Allgemeine Zeitung. Nr. 4. Augsburg, 4. Januar 1840.Erklärung.*) Es ist in neuerer Zeit nicht selten, daß Personen, die den Vortheil eines angenehmen Styles haben, dadurch Aufsehen zu machen suchen, daß sie in vielgelesenen Zeitungen mit Oberflächlichkeit über wissenschaftliche Sachen aburtheilen, recht auffallende und zuweilen mit dem gesunden Menschenverstande contrastirende Dinge behaupten, ja sogar Facta und Daten, welche wissenschaftlich wohlbegründen und von Männern vom Fach allgemein anerkannt sind, keckerweise berichtigen wollen. Der bekannte Fürst Pückler, der seine gewandte Feder auf alle Wei[s]e valiren zu machen sucht, und namentlich neuerdings bald als Panegyriker eines tyrannischen Satrapen, der ihm das Ideal eines Regenten ist, bald durch nicht sehr discrete Veröffentlichung vertrauter Mittheilungen das Publicum in Anspruch nimmt, liefert regelmäßig Aufsätze in die Allg. Zeitung, deren Hauptinteresse für den gebildeten Leser in der Art und Weise liegt, wie er sich selbsten Huldigungen darbringt. In einem dieser Aufsätze (Allg. Zeitung vom 11 October d. J.) gefiel es diesem Touristen, auch einmal etwas über mich zu sagen, und meine geographischen Leistungen mit folgenden Worten anzugreifen: "Ehe ich weiter fortfahre, muß ich bemerken, daß sowohl auf Cadalvene's als Rüppells Karte, welche beide unglaublich falsch sind, die Distanz von Dal bis hierher (Saki el Abd) um sechs deutsche Meilen, also fast einen halben Grad zu weit angegeben ist, da sie nach dem gleichen Schritt eines Kamels nicht mehr als die von Semneh bis Tangur und von Tangur bis Dal beträgt." In einer Gegenerklärung, welche in der Allg. Zeitung vom 26 October abgedruckt ist, wurde dem Fürsten das völlig Grundlose und sich selbst Widersprechende jener Behauptung nachgewiesen. Namentlich wurde ihm bemerkt, daß eine Messung mit dem Cirkel auf meiner Karte für die von ihm angeführten Distanzen gerade dieselbe Entfernung ergibt, welche er die richtige nennt, und daß es thöricht ist zu sagen, ich hätte mich bei einer Distanz, die nach meiner Karte nur 5 deutsche Meilen beträgt um 6 Meilen geirrt. Zugleich wurde auseinandergesetzt, daß das von ihm angeführte Saki el Abd zur Zeit meiner Reise in Dongola (1823) nichts als ein einfaches Wasserrad mit nur zwei erbärmlichen, von etwa acht Menschen bewohnten Strohhütten gewesen, und deßwegen in meiner Karte nicht eingetragen worden sey, daß aber statt dieser ganz bedeutungslosen Stätte, die sogar nach des Fürsten eigener Angabe jetzt nur aus 5 bis 6 Häusern besteht, die nahe bei derselben liegenden großen Ortschaften Abir und Amara, von welchen das letztere durch mich astronomisch bestimmt ward, in meiner Karte aufgenommen worden. Um nun die so durchaus grundlose und Gott weiß aus welchem Anlaß in den Tag hinein gesprochene Behauptung, daß meine Karte "unglaublich falsch" sey, zu rechtfertigen oder zu beschönigen, bedient sich der Tourist in einem mir so eben zugekommenen neuen Aufsatze (Allg. Zeitung vom 24 December) eines wahrhaft bewundernswürdigen Sophismus. Er schreibt nämlich Folgendes: "Auf Hrn. Cadalvene's Karte ist Saki el Abd falsch verzeichnet, wie nach den von mir bestimmten und von meinen Gegnern selbst als richtig zugegebenen Distanzen der Augen[s]chein lehrt. Auf Hrn. Rüppells Karte ist Saki el Abd (Dorf mit 5 - 6 Häusern und als Karawanenstation (?) wichtig) gar nicht verzeichnet. Der Fehler (der Rüppell'schen Karte) liegt aber darin, daß man dieß nicht von Anfang an gethan hat; folglich sind in Bezug auf Saki el Abd beide Karten, nicht wie sie corrigirt werden können, sondern wie sie bestehen, falsch und mangelhaft, was ich, wie man sieht, keineswegs grundlos behaupte. Daß beide Karten aber auch außerdem, so wie beide sie begleitende Werke, noch weit mehr und bedeutendere Irrthümer enthalten, werde ich in der Folge nur zu oft nachzuweisen Gelegenheit haben." Vermuthlich um letzteres zu beweisen, fährt Semilasso also weiter fort (S. 2806): "Am 5 erreichten wir Ambukol, welches auf der Hälfte Wegs zwischen Debbeh und Meravi liegt, auf den Karten aber ganz falsch placirt ist." Um nun zu sehen, wie dieser Kartenkritiker wissenschaftlichen Reisenden Dinge vorwirft, von welchen sich in ihren Werken gerade das Gegentheil findet, schlage man gefälligst meine Karte des Nilstromes (Taf. 10) nach, setze eine Cirkelspitze in die dort verzeichnete Lage von Ambukol, und messe mit der andern die Entfernungen von da bis Edabbe (Debbeh) und bis Meroe (Meravi): man wird dann sehen, daß jener Ort gerade so, wie Semilasso sagt, auf das genaueste in