Arrhenius, Svante: Das Schicksal der Planeten. Leipzig, 1911.Der feste Grund, welcher in den Bajirs der Tschertschen-Wüste bloßgelegt ist, erinnert lebhaft an den Kevirboden. In beiden Fällen besteht er aus feinem dunklen (salzigen) Staub, welcher eine fast flache Ebene bildet. In allen beiden diesen Fällen verwandelt sich der Boden mit Wasser in ein Schlickbad. In Ostturkestan liegt das Grundwasser in größerer Tiefe, und da Regen dort sehr selten ist, kann man ungestraft über den Bajirboden schreiten." Diese Bildungen sind sehr interessant, weil sie uns die Geschichte eines austrocknenden Planeten vorführen. Khanikoff, der in den Jahren 1858 bis 1859 als Chef einer von der geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg ausgerüsteten Expedition diese Gegend Persiens besuchte, gibt folgende malerische von Hedin wiedergegebene Schilderung: "Endlich, am Morgen des 4. April, hielten wir in erdrückender Hitze bei Bala-haus an. An dieser Stelle konnte man einige Spuren einer ruinierten Wasser-Zisterne sehen, die längst alles Wasser verloren hatte. Hier hatte die Wüste den vollkommenen Charakter des "verdammten Landes", wie die Eingeborenen sie benennen, angenommen. Nicht der geringste Grashalm, kein Zeichen von Tierleben erfreute das Auge, nichts als das Geräusch des Karavans störte die düstere Stille dieser Vernichtung ... Ich setzte mich an den Fuß dieser Sandanhäufung (einiger Sandhügel genannt Kellehper), aber nie werde ich das Gefühl von Traurigkeit und Niedergedrücktheit beschreiben können, das mich bei dem Anblick der schrecklichen mich umgebenden Einöde überwältigte. Zerstreute Wolken verdunkelten die Sonne, aber die Luft war heiß und schwül. Das diffuse Licht beleuchtete mit verzweifelter Ein- Der feste Grund, welcher in den Bajirs der Tschertschen-Wüste bloßgelegt ist, erinnert lebhaft an den Kevirboden. In beiden Fällen besteht er aus feinem dunklen (salzigen) Staub, welcher eine fast flache Ebene bildet. In allen beiden diesen Fällen verwandelt sich der Boden mit Wasser in ein Schlickbad. In Ostturkestan liegt das Grundwasser in größerer Tiefe, und da Regen dort sehr selten ist, kann man ungestraft über den Bajirboden schreiten.“ Diese Bildungen sind sehr interessant, weil sie uns die Geschichte eines austrocknenden Planeten vorführen. Khanikoff, der in den Jahren 1858 bis 1859 als Chef einer von der geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg ausgerüsteten Expedition diese Gegend Persiens besuchte, gibt folgende malerische von Hedin wiedergegebene Schilderung: „Endlich, am Morgen des 4. April, hielten wir in erdrückender Hitze bei Bala-haus an. An dieser Stelle konnte man einige Spuren einer ruinierten Wasser-Zisterne sehen, die längst alles Wasser verloren hatte. Hier hatte die Wüste den vollkommenen Charakter des „verdammten Landes“, wie die Eingeborenen sie benennen, angenommen. Nicht der geringste Grashalm, kein Zeichen von Tierleben erfreute das Auge, nichts als das Geräusch des Karavans störte die düstere Stille dieser Vernichtung ... Ich setzte mich an den Fuß dieser Sandanhäufung (einiger Sandhügel genannt Kellehper), aber nie werde ich das Gefühl von Traurigkeit und Niedergedrücktheit beschreiben können, das mich bei dem Anblick der schrecklichen mich umgebenden Einöde überwältigte. Zerstreute Wolken verdunkelten die Sonne, aber die Luft war heiß und schwül. Das diffuse Licht beleuchtete mit verzweifelter Ein- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037"/> Der feste Grund, welcher in den Bajirs der Tschertschen-Wüste bloßgelegt ist, erinnert lebhaft an den Kevirboden. In beiden Fällen besteht er aus feinem dunklen (salzigen) Staub, welcher eine fast flache Ebene bildet. In allen beiden diesen Fällen verwandelt sich der Boden mit Wasser in ein Schlickbad. In Ostturkestan liegt das Grundwasser in größerer Tiefe, und da Regen dort sehr selten ist, kann man ungestraft über den Bajirboden schreiten.