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Allgemeine Zeitung. Nr. 4. Augsburg, 4. Januar 1840.

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zur Abfassung der Antwort auf die Thronrede zu Gunsten des Ministeriums.

Die Brutalität und der Egoismus der Engländer brechen überall hervor, und schlagen dem französischen Nationalgefühl tiefe Wunden. Der Franzose ist eitel und überhebt sich leicht, aber er ist auch einer gewissen politischen Großmuth fähig; der englische Sinn und Charakter dagegen ist ein schroffes Felsenstück politischen Mercantilismus. Die Engländer werfen den Franzosen vor, sie in Spanien im Stich gelassen zu haben; das ist geradezu eine Unwahrheit, ungeachtet die Oppositionspartei in Frankreich mit in die Trompete stieß. Die Engländer fragen lediglich nichts nach den im Ausland herrschenden Systemen, sondern nur nach den Vortheilen, welche sie aus denselben ziehen können. Sie sind dem katholischen Spanien gehässig gewesen, vielleicht aus protestantischem Nationalgeiste, aber ganz insbesondere weil der Katholicismus ein Band zwischen spanischen und französischen Bourbonen abgab, und zwar ein stärkeres als ein bloßes Familienband, indem es auf großen Massen nicht bloß des spanischen, sondern (man kann es nicht genug wiederholen) auch des französischen Volksgeistes haftete; dann auch, weil Spanier und Irländer sich leichter verständigen als die Spanier mit den übrigen Ausländern. Wenn die französische Regierung in revolutionärem Sinne sich der Partei der Calatravas und Arguelles hätte anschließen wollen, kein Zweifel, England hätte das gerade Gegentheil gethan; es hätte entweder ein Ministerium Zea (wie ein ähnliches in Portugal) begünstigt, oder sonst eine gegen die französische Politik gewendete Transaction gefunden, denn England ist der Erbfeind Frankreichs in der gesammten pyrenäischen Halbinsel. Es ist eine wahre Einfalt vom Courrier francais und ähnlichen Blättern, es ist vielleicht systematische Schlauheit vom Constitutionnel, dieß nicht einsehen zu wollen; dagegen sind die ministeriellen französischen Blätter so wie die legitimistischen und republicanischen darüber vollkommen einverstanden. Was aber im Innersten der Dinge ist, dem kann keine Partei obsiegen. Die HH. Odilon Barrot und Passy, der englischen Politik in Spanien folgend, und Hr. Thiers, um sie herum scherwenzend, sind in noch plumpere Fehler gefallen als diejenigen waren, welche sie dem französischen Cabinet zum Vorwurf machten: sie haben dem spanischen Nationalgenius Gewalt anzuthun versucht, sie haben ihm theoretische Producte engherzigen französischen Constitutionalismus, Zeitungsaufklärerei anheften wollen, welche diese südlichen jähzornigen Naturen gar nicht dulden können. Was wissen jene Uebervernünftler von dem Menschen? Ja, wenn es ein Pfeffersack wäre! England war niemals so nüchtern in seinen Ansichten, es hatte immer bei weitem mehr Mannskraft und Verstandesschärfe als jener hölzerne französische Liberalismus des Tiers-Parti und der Opposition, welcher nur in dem abgefärbten Schlendrian deutscher Spießbürgerpolitik sein Pendant zu finden im Stande ist. Diese unverzeihlichen Fehler des Tiers-Parti und der Opposition haben die Engländer aufs beste ausgebeutet, mit eben so viel Klugheit als die vielfachen Fehler eines lauen, besorglichen und egoistischen Juste-Milieu. Während Opposition und Tiers-Parti ein Spanien aufbauen wollen, welches gar nicht existirt, ein Spanien a la Passy und Odilon-Barrot, wollte das Juste-Milieu ein ministerielles, plattes, abgenutztes Spanien improvisiren, wie die selbstsüchtige Seele des corrumpirten Grafen Toreno es sich in financieller und administrativer Hinsicht zu tüchtiger Schafschur erdenken mochte! Aber England wachte mit seinen antifranzösischen Interessen und Begierden, spornte Tiers-Parti und Opposition gegen das Juste-Milieu, das Juste-Milieu gegen den sens commun; so beförderte es allerlei ungleichartige Interessen: die spanischen Clubbisten, als eine englischer Politik fröhnende antifranzösische Revolutionspartei, wie die spanischen Carlisten, um in den nördlichen Provinzen Spaniens sich des Carlismus als eines Hebels bedienen zu können gegen französische Einflüsse und Politik.


Niederlande.