der Mitte zwischen den beiden letztern liegt. Eine solche mit seiner eigenen Behauptung vollkommen übereinstimmende Angabe beliebt nun dem fürstlichen Reisenden, weil er gerade die Laune hatte so etwas zu sagen eine "ganz falsche" zu nennen! Uebrigens muß ich ihm, der bei seinem Tadel offenbar nie die betreffende Karte nachzusehen sich die Mühe nimmt und von den wissenschaftlichen Mitteln, die Lage eines Ortes zu messen, wahrscheinlich kaum einen Begriff hat, nachträglich bemerken, daß die Lage von Ambukol noch von Niemand außer mir astronomisch bestimmt worden ist, und daß dieß durch Beobachtungen geschah, die als ungemein günstig angesehen werden, und gerade für die Position dieses Orts ein besonders zuverlässiges Resultat möglich machten. Denn die Bestimmung der Länge desselben beruht auf der Berechnung einer von mir am 27 April 1823 beobachteten wohlgelungenen Sternbedeckung von a Scorpius (Antares), bei welcher Berechnung noch dazu, wenn ich m[i]ch recht erinnere, eine in Calcutta gemachte correspondirende Beobachtung benutzt wurde! Meine Breite-Angabe von Ambukol aber gründet sich auf 42 Meridianhöhen, deren Resultat durch die Berechnung von Hunderten meiner correspondirenden Sonnenhöhen verificirt werden kann, was jedem Mann vom Fach möglich ist, da meine sämmtlichen Beobachtungen noch vor ihrer Berechnung in Zachs astronomischer Correspondenz und in Schuhmachers astronomischen Notizen veröffentlicht wurden. Wenn der, der mich tadelt, sich auf solche Dinge verstände, so wäre es - ganz abgesehen von dem nöthigen Anblick meiner Karte, welche zuerst die Lage von Ambukol nach so sehr begünstigten astronomischen Beobachtungen bestimmt hat - seine Pflicht gewesen dieß zu thun, ehe er im Widerspruch mit sich selbst Karten tadelt, welche nicht von "Touristen," sondern von wissenschaftlichen, mit den nöthigen Kenntnissen ausgerüsteten und mit gewissenhafter Pünktlichkeit beobachtenden Reisenden gearbeitet sind. Es ist nach dem vorstehend Mitgetheilten eigentlich nicht nöthig, auch von den neuen Kritiken Semilasso's zu reden, welche die nächste nach der Niederschreibung des Obigen mir zugekommene Nummer der Allgemeinen Zeitung enthält. Ich bin es aber dem Publicum schuldig, aus dem langen neuen Gerede ein Pröbchen m[i]tzutheilen, und dadurch wiederholt zu zeigen, welches Vertrauen ein solcher Berichterstatter verdient. Er wirft mir m[i]t gewaltigem Stolze vor, die Entfernung von Nouri bis Barkal, welche nur zwei Stunden groß sey, als 7 Stunden betragend angegeben zu haben. Nun ist dieses allerdings in meinem Reisebericht geschehen; hatte aber der nach dem Tadel meiner so gierige Scribent die Vorsicht gehabt, auch die meiner Reise beigegebenen Karten nachzusehen, so würde er gefunden haben, daß auf Tafel 9 derselben die Entfernung von Nouri bis Meroe (ganz dicht bei Barkal gelegen) wirklich als nur höchstens den achten Theil eines Breitegrads, d. i. ungefähr drei Stunden betragend, angegeben ist, und daß somit in der Angabe meines Reiseberichts offenbar ein bei der Correctur übersehener Fehler des Druckes ist! - Wenn ferner Fürst P. in Ermangelung eigener wissenschaftlicher Befähigung zu einem gegründeten Angriff auf Gelehrte sich des Namens und angeblicher Ansprüche des Hrn. Rußegger bedient, um die Wahrheit meiner Angaben zu verdächtigen, so hat er zu seinem Nachtheil keine Kenntniß von dem in der Frankfurter Oberpostamtszeitung vom 2 October 1838 und, wiewohl etwas verstümmelt, in der Allgemeinen Zeitung abgedruckten Briefe des Hrn. Rußegger, in welchem dieser verdienstvolle Reisende gegen einen solchen Mißbrauch seines Namens protestirt, und in Bezug auf meine Leistungen gerade das Gegentheil von dem, was Semilasso ihn sagen läßt, ausspricht. Ueber meinen Styl, den zu bespötteln dem redefertigen Touristen beliebt, habe ich nicht nöthig mich zu rechtfertigen, da derselbe bei dem Zwecke, den meine Bekanntmachungen haben, ganz und gar Nebensache ist. Warum er aber überhaupt sich bewogen gefühlt hat, mich in den Tag hinein anzugreifen, und zu diesem Zwecke es selbst nicht unter seiner Würde hielt, aus Schreib- oder Druckfehlern, *) Die Redaction der Allgemeinen Zeitung konnte, wie sich von selbst versteht, dem Angegriffenen das Wort der Vertheidigung nicht versagen. Nur einige der heftigsten persönlichen Ausfälle glaubte sie beseitigen zu müssen. Uebrigens ist der Verfasser der fraglichen Aufsätze aus seiner Anonymität oder Pseudonymität nie herausgetreten, was die Redaction in Bezug auf die hier ausgesprochenen directen persönlichen Vorwürfe verwahrend bemerkt.
