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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio.
[Spaltenumbruch] taufft wären/ wo sie nemlich in solcher unbuß-
fertigkeit biß an ihr lebens-ende verharreten.
Darauff Hr. D. Mauritius: Darinnen sind wir
mit ihnen eins. Er (St.) sprach ferner/ wann
sie uns nun dieser ursachen halber wolten das
heilige abendmahl versagen/ das müsten wir
geschehen lassen. Da sprach Herr von Pet-
kum: Sehet! sie treiben/ daß der bann einge-
führet werde/ und selbst achten sie ihn nicht. Er
(St.) antwortete: Man solte Schelmen/ Die-
ben/ Ungerechten/ Wucherern/ Unversöhnli-
chen und andern groben sündern das heilige
abendmahl versagen. Die sonst ja alle/ wann
sie nur zum beichtstul kommen/ zugelassen
würden. Daß man uns aber mit dem brachio
seculari
drauete/ könte uns nicht schrecken/ in
hoffnung/ man werde die sache erst der ge-
rechtigkeit nach erörtern und erkennen/ ehe
man uns verurtheilete.

§. 9.

|Ferner wolte man uns auch damahls
beschuldigen/ wir hätten in ein frembd ampt
gegriffen/ wir sagten nein/ wir hätten gethan/
was uns nach GOttes wort und unserm Chri-
stenthum oder geistlichen Priester-Ampt ge-
bühret/ wie dann die schrifft/ sonderlich das
neue testament/ voll von den sprüchen/ daß ein
Christ den andern unterrichten/ lehren/ er-
mahnen/ straffen und trösten/ und sich alle
untereinander auf den allerheiligsten glauben
erbauen müssen. Darbey lieffen noch andere
reden vor/ welche/ weitläufftigkeit zu vermei-
den/ anietzo vorbey gegangen werden. Sonst
baten wir/ man möchte die sache selbsten erwe-
gen und recht behertzigen/ und auf mittel der
eingerissenen unwissenheit und boßheit zu-
steuren ernstlich bedacht seyn. Da sprach
Herr D. Mauritius, was düncket euch dann/
was vor mittel wol heylsam seyn solten? [NB.
Hier hätten wir mit erlaubnüß der Hn. Depu-
tir
ten ohne einigen vorgriff unsere meynung/
als sie hinten beygefüget/ eröffnen wollen/
wann nicht Herr von Petkum mit sehr rauhen
worten die rede zerstöret hätte/ wie folget:]
Da sprach Herr von Petkum/ was solten wir
uns von ihnen sagen lassen? Was solten sie
uns reformiren/ sie ziehen nach ihrem ort/ und
reformiren da. Wir sagten/ daß uns GOtt
hie zum Praeceptorat beruffen und wir Membra
dieser Kirchen wären/ begehreten aber keines
weges zu reformiren/ sondern nur zu bitten/
daß sie ihrer ampts pflicht nach auf heylsame
verbesserungs-mittel bedacht seyn wolten.
Darauff Herr Saurland zu Stephano: Was/
habt ihr mich nicht wollen reformiren? habt
ihr mich nicht wegen des geschwinden betens
auf der cantzel/ wegen des eilfertigen tauffens/
und öfftern ausfahrens reformiret? Stepha-
nus
sprach: Ach! nur freundlich/ in geheim
erinnert/ und zwar was seine beicht-kinder da-
von gesagt/ wofür er ihm ja damahl gedancket
und versprochen/ sich hinfüro in acht zu neh-
men. [NB. Es hätte sonst Stephanus wol an-
dere dinge ihn zu beschuldigen und seine untreu
aufzudecken vorbringen können/ als (a) daß
er unser vornehmen gebilliget/ nun aber mit
[Spaltenumbruch] demselben wiederspräche/ selbst anlaß zu re-
den gegeben/ und wie wir/ wann man uns nicht
würde vorfordern/ es solten machen/ (mit an-
klopffen vor dem kirchen-saal) daß wir dan-
noch unsere sache vorbringen könten; Jnglei-
chem anleitung geben/ wie man die Prediger
selbst der unwissenheit ihrer zuhörer überwei-
sen könte/ wann man sie nur wiese auf das
viertel-jährige Examen in der Kirchen/ ja auch
muth eingesprochen/ wir solten freudig reden
und bedencken/ daß sie menschen wären/ auch
daneben zugesagt/ es uns anzumelden/ so
bald das Ministerium zusammen käme/ umb
desto schleuniger zu unserm vorhaben zuge-
langen. Aber Stephanus verschwieg da-
mahls solches/ nicht böses mit bösem zu ver-
gelten. [NB. Welches je dannoch anietzo
der wahrheit zu steur muß angedeutet wer-
den/ als woraus man sehen kan/ daß uns
in etwas boffnung gemacht worden/ daß
aus unserm begehren/ GOTT zu ehren und
vielen seelen zum besten/ noch wol etwas
werden möchte.