In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten stattete die Centralabtheilung Bericht ab über den Gesetzesentwurf bezüglich einer vorläufigen Regulirung der Staatsausgaben und Mittel während der acht ersten Monate des Jahrs 1849. Aus demselben geht hervor, daß noch manche Bedenken in den Abtheilungen vorherrschend sind, doch erklärten auch verschiedene Mitglieder den Gesetzesentwurf annehmen zu wollen. In fast allen Abtheilungen verlangt man aber sichere Garantien, daß das Grundgesetz alsbald revidirt, das Syndicat aufgehoben werde, und die Regierung nie mehr über die Mittel der ostindischen Besitzungen ohne Zustimmung der Generalstaaten verfüge. - Die öffentliche Berathung über das Creditgesetz konnte erst in heutiger Sitzung beginnen. - In Bezug auf die gestern gemeldeten Ernennungen ist noch zu bemerken, daß Graf van den Bosch zum Staatsminister und Generalmajor Trip zum Generaladjutanten des Königs ernannt wurden.

In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurde der Gesetzentwurf, die Verlängerung des Budgets von 1839 für die ersten sechs Monate des Jahres 1840 und die Creirung eines Anlehns von sechs Millionen Gulden betreffend, mit 35 gegen 1 Stimmen angenommen.

(München. pol. Ztg.) Aus dem Haag, 24 Dec. Die Gerüchte hinsichtlich der Verbindung des Königs mit der Gräfin d'Oultremont gewinnen neuerdings wieder Bestand. Es scheint, daß König Wilhelm in seinen Privatverhältnissen eben so entschieden handelt, als in den politischen. Die Heirath ist eine vollkommen abgemachte Sache; Viele behaupten sogar, sie sey schon vollzogen.*) - Einige Personen vom Hofe schreiben den Rücktritt des Ministers der Colonien, General van den Bosch, dem Heirathsplane des Königs zu.


Deutschland.

Nachdem in Gemäßheit der unterm 28 v. M. erfolgten Einberufung der Stände des Reichs zur achten bayerischen Ständeversammlung sich bis jetzt 117 Mitglieder der Kammer der Abgeordneten eingefunden haben, schlugen diese in der heutigen Wahlversammlung nachfolgende Candidaten für die Stelle des ersten und zweiten Präsidenten vor, und zwar im ersten Scrutin 1) den q. k. Appellationsgerichtsdirector v. Korb mit 107 Stimmen, 2) den k. Staatsrath und Regierungspräsidenten, Grafen v. Seinsheim, mit 97 St., 3) den Professor Dr. Bayer mit 78 St., 4) den k. Kämmerer Frhrn. v. Rotenhan mit 61 St., 5) den k. Regierungsrath Windwart mit 61 St.; im zweiten Scrutin: 6) den k. Kreis- und Stadtgerichtsdirector v. Wening mit 76 St. Nachmittags 4 Uhr nahm die Kammer der Abgeordneten die Wahl ihrer beiden Secretäre vor. Hierbei wurde der k. Regierungsrath Windwart zum ersten Secretär mit 86 St. und der erste Bürgermeister von Regensburg, Frhr. v. Thon-Dittmer, mit 64 St. gewählt. Am heutigen Tage Vormittags 10 Uhr nahm auch die Kammer der Reichsräthe die Wahl der Candidaten

*) Auch Pariser Blätter, selbst der Moniteur, versichern, die Verbindung sey gewiß.


zur Abfassung der Antwort auf die Thronrede zu Gunsten des Ministeriums.