Erklärung.*) Es ist in neuerer Zeit nicht selten, daß Personen, die den Vortheil eines angenehmen Styles haben, dadurch Aufsehen zu machen suchen, daß sie in vielgelesenen Zeitungen mit Oberflächlichkeit über wissenschaftliche Sachen aburtheilen, recht auffallende und zuweilen mit dem gesunden Menschenverstande contrastirende Dinge behaupten, ja sogar Facta und Daten, welche wissenschaftlich wohlbegründen und von Männern vom Fach allgemein anerkannt sind, keckerweise berichtigen wollen. Der bekannte Fürst Pückler, der seine gewandte Feder auf alle Wei[s]e valiren zu machen sucht, und namentlich neuerdings bald als Panegyriker eines tyrannischen Satrapen, der ihm das Ideal eines Regenten ist, bald durch nicht sehr discrete Veröffentlichung vertrauter Mittheilungen das Publicum in Anspruch nimmt, liefert regelmäßig Aufsätze in die Allg. Zeitung, deren Hauptinteresse für den gebildeten Leser in der Art und Weise liegt, wie er sich selbsten Huldigungen darbringt. In einem dieser Aufsätze (Allg. Zeitung vom 11 October d. J.) gefiel es diesem Touristen, auch einmal etwas über mich zu sagen, und meine geographischen Leistungen mit folgenden Worten anzugreifen: „Ehe ich weiter fortfahre, muß ich bemerken, daß sowohl auf Cadalvène's als Rüppells Karte, welche beide unglaublich falsch sind, die Distanz von Dal bis hierher (Saki el Abd) um sechs deutsche Meilen, also fast einen halben Grad zu weit angegeben ist, da sie nach dem gleichen Schritt eines Kamels nicht mehr als die von Semneh bis Tangur und von Tangur bis Dal beträgt.“ In einer Gegenerklärung, welche in der Allg. Zeitung vom 26 October abgedruckt ist, wurde dem Fürsten das völlig Grundlose und sich selbst Widersprechende jener Behauptung nachgewiesen. Namentlich wurde ihm bemerkt, daß eine Messung mit dem Cirkel auf meiner Karte für die von ihm angeführten Distanzen gerade dieselbe Entfernung ergibt, welche er die richtige nennt, und daß es thöricht ist zu sagen, ich hätte mich bei einer Distanz, die nach meiner Karte nur 5 deutsche Meilen beträgt um 6 Meilen geirrt. Zugleich wurde auseinandergesetzt, daß das von ihm angeführte Saki el Abd zur Zeit meiner Reise in Dongola (1823) nichts als ein einfaches Wasserrad mit nur zwei erbärmlichen, von etwa acht Menschen bewohnten Strohhütten gewesen, und deßwegen in meiner Karte nicht eingetragen worden sey, daß aber statt dieser ganz bedeutungslosen Stätte, die sogar nach des Fürsten eigener Angabe jetzt nur aus 5 bis 6 Häusern besteht, die nahe bei derselben liegenden großen Ortschaften Abir und Amara, von welchen das letztere durch mich astronomisch bestimmt ward, in meiner Karte aufgenommen worden. Um nun die so durchaus grundlose und Gott weiß aus welchem Anlaß in den Tag hinein gesprochene Behauptung, daß meine Karte „unglaublich falsch“ sey, zu rechtfertigen oder zu beschönigen, bedient sich der Tourist in einem mir so eben zugekommenen neuen Aufsatze (Allg. Zeitung vom 24 December) eines wahrhaft bewundernswürdigen Sophismus. Er schreibt nämlich Folgendes: „Auf Hrn. Cadalvène's Karte ist Saki el Abd falsch verzeichnet, wie nach den von mir bestimmten und von meinen Gegnern selbst als richtig zugegebenen Distanzen der Augen[s]chein lehrt. Auf Hrn. Rüppells Karte ist Saki el Abd (Dorf mit 5 - 6 Häusern und als Karawanenstation (?) wichtig) gar nicht verzeichnet. Der Fehler (der Rüppell'schen Karte) liegt aber darin, daß man dieß nicht von Anfang an gethan hat; folglich sind in Bezug auf Saki el Abd beide Karten, nicht wie sie corrigirt werden können, sondern wie sie bestehen, falsch und mangelhaft, was ich, wie man sieht, keineswegs grundlos behaupte. Daß beide Karten aber auch außerdem, so wie beide sie begleitende Werke, noch weit mehr und bedeutendere Irrthümer enthalten, werde ich in der Folge nur zu oft nachzuweisen Gelegenheit haben.“ Vermuthlich um letzteres zu beweisen, fährt Semilasso also weiter fort (S. 2806): „Am 5 erreichten wir Ambukol, welches auf der Hälfte Wegs zwischen Debbeh und Meravi liegt, auf den Karten aber ganz falsch placirt ist.“ Um nun zu sehen, wie dieser Kartenkritiker wissenschaftlichen Reisenden Dinge vorwirft, von welchen sich in ihren Werken gerade das Gegentheil findet, schlage man gefälligst meine Karte des Nilstromes (Taf. 10) nach, setze eine Cirkelspitze in die dort verzeichnete Lage von Ambukol, und messe mit der andern die Entfernungen von da bis Edabbe (Debbeh) und bis Meroe (Meravi): man wird dann sehen, daß jener Ort gerade so, wie Semilasso sagt, auf das genaueste in der Mitte zwischen den beiden letztern liegt. Eine solche mit seiner eigenen Behauptung vollkommen übereinstimmende Angabe beliebt nun dem fürstlichen Reisenden, weil er gerade die Laune hatte so etwas zu sagen eine „ganz falsche“ zu nennen! Uebrigens muß ich ihm, der bei seinem Tadel offenbar nie die betreffende Karte nachzusehen sich die Mühe nimmt und von den wissenschaftlichen Mitteln, die Lage eines Ortes zu messen, wahrscheinlich kaum einen Begriff hat, nachträglich bemerken, daß die Lage von Ambukol noch von Niemand außer mir astronomisch bestimmt worden ist, und daß dieß durch Beobachtungen geschah, die als ungemein günstig angesehen werden, und gerade für die Position dieses Orts ein besonders zuverlässiges Resultat möglich machten. Denn die Bestimmung der Länge desselben beruht auf der Berechnung einer von mir am 27 April 1823 beobachteten wohlgelungenen Sternbedeckung von α Scorpius (Antares), bei welcher Berechnung noch dazu, wenn ich m[i]ch recht erinnere, eine in Calcutta gemachte correspondirende Beobachtung benutzt wurde! Meine Breite-Angabe von Ambukol aber gründet sich auf 42 Meridianhöhen, deren Resultat durch die Berechnung von Hunderten meiner correspondirenden Sonnenhöhen verificirt werden kann, was jedem Mann vom Fach möglich ist, da meine sämmtlichen Beobachtungen noch vor ihrer Berechnung in Zachs astronomischer Correspondenz und in Schuhmachers astronomischen Notizen veröffentlicht wurden. Wenn der, der mich tadelt, sich auf solche Dinge verstände, so wäre es – ganz abgesehen von dem nöthigen Anblick meiner Karte, welche zuerst die Lage von Ambukol nach so sehr begünstigten astronomischen Beobachtungen bestimmt hat – seine Pflicht gewesen dieß zu thun, ehe er im Widerspruch mit sich selbst Karten tadelt, welche nicht von „Touristen,“ sondern von wissenschaftlichen, mit den nöthigen Kenntnissen ausgerüsteten und mit gewissenhafter Pünktlichkeit beobachtenden Reisenden gearbeitet sind. Es ist nach dem vorstehend Mitgetheilten eigentlich nicht nöthig, auch von den neuen Kritiken Semilasso's zu reden, welche die nächste nach der Niederschreibung des Obigen mir zugekommene Nummer der Allgemeinen Zeitung enthält. Ich bin es aber dem Publicum schuldig, aus dem langen neuen Gerede ein Pröbchen m[i]tzutheilen, und dadurch wiederholt zu zeigen, welches Vertrauen ein solcher Berichterstatter verdient. Er wirft mir m[i]t gewaltigem Stolze vor, die Entfernung von Nouri bis Barkal, welche nur zwei Stunden groß sey, als 7 Stunden betragend angegeben zu haben. Nun ist dieses allerdings in meinem Reisebericht geschehen; hatte aber der nach dem Tadel meiner so gierige Scribent die Vorsicht gehabt, auch die meiner Reise beigegebenen Karten nachzusehen, so würde er gefunden haben, daß auf Tafel 9 derselben die Entfernung von Nouri bis Meroe (ganz dicht bei Barkal gelegen) wirklich als nur höchstens den achten Theil eines Breitegrads, d. i. ungefähr drei Stunden betragend, angegeben ist, und daß somit in der Angabe meines Reiseberichts offenbar ein bei der Correctur übersehener Fehler des Druckes ist! – Wenn ferner Fürst P. in Ermangelung eigener wissenschaftlicher Befähigung zu einem gegründeten Angriff auf Gelehrte sich des Namens und angeblicher Ansprüche des Hrn. Rußegger bedient, um die Wahrheit meiner Angaben zu verdächtigen, so hat er zu seinem Nachtheil keine Kenntniß von dem in der Frankfurter Oberpostamtszeitung vom 2 October 1838 und, wiewohl etwas verstümmelt, in der Allgemeinen Zeitung abgedruckten Briefe des Hrn. Rußegger, in welchem dieser verdienstvolle Reisende gegen einen solchen Mißbrauch seines Namens protestirt, und in Bezug auf meine Leistungen gerade das Gegentheil von dem, was Semilasso ihn sagen läßt, ausspricht. Ueber meinen Styl, den zu bespötteln dem redefertigen Touristen beliebt, habe ich nicht nöthig mich zu rechtfertigen, da derselbe bei dem Zwecke, den meine Bekanntmachungen haben, ganz und gar Nebensache ist. Warum er aber überhaupt sich bewogen gefühlt hat, mich in den Tag hinein anzugreifen, und zu diesem Zwecke es selbst nicht unter seiner Würde hielt, aus Schreib- oder Druckfehlern, *) Die Redaction der Allgemeinen Zeitung konnte, wie sich von selbst versteht, dem Angegriffenen das Wort der Vertheidigung nicht versagen. Nur einige der heftigsten persönlichen Ausfälle glaubte sie beseitigen zu müssen. Uebrigens ist der Verfasser der fraglichen Aufsätze aus seiner Anonymität oder Pseudonymität nie herausgetreten, was die Redaction in Bezug auf die hier ausgesprochenen directen persönlichen Vorwürfe verwahrend bemerkt.