§. 10.

Als nun unterschiedlicherede und
wiederrede geschehen/ fragten wir
(Dohren und Holtzhausen) endlich/ ob
man uns nicht zum heiligen abendmahl
lassen wolte? Sie sagten/ nein: Es sey
dann/ daß ihr depreciret und angelobet/
euch still zu halten/ mit lehr und unter-
richten an den nächsten/ auch die ge-
dachte bücher abschaffet. Darauff
sprachen wir/ ob sie uns unser geist-
liches Priesterthumb und folgends un-
sere gantze Christenthumbs-Pflicht le-
gen wolten/ die uns Christus mit sei-
nem Göttlichen blute erworben? Dar-
auff stunden sie auff/ die Herren Diaconi
zwar sehr entrüstet; da fieng Holtzhau-
sen mit weinen an zu fragen: Ob Herr
von Petkum sein beicht-vatter ihn fol-
genden tags nicht zum beichtstul lassen
wolte? Denn er müste seinen schwa-
chen glauben mit der absolution und
heiligem abendmahl stärcken. Da
sprach er mit grossem eyfer/ nein/ das
hörete er wol/ er solte nur wegbleiben.
Da sprach Holtzhausen mit thränen/
so nehme ich euch männer zu zeugen/
daß mir unbillich umb dieses willen das
heilige abendmahl mit der absolution
versaget wird; Herr D. Mauritius tröste-
te ihn/ er solte sich zu frieden geben/
das abendmahl würde ihm wol wer-
den. Da lieff Hr. von Petkum zornig
zur thür mit diesen worten/ ich ha-
be hier kein beystand/ so nehmet ihr
ihn hin zum beicht-kinde. Die an-
dern begehrten unterdeß unsere weitere
resolution zu überbringen. Da sprach
Stephanus: Wir bitten nochmahls ein

gantzes

Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio.
[Spaltenumbruch] taufft waͤren/ wo ſie nemlich in ſolcher unbuß-
fertigkeit biß an ihr lebens-ende verharreten.
Darauff Hr. D. Mauritius: Darinnen ſind wir
mit ihnen eins. Er (St.) ſprach ferner/ wann
ſie uns nun dieſer urſachen halber wolten das
heilige abendmahl verſagen/ das muͤſten wir
geſchehen laſſen. Da ſprach Herꝛ von Pet-
kum: Sehet! ſie treiben/ daß der bann einge-
fuͤhret werde/ und ſelbſt achten ſie ihn nicht. Er
(St.) antwortete: Man ſolte Schelmen/ Die-
ben/ Ungerechten/ Wucherern/ Unverſoͤhnli-
chen und andern groben ſuͤndern das heilige
abendmahl verſagen. Die ſonſt ja alle/ wann
ſie nur zum beichtſtul kommen/ zugelaſſen
wuͤrden. Daß man uns aber mit dem brachio
ſeculari
drauete/ koͤnte uns nicht ſchrecken/ in
hoffnung/ man werde die ſache erſt der ge-
rechtigkeit nach eroͤrtern und erkennen/ ehe
man uns verurtheilete.

§. 9.

|Ferner wolte man uns auch damahls
beſchuldigen/ wir haͤtten in ein frembd ampt
gegriffen/ wir ſagten nein/ wir haͤtten gethan/
was uns nach GOttes wort und unſerm Chri-
ſtenthum oder geiſtlichen Prieſter-Ampt ge-
buͤhret/ wie dann die ſchrifft/ ſonderlich das
neue teſtament/ voll von den ſpruͤchen/ daß ein
Chriſt den andern unterrichten/ lehren/ er-
mahnen/ ſtraffen und troͤſten/ und ſich alle
untereinander auf den allerheiligſten glauben
erbauen muͤſſen. Darbey lieffen noch andere
reden vor/ welche/ weitlaͤufftigkeit zu vermei-
den/ anietzo vorbey gegangen werden. Sonſt
baten wir/ man moͤchte die ſache ſelbſten erwe-
gen und recht behertzigen/ und auf mittel der
eingeriſſenen unwiſſenheit und boßheit zu-
ſteuren ernſtlich bedacht ſeyn. Da ſprach
Herꝛ D. Mauritius, was duͤncket euch dann/
was vor mittel wol heylſam ſeyn ſolten? [NB.
Hier haͤtten wir mit erlaubnuͤß der Hn. Depu-
tir
ten ohne einigen vorgriff unſere meynung/
als ſie hinten beygefuͤget/ eroͤffnen wollen/
wann nicht Herꝛ von Petkum mit ſehr rauhen
worten die rede zerſtoͤret haͤtte/ wie folget:]
Da ſprach Herꝛ von Petkum/ was ſolten wir
uns von ihnen ſagen laſſen? Was ſolten ſie
uns reformiren/ ſie ziehen nach ihrem ort/ und
reformiren da. Wir ſagten/ daß uns GOtt
hie zum Præceptorat beruffen und wir Membra
dieſer Kirchen waͤren/ begehreten aber keines
weges zu reformiren/ ſondern nur zu bitten/
daß ſie ihrer ampts pflicht nach auf heylſame
verbeſſerungs-mittel bedacht ſeyn wolten.
Darauff Herꝛ Saurland zu Stephano: Was/
habt ihr mich nicht wollen reformiren? habt
ihr mich nicht wegen des geſchwinden betens
auf der cantzel/ wegen des eilfertigen tauffens/
und oͤfftern ausfahrens reformiret? Stepha-
nus
ſprach: Ach! nur freundlich/ in geheim
erinnert/ und zwar was ſeine beicht-kinder da-
von geſagt/ wofuͤr er ihm ja damahl gedancket
und verſprochen/ ſich hinfuͤro in acht zu neh-
men. [NB. Es haͤtte ſonſt Stephanus wol an-
dere dinge ihn zu beſchuldigen und ſeine untreu
aufzudecken vorbringen koͤnnen/ als (a) daß
er unſer vornehmen gebilliget/ nun aber mit
[Spaltenumbruch] demſelben wiederſpraͤche/ ſelbſt anlaß zu re-
den gegeben/ und wie wir/ wann man uns nicht
wuͤrde vorfordern/ es ſolten machen/ (mit an-
klopffen vor dem kirchen-ſaal) daß wir dan-
noch unſere ſache vorbringen koͤnten; Jnglei-
chem anleitung geben/ wie man die Prediger
ſelbſt der unwiſſenheit ihrer zuhoͤrer uͤberwei-
ſen koͤnte/ wann man ſie nur wieſe auf das
viertel-jaͤhrige Examen in der Kirchen/ ja auch
muth eingeſprochen/ wir ſolten freudig reden
und bedencken/ daß ſie menſchen waͤren/ auch
daneben zugeſagt/ es uns anzumelden/ ſo
bald das Miniſterium zuſammen kaͤme/ umb
deſto ſchleuniger zu unſerm vorhaben zuge-
langen. Aber Stephanus verſchwieg da-
mahls ſolches/ nicht boͤſes mit boͤſem zu ver-
gelten. [NB. Welches je dannoch anietzo
der wahrheit zu ſteur muß angedeutet wer-
den/ als woraus man ſehen kan/ daß uns
in etwas boffnung gemacht worden/ daß
aus unſerm begehren/ GOTT zu ehren und
vielen ſeelen zum beſten/ noch wol etwas
werden moͤchte.

§. 10.

