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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] dii ac participationes, cuique pro rata ſua.
Dum autem non amplius poteſtas aut ſapien-
tia aut amor conſervans adſunt à conſervante
DEO, amittere illud. Nullum enim abſque
tribus his primalitatibus ſervari poteſt: ldque
operatio docet omnium, ad quam omnium eſ-
ſe habet analogiam.
Es giebts aber der augen-
ſchein/ daß Campanella hierinne denen Athe-
iſt
en in der materie von der Dreyeinigkeit allen
anſtoß und ausflucht benehmen wollen/ und
dahero die ſache durch ei nige gewoͤhnlichere ex-
preſſiones
mit einigen myſticis vorgeſtellet/
nemlich GOtt den Vater durch die macht/
den Sohn durch die weißheit/ den H.
Geiſt
durch die liebe: Und daß die uͤbrigen
dinge alle nur ſo fern ſeyn und leben koͤnten/ als
ſie von der Goͤttlichen macht/ weißheit und
liebe/ ein jedes in ſeinem theil und grad einige
ſtrahlen oder mittheilung in ſich behielten.

42. Unterdeſſen bekennet gleichwol Spizeli-
us auffrichtig p. 50. daß Campanella ſein vor-
nehmſtes argument/ wodurch man zu dem hoͤch-
ſten Goͤttlichen weſen oder ad primam rationem
divinam
gefuͤhret werden koͤnne/ von der allge-
meinen und natuͤrlichen religion hernehme/ die
er per inductionem erweiſe/ in dem ſo wol aus
der menſchlichen ordnung und regiment/ als
aus der allen creaturen eingepflantzten em-
pfindligkeit/ ſonderlich bey den pflantzen und
thieren eine hoͤchſte weißheit hervor leuchte/
von welcher aller dinge erkaͤntnis herkomme.
Zu dieſen ſetze er noch andere beweiß-gruͤn-
de/ die mit nichten zu ver achten waͤren.

Damit man aber auch dieſes mannes ſinn/ in-
tention
und ſchreib-art ſelbſt etwas genauer
kennen lerne/ will ich aus ſeinen eigenen ſchriff-
ten eines und das andere merckwuͤrdige/ wiewol
nur aus dem Atheiſmo triumphato auszeich-
nen/ zumal dieſelben in Teutſchland ſehr ſelt-
ſam/ und auch ſonſt faſt uͤberall durch deſſen
feinde untertrucket worden.

43. Seine opera ſind zuſammen in acht To-
mis
zu Pariß anno 1638. in folio Lateiniſch
heraus gekommen. Eintzeln aber ſind ſie
noch zuvor nach und nach publicirt worden;
als der Prodromus Philoſophiæ inſtaurandæ
i. e. Diſſertationis de natura rerum compendi-
um, ſecundum vera principia, Francofurti
1617. in 4to.

Realis Philoſophiæ Epilogiſticæ Partes IV,
h. e. de rerum natura, hominum moribus, Po-
litica (cui civitas ſolis juncta eſt) & Oeco-
nomica cum Annotationibus Tobiæ Adami:
Accedunt Quæſtionum partes totidem ejus-
dem Campanellæ contra omnes ſectas veteres
novasque, ad naturalem & Chriſtianam Philo-
ſophiam hiſce libris contentam confirman-
dam. Francof.
1623. 4.

Apologia pro Galilæo. ibid. 1622.

De Prædictionibus Aſtrologicis libri VII.
ibid.
1630.

Philoſophiæ naturalis partes V. ſc. Gram-
matica, Dialectica, Rhetorica, Poëtica & Hi-
ſtorica. Paris.
1638.

De ſenſu rerum & magia libri IV. in quibus
mundum eſſe vivam DEI ſtatuam omnesque
illius partes partiumque particulas ſenſu dona-
tas eſſe probatur, & arcanorum naturalium ra-
tiones aperiuntur, ad Cardinalem Richelium.
Paris 1637. in 4. & Francof.
1640.

[Spaltenumbruch]

Eccloga in portentoſam nativitatem Del-
phini Galliæ, Paris. 1639.

