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Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840.

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Dieser Tambour wurde als Deserteur des 24sten Regiments erkannt. Unter der regulären Armee Abd-El-Kaders bemerkte man 300 Mann, welche wie unsere Infanteristen angezogen waren. Es sollen theils Deserteurs, theils Araber gewesen seyn, welche der Kleider gefallener Soldaten sich bemächtigt hatten. Der officielle Bericht im Moniteur Algerien gibt unsern Verlust auf 5 Todte und 64 Verwundete an. Der des Feindes war sehr bedeutend. Die Araber ließen 14 Leichen in unsern Händen, nahmen aber die meisten mit sich fort. Es ist jetzt herrliches Wetter hier, und unser Markt ist mit frischem Gemüse aller Art versehen. Die neuangekommenen Regimenter, welche an unser Klima und die Beschwerden des Lagerlebens noch nicht gewöhnt sind, liefern viele Kranke in die Hospitäler.

In der vorgestrigen Sitzung der französischen Akademie eröffnete der provisorische Secretär der Gesellschaft, daß eine todtkranke Person bereit sey, der Akademie eine Million zu vermachen, wenn sie glaube damit den guten Geschmack in der Litteratur wieder herstellen zu können. Die Mitglieder vermutheten anfangs, daß es eine Mystification sey, aber auf wiederholte Versicherung der Wahrheit der Sache und daß keine Zeit zu verlieren sey, beschloß die Akademie, den Vorschlag in Betracht zu ziehen. Obgleich jedes Mitglied das Lächerliche desselben einsieht, so schlägt doch eine Corporation nicht leicht ein Legat aus, die Akademie wird daher wahrscheinlich dem neuen Mummius vorschlagen, Preise mit dem Geld zu stiften, aber es ist zu wünschen, daß er vorher stirbt, denn die Akademien wissen schon jetzt nicht was sie mit allen ihren Preisen anfangen sollen.

Niederlande.

Ein königlicher Beschluß spricht die ehrenvolle Entlassung des Generallieutenants Baron van den Bosch als Minister der Colonien aus, und ernennt interimistisch als seinen Nachfolger Hrn. Baud. Zugleich erhebt Se. Maj., in Anerkennung der treuen, wichtigen und langjährigen Dienste, welche Baron van den Bosch dem Vaterlande geleistet, denselben in den Grafenstand und setzt ihm einen Jahrgehalt von 6000 fl. aus. Dieser Jahrgehalt entspricht freilich nicht den großen Verdiensten des Grafen van den Bosch, allein sein besonderer Wunsch war es, daß er nicht höher gestellt werde. - Der seitherige Generaldirector des Kriegsministeriums, Generalmajor Trip, ist dieser Function ehrenvoll enthoben und zum Mitglied der ersten Kammer der Generalstaaten ernannt worden; dagegen wurde Generalmajor Schuurman zum Director des Kriegsministeriums ernannt; er versah seither schon gemeinsam mit Generalmajor Trip diese hohe Function.

Schweiz.

Die Bundesrepräsentanten in Wallis hatten unlängst die Hoffnung, die Wirren und Parteiungen des Landes zu mildern. Diese beruhigende Aussicht wich aber später der Besorgniß, daß ernstliche und blutige Unordnungen in dem Lande ausbrechen möchten; um solchem Unglück vorzubeugen, hat der Vorort Zürich die benachbarten Kantone Bern, Freiburg, Waadt und Genf angewiesen, daß jeder ein Bataillon Infanterie für den Fall der Noth bereit halte, um die Parteien zu trennen und wenigstens den formellen Frieden wieder herzustellen. So viel ist gewiß, daß von Oberwallis kein Angriff gegen Unterwallis drohte. Letzteres wird aber nicht allein von vielen seiner radicalen Stimmführer, sondern auch von dem waadtländischen Radicalismus stark bearbeitet und aufgeregt. Sehr bezeichnend ist, was in diesen Tagen der Nouvelliste Vaudois, das besonders vom Staatsrath Druey inspirirte Radicalblatt, über obige Verfügung des Vororts sagt. Nachdem es den Vorort gewarnt, etwas zu befehlen, was nicht in seine Sphäre gehöre, weil in diesem Fall die Kantone das Recht hätten, seinen Verordnungen Folgeleistung zu verweigern, ruft er dem Vorort zu: Qu'il n'oublie pas que le canton de Vaud entre autres est tout entier decide a soutenir de tout son pouvoir la juste cause du Bas Valais. Dann spricht er noch von affections de voisinage und von sympathies politiques. Damit ist der Hauptschlüssel der Walliser Wirren gegeben; sie gingen vorzüglich von Waadt aus, und werden hauptsächlich von da unterhalten. Uebrigens lauten die neuesten Nachrichten von dort beruhigender, und ein feindseliger Ausbruch ist weniger mehr zu fürchten.