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Uebrigens ist der Verfasser der fraglichen Aufsätze aus seiner Anonymität oder Pseudonymität nie herausgetreten, was die Redaction in Bezug auf die hier ausgesprochenen directen persönlichen Vorwürfe verwahrend bemerkt.</note> </head><lb/> <p>Es ist in neuerer Zeit nicht selten, daß Personen, die den Vortheil eines angenehmen Styles haben, dadurch Aufsehen zu machen suchen, daß sie in vielgelesenen Zeitungen mit Oberflächlichkeit über wissenschaftliche Sachen aburtheilen, recht auffallende und zuweilen mit dem gesunden Menschenverstande contrastirende Dinge behaupten, ja sogar Facta und Daten, welche wissenschaftlich wohlbegründen und von Männern vom Fach allgemein anerkannt sind, keckerweise berichtigen wollen.</p><lb/> <p>Der bekannte Fürst Pückler, der seine gewandte Feder auf alle Wei<supplied>s</supplied>e valiren zu machen sucht, und namentlich neuerdings bald als Panegyriker eines tyrannischen Satrapen, der ihm das Ideal eines Regenten ist, bald durch nicht sehr discrete Veröffentlichung vertrauter Mittheilungen das Publicum in Anspruch nimmt, liefert regelmäßig Aufsätze in die Allg. Zeitung, deren Hauptinteresse für den gebildeten Leser in der Art und Weise liegt, wie er sich selbsten Huldigungen darbringt. In einem dieser Aufsätze (Allg. Zeitung vom 11 October d. J.) gefiel es diesem Touristen, auch einmal etwas über mich zu sagen, und meine geographischen Leistungen mit folgenden Worten anzugreifen: „Ehe ich weiter fortfahre, muß ich bemerken, daß sowohl auf Cadalvène's als Rüppells Karte, <hi rendition="#g">welche beide unglaublich falsch sind</hi>, die Distanz von Dal bis hierher (Saki el Abd) um sechs deutsche Meilen, also fast einen halben Grad zu weit angegeben ist, da sie nach dem gleichen Schritt eines Kamels nicht mehr als die von Semneh bis Tangur und von Tangur bis Dal beträgt.“</p><lb/> <p>In einer Gegenerklärung, welche in der Allg. Zeitung vom 26 October abgedruckt ist, wurde dem Fürsten das völlig Grundlose und sich selbst Widersprechende jener Behauptung nachgewiesen. Namentlich wurde ihm bemerkt, daß eine Messung mit dem Cirkel auf meiner Karte für die von ihm angeführten Distanzen gerade dieselbe Entfernung ergibt, welche er die richtige nennt, und daß es thöricht ist zu sagen, ich hätte mich bei einer Distanz, die nach meiner Karte nur 5 deutsche Meilen beträgt um 6 Meilen geirrt. Zugleich wurde auseinandergesetzt, daß das von ihm angeführte Saki el Abd zur Zeit meiner Reise in Dongola (1823) nichts als ein einfaches Wasserrad mit nur zwei erbärmlichen, von etwa acht Menschen bewohnten Strohhütten gewesen, und deßwegen in meiner Karte nicht eingetragen worden sey, daß aber statt dieser ganz bedeutungslosen Stätte, die sogar nach des Fürsten eigener Angabe jetzt nur aus 5 bis 6 Häusern besteht, die nahe bei derselben liegenden großen Ortschaften <hi rendition="#g">Abir</hi> und <hi rendition="#g">Amara</hi>, von welchen das letztere durch mich astronomisch bestimmt ward, in meiner Karte aufgenommen worden.</p><lb/> <p>Um nun die so durchaus grundlose und Gott weiß aus welchem Anlaß in den Tag hinein gesprochene Behauptung, daß meine Karte „unglaublich falsch“ sey, zu rechtfertigen oder zu beschönigen, bedient sich der Tourist in einem mir so eben zugekommenen neuen Aufsatze (Allg. Zeitung vom 24 December) eines wahrhaft bewundernswürdigen Sophismus. Er schreibt nämlich Folgendes: „Auf Hrn. Cadalvène's Karte ist Saki el Abd falsch verzeichnet, wie nach den von mir bestimmten und von meinen Gegnern selbst als richtig zugegebenen Distanzen der Augen<supplied>s</supplied>chein lehrt. Auf Hrn. Rüppells Karte ist Saki el Abd (Dorf mit 5 - 6 Häusern und als Karawanenstation (?) wichtig) gar nicht verzeichnet. Der Fehler (der Rüppell'schen Karte) liegt aber darin, daß man dieß nicht von Anfang an gethan hat; <hi rendition="#g">folglich sind in Bezug auf Saki el Abd beide Karten</hi>, nicht wie sie corrigirt werden können, sondern wie sie bestehen, <hi rendition="#g">falsch und mangelhaft</hi>, was ich, wie man sieht, keineswegs grundlos behaupte. 