Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.dem lieben Gott für die Wohlthat der Ruhe. Dann gings in die Schenke; und bei einem Kruge Bier, bei einer Pfeife Taback vergaßen wir alle Lasten des Lebens. Mehr brauchen wir nicht -- dabei waren wir glückliche Leute, und trösteten uns dafür, daß wir auf Erden nicht alle gleich sein können, mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits. Denn wer hier Arbeit und Mühsal hat, dem verspricht ja die heilige Schrift im Himmel tausendfältigen Lohn. Mit uns ist's aber von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Unser Herr ward inzwischen ein reicher Mann. Unser saurer Schweiß hat die Fabriken gehoben, und das Gold in seiner Kasse gehäuft. Wir meinen denn, da wär's recht und billig gewesen, uns eine kleine Zulage zu geben. Es hätte uns schon gefreut, weil wir des Herrn Freundlichkeit und Menschenliebe daraus ersehen. Und das thut wohl, und weckt auch bei uns Liebe und Vertrauen, und in die Arbeit kommt ein guter Geist. Doch statt einer verdienten Zulage, hat man uns nach und nach immer mehr Abzüge gemacht, so daß jetzt unser ganzer wöchentlicher Verdienst sich auf anderthalb Thaler beläuft. Davon können wir mit unseren Familien dem lieben Gott für die Wohlthat der Ruhe. Dann gings in die Schenke; und bei einem Kruge Bier, bei einer Pfeife Taback vergaßen wir alle Lasten des Lebens. Mehr brauchen wir nicht — dabei waren wir glückliche Leute, und trösteten uns dafür, daß wir auf Erden nicht alle gleich sein können, mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits. Denn wer hier Arbeit und Mühsal hat, dem verspricht ja die heilige Schrift im Himmel tausendfältigen Lohn. Mit uns ist's aber von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Unser Herr ward inzwischen ein reicher Mann. Unser saurer Schweiß hat die Fabriken gehoben, und das Gold in seiner Kasse gehäuft. Wir meinen denn, da wär's recht und billig gewesen, uns eine kleine Zulage zu geben. Es hätte uns schon gefreut, weil wir des Herrn Freundlichkeit und Menschenliebe daraus ersehen. Und das thut wohl, und weckt auch bei uns Liebe und Vertrauen, und in die Arbeit kommt ein guter Geist. Doch statt einer verdienten Zulage, hat man uns nach und nach immer mehr Abzüge gemacht, so daß jetzt unser ganzer wöchentlicher Verdienst sich auf anderthalb Thaler beläuft. Davon können wir mit unseren Familien <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="116"/> dem lieben Gott für die Wohlthat der Ruhe. Dann gings in die Schenke; und bei einem Kruge Bier, bei einer Pfeife Taback vergaßen wir alle Lasten des Lebens. Mehr brauchen wir nicht — dabei waren wir glückliche Leute, und trösteten uns dafür, daß wir auf Erden nicht alle gleich sein können, mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits. Denn wer hier Arbeit und Mühsal hat, dem verspricht ja die heilige Schrift im Himmel tausendfältigen Lohn. Mit uns ist's aber von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Unser Herr ward inzwischen ein reicher Mann. Unser saurer Schweiß hat die Fabriken gehoben, und das Gold in seiner Kasse gehäuft. Wir meinen denn, da wär's recht und billig gewesen, uns eine kleine Zulage zu geben. Es hätte uns schon gefreut, weil wir des Herrn Freundlichkeit und Menschenliebe daraus ersehen. Und das thut wohl, und weckt auch bei uns Liebe und Vertrauen, und in die Arbeit kommt ein guter Geist. Doch statt einer verdienten Zulage, hat man uns nach und nach immer mehr Abzüge gemacht, so daß jetzt unser ganzer <choice><sic>wöchentliche</sic><corr>wöchentlicher</corr></choice> Verdienst sich auf anderthalb Thaler beläuft. Davon können wir mit unseren Familien </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0128]
dem lieben Gott für die Wohlthat der Ruhe. Dann gings in die Schenke; und bei einem Kruge Bier, bei einer Pfeife Taback vergaßen wir alle Lasten des Lebens. Mehr brauchen wir nicht — dabei waren wir glückliche Leute, und trösteten uns dafür, daß wir auf Erden nicht alle gleich sein können, mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits. Denn wer hier Arbeit und Mühsal hat, dem verspricht ja die heilige Schrift im Himmel tausendfältigen Lohn. Mit uns ist's aber von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Unser Herr ward inzwischen ein reicher Mann. Unser saurer Schweiß hat die Fabriken gehoben, und das Gold in seiner Kasse gehäuft. Wir meinen denn, da wär's recht und billig gewesen, uns eine kleine Zulage zu geben. Es hätte uns schon gefreut, weil wir des Herrn Freundlichkeit und Menschenliebe daraus ersehen. Und das thut wohl, und weckt auch bei uns Liebe und Vertrauen, und in die Arbeit kommt ein guter Geist. Doch statt einer verdienten Zulage, hat man uns nach und nach immer mehr Abzüge gemacht, so daß jetzt unser ganzer wöchentlicher Verdienst sich auf anderthalb Thaler beläuft. Davon können wir mit unseren Familien
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/128>, abgerufen am 16.02.2025. |