Deutschland.

Heute Mittag 12 Uhr nahmen JJ. kk. Majestäten unterm Thronhimmel die Aufwartung an; auf der zweiten Stufe des Throns zur Rechten und Linken standen JJ. kk. HH. der Kronprinz und der Prinz Luitpold. Erst erschienen mittelst Aufrufs die Kronbeamten, die Erzbischöfe, die Häupter der standesherrlichen Familien, dann die zweiten Hofchargen, die Generale der Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die k. Staatsminister, die Staats- und Reichsräthe, die Präsidenten der obersten Stellen, die Generallieutenants, die geheimen Räthe, die Bischöfe, die Präsidenten der Regierungen und der Appellationsgerichte, dann die Generalmajors und Kammerherren, die Stabsofficiere, die Kammerjunker und das sämmtliche Officierscorps, so wie die im Range der Directoren und Collegialräthe stehenden Mitglieder der sämmtlichen Ministerien und der ihnen untergeordneten Stellen und Behörden. Um 2 Uhr gaben Ihre Majestät dem diplomatischen Corps, und darauf den Gemahlinnen der Gesandten, so wie später den fremden Cavalieren und Damen Audienz, und nahmen dann die Aufwartung von den hiesigen Damen an, erst von den Damen der ersten, dann von denen der zweiten Rangclasse und denjenigen, die den Kammerzutritt haben, denen die Damen der dritten Rangclasse und die hoffähigen Damen folgten. Gegen 3 Uhr begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften zur öffentlichen Tafel, wo die anwesenden Cavaliere und Damen so lange verweilten, bis S. M. der König nach dem ersten Trunke durch Kopfneigen das Zeichen zum Abgehen gab. Abends 7 Uhr beginnt die Hofakademie im Herkulessaale. - Das Verzeichniß der Personen, die heute mit Orden begnadigt, oder zu höhern Ordensgraden promovirt wurden, werde ich Ihnen später mittheilen, bis jetzt ist nur ein Theil derselben im Publicum bekannt geworden.

Nach dem vorgelegten Budget für die dreijährige Finanzperiode (1840 - 42) muß es mit unserm Staatshaushalte sehr gut stehen. Denn obgleich der Ausgabeetat um jährlich mehr als dreimalhunderttausend Thlr. (nämlich um 303,426 2/3 Thlr.) erhöht worden ist, und sich durchschnittlich fürs Jahr nunmehr zu 3,765,660 Thlrn. veranschlagt findet, reicht nach der Angabe des Finanzministeriums gegenwärtig die Staatseinnahme nicht nur völlig hin, diesen künftigen Mehrbetrag der Ausgaben zu decken, sondern es ergibt sich sogar noch ein Surplus, das für die nächstkommende Finanzperiode auf 56,920 Thlr. geschätzt wird. Es mußte dieses Ergebniß um so auffallender erscheinen, als man bisher immer gewohnt war, bei der Vorlage des Budgets ein mehr oder weniger beträchtliches Deficit zum Vorschein kommen zu sehen, das durch neue Abgaben, wie namentlich durch Einführung einer Classensteuer, beseitigt werden mußte, während dermal von der Staatsregierung selbst die Niederschlagung dreier vorhandenen Steuern beantragt wird. Diese sind die erst seit