“</p> <p>Diese Bildungen sind sehr interessant, weil sie uns die Geschichte eines austrocknenden Planeten vorführen. <hi rendition="#g">Khanikoff</hi>, der in den Jahren 1858 bis 1859 als Chef einer von der geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg ausgerüsteten Expedition diese Gegend Persiens besuchte, gibt folgende malerische von <hi rendition="#g">Hedin</hi> wiedergegebene Schilderung: „Endlich, am Morgen des 4. April, hielten wir in erdrückender Hitze bei Bala-haus an. An dieser Stelle konnte man einige Spuren einer ruinierten Wasser-Zisterne sehen, die längst alles Wasser verloren hatte. Hier hatte die Wüste den vollkommenen Charakter des „verdammten Landes“, wie die Eingeborenen sie benennen, angenommen. Nicht der geringste Grashalm, kein Zeichen von Tierleben erfreute das Auge, nichts als das Geräusch des Karavans störte die düstere Stille dieser Vernichtung ... Ich setzte mich an den Fuß dieser Sandanhäufung (einiger Sandhügel genannt Kellehper), aber nie werde ich das Gefühl von Traurigkeit und Niedergedrücktheit beschreiben können, das mich bei dem Anblick der schrecklichen mich umgebenden Einöde überwältigte. Zerstreute Wolken verdunkelten die Sonne, aber die Luft war heiß und schwül. Das diffuse Licht beleuchtete mit verzweifelter Ein- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
Der feste Grund, welcher in den Bajirs der Tschertschen-Wüste bloßgelegt ist, erinnert lebhaft an den Kevirboden. In beiden Fällen besteht er aus feinem dunklen (salzigen) Staub, welcher eine fast flache Ebene bildet. In allen beiden diesen Fällen verwandelt sich der Boden mit Wasser in ein Schlickbad. In Ostturkestan liegt das Grundwasser in größerer Tiefe, und da Regen dort sehr selten ist, kann man ungestraft über den Bajirboden schreiten.“
Diese Bildungen sind sehr interessant, weil sie uns die Geschichte eines austrocknenden Planeten vorführen. Khanikoff, der in den Jahren 1858 bis 1859 als Chef einer von der geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg ausgerüsteten Expedition diese Gegend Persiens besuchte, gibt folgende malerische von Hedin wiedergegebene Schilderung: „Endlich, am Morgen des 4. April, hielten wir in erdrückender Hitze bei Bala-haus an. An dieser Stelle konnte man einige Spuren einer ruinierten Wasser-Zisterne sehen, die längst alles Wasser verloren hatte. Hier hatte die Wüste den vollkommenen Charakter des „verdammten Landes“, wie die Eingeborenen sie benennen, angenommen. Nicht der geringste Grashalm, kein Zeichen von Tierleben erfreute das Auge, nichts als das Geräusch des Karavans störte die düstere Stille dieser Vernichtung ... Ich setzte mich an den Fuß dieser Sandanhäufung (einiger Sandhügel genannt Kellehper), aber nie werde ich das Gefühl von Traurigkeit und Niedergedrücktheit beschreiben können, das mich bei dem Anblick der schrecklichen mich umgebenden Einöde überwältigte. Zerstreute Wolken verdunkelten die Sonne, aber die Luft war heiß und schwül. Das diffuse Licht beleuchtete mit verzweifelter Ein-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-09-04T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-09-04T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |