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Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.

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meisten Botaniker sind aber, trotz der entgegengesetzten Behauptung des Chemikers Phipson, der Ansicht, daß Kohlensäure zersetzende Pflanzen nicht ohne etwas Sauerstoff leben können. Da nun vermutlich anfangs kein Sauerstoff in der Luft vorhanden war, so können wir nicht wohl annehmen, daß der erste Luftsauerstoff von Pflanzen produziert worden ist. Die Zersetzung von Kohlensäure und Wasser im Sonnenlicht in Kohlehydrate und Sauerstoff ist ein katalytischer Prozeß, der vom Blattgrün beschleunigt wird. Unsere jetzigen Ansichten von den katalytischen Prozessen gehen aber darauf hinaus, daß sie sich auch in Abwesenheit des Katalysators (hier des Blattgrüns) vollziehen, obgleich außerordentlich viel langsamer als bei Anwesenheit des Beschleunigers. Folglich sind wir berechtigt, zu schließen, daß Sauerstoff bei der Einwirkung von Sonnenlicht auch dann aus Kohlensäure entsteht, wenn keine Pflanzen anwesend sind. Wenn diese schwache Wirkung sich während geologischer Zeiten von Jahrmillionen entfaltet, können natürlicherweise beträchtliche Mengen von Sauerstoff dadurch gebildet werden. Später, als schon freier Sauerstoff in der Luft vorhanden war, haben wohl die Pflanzen den größten Teil des Sauerstoffs abgeschieden.

Die Abscheidung von Sauerstoff konnte wohl nicht stattgefunden haben, bevor eine feste Kruste der Erde sich ausgeschieden hatte. Vorher konnte nämlich der eventuell ausgeschiedene Sauerstoff in das reduzierende Erdinnere hineindiffundieren und wieder verzehrt werden. Wie ich schon bei der Untersuchung über die Ursachen des Vulkanismus gezeigt habe, deuten unsere Messungen darauf hin, daß bei

meisten Botaniker sind aber, trotz der entgegengesetzten Behauptung des Chemikers Phipson, der Ansicht, daß Kohlensäure zersetzende Pflanzen nicht ohne etwas Sauerstoff leben können. Da nun vermutlich anfangs kein Sauerstoff in der Luft vorhanden war, so können wir nicht wohl annehmen, daß der erste Luftsauerstoff von Pflanzen produziert worden ist. Die Zersetzung von Kohlensäure und Wasser im Sonnenlicht in Kohlehydrate und Sauerstoff ist ein katalytischer Prozeß, der vom Blattgrün beschleunigt wird. Unsere jetzigen Ansichten von den katalytischen Prozessen gehen aber darauf hinaus, daß sie sich auch in Abwesenheit des Katalysators (hier des Blattgrüns) vollziehen, obgleich außerordentlich viel langsamer als bei Anwesenheit des Beschleunigers. Folglich sind wir berechtigt, zu schließen, daß Sauerstoff bei der Einwirkung von Sonnenlicht auch dann aus Kohlensäure entsteht, wenn keine Pflanzen anwesend sind. Wenn diese schwache Wirkung sich während geologischer Zeiten von Jahrmillionen entfaltet, können natürlicherweise beträchtliche Mengen von Sauerstoff dadurch gebildet werden. Später, als schon freier Sauerstoff in der Luft vorhanden war, haben wohl die Pflanzen den größten Teil des Sauerstoffs abgeschieden.

Die Abscheidung von Sauerstoff konnte wohl nicht stattgefunden haben, bevor eine feste Kruste der Erde sich ausgeschieden hatte. Vorher konnte nämlich der eventuell ausgeschiedene Sauerstoff in das reduzierende Erdinnere hineindiffundieren und wieder verzehrt werden. Wie ich schon bei der Untersuchung über die Ursachen des Vulkanismus gezeigt habe, deuten unsere Messungen darauf hin, daß bei

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[0018] meisten Botaniker sind aber, trotz der entgegengesetzten Behauptung des Chemikers Phipson, der Ansicht, daß Kohlensäure zersetzende Pflanzen nicht ohne etwas Sauerstoff leben können. Da nun vermutlich anfangs kein Sauerstoff in der Luft vorhanden war, so können wir nicht wohl annehmen, daß der erste Luftsauerstoff von Pflanzen produziert worden ist. Die Zersetzung von Kohlensäure und Wasser im Sonnenlicht in Kohlehydrate und Sauerstoff ist ein katalytischer Prozeß, der vom Blattgrün beschleunigt wird. Unsere jetzigen Ansichten von den katalytischen Prozessen gehen aber darauf hinaus, daß sie sich auch in Abwesenheit des Katalysators (hier des Blattgrüns) vollziehen, obgleich außerordentlich viel langsamer als bei Anwesenheit des Beschleunigers. Folglich sind wir berechtigt, zu schließen, daß Sauerstoff bei der Einwirkung von Sonnenlicht auch dann aus Kohlensäure entsteht, wenn keine Pflanzen anwesend sind. Wenn diese schwache Wirkung sich während geologischer Zeiten von Jahrmillionen entfaltet, können natürlicherweise beträchtliche Mengen von Sauerstoff dadurch gebildet werden. Später, als schon freier Sauerstoff in der Luft vorhanden war, haben wohl die Pflanzen den größten Teil des Sauerstoffs abgeschieden. Die Abscheidung von Sauerstoff konnte wohl nicht stattgefunden haben, bevor eine feste Kruste der Erde sich ausgeschieden hatte. Vorher konnte nämlich der eventuell ausgeschiedene Sauerstoff in das reduzierende Erdinnere hineindiffundieren und wieder verzehrt werden. Wie ich schon bei der Untersuchung über die Ursachen des Vulkanismus gezeigt habe, deuten unsere Messungen darauf hin, daß bei

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Zitationshilfe: Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arrhenius_planeten_1911/18>, abgerufen am 21.11.2024.