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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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um Erhöhung ihres Lohnes vortrugen! Da Oburn, selbst bedrängt, sie für den Augenblick nicht erfüllen kann, so bitte ich Sie dringend, meine Schmucksachen zu verkaufen, und den Erlös zum wöchentlichen Zuschuß für die Leute insgeheim zu verwenden. Lange wird diese Summe leider nicht ausreichen; doch wenigstens für den kommenden Winter die größte Noth lindern! Und, im Frühjahr, hoffe ich, wird mein Gatte im Stande sein, die pekuniäre Lage der Arbeiter für immer besser zu gestalten."

Ehrig sah sprachlos bald die glänzenden Preciosen, bald die liebliche junge Frau an, und frug darauf zweifelnd: "Gnädige Frau, Sie wollten wirklich zum Vortheile der Armuth sich von ihrem Schmucke trennen?" "Das will ich in allem Ernste! Jetzt, da ich mit den Zuständen der Armuth vertraut geworden, will ich solchen Schmuck nicht eher tragen, bis unsere Leute vor Noth geschützt sind! Aber, Herr Ehrig, bitte! Sagen Sie meinem Gatten nichts davon! Ich kenne ihn! Sonst würde auch diese kleine Hülfe den Armen entgehn! Stumm packte Ehrig die Sachen zusammen,

um Erhöhung ihres Lohnes vortrugen! Da Oburn, selbst bedrängt, sie für den Augenblick nicht erfüllen kann, so bitte ich Sie dringend, meine Schmucksachen zu verkaufen, und den Erlös zum wöchentlichen Zuschuß für die Leute insgeheim zu verwenden. Lange wird diese Summe leider nicht ausreichen; doch wenigstens für den kommenden Winter die größte Noth lindern! Und, im Frühjahr, hoffe ich, wird mein Gatte im Stande sein, die pekuniäre Lage der Arbeiter für immer besser zu gestalten.“

Ehrig sah sprachlos bald die glänzenden Preciosen, bald die liebliche junge Frau an, und frug darauf zweifelnd: „Gnädige Frau, Sie wollten wirklich zum Vortheile der Armuth sich von ihrem Schmucke trennen?“ „Das will ich in allem Ernste! Jetzt, da ich mit den Zuständen der Armuth vertraut geworden, will ich solchen Schmuck nicht eher tragen, bis unsere Leute vor Noth geschützt sind! Aber, Herr Ehrig, bitte! Sagen Sie meinem Gatten nichts davon! Ich kenne ihn! Sonst würde auch diese kleine Hülfe den Armen entgehn! Stumm packte Ehrig die Sachen zusammen,

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[126/0138] um Erhöhung ihres Lohnes vortrugen! Da Oburn, selbst bedrängt, sie für den Augenblick nicht erfüllen kann, so bitte ich Sie dringend, meine Schmucksachen zu verkaufen, und den Erlös zum wöchentlichen Zuschuß für die Leute insgeheim zu verwenden. Lange wird diese Summe leider nicht ausreichen; doch wenigstens für den kommenden Winter die größte Noth lindern! Und, im Frühjahr, hoffe ich, wird mein Gatte im Stande sein, die pekuniäre Lage der Arbeiter für immer besser zu gestalten.“ Ehrig sah sprachlos bald die glänzenden Preciosen, bald die liebliche junge Frau an, und frug darauf zweifelnd: „Gnädige Frau, Sie wollten wirklich zum Vortheile der Armuth sich von ihrem Schmucke trennen?“ „Das will ich in allem Ernste! Jetzt, da ich mit den Zuständen der Armuth vertraut geworden, will ich solchen Schmuck nicht eher tragen, bis unsere Leute vor Noth geschützt sind! Aber, Herr Ehrig, bitte! Sagen Sie meinem Gatten nichts davon! Ich kenne ihn! Sonst würde auch diese kleine Hülfe den Armen entgehn! Stumm packte Ehrig die Sachen zusammen,

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/138>, abgerufen am 21.11.2024.