Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.Verhältnisse, in denen alle gesetzliche Bedingungen erfüllt waren, ohne Schwierigkeiten eine Aufenthaltskarte von der Polizei. Am 12ten Februar 1846, war diese Aufenthaltskarte abgelaufen, und ich schickte an jenem Tage zur Polizei, mit der Bitte sie zu erneuern, erhielt aber keine neue Karte, sondern die Weisung, selbst zu kommen. Da ich krank war, ließ ich mir durch meinen Arzt, Herrn Dr. Perle, ein Attest ausstellen, welches ich, mit der nochmaligen Bitte um Erneuerung der Karte dem Präsidium einsandte. Mein Gesuch wurde abermals ignorirt. Einige Tage darauf erschien ein Polizeibeamter Goldhorn, im Namen des Polizeirathes Hofrichter, "um einige Fragen an mich zu richten." Gleichzeitig theilte er mir mit, daß man meine Karte nicht verlängern wolle, weil mehrere anonyme Briefe an das Präsidium, ja, an Se. Majestät den König selbst, über mich eingegangen seien, in denen ich beschuldigt wurde, die frivolsten Herrengesellschaften zu besuchen, einen Klubb emancipirter Frauen gestiftet zu haben, und außerdem nicht an Gott zu glauben. Dann spräche gegen mich die Widmung der Gottschall'schen Verhältnisse, in denen alle gesetzliche Bedingungen erfüllt waren, ohne Schwierigkeiten eine Aufenthaltskarte von der Polizei. Am 12ten Februar 1846, war diese Aufenthaltskarte abgelaufen, und ich schickte an jenem Tage zur Polizei, mit der Bitte sie zu erneuern, erhielt aber keine neue Karte, sondern die Weisung, selbst zu kommen. Da ich krank war, ließ ich mir durch meinen Arzt, Herrn Dr. Perle, ein Attest ausstellen, welches ich, mit der nochmaligen Bitte um Erneuerung der Karte dem Präsidium einsandte. Mein Gesuch wurde abermals ignorirt. Einige Tage darauf erschien ein Polizeibeamter Goldhorn, im Namen des Polizeirathes Hofrichter, „um einige Fragen an mich zu richten.“ Gleichzeitig theilte er mir mit, daß man meine Karte nicht verlängern wolle, weil mehrere anonyme Briefe an das Präsidium, ja, an Se. Majestät den König selbst, über mich eingegangen seien, in denen ich beschuldigt wurde, die frivolsten Herrengesellschaften zu besuchen, einen Klubb emancipirter Frauen gestiftet zu haben, und außerdem nicht an Gott zu glauben. Dann spräche gegen mich die Widmung der Gottschall'schen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="14"/> Verhältnisse, in denen <hi rendition="#g">alle gesetzliche Bedingungen</hi> erfüllt waren, ohne Schwierigkeiten eine Aufenthaltskarte von der Polizei.</p> <p>Am 12ten Februar 1846, war diese Aufenthaltskarte abgelaufen, und ich schickte an jenem Tage zur Polizei, mit der Bitte sie zu erneuern, erhielt aber keine neue Karte, sondern die Weisung, <hi rendition="#g">selbst</hi> zu kommen. Da ich krank war, ließ ich mir durch meinen Arzt, Herrn Dr. <hi rendition="#g">Perle</hi>, ein Attest ausstellen, welches ich, mit der nochmaligen Bitte um Erneuerung der Karte dem Präsidium einsandte. Mein Gesuch wurde abermals ignorirt. Einige Tage darauf erschien ein Polizeibeamter <hi rendition="#g">Goldhorn</hi>, im Namen des Polizeirathes <hi rendition="#g">Hofrichter</hi>, „um einige Fragen an mich zu richten.“ Gleichzeitig theilte er mir mit, daß man meine Karte nicht verlängern wolle, weil mehrere <hi rendition="#g">anonyme Briefe</hi> an das Präsidium, ja, an Se. Majestät den König selbst, über mich eingegangen seien, in denen ich beschuldigt wurde, die frivolsten Herrengesellschaften zu besuchen, einen Klubb emancipirter Frauen gestiftet zu haben, und außerdem nicht an Gott zu glauben. Dann spräche gegen mich die Widmung der <hi rendition="#g">Gottschall</hi>'schen </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0014]
Verhältnisse, in denen alle gesetzliche Bedingungen erfüllt waren, ohne Schwierigkeiten eine Aufenthaltskarte von der Polizei.
Am 12ten Februar 1846, war diese Aufenthaltskarte abgelaufen, und ich schickte an jenem Tage zur Polizei, mit der Bitte sie zu erneuern, erhielt aber keine neue Karte, sondern die Weisung, selbst zu kommen. Da ich krank war, ließ ich mir durch meinen Arzt, Herrn Dr. Perle, ein Attest ausstellen, welches ich, mit der nochmaligen Bitte um Erneuerung der Karte dem Präsidium einsandte. Mein Gesuch wurde abermals ignorirt. Einige Tage darauf erschien ein Polizeibeamter Goldhorn, im Namen des Polizeirathes Hofrichter, „um einige Fragen an mich zu richten.“ Gleichzeitig theilte er mir mit, daß man meine Karte nicht verlängern wolle, weil mehrere anonyme Briefe an das Präsidium, ja, an Se. Majestät den König selbst, über mich eingegangen seien, in denen ich beschuldigt wurde, die frivolsten Herrengesellschaften zu besuchen, einen Klubb emancipirter Frauen gestiftet zu haben, und außerdem nicht an Gott zu glauben. Dann spräche gegen mich die Widmung der Gottschall'schen
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