Als nun unterſchiedlicherede und
wiederrede geſchehen/ fragten wir
(Dohren und Holtzhauſen) endlich/ ob
man uns nicht zum heiligen abendmahl
laſſen wolte? Sie ſagten/ nein: Es ſey
dann/ daß ihr depreciret und angelobet/
euch ſtill zu halten/ mit lehr und unter-
richten an den naͤchſten/ auch die ge-
dachte buͤcher abſchaffet. Darauff
ſprachen wir/ ob ſie uns unſer geiſt-
liches Prieſterthumb und folgends un-
ſere gantze Chriſtenthumbs-Pflicht le-
gen wolten/ die uns Chriſtus mit ſei-
nem Goͤttlichen blute erworben? Dar-
auff ſtunden ſie auff/ die Herren Diaconi
zwar ſehr entruͤſtet; da fieng Holtzhau-
ſen mit weinen an zu fragen: Ob Herꝛ
von Petkum ſein beicht-vatter ihn fol-
genden tags nicht zum beichtſtul laſſen
wolte? Denn er muͤſte ſeinen ſchwa-
chen glauben mit der abſolution und
heiligem abendmahl ſtaͤrcken. Da
ſprach er mit groſſem eyfer/ nein/ das
hoͤrete er wol/ er ſolte nur wegbleiben.
Da ſprach Holtzhauſen mit thraͤnen/
ſo nehme ich euch maͤnner zu zeugen/
daß mir unbillich umb dieſes willen das
heilige abendmahl mit der abſolution
verſaget wird; Herꝛ D. Mauritius troͤſte-
te ihn/ er ſolte ſich zu frieden geben/
das abendmahl wuͤrde ihm wol wer-
den. Da lieff Hr. von Petkum zornig
zur thuͤr mit dieſen worten/ ich ha-
be hier kein beyſtand/ ſo nehmet ihr
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dern begehrten unterdeß unſere weitere
reſolution zu uͤberbringen. Da ſprach
Stephanus: Wir bitten nochmahls ein