Dieser Tambour wurde als Deserteur des 24sten Regiments erkannt. Unter der regulären Armee Abd-El-Kaders bemerkte man 300 Mann, welche wie unsere Infanteristen angezogen waren. Es sollen theils Deserteurs, theils Araber gewesen seyn, welche der Kleider gefallener Soldaten sich bemächtigt hatten. Der officielle Bericht im Moniteur Algérien gibt unsern Verlust auf 5 Todte und 64 Verwundete an. Der des Feindes war sehr bedeutend. Die Araber ließen 14 Leichen in unsern Händen, nahmen aber die meisten mit sich fort. Es ist jetzt herrliches Wetter hier, und unser Markt ist mit frischem Gemüse aller Art versehen. Die neuangekommenen Regimenter, welche an unser Klima und die Beschwerden des Lagerlebens noch nicht gewöhnt sind, liefern viele Kranke in die Hospitäler.

In der vorgestrigen Sitzung der französischen Akademie eröffnete der provisorische Secretär der Gesellschaft, daß eine todtkranke Person bereit sey, der Akademie eine Million zu vermachen, wenn sie glaube damit den guten Geschmack in der Litteratur wieder herstellen zu können. Die Mitglieder vermutheten anfangs, daß es eine Mystification sey, aber auf wiederholte Versicherung der Wahrheit der Sache und daß keine Zeit zu verlieren sey, beschloß die Akademie, den Vorschlag in Betracht zu ziehen. Obgleich jedes Mitglied das Lächerliche desselben einsieht, so schlägt doch eine Corporation nicht leicht ein Legat aus, die Akademie wird daher wahrscheinlich dem neuen Mummius vorschlagen, Preise mit dem Geld zu stiften, aber es ist zu wünschen, daß er vorher stirbt, denn die Akademien wissen schon jetzt nicht was sie mit allen ihren Preisen anfangen sollen.

Niederlande.

Ein königlicher Beschluß spricht die ehrenvolle Entlassung des Generallieutenants Baron van den Bosch als Minister der Colonien aus, und ernennt interimistisch als seinen Nachfolger Hrn. Baud. Zugleich erhebt Se. Maj., in Anerkennung der treuen, wichtigen und langjährigen Dienste, welche Baron van den Bosch dem Vaterlande geleistet, denselben in den Grafenstand und setzt ihm einen Jahrgehalt von 6000 fl. aus. Dieser Jahrgehalt entspricht freilich nicht den großen Verdiensten des Grafen van den Bosch, allein sein besonderer Wunsch war es, daß er nicht höher gestellt werde. – Der seitherige Generaldirector des Kriegsministeriums, Generalmajor Trip, ist dieser Function ehrenvoll enthoben und zum Mitglied der ersten Kammer der Generalstaaten ernannt worden; dagegen wurde Generalmajor Schuurman zum Director des Kriegsministeriums ernannt; er versah seither schon gemeinsam mit Generalmajor Trip diese hohe Function.

Schweiz.

Die Bundesrepräsentanten in Wallis hatten unlängst die Hoffnung, die Wirren und Parteiungen des Landes zu mildern. Diese beruhigende Aussicht wich aber später der Besorgniß, daß ernstliche und blutige Unordnungen in dem Lande ausbrechen möchten; um solchem Unglück vorzubeugen, hat der Vorort Zürich die benachbarten Kantone Bern, Freiburg, Waadt und Genf angewiesen, daß jeder ein Bataillon Infanterie für den Fall der Noth bereit halte, um die Parteien zu trennen und wenigstens den formellen Frieden wieder herzustellen. So viel ist gewiß, daß von Oberwallis kein Angriff gegen Unterwallis drohte. Letzteres wird aber nicht allein von vielen seiner radicalen Stimmführer, sondern auch von dem waadtländischen Radicalismus stark bearbeitet und aufgeregt. Sehr bezeichnend ist, was in diesen Tagen der Nouvelliste Vaudois, das besonders vom Staatsrath Druey inspirirte Radicalblatt, über obige Verfügung des Vororts sagt. Nachdem es den Vorort gewarnt, etwas zu befehlen, was nicht in seine Sphäre gehöre, weil in diesem Fall die Kantone das Recht hätten, seinen Verordnungen Folgeleistung zu verweigern, ruft er dem Vorort zu: Qu'il n'oublie pas que le canton de Vaud entre autres est tout entier décidé à soutenir de tout son pouvoir la juste cause du Bas Valais. Dann spricht er noch von affections de voisinage und von sympathies politiques. Damit ist der Hauptschlüssel der Walliser Wirren gegeben; sie gingen vorzüglich von Waadt aus, und werden hauptsächlich von da unterhalten. Uebrigens lauten die neuesten Nachrichten von dort beruhigender, und ein feindseliger Ausbruch ist weniger mehr zu fürchten.

Deutschland.

Heute Mittag 12 Uhr nahmen JJ. kk. Majestäten unterm Thronhimmel die Aufwartung an; auf der zweiten Stufe des Throns zur Rechten und Linken standen JJ. kk. HH. der Kronprinz und der Prinz Luitpold. Erst erschienen mittelst Aufrufs die Kronbeamten, die Erzbischöfe, die Häupter der standesherrlichen Familien, dann die zweiten Hofchargen, die Generale der Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die k. Staatsminister, die Staats- und Reichsräthe, die Präsidenten der obersten Stellen, die Generallieutenants, die geheimen Räthe, die Bischöfe, die Präsidenten der Regierungen und der Appellationsgerichte, dann die Generalmajors und Kammerherren, die Stabsofficiere, die Kammerjunker und das sämmtliche Officierscorps, so wie die im Range der Directoren und Collegialräthe stehenden Mitglieder der sämmtlichen Ministerien und der ihnen untergeordneten Stellen und Behörden. Um 2 Uhr gaben Ihre Majestät dem diplomatischen Corps, und darauf den Gemahlinnen der Gesandten, so wie später den fremden Cavalieren und Damen Audienz, und nahmen dann die Aufwartung von den hiesigen Damen an, erst von den Damen der ersten, dann von denen der zweiten Rangclasse und denjenigen, die den Kammerzutritt haben, denen die Damen der dritten Rangclasse und die hoffähigen Damen folgten. Gegen 3 Uhr begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften zur öffentlichen Tafel, wo die anwesenden Cavaliere und Damen so lange verweilten, bis S. M. der König nach dem ersten Trunke durch Kopfneigen das Zeichen zum Abgehen gab. Abends 7 Uhr beginnt die Hofakademie im Herkulessaale. – Das Verzeichniß der Personen, die heute mit Orden begnadigt, oder zu höhern Ordensgraden promovirt wurden, werde ich Ihnen später mittheilen, bis jetzt ist nur ein Theil derselben im Publicum bekannt geworden.

Nach dem vorgelegten Budget für die dreijährige Finanzperiode (1840 - 42) muß es mit unserm Staatshaushalte sehr gut stehen. Denn obgleich der Ausgabeetat um jährlich mehr als dreimalhunderttausend Thlr. (nämlich um 303,426 2/3 Thlr.) erhöht worden ist, und sich durchschnittlich fürs Jahr nunmehr zu 3,765,660 Thlrn. veranschlagt findet, reicht nach der Angabe des Finanzministeriums gegenwärtig die Staatseinnahme nicht nur völlig hin, diesen künftigen Mehrbetrag der Ausgaben zu decken, sondern es ergibt sich sogar noch ein Surplus, das für die nächstkommende Finanzperiode auf 56,920 Thlr. geschätzt wird. Es mußte dieses Ergebniß um so auffallender erscheinen, als man bisher immer gewohnt war, bei der Vorlage des Budgets ein mehr oder weniger beträchtliches Deficit zum Vorschein kommen zu sehen, das durch neue Abgaben, wie namentlich durch Einführung einer Classensteuer, beseitigt werden mußte, während dermal von der Staatsregierung selbst die Niederschlagung dreier vorhandenen Steuern beantragt wird. Diese sind die erst seit