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Eine solche mit seiner eigenen Behauptung vollkommen übereinstimmende Angabe beliebt nun dem fürstlichen Reisenden, weil er gerade die Laune hatte so etwas zu sagen eine „ganz falsche“ zu nennen! Uebrigens muß ich ihm, der bei seinem Tadel offenbar nie die betreffende Karte nachzusehen sich die Mühe nimmt und von den wissenschaftlichen Mitteln, die Lage eines Ortes zu messen, wahrscheinlich kaum einen Begriff hat, nachträglich bemerken, daß die Lage von Ambukol noch von Niemand außer mir astronomisch bestimmt worden ist, und daß dieß durch Beobachtungen geschah, die als ungemein günstig angesehen werden, und gerade für die Position dieses Orts ein besonders zuverlässiges Resultat möglich machten. Denn die Bestimmung der Länge desselben beruht auf der Berechnung einer von mir am 27 April 1823 beobachteten wohlgelungenen Sternbedeckung von α Scorpius (Antares), bei welcher Berechnung noch dazu, wenn ich m<supplied>i</supplied>ch recht erinnere, eine in Calcutta gemachte correspondirende Beobachtung benutzt wurde! Meine Breite-Angabe von Ambukol aber gründet sich auf 42 Meridianhöhen, deren Resultat durch die Berechnung von Hunderten meiner correspondirenden Sonnenhöhen verificirt werden kann, was jedem Mann vom Fach möglich ist, da meine sämmtlichen Beobachtungen noch vor ihrer Berechnung in Zachs astronomischer Correspondenz und in Schuhmachers astronomischen Notizen veröffentlicht wurden. Wenn der, der mich tadelt, sich auf solche Dinge verstände, so wäre es – ganz abgesehen von dem nöthigen Anblick meiner Karte, welche zuerst die Lage von Ambukol nach so sehr begünstigten astronomischen Beobachtungen bestimmt hat – seine Pflicht gewesen dieß zu thun, ehe er im Widerspruch mit sich selbst Karten tadelt, welche nicht von „Touristen,“ sondern von wissenschaftlichen, mit den nöthigen Kenntnissen ausgerüsteten und mit gewissenhafter Pünktlichkeit beobachtenden Reisenden gearbeitet sind.</p><lb/> <p>Es ist nach dem vorstehend Mitgetheilten eigentlich nicht nöthig, auch von den neuen Kritiken Semilasso's zu reden, welche die nächste nach der Niederschreibung des Obigen mir zugekommene Nummer der Allgemeinen Zeitung enthält. Ich bin es aber dem Publicum schuldig, aus dem langen neuen Gerede ein Pröbchen m<supplied>i</supplied>tzutheilen, und dadurch wiederholt zu zeigen, welches Vertrauen ein solcher Berichterstatter verdient. 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Rußegger bedient, um die Wahrheit meiner Angaben zu verdächtigen, so hat er zu seinem Nachtheil keine Kenntniß von dem in der Frankfurter Oberpostamtszeitung vom 2 October 1838 und, wiewohl etwas verstümmelt, in der Allgemeinen Zeitung abgedruckten Briefe des Hrn. Rußegger, in welchem dieser verdienstvolle Reisende gegen einen solchen Mißbrauch seines Namens protestirt, und in Bezug auf meine Leistungen gerade das Gegentheil von dem, was Semilasso ihn sagen läßt, ausspricht.</p><lb/> <p>Ueber meinen Styl, den zu bespötteln dem redefertigen Touristen beliebt, habe ich nicht nöthig mich zu rechtfertigen, da derselbe bei dem Zwecke, den meine Bekanntmachungen haben, ganz und gar Nebensache ist. Warum er aber überhaupt sich bewogen gefühlt hat, mich in den Tag hinein anzugreifen, und zu diesem Zwecke es selbst nicht unter seiner Würde hielt, aus Schreib- oder Druckfehlern,<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030/0013]
Erklärung. *)
Es ist in neuerer Zeit nicht selten, daß Personen, die den Vortheil eines angenehmen Styles haben, dadurch Aufsehen zu machen suchen, daß sie in vielgelesenen Zeitungen mit Oberflächlichkeit über wissenschaftliche Sachen aburtheilen, recht auffallende und zuweilen mit dem gesunden Menschenverstande contrastirende Dinge behaupten, ja sogar Facta und Daten, welche wissenschaftlich wohlbegründen und von Männern vom Fach allgemein anerkannt sind, keckerweise berichtigen wollen.
