weil eine andere und fast
Erlösung
und til-
gung der
sünde.

viehische fortpflantzung erfolget/ die
des ewigen lebens in sich selbst unfähig
ist. Des wegen muste nun das Evan-
gelium die abthuung der erb-sünde mit
einschliessen/ wie auch aller anderen
sünden/ die aus der verderbniß herflies-
sen. Da nun der mensch hinfüro nicht
mehr aus GOtt/ sondern aus dem ge-
blüt der geschlechte/ aus dem willen des
fleisches und des mannes nur natürlich
geboren werden solte: gleichwol aber
sein leib aus seiner eigenen macht nicht
zur vorigen würde wiederkommen/ viel-
weniger gar auff hören könte: damit
er wiederum aufs neue und zwar anders
zu seyn anfinge. Des wegen ist uns nun
eine herrliche bothschafft verkündiget
worden/ daß eine Tauffe gegebensey zur
vergebung der sünden/ dadurch der
mensch aus wasser und dem H. Geist al-
so wiedergeboren würde/ damit seine
söhne als durch eine neue geburt aufs
neue gezeuget/ und der unbefleckten
menschheit ihrer erlösers CHristi/ die
durch den H. Geist gebildet worden/
theilhafftig würde. Welche neue ge-
burth denn die seele in den vorigen stand
der unschuld wiederbringet/ und zugleich
die sünde gantz weg nimmt/ und also glau-
ben wir/ daß es sich in der that verhalte.

20. Diese
K 3

wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
gen und geboren worden/ in und durch
welche alle/ die da ſelig werden wollen/
wiedergeboren werden muͤſſen: das iſt/
die mutter ſolte eine jungfrau bleiben/
und wuͤrde ohne ſchmertzen geboren ha-
ben/ und Eva war uͤber den mann ge-
ſetzet.

17. Jn dem tractat von dem eingang des
gemuͤths in ſeine natur ſchreibet er ferner hievon
alſo: Adam war in poſſeſſion der unſterb-
ligkeit/ und konte nicht ſterben/ wenn er
nicht gewolt haͤtte/ weil der tod ihm
ein freyes zufaͤlliges ding war. Weil
aber Adams leib den baum des lebens
noͤthig hatte/ ſo war er in anſehung des
leibes nicht ſchlechter dinges unſterb-
lich/ und bedurffte dahero nahrung; er
haͤtte aber unſterblich ſeyn koͤnnen durch
die unverdiente guͤte des ſchoͤpffers/
gleichwol aber war der menſch unſterb-
lich/ ſo feꝛne deſſen unſterbliches gemuͤth
alle verrichtungen des leibes unmittel
bar that/ und ein unſterbliches leben von
ſich gab. Ja es war alle vielheit der kraͤf-
ten in der einheit des gemuͤths verſchlun-
gen. Wie denn auch heutiges tages das
gemuͤte ohnmaͤchtig wird durch die lāg-
wierigkeit und abwechſelung der eiteln
dinge. Denn dieſem mangelt ein gleich-
niß/ wodurch ſie das gemuͤth unmittel-
bar beruͤhren/ und durchdringen koͤn-
nen. Damit nun das gemuͤth ſich ei-
nen zutritt und eingang in den men-
ſchen machen koͤnte/ ſo muſte es erſtlich
von der vorigen unmittelbaren verrich-
tung ſolcher dinge im leibe ablaſſen und
muſte eine andere ſeele/ nemlich eine
ſterbliche und die im ſamen waͤre/ als mit
dem leibe verbunden/ eingehen. Dieſe
aber iſt dem gemuͤte gantz ungleich und
wird von dem vater der lichter durch die
lebens-lufft nach dem lauf der natur ge-
geben/ vergehet auch wiederum/ wenn
der menſch ſtirbet.

Vom eſſen
des verbo-
tenen
baums.

