Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Gedichte "Madonna und Magdalena" in denen ähnliche Tendenzen gefeiert würden, deren Verwerflichkeit der Recensent in den "Blättern für litterarische Unterhaltung" auf's Bündigste nachgewiesen. Ich suchte diesem Beamten, so gut es ging, eine bessere Ansicht über mich und mein Leben beizubringen, und schrieb dann an den Polizei-Präsidenten von Puttkammer selbst. In diesem Schreiben setzte ich auseinander, wie mein Glauben und Denken mein Eigenthum sei, und Niemanden etwas angehe; wie jene anonymen Briefe nur von einem persönlichen Feinde herrühren könnten, und bat um Verlängerung der Aufenthaltserlaubniß, weil meine litterärische Thätigkeit, besonders das baldige Erscheinen meiner Gedichte, der "wilden Rosen," mich in Berlin fesselten, und meinen Aufenthalt daselbst nöthig machten.

Ich wies nach, daß man mir nur insofern Unsittlichkeit zum Vorwurfe machen kann, als es unsittlich sei, Cigarren zu rauchen und mit wissenschaftlich gebildeten Männern unzugehen; und schloß mit der Bitte, mir zu gestatten, auch fernerhin eine Einwohnerin des sittlichen Berlins zu heißen, so wie

Gedichte „Madonna und Magdalena“ in denen ähnliche Tendenzen gefeiert würden, deren Verwerflichkeit der Recensent in den „Blättern für litterarische Unterhaltung“ auf's Bündigste nachgewiesen. Ich suchte diesem Beamten, so gut es ging, eine bessere Ansicht über mich und mein Leben beizubringen, und schrieb dann an den Polizei-Präsidenten von Puttkammer selbst. In diesem Schreiben setzte ich auseinander, wie mein Glauben und Denken mein Eigenthum sei, und Niemanden etwas angehe; wie jene anonymen Briefe nur von einem persönlichen Feinde herrühren könnten, und bat um Verlängerung der Aufenthaltserlaubniß, weil meine litterärische Thätigkeit, besonders das baldige Erscheinen meiner Gedichte, der „wilden Rosen,“ mich in Berlin fesselten, und meinen Aufenthalt daselbst nöthig machten.

Ich wies nach, daß man mir nur insofern Unsittlichkeit zum Vorwurfe machen kann, als es unsittlich sei, Cigarren zu rauchen und mit wissenschaftlich gebildeten Männern unzugehen; und schloß mit der Bitte, mir zu gestatten, auch fernerhin eine Einwohnerin des sittlichen Berlins zu heißen, so wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="15"/>
Gedichte &#x201E;<hi rendition="#g">Madonna und Magdalena</hi>&#x201C; in denen ähnliche Tendenzen gefeiert würden, deren Verwerflichkeit der Recensent in den &#x201E;<hi rendition="#g">Blättern für litterarische Unterhaltung</hi>&#x201C; auf's Bündigste nachgewiesen. Ich suchte diesem Beamten, so gut es ging, eine bessere Ansicht über mich und mein Leben beizubringen, und schrieb dann an den Polizei-Präsidenten <hi rendition="#g">von Puttkammer</hi> selbst. In diesem Schreiben setzte ich auseinander, wie mein <hi rendition="#g">Glauben</hi> und <hi rendition="#g">Denken</hi> mein Eigenthum sei, und Niemanden etwas angehe; wie jene anonymen Briefe nur von einem persönlichen Feinde herrühren könnten, und bat um Verlängerung der Aufenthaltserlaubniß, weil meine litterärische Thätigkeit, besonders das baldige Erscheinen meiner Gedichte, der &#x201E;<hi rendition="#g">wilden Rosen</hi>,&#x201C; mich in <hi rendition="#g">Berlin</hi> fesselten, und meinen Aufenthalt daselbst nöthig machten.</p>
        <p>Ich wies nach, daß man mir nur insofern Unsittlichkeit zum Vorwurfe machen kann, als es unsittlich sei, Cigarren zu rauchen und mit wissenschaftlich gebildeten Männern unzugehen; und schloß mit der Bitte, mir zu gestatten, auch fernerhin eine Einwohnerin des<hi rendition="#g"> sittlichen Berlins</hi> zu heißen, so wie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0015] Gedichte „Madonna und Magdalena“ in denen ähnliche Tendenzen gefeiert würden, deren Verwerflichkeit der Recensent in den „Blättern für litterarische Unterhaltung“ auf's Bündigste nachgewiesen. Ich suchte diesem Beamten, so gut es ging, eine bessere Ansicht über mich und mein Leben beizubringen, und schrieb dann an den Polizei-Präsidenten von Puttkammer selbst. In diesem Schreiben setzte ich auseinander, wie mein Glauben und Denken mein Eigenthum sei, und Niemanden etwas angehe; wie jene anonymen Briefe nur von einem persönlichen Feinde herrühren könnten, und bat um Verlängerung der Aufenthaltserlaubniß, weil meine litterärische Thätigkeit, besonders das baldige Erscheinen meiner Gedichte, der „wilden Rosen,“ mich in Berlin fesselten, und meinen Aufenthalt daselbst nöthig machten. Ich wies nach, daß man mir nur insofern Unsittlichkeit zum Vorwurfe machen kann, als es unsittlich sei, Cigarren zu rauchen und mit wissenschaftlich gebildeten Männern unzugehen; und schloß mit der Bitte, mir zu gestatten, auch fernerhin eine Einwohnerin des sittlichen Berlins zu heißen, so wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von zeno.org (2013-03-15T10:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus zeno.org entsprechen muss.
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T10:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T10:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/15
Zitationshilfe: Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/15>, abgerufen am 03.12.2024.