Der bekannte Fürst Pückler, der seine gewandte Feder auf alle Weise valiren zu machen sucht, und namentlich neuerdings bald als Panegyriker eines tyrannischen Satrapen, der ihm das Ideal eines Regenten ist, bald durch nicht sehr discrete Veröffentlichung vertrauter Mittheilungen das Publicum in Anspruch nimmt, liefert regelmäßig Aufsätze in die Allg. Zeitung, deren Hauptinteresse für den gebildeten Leser in der Art und Weise liegt, wie er sich selbsten Huldigungen darbringt. In einem dieser Aufsätze (Allg. Zeitung vom 11 October d. J.) gefiel es diesem Touristen, auch einmal etwas über mich zu sagen, und meine geographischen Leistungen mit folgenden Worten anzugreifen: „Ehe ich weiter fortfahre, muß ich bemerken, daß sowohl auf Cadalvène's als Rüppells Karte, welche beide unglaublich falsch sind, die Distanz von Dal bis hierher (Saki el Abd) um sechs deutsche Meilen, also fast einen halben Grad zu weit angegeben ist, da sie nach dem gleichen Schritt eines Kamels nicht mehr als die von Semneh bis Tangur und von Tangur bis Dal beträgt.“
In einer Gegenerklärung, welche in der Allg. Zeitung vom 26 October abgedruckt ist, wurde dem Fürsten das völlig Grundlose und sich selbst Widersprechende jener Behauptung nachgewiesen. Namentlich wurde ihm bemerkt, daß eine Messung mit dem Cirkel auf meiner Karte für die von ihm angeführten Distanzen gerade dieselbe Entfernung ergibt, welche er die richtige nennt, und daß es thöricht ist zu sagen, ich hätte mich bei einer Distanz, die nach meiner Karte nur 5 deutsche Meilen beträgt um 6 Meilen geirrt. Zugleich wurde auseinandergesetzt, daß das von ihm angeführte Saki el Abd zur Zeit meiner Reise in Dongola (1823) nichts als ein einfaches Wasserrad mit nur zwei erbärmlichen, von etwa acht Menschen bewohnten Strohhütten gewesen, und deßwegen in meiner Karte nicht eingetragen worden sey, daß aber statt dieser ganz bedeutungslosen Stätte, die sogar nach des Fürsten eigener Angabe jetzt nur aus 5 bis 6 Häusern besteht, die nahe bei derselben liegenden großen Ortschaften Abir und Amara, von welchen das letztere durch mich astronomisch bestimmt ward, in meiner Karte aufgenommen worden.
Um nun die so durchaus grundlose und Gott weiß aus welchem Anlaß in den Tag hinein gesprochene Behauptung, daß meine Karte „unglaublich falsch“ sey, zu rechtfertigen oder zu beschönigen, bedient sich der Tourist in einem mir so eben zugekommenen neuen Aufsatze (Allg. Zeitung vom 24 December) eines wahrhaft bewundernswürdigen Sophismus. Er schreibt nämlich Folgendes: „Auf Hrn. Cadalvène's Karte ist Saki el Abd falsch verzeichnet, wie nach den von mir bestimmten und von meinen Gegnern selbst als richtig zugegebenen Distanzen der Augenschein lehrt. Auf Hrn. Rüppells Karte ist Saki el Abd (Dorf mit 5 - 6 Häusern und als Karawanenstation (?) wichtig) gar nicht verzeichnet. Der Fehler (der Rüppell'schen Karte) liegt aber darin, daß man dieß nicht von Anfang an gethan hat; folglich sind in Bezug auf Saki el Abd beide Karten, nicht wie sie corrigirt werden können, sondern wie sie bestehen, falsch und mangelhaft, was ich, wie man sieht, keineswegs grundlos behaupte. Daß beide Karten aber auch außerdem, so wie beide sie begleitende Werke, noch weit mehr und bedeutendere Irrthümer enthalten, werde ich in der Folge nur zu oft nachzuweisen Gelegenheit haben.“
Vermuthlich um letzteres zu beweisen, fährt Semilasso also weiter fort (S. 2806): „Am 5 erreichten wir Ambukol, welches auf der Hälfte Wegs zwischen Debbeh und Meravi liegt, auf den Karten aber ganz falsch placirt ist.“ Um nun zu sehen, wie dieser Kartenkritiker wissenschaftlichen Reisenden Dinge vorwirft, von welchen sich in ihren Werken gerade das Gegentheil findet, schlage man gefälligst meine Karte des Nilstromes (Taf. 10) nach, setze eine Cirkelspitze in die dort verzeichnete Lage von Ambukol, und messe mit der andern die Entfernungen von da bis Edabbe (Debbeh) und bis Meroe (Meravi): man wird dann sehen, daß jener Ort gerade so, wie Semilasso sagt, auf das genaueste in der Mitte zwischen den beiden letztern liegt. Eine solche mit seiner eigenen Behauptung vollkommen übereinstimmende Angabe beliebt nun dem fürstlichen Reisenden, weil er gerade die Laune hatte so etwas zu sagen eine „ganz falsche“ zu nennen! Uebrigens muß ich ihm, der bei seinem Tadel offenbar