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[0021/0005] Dieser Tambour wurde als Deserteur des 24sten Regiments erkannt. Unter der regulären Armee Abd-El-Kaders bemerkte man 300 Mann, welche wie unsere Infanteristen angezogen waren. Es sollen theils Deserteurs, theils Araber gewesen seyn, welche der Kleider gefallener Soldaten sich bemächtigt hatten. Der officielle Bericht im Moniteur Algérien gibt unsern Verlust auf 5 Todte und 64 Verwundete an. Der des Feindes war sehr bedeutend. Die Araber ließen 14 Leichen in unsern Händen, nahmen aber die meisten mit sich fort. Es ist jetzt herrliches Wetter hier, und unser Markt ist mit frischem Gemüse aller Art versehen. Die neuangekommenen Regimenter, welche an unser Klima und die Beschwerden des Lagerlebens noch nicht gewöhnt sind, liefern viele Kranke in die Hospitäler. _ Paris, 28 Dec. In der vorgestrigen Sitzung der französischen Akademie eröffnete der provisorische Secretär der Gesellschaft, daß eine todtkranke Person bereit sey, der Akademie eine Million zu vermachen, wenn sie glaube damit den guten Geschmack in der Litteratur wieder herstellen zu können. Die Mitglieder vermutheten anfangs, daß es eine Mystification sey, aber auf wiederholte Versicherung der Wahrheit der Sache und daß keine Zeit zu verlieren sey, beschloß die Akademie, den Vorschlag in Betracht zu ziehen. Obgleich jedes Mitglied das Lächerliche desselben einsieht, so schlägt doch eine Corporation nicht leicht ein Legat aus, die Akademie wird daher wahrscheinlich dem neuen Mummius vorschlagen, Preise mit dem Geld zu stiften, aber es ist zu wünschen, daß er vorher stirbt, denn die Akademien wissen schon jetzt nicht was sie mit allen ihren Preisen anfangen sollen. Niederlande. _ Aus dem Haag, 27 Dec. Ein königlicher Beschluß spricht die ehrenvolle Entlassung des Generallieutenants Baron van den Bosch als Minister der Colonien aus, und ernennt interimistisch als seinen Nachfolger Hrn. Baud. Zugleich erhebt Se. Maj., in Anerkennung der treuen, wichtigen und langjährigen Dienste, welche Baron van den Bosch dem Vaterlande geleistet, denselben in den Grafenstand und setzt ihm einen Jahrgehalt von 6000 fl. aus. Dieser Jahrgehalt entspricht freilich nicht den großen Verdiensten des Grafen van den Bosch, allein sein besonderer Wunsch war es, daß er nicht höher gestellt werde. – Der seitherige Generaldirector des Kriegsministeriums, Generalmajor Trip, ist dieser Function ehrenvoll enthoben und zum Mitglied der ersten Kammer der Generalstaaten ernannt worden; dagegen wurde Generalmajor Schuurman zum Director des Kriegsministeriums ernannt; er versah seither schon gemeinsam mit Generalmajor Trip diese hohe Function. Schweiz. _ Vom Genfer See, 26 Dec. Die Bundesrepräsentanten in Wallis hatten unlängst die Hoffnung, die Wirren und Parteiungen des Landes zu mildern. Diese beruhigende Aussicht wich aber später der Besorgniß, daß ernstliche und blutige Unordnungen in dem Lande ausbrechen möchten; um solchem Unglück vorzubeugen, hat der Vorort Zürich die benachbarten Kantone Bern, Freiburg, Waadt und Genf angewiesen, daß jeder ein Bataillon Infanterie für den Fall der Noth bereit halte, um die Parteien zu trennen und wenigstens den formellen Frieden wieder herzustellen. So viel ist gewiß, daß von Oberwallis kein Angriff gegen Unterwallis drohte. Letzteres wird aber nicht allein von vielen seiner radicalen Stimmführer, sondern auch von dem waadtländischen Radicalismus stark bearbeitet und aufgeregt. Sehr bezeichnend ist, was in diesen Tagen der Nouvelliste Vaudois, das besonders vom Staatsrath Druey inspirirte Radicalblatt, über obige Verfügung des Vororts sagt. Nachdem es den Vorort gewarnt, etwas zu befehlen, was nicht in