Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.ist, mit der man sich verbünden muß, um das Leben zu besiegen. Seit jener Zeit ist mir der Reichthum ein hohes Gut, das ich gehaßt und doch mir Gier erstrebt; dem ich nachjagte, während es mich floh, wie mein eigener Schatten. Du, mein Kind, kennst die Noth und den Hunger nicht! Das waren die Gefährten meiner Jugend, die mich von Tag zu Tag hetzten durch ein Leben, das keinen andern Zweck kannte, als den, sich selbst zu behaupten, sich selbst fortzufristen. Wie oft schlich ich mich des Nachts auf die Aecker der begüterten Bürger, um mit den Früchten des Feldes, dem fremden Eigenthum, mich vor dem Hungertod zu erretten. -- Doch auch diese qualvolle Zeit ging vorüber. Ein glänzendes Examen, das ich nach dreijähriger Studienzeit zurücklegte, verschafte mir die Gunst und Empfehlung eines Professors und durch dieselbe eine Hauslehrerstelle in einer gräflichen Familie. Ein achtjähriger Knabe wurde meiner Sorgfalt anvertraut, während ich der fünfzehnjährigen Tochter nur Musikunterricht ertheilen sollte. Hier in diesem Hause war ich ist, mit der man sich verbünden muß, um das Leben zu besiegen. Seit jener Zeit ist mir der Reichthum ein hohes Gut, das ich gehaßt und doch mir Gier erstrebt; dem ich nachjagte, während es mich floh, wie mein eigener Schatten. Du, mein Kind, kennst die Noth und den Hunger nicht! Das waren die Gefährten meiner Jugend, die mich von Tag zu Tag hetzten durch ein Leben, das keinen andern Zweck kannte, als den, sich selbst zu behaupten, sich selbst fortzufristen. Wie oft schlich ich mich des Nachts auf die Aecker der begüterten Bürger, um mit den Früchten des Feldes, dem fremden Eigenthum, mich vor dem Hungertod zu erretten. — Doch auch diese qualvolle Zeit ging vorüber. Ein glänzendes Examen, das ich nach dreijähriger Studienzeit zurücklegte, verschafte mir die Gunst und Empfehlung eines Professors und durch dieselbe eine Hauslehrerstelle in einer gräflichen Familie. Ein achtjähriger Knabe wurde meiner Sorgfalt anvertraut, während ich der fünfzehnjährigen Tochter nur Musikunterricht ertheilen sollte. Hier in diesem Hause war ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="8"/> ist, mit der man sich verbünden muß, um das Leben zu besiegen. Seit jener Zeit ist mir der Reichthum ein hohes Gut, das ich gehaßt und doch mir Gier erstrebt; dem ich nachjagte, während es mich floh, wie mein eigener Schatten. Du, mein Kind, kennst die Noth und den Hunger nicht! Das waren die Gefährten meiner Jugend, die mich von Tag zu Tag hetzten durch ein Leben, das keinen andern Zweck kannte, als den, sich selbst zu behaupten, sich selbst fortzufristen. Wie oft schlich ich mich des Nachts auf die Aecker der begüterten Bürger, um mit den Früchten des Feldes, dem fremden Eigenthum, mich vor dem Hungertod zu erretten. — Doch auch diese qualvolle Zeit ging vorüber. Ein glänzendes Examen, das ich nach dreijähriger Studienzeit zurücklegte, verschafte mir die Gunst und Empfehlung eines Professors und durch dieselbe eine Hauslehrerstelle in einer gräflichen Familie. Ein achtjähriger Knabe wurde meiner Sorgfalt anvertraut, während ich der fünfzehnjährigen Tochter nur Musikunterricht ertheilen sollte. Hier in diesem Hause war ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0020]
ist, mit der man sich verbünden muß, um das Leben zu besiegen. Seit jener Zeit ist mir der Reichthum ein hohes Gut, das ich gehaßt und doch mir Gier erstrebt; dem ich nachjagte, während es mich floh, wie mein eigener Schatten. Du, mein Kind, kennst die Noth und den Hunger nicht! Das waren die Gefährten meiner Jugend, die mich von Tag zu Tag hetzten durch ein Leben, das keinen andern Zweck kannte, als den, sich selbst zu behaupten, sich selbst fortzufristen. Wie oft schlich ich mich des Nachts auf die Aecker der begüterten Bürger, um mit den Früchten des Feldes, dem fremden Eigenthum, mich vor dem Hungertod zu erretten. — Doch auch diese qualvolle Zeit ging vorüber. Ein glänzendes Examen, das ich nach dreijähriger Studienzeit zurücklegte, verschafte mir die Gunst und Empfehlung eines Professors und durch dieselbe eine Hauslehrerstelle in einer gräflichen Familie. Ein achtjähriger Knabe wurde meiner Sorgfalt anvertraut, während ich der fünfzehnjährigen Tochter nur Musikunterricht ertheilen sollte. Hier in diesem Hause war ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie".
(2013-03-13T15:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Heinrich Heine Universität Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-13T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-13T15:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |