Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.mir eure Angelegenheit an! Ich will sie vor eurem Herrn vertreten, als wäre es meine eigene, und alles aufbieten, daß eurer größten Noth abgeholfen werde!" Diese Worte der Hoffnung übten einen mächtigen Zauber aus auf die Gemüther der Bittenden. Alle diese abgemagerten Gestalten, die nicht das Alter, sondern das Elend, der Hunger und die Sorge zu Greisen gemacht, drängten sich zu dem Buchhalter, reichten ihm, zum Dank für diese Aussicht, die harten Hände, und ließen sich, getröstet von diesem Hoffnungsschimmer, geduldig wieder einspannen in das alte Joch. Während dieser Scene saß der Fabrikherr in einem eleganten Negligee mit seiner jungen Gattinn an einem reichgedeckten Frühstückstische. Alles war komfortable eingerichtet in dem wöhnlichen Arbeitszimmer. Ein lustiges Kaminfeuer wetteiferte mit der mattgelben Oktobersonne, die mitunter neugierig einen Strahl durch das Fenster fallen ließ, und dem Gemach den Schein einer behaglichen Wärme lieh. Düfte von gebratenen Speisen und ausländischen Weinen stiegen so lieblich auf, als sollten hier den alten Göttern Opfer dargebracht mir eure Angelegenheit an! Ich will sie vor eurem Herrn vertreten, als wäre es meine eigene, und alles aufbieten, daß eurer größten Noth abgeholfen werde!“ Diese Worte der Hoffnung übten einen mächtigen Zauber aus auf die Gemüther der Bittenden. Alle diese abgemagerten Gestalten, die nicht das Alter, sondern das Elend, der Hunger und die Sorge zu Greisen gemacht, drängten sich zu dem Buchhalter, reichten ihm, zum Dank für diese Aussicht, die harten Hände, und ließen sich, getröstet von diesem Hoffnungsschimmer, geduldig wieder einspannen in das alte Joch. Während dieser Scene saß der Fabrikherr in einem eleganten Negligée mit seiner jungen Gattinn an einem reichgedeckten Frühstückstische. Alles war komfortable eingerichtet in dem wöhnlichen Arbeitszimmer. Ein lustiges Kaminfeuer wetteiferte mit der mattgelben Oktobersonne, die mitunter neugierig einen Strahl durch das Fenster fallen ließ, und dem Gemach den Schein einer behaglichen Wärme lieh. Düfte von gebratenen Speisen und ausländischen Weinen stiegen so lieblich auf, als sollten hier den alten Göttern Opfer dargebracht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0130" n="118"/> mir eure Angelegenheit an! Ich will sie vor eurem Herrn vertreten, als wäre es meine eigene, und alles aufbieten, daß eurer größten Noth abgeholfen werde!“ Diese Worte der Hoffnung übten einen mächtigen Zauber aus auf die Gemüther der Bittenden. Alle diese abgemagerten Gestalten, die nicht das Alter, sondern das Elend, der Hunger und die Sorge zu Greisen gemacht, drängten sich zu dem Buchhalter, reichten ihm, zum Dank für diese Aussicht, die harten Hände, und ließen sich, getröstet von diesem Hoffnungsschimmer, geduldig wieder einspannen in das alte Joch. Während dieser Scene saß der Fabrikherr in einem eleganten Negligée mit seiner jungen Gattinn an einem reichgedeckten Frühstückstische. Alles war komfortable eingerichtet in dem wöhnlichen Arbeitszimmer. Ein lustiges Kaminfeuer wetteiferte mit der mattgelben Oktobersonne, die mitunter neugierig einen Strahl durch das Fenster fallen ließ, und dem Gemach den Schein einer behaglichen Wärme lieh. Düfte von gebratenen Speisen und ausländischen Weinen stiegen so lieblich auf, als sollten hier den alten Göttern Opfer dargebracht </p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0130]
mir eure Angelegenheit an! Ich will sie vor eurem Herrn vertreten, als wäre es meine eigene, und alles aufbieten, daß eurer größten Noth abgeholfen werde!“ Diese Worte der Hoffnung übten einen mächtigen Zauber aus auf die Gemüther der Bittenden. Alle diese abgemagerten Gestalten, die nicht das Alter, sondern das Elend, der Hunger und die Sorge zu Greisen gemacht, drängten sich zu dem Buchhalter, reichten ihm, zum Dank für diese Aussicht, die harten Hände, und ließen sich, getröstet von diesem Hoffnungsschimmer, geduldig wieder einspannen in das alte Joch. Während dieser Scene saß der Fabrikherr in einem eleganten Negligée mit seiner jungen Gattinn an einem reichgedeckten Frühstückstische. Alles war komfortable eingerichtet in dem wöhnlichen Arbeitszimmer. Ein lustiges Kaminfeuer wetteiferte mit der mattgelben Oktobersonne, die mitunter neugierig einen Strahl durch das Fenster fallen ließ, und dem Gemach den Schein einer behaglichen Wärme lieh. Düfte von gebratenen Speisen und ausländischen Weinen stiegen so lieblich auf, als sollten hier den alten Göttern Opfer dargebracht
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/130>, abgerufen am 16.02.2025. |