nie die betreffende Karte nachzusehen sich die Mühe nimmt und von den wissenschaftlichen Mitteln, die Lage eines Ortes zu messen, wahrscheinlich kaum einen Begriff hat, nachträglich bemerken, daß die Lage von Ambukol noch von Niemand außer mir astronomisch bestimmt worden ist, und daß dieß durch Beobachtungen geschah, die als ungemein günstig angesehen werden, und gerade für die Position dieses Orts ein besonders zuverlässiges Resultat möglich machten. Denn die Bestimmung der Länge desselben beruht auf der Berechnung einer von mir am 27 April 1823 beobachteten wohlgelungenen Sternbedeckung von α Scorpius (Antares), bei welcher Berechnung noch dazu, wenn ich mich recht erinnere, eine in Calcutta gemachte correspondirende Beobachtung benutzt wurde! Meine Breite-Angabe von Ambukol aber gründet sich auf 42 Meridianhöhen, deren Resultat durch die Berechnung von Hunderten meiner correspondirenden Sonnenhöhen verificirt werden kann, was jedem Mann vom Fach möglich ist, da meine sämmtlichen Beobachtungen noch vor ihrer Berechnung in Zachs astronomischer Correspondenz und in Schuhmachers astronomischen Notizen veröffentlicht wurden. Wenn der, der mich tadelt, sich auf solche Dinge verstände, so wäre es – ganz abgesehen von dem nöthigen Anblick meiner Karte, welche zuerst die Lage von Ambukol nach so sehr begünstigten astronomischen Beobachtungen bestimmt hat – seine Pflicht gewesen dieß zu thun, ehe er im Widerspruch mit sich selbst Karten tadelt, welche nicht von „Touristen,“ sondern von wissenschaftlichen, mit den nöthigen Kenntnissen ausgerüsteten und mit gewissenhafter Pünktlichkeit beobachtenden Reisenden gearbeitet sind.
Es ist nach dem vorstehend Mitgetheilten eigentlich nicht nöthig, auch von den neuen Kritiken Semilasso's zu reden, welche die nächste nach der Niederschreibung des Obigen mir zugekommene Nummer der Allgemeinen Zeitung enthält. Ich bin es aber dem Publicum schuldig, aus dem langen neuen Gerede ein Pröbchen mitzutheilen, und dadurch wiederholt zu zeigen, welches Vertrauen ein solcher Berichterstatter verdient. Er wirft mir mit gewaltigem Stolze vor, die Entfernung von Nouri bis Barkal, welche nur zwei Stunden groß sey, als 7 Stunden betragend angegeben zu haben. Nun ist dieses allerdings in meinem Reisebericht geschehen; hatte aber der nach dem Tadel meiner so gierige Scribent die Vorsicht gehabt, auch die meiner Reise beigegebenen Karten nachzusehen, so würde er gefunden haben, daß auf Tafel 9 derselben die Entfernung von Nouri bis Meroe (ganz dicht bei Barkal gelegen) wirklich als nur höchstens den achten Theil eines Breitegrads, d. i. ungefähr drei Stunden betragend, angegeben ist, und daß somit in der Angabe meines Reiseberichts offenbar ein bei der Correctur übersehener Fehler des Druckes ist! – Wenn ferner Fürst P. in Ermangelung eigener wissenschaftlicher Befähigung zu einem gegründeten Angriff auf Gelehrte sich des Namens und angeblicher Ansprüche des Hrn. Rußegger bedient, um die Wahrheit meiner Angaben zu verdächtigen, so hat er zu seinem Nachtheil keine Kenntniß von dem in der Frankfurter Oberpostamtszeitung vom 2 October 1838 und, wiewohl etwas verstümmelt, in der Allgemeinen Zeitung abgedruckten Briefe des Hrn. Rußegger, in welchem dieser verdienstvolle Reisende gegen einen solchen Mißbrauch seines Namens protestirt, und in Bezug auf meine Leistungen gerade das Gegentheil von dem, was Semilasso ihn sagen läßt, ausspricht.
Ueber meinen Styl, den zu bespötteln dem redefertigen Touristen beliebt, habe ich nicht nöthig mich zu rechtfertigen, da derselbe bei dem Zwecke, den meine Bekanntmachungen haben, ganz und gar Nebensache ist. Warum er aber überhaupt sich bewogen gefühlt hat, mich in den Tag hinein anzugreifen, und zu diesem Zwecke es selbst nicht unter seiner Würde hielt, aus Schreib- oder Druckfehlern,
*) Die Redaction der Allgemeinen Zeitung konnte, wie sich von selbst versteht, dem Angegriffenen das Wort der Vertheidigung nicht versagen. Nur einige der heftigsten persönlichen Ausfälle glaubte sie beseitigen zu müssen. Uebrigens ist der Verfasser der fraglichen Aufsätze aus seiner Anonymität oder Pseudonymität nie herausgetreten, was die Redaction in Bezug auf die hier ausgesprochenen directen persönlichen Vorwürfe verwahrend bemerkt.
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