18. Ferner wird aus folgendem offen-
bar/ daß der tod in dem eſſen der fruͤcht
gelegen geweſen/ das iſt die urſach/ die
den tod in der ſiñlichen ſeelen natuͤrlich
hervor gebracht/
(welchen der menſch ſonſt
nicht gehabt haͤtte) durch den ſamen/ und
zwar nach art der thiere/ und daß dem-
nach das gemuͤte das Regiment des lei-
bes verlaſſen habe. Weil es ſich vor der
daher entſtandenen vieh iſchen unrei-
nigkeit geſcheuet/ und entſetzet. Denn
in dem augenblick/ da der menſch in ſich
ſelbſten den ſamen zu fortpflantzung ſei-
nes geſchlechtes entworffen/ hat er
eben damit den urſprung der ſterlichen
ſeelen verurſachet/ darinnen das gemuͤ-
te gleichſam eingewickelt und bedecket
waͤre/ damit ſie den gantzen dienſt des
leibes auff ſich nehme. Denn der ſchoͤpf-
fer hatte ſich ſchon in der natur ver bun-
den denen ſamen der creaturen/ daß ſo
offt die ſamen der ſinnlichen dinge zum
zweck ihrer ver mehrung kaͤmen/ ſo wol-
te er ſelbſten als ein vater ſolcher lichter
in ſolche ſamengehoͤriger maſſen mit ein
flieſſen.
Hierauff ſetzet er auch ſeine gedan-
[Spaltenumbruch] cken von der erb-luſt und dem darinne ſtecken-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

den verderbniß: Dieweil die ſchwaͤchung
der Heva immerfort biß auf das ende der
welt in fortpflantzung derer nachkom-
men
continuiren wird; ſo nennet manVon der
erbluſt.

unter andern ſuͤnden dieſes billig die ur-
ſpruͤngliche oder erb-ſuͤnde/ nemlich die
ſuͤnde der verachteten vaͤterlichen ver-
mahnung und natuͤꝛlichen uͤbertretung/
welche durch die fleiſchliche und faſt vie-
hiſche zeugung eine unꝛeinigkeit woꝛden
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wendig den tod in dem fleiſch der ſuͤn-
den allezeit erndtet. Die erkaͤntniß
aber des guten und boͤſen/ welche GOtt
in dem erſten verbott eingeſetzet hatte/
hielte ſich die luſt des fleiſches/ das iſt/
die heimliche veꝛbotene veꝛmiſchung/ die
dem ſtand der unſchuld gerad entgegen
war/ welcher ſtand nicht in einer ſo vie-
hiſchen dummheit beſtund.

19. So viel ſetzet der auctor von dem fall desVon der
herwieder-
bringung
des men-
ſchen.

menſchen; nun wollen wir auch ſeine gedancken
von deſſen herwiederbringung hoͤren/ da er ſich
alſo heraus laͤſt. Jn dem tractat de vita æterna.
das Evangelium verheiſſet denen men-
ſchen nicht allein/ daß der ſohn GOttes
um der menſchen heils willen menſch
worden und gelitten: ſondern auch/ daß
dieſe zwey geheimniſſe nun einem jeden
koͤnnen zugeeignet werden/ weil ſie ſon-
ſten wie vergeblich waͤren. Jch habe
aber dieſe
application alſo betrachtet:
Durch die ſuͤnde hat der menſch nicht
weniger GOTTes abſicht als deſſen
ſchluß und befehl gebrochen/ dahero die
menſchliche natur in ihrer wurtzel ver-
derbet iſt. Weil eine andere und faſt
Erloͤſung
und til-
gung der
ſuͤnde.

viehiſche fortpflantzung erfolget/ die
des ewigen lebens in ſich ſelbſt unfaͤhig
iſt. Des wegen muſte nun das Evan-
gelium die abthuung der erb-ſuͤnde mit
einſchlieſſen/ wie auch aller anderen
ſuͤnden/ die aus der verderbniß herflieſ-
ſen. Da nun der menſch hinfuͤro nicht
mehr aus GOtt/ ſondern aus dem ge-
bluͤt der geſchlechte/ aus dem willen des
fleiſches und des mannes nur natuͤrlich
geboren werden ſolte: gleichwol aber
ſein leib aus ſeiner eigenen macht nicht
zur vorigen wuͤrde wiederkommen/ viel-
weniger gar auff hoͤren koͤnte: damit
er wiederum aufs neue und zwar anders
zu ſeyn anfinge. Des wegen iſt uns nun
eine herrliche bothſchafft verkuͤndiget
worden/ daß eine Tauffe gegebenſey zur
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menſch aus waſſer und dem H. Geiſt al-
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ſoͤhne als durch eine neue geburt aufs
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burth denn die ſeele in den vorigen ſtand
der unſchuld wiedeꝛbꝛinget/ und zugleich
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20. Dieſe
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[77/0089] wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theologen verworffen worden. gen und geboren worden/ in und durch welche alle/ die da ſelig werden wollen/ wiedergeboren werden muͤſſen: das iſt/ die mutter ſolte eine jungfrau bleiben/ und wuͤrde ohne ſchmertzen geboren ha- ben/ und Eva war uͤber den mann ge- ſetzet. Jahr MDC. biß MDCC. 17. Jn dem tractat von dem eingang des gemuͤths in ſeine natur ſchreibet er ferner hievon alſo: Adam war in poſſeſſion der unſterb- ligkeit/ und konte nicht ſterben/ wenn er nicht gewolt haͤtte/ weil der tod ihm ein freyes zufaͤlliges ding war. Weil aber Adams leib den baum des lebens noͤthig hatte/ ſo war er in anſehung des leibes nicht ſchlechter dinges unſterb- lich/ und bedurffte dahero nahrung; er haͤtte aber unſterblich ſeyn koͤnnen durch die unverdiente guͤte des ſchoͤpffers/ gleichwol aber war der menſch unſterb- lich/ ſo feꝛne deſſen unſterbliches gemuͤth alle verrichtungen des leibes unmittel bar that/ und ein unſterbliches leben von ſich gab. Ja es war alle vielheit der kraͤf- ten in der einheit des gemuͤths verſchlun- gen. Wie denn auch heutiges tages das gemuͤte ohnmaͤchtig wird durch die lāg- wierigkeit und abwechſelung der eiteln dinge. Denn dieſem mangelt ein gleich- niß/ wodurch ſie das gemuͤth unmittel- bar beruͤhren/ und durchdringen koͤn- nen. Damit nun das gemuͤth ſich ei- nen zutritt und eingang in den men- ſchen machen koͤnte/ ſo muſte es erſtlich von der vorigen unmittelbaren verrich- tung ſolcher dinge im leibe ablaſſen und muſte eine andere ſeele/ nemlich eine ſterbliche und die im ſamen waͤre/ als mit dem leibe verbunden/ eingehen. Dieſe aber iſt dem gemuͤte gantz ungleich und wird von dem vater der lichter durch die lebens-lufft nach dem lauf der natur ge- geben/ vergehet auch wiederum/ wenn der menſch ſtirbet. 18. Ferner wird aus folgendem offen- bar/ daß der tod in dem eſſen der fruͤcht gelegen geweſen/ das iſt die urſach/ die den tod in der ſiñlichen ſeelen natuͤrlich hervor gebracht/ (welchen der menſch ſonſt nicht gehabt haͤtte) durch den ſamen/ und zwar nach art der thiere/ und daß dem- nach das gemuͤte das Regiment des lei- bes verlaſſen habe. Weil es ſich vor der daher entſtandenen vieh iſchen unrei- nigkeit geſcheuet/ und entſetzet. Denn in dem augenblick/ da der menſch in ſich ſelbſten den ſamen zu fortpflantzung ſei- nes