seine Sphäre gehöre, weil in diesem Fall die Kantone das Recht hätten, seinen Verordnungen Folgeleistung zu verweigern, ruft er dem Vorort zu: Qu'il n'oublie pas que le canton de Vaud entre autres est tout entier décidé à soutenir de tout son pouvoir la juste cause du Bas Valais. Dann spricht er noch von affections de voisinage und von sympathies politiques. Damit ist der Hauptschlüssel der Walliser Wirren gegeben; sie gingen vorzüglich von Waadt aus, und werden hauptsächlich von da unterhalten. Uebrigens lauten die neuesten Nachrichten von dort beruhigender, und ein feindseliger Ausbruch ist weniger mehr zu fürchten. Deutschland. _ München, 1 Jan. Heute Mittag 12 Uhr nahmen JJ. kk. Majestäten unterm Thronhimmel die Aufwartung an; auf der zweiten Stufe des Throns zur Rechten und Linken standen JJ. kk. HH. der Kronprinz und der Prinz Luitpold. Erst erschienen mittelst Aufrufs die Kronbeamten, die Erzbischöfe, die Häupter der standesherrlichen Familien, dann die zweiten Hofchargen, die Generale der Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die k. Staatsminister, die Staats- und Reichsräthe, die Präsidenten der obersten Stellen, die Generallieutenants, die geheimen Räthe, die Bischöfe, die Präsidenten der Regierungen und der Appellationsgerichte, dann die Generalmajors und Kammerherren, die Stabsofficiere, die Kammerjunker und das sämmtliche Officierscorps, so wie die im Range der Directoren und Collegialräthe stehenden Mitglieder der sämmtlichen Ministerien und der ihnen untergeordneten Stellen und Behörden. Um 2 Uhr gaben Ihre Majestät dem diplomatischen Corps, und darauf den Gemahlinnen der Gesandten, so wie später den fremden Cavalieren und Damen Audienz, und nahmen dann die Aufwartung von den hiesigen Damen an, erst von den Damen der ersten, dann von denen der zweiten Rangclasse und denjenigen, die den Kammerzutritt haben, denen die Damen der dritten Rangclasse und die hoffähigen Damen folgten. Gegen 3 Uhr begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften zur öffentlichen Tafel, wo die anwesenden Cavaliere und Damen so lange verweilten, bis S. M. der König nach dem ersten Trunke durch Kopfneigen das Zeichen zum Abgehen gab. Abends 7 Uhr beginnt die Hofakademie im Herkulessaale. – Das Verzeichniß der Personen, die heute mit Orden begnadigt, oder zu höhern Ordensgraden promovirt wurden, werde ich Ihnen später mittheilen, bis jetzt ist nur ein Theil derselben im Publicum bekannt geworden. _ Kassel, 28 Dec. Nach dem vorgelegten Budget für die dreijährige Finanzperiode (1840 - 42) muß es mit unserm Staatshaushalte sehr gut stehen. Denn obgleich der Ausgabeetat um jährlich mehr als dreimalhunderttausend Thlr. (nämlich um 303,426 2/3 Thlr.) erhöht worden ist, und sich durchschnittlich fürs Jahr nunmehr zu 3,765,660 Thlrn. veranschlagt findet, reicht nach der Angabe des Finanzministeriums gegenwärtig die Staatseinnahme nicht nur völlig hin, diesen künftigen Mehrbetrag der Ausgaben zu decken, sondern es ergibt sich sogar noch ein Surplus, das für die nächstkommende Finanzperiode auf 56,920 Thlr. geschätzt wird. Es mußte dieses Ergebniß um so auffallender erscheinen, als man bisher immer gewohnt war, bei der Vorlage des Budgets ein mehr oder weniger beträchtliches Deficit zum Vorschein kommen zu sehen, das durch neue Abgaben, wie namentlich durch Einführung einer Classensteuer, beseitigt werden mußte, während dermal von der Staatsregierung selbst die Niederschlagung dreier vorhandenen Steuern beantragt wird. Diese sind die erst seit

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 3. Augsburg, 3. Januar 1840, S. 0021. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_003_18400103/5>, abgerufen am 29.04.2024.