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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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den hohen Temperaturen, welche herrschten, bevor die Silikate zu einer festen Erdkruste gestanden waren, Wasser eine stärkere Säure ist als Kieselsäure. Der vorherrschende neutrale Stoff, welcher als Hauptlösungsmittel in den äußeren Erdschichten diente, war damals nicht wie jetzt Wasser, sondern Kieselsäure. Als die feste Kruste erstarrte und die unter ihr liegenden Silikatmassen schnell sich abkühlten, übertraf allmählich die Kieselsäure das Wasser in bezug auf Stärke als Säure, die Hydrate setzten sich mit der stark überschüssigen Kieselsäure in den oben liegenden leichten und sehr sauren Silikatmassen (Graniten) zu Wasser und Silikaten um. Ähnliches geschah mit der Kohlensäure, wozu die Flüchtigkeit des Wasserdampfes und der Kohlensäure stark beitrug. Die oben liegenden sauren Silikate im Erdmagma wurden entgast und gaben Wasserdampf sowie Kohlensäure an die Gashülle der Erde ab. Die Abkühlung und Entgasung schritt immer weiter vorwärts; die Kruste wurde dichter, und so entstand die jetzige Atmosphäre der Erde. Der Stickstoff war vermutlich schon früher in der Erdatmosphäre vorhanden, wenn nicht als freier Stickstoff, so doch als Cyan, gebunden an Kohlenstoff, wie jetzt in den Kometen und in der Sonnenatmosphäre. Außerdem können wir mit einer Zufuhr von Stickstoff in Form von Cyanverbindungen aus dem Erinneren rechnen, die sich ebenso wie das vorher in der Luft vorhanden gewesene Cyangas allmählich in der kühlen Atmosphäre zersetzten.

Auf diese Weise werden noch immer Wasser und Kohlensäure in vulkanischen Gebieten zur Erdluft hinaufbefördert. In geringerem Grade gilt dasselbe für Schwefelwasser-

den hohen Temperaturen, welche herrschten, bevor die Silikate zu einer festen Erdkruste gestanden waren, Wasser eine stärkere Säure ist als Kieselsäure. Der vorherrschende neutrale Stoff, welcher als Hauptlösungsmittel in den äußeren Erdschichten diente, war damals nicht wie jetzt Wasser, sondern Kieselsäure. Als die feste Kruste erstarrte und die unter ihr liegenden Silikatmassen schnell sich abkühlten, übertraf allmählich die Kieselsäure das Wasser in bezug auf Stärke als Säure, die Hydrate setzten sich mit der stark überschüssigen Kieselsäure in den oben liegenden leichten und sehr sauren Silikatmassen (Graniten) zu Wasser und Silikaten um. Ähnliches geschah mit der Kohlensäure, wozu die Flüchtigkeit des Wasserdampfes und der Kohlensäure stark beitrug. Die oben liegenden sauren Silikate im Erdmagma wurden entgast und gaben Wasserdampf sowie Kohlensäure an die Gashülle der Erde ab. Die Abkühlung und Entgasung schritt immer weiter vorwärts; die Kruste wurde dichter, und so entstand die jetzige Atmosphäre der Erde. Der Stickstoff war vermutlich schon früher in der Erdatmosphäre vorhanden, wenn nicht als freier Stickstoff, so doch als Cyan, gebunden an Kohlenstoff, wie jetzt in den Kometen und in der Sonnenatmosphäre. Außerdem können wir mit einer Zufuhr von Stickstoff in Form von Cyanverbindungen aus dem Erinneren rechnen, die sich ebenso wie das vorher in der Luft vorhanden gewesene Cyangas allmählich in der kühlen Atmosphäre zersetzten.

Auf diese Weise werden noch immer Wasser und Kohlensäure in vulkanischen Gebieten zur Erdluft hinaufbefördert. In geringerem Grade gilt dasselbe für Schwefelwasser-

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den hohen Temperaturen, welche herrschten, bevor die Silikate zu einer festen Erdkruste gestanden waren, Wasser eine stärkere Säure ist als Kieselsäure. Der vorherrschende neutrale Stoff, welcher als Hauptlösungsmittel in den äußeren Erdschichten diente, war damals nicht wie jetzt Wasser, sondern Kieselsäure. Als die feste Kruste erstarrte und die unter ihr liegenden Silikatmassen schnell sich abkühlten, übertraf allmählich die Kieselsäure das Wasser in bezug auf Stärke als Säure, die Hydrate setzten sich mit der stark überschüssigen Kieselsäure in den oben liegenden leichten und sehr sauren Silikatmassen (Graniten) zu Wasser und Silikaten um. Ähnliches geschah mit der Kohlensäure, wozu die Flüchtigkeit des Wasserdampfes und der Kohlensäure stark beitrug. Die oben liegenden sauren Silikate im Erdmagma wurden entgast und gaben Wasserdampf sowie Kohlensäure an die Gashülle der Erde ab. Die Abkühlung und Entgasung schritt immer weiter vorwärts; die Kruste wurde dichter, und so entstand die jetzige Atmosphäre der Erde. Der Stickstoff war vermutlich schon früher in der Erdatmosphäre vorhanden, wenn nicht als freier Stickstoff, so doch als Cyan, gebunden an Kohlenstoff, wie jetzt in den Kometen und in der Sonnenatmosphäre. Außerdem können wir mit einer Zufuhr von Stickstoff in Form von Cyanverbindungen aus dem Erinneren rechnen, die sich ebenso wie das vorher in der Luft vorhanden gewesene Cyangas allmählich in der kühlen Atmosphäre zersetzten.</p>
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[0019] den hohen Temperaturen, welche herrschten, bevor die Silikate zu einer festen Erdkruste gestanden waren, Wasser eine stärkere Säure ist als Kieselsäure. Der vorherrschende neutrale Stoff, welcher als Hauptlösungsmittel in den äußeren Erdschichten diente, war damals nicht wie jetzt Wasser, sondern Kieselsäure. Als die feste Kruste erstarrte und die unter ihr liegenden Silikatmassen schnell sich abkühlten, übertraf allmählich die Kieselsäure das Wasser in bezug auf Stärke als Säure, die Hydrate setzten sich mit der stark überschüssigen Kieselsäure in den oben liegenden leichten und sehr sauren Silikatmassen (Graniten) zu Wasser und Silikaten um. Ähnliches geschah mit der Kohlensäure, wozu die Flüchtigkeit des Wasserdampfes und der Kohlensäure stark beitrug. Die oben liegenden sauren Silikate im Erdmagma wurden entgast und gaben Wasserdampf sowie Kohlensäure an die Gashülle der Erde ab. Die Abkühlung und Entgasung schritt immer weiter vorwärts; die Kruste wurde dichter, und so entstand die jetzige Atmosphäre der Erde. Der Stickstoff war vermutlich schon früher in der Erdatmosphäre vorhanden, wenn nicht als freier Stickstoff, so doch als Cyan, gebunden an Kohlenstoff, wie jetzt in den Kometen und in der Sonnenatmosphäre. Außerdem können wir mit einer Zufuhr von Stickstoff in Form von Cyanverbindungen aus dem Erinneren rechnen, die sich ebenso wie das vorher in der Luft vorhanden gewesene Cyangas allmählich in der kühlen Atmosphäre zersetzten. Auf diese Weise werden noch immer Wasser und Kohlensäure in vulkanischen Gebieten zur Erdluft hinaufbefördert. In geringerem Grade gilt dasselbe für Schwefelwasser-

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/19>, abgerufen am 25.04.2024.