geſchlechtes entworffen/ hat er eben damit den urſprung der ſterlichen ſeelen verurſachet/ darinnen das gemuͤ- te gleichſam eingewickelt und bedecket waͤre/ damit ſie den gantzen dienſt des leibes auff ſich nehme. Denn der ſchoͤpf- fer hatte ſich ſchon in der natur ver bun- den denen ſamen der creaturen/ daß ſo offt die ſamen der ſinnlichen dinge zum zweck ihrer ver mehrung kaͤmen/ ſo wol- te er ſelbſten als ein vater ſolcher lichter in ſolche ſamengehoͤriger maſſen mit ein flieſſen. Hierauff ſetzet er auch ſeine gedan- cken von der erb-luſt und dem darinne ſtecken- den verderbniß: Dieweil die ſchwaͤchung der Heva immerfort biß auf das ende der welt in fortpflantzung derer nachkom- men continuiren wird; ſo nennet man unter andern ſuͤnden dieſes billig die ur- ſpruͤngliche oder erb-ſuͤnde/ nemlich die ſuͤnde der verachteten vaͤterlichen ver- mahnung und natuͤꝛlichen uͤbertretung/ welche durch die fleiſchliche und faſt vie- hiſche zeugung eine unꝛeinigkeit woꝛden iſt; daheꝛo deꝛ menſch/ deꝛ aus dem willen deꝛ begierde des fleiſches geſaͤet iſt/ noth- wendig den tod in dem fleiſch der ſuͤn- den allezeit erndtet. Die erkaͤntniß aber des guten und boͤſen/ welche GOtt in dem erſten verbott eingeſetzet hatte/ hielte ſich die luſt des fleiſches/ das iſt/ die heimliche veꝛbotene veꝛmiſchung/ die dem ſtand der unſchuld gerad entgegen war/ welcher ſtand nicht in einer ſo vie- hiſchen dummheit beſtund. Jahr MDC. biß MDCC. Von der erbluſt. 19. So viel ſetzet der auctor von dem fall des menſchen; nun wollen wir auch ſeine gedancken von deſſen herwiederbringung hoͤren/ da er ſich alſo heraus laͤſt. Jn dem tractat de vita æterna. das Evangelium verheiſſet denen men- ſchen nicht allein/ daß der ſohn GOttes um der menſchen heils willen menſch worden und gelitten: ſondern auch/ daß dieſe zwey geheimniſſe nun einem jeden koͤnnen zugeeignet werden/ weil ſie ſon- ſten wie vergeblich waͤren. Jch habe aber dieſe application alſo betrachtet: Durch die ſuͤnde hat der menſch nicht weniger GOTTes abſicht als deſſen ſchluß und befehl gebrochen/ dahero die menſchliche natur in ihrer wurtzel ver- derbet iſt. Weil eine andere und faſt viehiſche fortpflantzung erfolget/ die des ewigen lebens in ſich ſelbſt unfaͤhig iſt. Des wegen muſte nun das Evan- gelium die abthuung der erb-ſuͤnde mit einſchlieſſen/ wie auch aller anderen ſuͤnden/ die aus der verderbniß herflieſ- ſen. Da nun der menſch hinfuͤro nicht mehr aus GOtt/ ſondern aus dem ge- bluͤt der geſchlechte/ aus dem willen des fleiſches und des mannes nur natuͤrlich geboren werden ſolte: gleichwol aber ſein leib aus ſeiner eigenen macht nicht zur vorigen wuͤrde wiederkommen/ viel- weniger gar auff hoͤren koͤnte: damit er wiederum aufs neue und zwar anders zu ſeyn anfinge. Des wegen iſt uns nun eine herrliche bothſchafft verkuͤndiget worden/ daß eine Tauffe gegebenſey zur vergebung der ſuͤnden/ dadurch der menſch aus waſſer und dem H. Geiſt al- ſo wiedergeboren wuͤrde/ damit ſeine ſoͤhne als durch eine neue geburt aufs neue gezeuget/ und der unbefleckten menſchheit ihrer erloͤſers CHriſti/ die durch den H. Geiſt gebildet worden/ theilhafftig wuͤrde. Welche neue ge- burth denn die ſeele in den vorigen ſtand der unſchuld wiedeꝛbꝛinget/ und zugleich die ſuͤnde gantz weg nim̃t/ und alſo glau- ben wir/ daß es ſich in der that verhalte. Von der herwieder- bringung des men- ſchen. Erloͤſung und til- gung der ſuͤnde. 20. Dieſe K 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/89>, abgerufen am 22.12.2024.