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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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O laß' mich hier fortblühen ungestört bei Dir, und wachsen und werden, was der innere Trieb gebietet. Dort muß ich verwelken, verdorren -- ich fühl's -- dort ist meine Heimath nicht. Und dann, "fuhr sie fort mit lieblicher Schüchternheit, "Du weißt es ja mein Vater, ich liebe, heiß und innig, habe dem Geliebten das Wort gegeben, ihm allein auf immer anzugehören. Und Du willst mich zwingen, meineidig zu werden, Du, ein Diener des Herrn? Du mußt es ja wissen, wie fluchwürdig eine Untreue vor Gott ist."

Der Greis hörte in höchster Aufregung die Worte der Tochter an; doch er bekämpfte die Aufwallung seines Innern, die aus seinen feurigen Blicken und seinen Zügen sprach, und erwiederte ruhig: "Höre aufmerksam zu, Johanna! Was ich Dir jetzt sage, wird Dir jede weitere Einrede ersparen. Ich tadle Dich nicht; denn auch mir war die Liebe, als ich noch jung war, das Höchste, das einzig Begehrenswerthe, dem man jedes Opfer willig bringen muß. Ich war sehr arm, hatte früh die Eltern verloren, und stand unter der Aufsicht eines Vormundes, eines redlichen, aber strengen Mannes,

O laß' mich hier fortblühen ungestört bei Dir, und wachsen und werden, was der innere Trieb gebietet. Dort muß ich verwelken, verdorren — ich fühl's — dort ist meine Heimath nicht. Und dann, “fuhr sie fort mit lieblicher Schüchternheit, “Du weißt es ja mein Vater, ich liebe, heiß und innig, habe dem Geliebten das Wort gegeben, ihm allein auf immer anzugehören. Und Du willst mich zwingen, meineidig zu werden, Du, ein Diener des Herrn? Du mußt es ja wissen, wie fluchwürdig eine Untreue vor Gott ist.“

Der Greis hörte in höchster Aufregung die Worte der Tochter an; doch er bekämpfte die Aufwallung seines Innern, die aus seinen feurigen Blicken und seinen Zügen sprach, und erwiederte ruhig: “Höre aufmerksam zu, Johanna! Was ich Dir jetzt sage, wird Dir jede weitere Einrede ersparen. Ich tadle Dich nicht; denn auch mir war die Liebe, als ich noch jung war, das Höchste, das einzig Begehrenswerthe, dem man jedes Opfer willig bringen muß. Ich war sehr arm, hatte früh die Eltern verloren, und stand unter der Aufsicht eines Vormundes, eines redlichen, aber strengen Mannes,

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[6/0018] O laß' mich hier fortblühen ungestört bei Dir, und wachsen und werden, was der innere Trieb gebietet. Dort muß ich verwelken, verdorren — ich fühl's — dort ist meine Heimath nicht. Und dann, “fuhr sie fort mit lieblicher Schüchternheit, “Du weißt es ja mein Vater, ich liebe, heiß und innig, habe dem Geliebten das Wort gegeben, ihm allein auf immer anzugehören. Und Du willst mich zwingen, meineidig zu werden, Du, ein Diener des Herrn? Du mußt es ja wissen, wie fluchwürdig eine Untreue vor Gott ist.“ Der Greis hörte in höchster Aufregung die Worte der Tochter an; doch er bekämpfte die Aufwallung seines Innern, die aus seinen feurigen Blicken und seinen Zügen sprach, und erwiederte ruhig: “Höre aufmerksam zu, Johanna! Was ich Dir jetzt sage, wird Dir jede weitere Einrede ersparen. Ich tadle Dich nicht; denn auch mir war die Liebe, als ich noch jung war, das Höchste, das einzig Begehrenswerthe, dem man jedes Opfer willig bringen muß. Ich war sehr arm, hatte früh die Eltern verloren, und stand unter der Aufsicht eines Vormundes, eines redlichen, aber strengen Mannes,

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/18>, abgerufen am 21.11.2024.