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[668/0976] Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgiſcher Streit mit dem Miniſterio. taufft waͤren/ wo ſie nemlich in ſolcher unbuß- fertigkeit biß an ihr lebens-ende verharreten. Darauff Hr. D. Mauritius: Darinnen ſind wir mit ihnen eins. Er (St.) ſprach ferner/ wann ſie uns nun dieſer urſachen halber wolten das heilige abendmahl verſagen/ das muͤſten wir geſchehen laſſen. Da ſprach Herꝛ von Pet- kum: Sehet! ſie treiben/ daß der bann einge- fuͤhret werde/ und ſelbſt achten ſie ihn nicht. Er (St.) antwortete: Man ſolte Schelmen/ Die- ben/ Ungerechten/ Wucherern/ Unverſoͤhnli- chen und andern groben ſuͤndern das heilige abendmahl verſagen. Die ſonſt ja alle/ wann ſie nur zum beichtſtul kommen/ zugelaſſen wuͤrden. Daß man uns aber mit dem brachio ſeculari drauete/ koͤnte uns nicht ſchrecken/ in hoffnung/ man werde die ſache erſt der ge- rechtigkeit nach eroͤrtern und erkennen/ ehe man uns verurtheilete. §. 9. |Ferner wolte man uns auch damahls beſchuldigen/ wir haͤtten in ein frembd ampt gegriffen/ wir ſagten nein/ wir haͤtten gethan/ was uns nach GOttes wort und unſerm Chri- ſtenthum oder geiſtlichen Prieſter-Ampt ge- buͤhret/ wie dann die ſchrifft/ ſonderlich das neue teſtament/ voll von den ſpruͤchen/ daß ein Chriſt den andern unterrichten/ lehren/ er- mahnen/ ſtraffen und troͤſten/ und ſich alle untereinander auf den allerheiligſten glauben erbauen muͤſſen. Darbey lieffen noch andere reden vor/ welche/ weitlaͤufftigkeit zu vermei- den/ anietzo vorbey gegangen werden. Sonſt baten wir/ man moͤchte die ſache ſelbſten erwe- gen und recht behertzigen/ und auf mittel der eingeriſſenen unwiſſenheit und boßheit zu- ſteuren ernſtlich bedacht ſeyn. Da ſprach Herꝛ D. Mauritius, was duͤncket euch dann/ was vor mittel wol heylſam ſeyn ſolten? [NB. Hier haͤtten wir mit erlaubnuͤß der Hn. Depu- tirten ohne einigen vorgriff unſere meynung/ als ſie hinten beygefuͤget/ eroͤffnen wollen/ wann nicht Herꝛ von Petkum mit ſehr rauhen worten die rede zerſtoͤret haͤtte/ wie folget:] Da ſprach Herꝛ von Petkum/ was ſolten wir uns von ihnen ſagen laſſen? Was ſolten ſie uns reformiren/ ſie ziehen nach ihrem ort/ und reformiren da. Wir ſagten/ daß uns GOtt hie zum Præceptorat beruffen und wir Membra dieſer Kirchen waͤren/ begehreten aber keines weges zu reformiren/ ſondern nur zu bitten/ daß ſie ihrer ampts pflicht nach auf heylſame verbeſſerungs-mittel bedacht ſeyn wolten. Darauff Herꝛ Saurland zu Stephano: Was/ habt ihr mich nicht wollen reformiren? habt ihr mich nicht wegen des geſchwinden betens auf der cantzel/ wegen des eilfertigen tauffens/ und oͤfftern ausfahrens reformiret? Stepha- nus ſprach: Ach! nur freundlich/ in geheim erinnert/ und zwar was ſeine beicht-kinder da- von geſagt/ wofuͤr er ihm ja damahl gedancket und verſprochen/ ſich hinfuͤro in acht zu neh- men. [NB. Es haͤtte ſonſt Stephanus wol an- dere dinge ihn zu beſchuldigen und ſeine untreu aufzudecken vorbringen koͤnnen/ als (a) daß er unſer vornehmen gebilliget/ nun aber mit demſelben wiederſpraͤche/ ſelbſt anlaß zu re- den gegeben/ und wie wir/ wann man uns nicht wuͤrde vorfordern/ es ſolten machen/ (mit an- klopffen vor dem kirchen-ſaal) daß wir dan- noch unſere ſache vorbringen koͤnten; Jnglei- chem anleitung geben/ wie man die Prediger ſelbſt der unwiſſenheit ihrer zuhoͤrer uͤberwei- ſen koͤnte/ wann man ſie nur wieſe auf das viertel-jaͤhrige Examen in der Kirchen/ ja auch muth eingeſprochen/ wir ſolten freudig reden und bedencken/ daß ſie menſchen waͤren/ auch daneben zugeſagt/ es uns anzumelden/ ſo bald das Miniſterium zuſammen kaͤme/ umb deſto ſchleuniger zu unſerm vorhaben zuge- langen. Aber Stephanus verſchwieg da- mahls ſolches/ nicht boͤſes mit boͤſem zu ver- gelten. [NB. Welches je dannoch anietzo der wahrheit zu ſteur muß angedeutet wer- den/ als woraus man ſehen kan/ daß uns in etwas boffnung gemacht worden/ daß aus unſerm begehren/ GOTT zu ehren und vielen ſeelen zum beſten/ noch wol etwas werden moͤchte. §. 10. Als nun unterſchiedlicherede und wiederrede geſchehen/ fragten wir (Dohren und Holtzhauſen) endlich/ ob man uns nicht zum heiligen abendmahl laſſen wolte? Sie ſagten/ nein: Es ſey dann/ daß ihr depreciret und angelobet/ euch ſtill zu halten/ mit lehr und unter- richten an den naͤchſten/ auch die ge- dachte buͤcher abſchaffet. Darauff ſprachen wir/ ob ſie uns unſer geiſt- liches Prieſterthumb und folgends un- ſere gantze Chriſtenthumbs-Pflicht le- gen wolten/ die uns Chriſtus mit ſei- nem Goͤttlichen blute erworben? Dar- auff ſtunden ſie auff/ die Herren Diaconi zwar ſehr entruͤſtet; da fieng Holtzhau- ſen mit weinen an zu fragen: Ob Herꝛ von Petkum ſein beicht-vatter ihn fol- genden tags nicht zum beichtſtul laſſen wolte? Denn er muͤſte ſeinen ſchwa- chen glauben mit der abſolution und heiligem abendmahl ſtaͤrcken. Da ſprach er mit groſſem eyfer/ nein/ das hoͤrete er wol/ er ſolte nur wegbleiben. Da ſprach Holtzhauſen mit thraͤnen/ ſo nehme ich euch maͤnner zu zeugen/ daß mir unbillich umb dieſes willen das heilige abendmahl mit der abſolution verſaget wird; Herꝛ D. Mauritius troͤſte- te ihn/ er ſolte ſich zu frieden geben/ das abendmahl wuͤrde ihm wol wer- den. Da lieff Hr. von Petkum zornig zur thuͤr mit dieſen worten/ ich ha- be hier kein beyſtand/ ſo nehmet ihr ihn hin zum beicht-kinde. Die an- dern begehrten unterdeß unſere weitere reſolution zu uͤberbringen. Da ſprach Stephanus: Wir bitten nochmahls ein gantzes

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/976>, abgerufen am 22.12.2024.