Diſcurſus de Monarchia Hiſpanica, quo-
modo univerſalis eſſe poſſit. Amſtelod. 1640.
in 8vo.

Syntagma de libris propriis & recta ratione
ſtudendi. Paris. 1642. in 8vo.
Und ſehr viel
andere/ welche in der gedachten edition feiner
operum alle beyſammen zufinden ſind. Man
hat auch hin und wieder einige manuſcripta
von ihm auffgehoben/ dergleichen ſind Diſcor-
ſo della ragioni che il Rè Cattolico hà ſopra il
nuovo Emiffero: Item: Aforiſmi
und la Mo-
narchia di Spigna,
die zu Franckfurth am
Mayn in des Herꝛn zum Jungen Bibliotheque
zu finden.

44. Aus dem oben erwehnten Atheiſmo tri-
umphato
will ich nun dem verſprechen nach et-
was hieher ſetzen/ die hiſtorie dieſes mannes
und ſeiner lehre nach nothdurfft zu erlaͤutern.
Uberhaubt hat er von ſich die veranlaſſung ſei-
ne ſachen auffzuzeichnen und zu publiciren alſo
entdeckt C. l. p. 5. Als ich ſahe/ daß die ei-
gene einbildung oder auch guter freun-
de/
Præceptorum oder der gemeinen ſecte
meinungen ſo einen groſſen ſchaden in
der welt thun/ in dem man ſich durch die
leichtglaubigkeit aus boͤſer anfuͤhrung
daran gewoͤhnet; ich aber befand/ daß
ich von GOtt mit einem ſcharffſinni-
gen verſtand der menſchen ſinn einzuſe-
hen/ wie auch mit einer hurtigen und
getreuen gedaͤchtniß begabt war/ hab
ich bey mir beſchloſſen dasjenige durch
zuſuchen/ was doch die menſchenglau-
ben.
Und darauff im andern Capitel p. 7.
Hernach habeich alle profeſſionen/ kuͤn-
ſte und lehren der menſchen durchgegan-
gen und
examiniret. Was eꝛ aber zur regul ſei-
ner lehren gehabt habe/ iſt hin und wieder in ſei-
nen ſchrifften zu ſehen/ da er ſich durchgehends
auff die H. Schrifft beruffet/ auſſer welchem ihn
auch die Catholiken nicht wuͤrden haben paſſi-
ren laſſen. Hiernaͤchſt hat er ſo gar nicht ent-
weder GOtt und deſſen wirckung oder die un-
ſichtbaren geiſter geleugnet/ daß eꝛ vielmehꝛ aus
eigner erfahrung bekant/ der menſch muͤſſe ſich
von einem hoͤhern und himmliſchen principio
leiten und regieren laſſen/ wenn er wolle gleich
gluͤckſelig ſelig ſeyn. Dahero ſchreibter ohne
bedencken: Wenn mir etwas boͤſes bevor-
ſtehet/ ſo pflege ich entweder wachend
oder ſchlaffend eine ſtimme zu hoͤren die
gantz deutlich zu mir ſagt:
Campanella,
Campanella!
bißweilen hoͤre ich auch an-
deꝛe woꝛte dabey/ und ob ich gleich genau
achtung gebe/ ſo kan ich doch nicht mer-
cken wer es ſey. Und gewiß/ wo es kein
Engel iſt/ ſo muß es zum wenigſten ein

Dæmon oder ein geiſt ſeyn/ wie etwan
dem
Socrati einer beygeſtanden/ oder
auch der
affect deſſen/ der mir etwas boͤ-
ſes bereitet.
Welche feine worte Oſiander
am gedachten ort anfuͤhret/ und daraus ſchlieſ-
ſen will/ Campanella haͤtte mit dem boͤſen geiſt
gemeinſchafft gehabt.

45. Wer die Schrifft/ ſo wol auch die krafft
Gottes/ recht verſtehet/ wird hievon ein ander
urtheil zu faͤllen wiſſen; gleich wie auch von die-

ſer ſei-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/96>, abgerufen am 09.01.2025.