Die Brutalität und der Egoismus der Engländer brechen überall hervor, und schlagen dem französischen Nationalgefühl tiefe Wunden. Der Franzose ist eitel und überhebt sich leicht, aber er ist auch einer gewissen politischen Großmuth fähig; der englische Sinn und Charakter dagegen ist ein schroffes Felsenstück politischen Mercantilismus. Die Engländer werfen den Franzosen vor, sie in Spanien im Stich gelassen zu haben; das ist geradezu eine Unwahrheit, ungeachtet die Oppositionspartei in Frankreich mit in die Trompete stieß. Die Engländer fragen lediglich nichts nach den im Ausland herrschenden Systemen, sondern nur nach den Vortheilen, welche sie aus denselben ziehen können. Sie sind dem katholischen Spanien gehässig gewesen, vielleicht aus protestantischem Nationalgeiste, aber ganz insbesondere weil der Katholicismus ein Band zwischen spanischen und französischen Bourbonen abgab, und zwar ein stärkeres als ein bloßes Familienband, indem es auf großen Massen nicht bloß des spanischen, sondern (man kann es nicht genug wiederholen) auch des französischen Volksgeistes haftete; dann auch, weil Spanier und Irländer sich leichter verständigen als die Spanier mit den übrigen Ausländern. Wenn die französische Regierung in revolutionärem Sinne sich der Partei der Calatravas und Arguelles hätte anschließen wollen, kein Zweifel, England hätte das gerade Gegentheil gethan; es hätte entweder ein Ministerium Zea (wie ein ähnliches in Portugal) begünstigt, oder sonst eine gegen die französische Politik gewendete Transaction gefunden, denn England ist der Erbfeind Frankreichs in der gesammten pyrenäischen Halbinsel. Es ist eine wahre Einfalt vom Courrier français und ähnlichen Blättern, es ist vielleicht systematische Schlauheit vom Constitutionnel, dieß nicht einsehen zu wollen; dagegen sind die ministeriellen französischen Blätter so wie die legitimistischen und republicanischen darüber vollkommen einverstanden. Was aber im Innersten der Dinge ist, dem kann keine Partei obsiegen. Die HH. Odilon Barrot und Passy, der englischen Politik in Spanien folgend, und Hr. Thiers, um sie herum scherwenzend, sind in noch plumpere Fehler gefallen als diejenigen waren, welche sie dem französischen Cabinet zum Vorwurf machten: sie haben dem spanischen Nationalgenius Gewalt anzuthun versucht, sie haben ihm theoretische Producte engherzigen französischen Constitutionalismus, Zeitungsaufklärerei anheften wollen, welche diese südlichen jähzornigen Naturen gar nicht dulden können. Was wissen jene Uebervernünftler von dem Menschen? Ja, wenn es ein Pfeffersack wäre! England war niemals so nüchtern in seinen Ansichten, es hatte immer bei weitem mehr Mannskraft und Verstandesschärfe als jener hölzerne französische Liberalismus des Tiers-Parti und der Opposition, welcher nur in dem abgefärbten Schlendrian deutscher Spießbürgerpolitik sein Pendant zu finden im Stande ist. Diese unverzeihlichen Fehler des Tiers-Parti und der Opposition haben die Engländer aufs beste ausgebeutet, mit eben so viel Klugheit als die vielfachen Fehler eines lauen, besorglichen und egoistischen Juste-Milieu. Während Opposition und Tiers-Parti ein Spanien aufbauen wollen, welches gar nicht existirt, ein Spanien à la Passy und Odilon-Barrot, wollte das Juste-Milieu ein ministerielles, plattes, abgenutztes Spanien improvisiren, wie die selbstsüchtige Seele des corrumpirten Grafen Toreno es sich in financieller und administrativer Hinsicht zu tüchtiger Schafschur erdenken mochte! Aber England wachte mit seinen antifranzösischen Interessen und Begierden, spornte Tiers-Parti und Opposition gegen das Juste-Milieu, das Juste-Milieu gegen den sens commun; so beförderte es allerlei ungleichartige Interessen: die spanischen Clubbisten, als eine englischer Politik fröhnende antifranzösische Revolutionspartei, wie die spanischen Carlisten, um in den nördlichen Provinzen Spaniens sich des Carlismus als eines Hebels bedienen zu können gegen französische Einflüsse und Politik.


Niederlande.

In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten stattete die Centralabtheilung Bericht ab über den Gesetzesentwurf bezüglich einer vorläufigen Regulirung der Staatsausgaben und Mittel während der acht ersten Monate des Jahrs 1849. Aus demselben geht hervor, daß noch manche Bedenken in den Abtheilungen vorherrschend sind, doch erklärten auch verschiedene Mitglieder den Gesetzesentwurf annehmen zu wollen. In fast allen Abtheilungen verlangt man aber sichere Garantien, daß das Grundgesetz alsbald revidirt, das Syndicat aufgehoben werde, und die Regierung nie mehr über die Mittel der ostindischen Besitzungen ohne Zustimmung der Generalstaaten verfüge. – Die öffentliche Berathung über das Creditgesetz konnte erst in heutiger Sitzung beginnen. – In Bezug auf die gestern gemeldeten Ernennungen ist noch zu bemerken, daß Graf van den Bosch zum Staatsminister und Generalmajor Trip zum Generaladjutanten des Königs ernannt wurden.

In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurde der Gesetzentwurf, die Verlängerung des Budgets von 1839 für die ersten sechs Monate des Jahres 1840 und die Creirung eines Anlehns von sechs Millionen Gulden betreffend, mit 35 gegen 1 Stimmen angenommen.

(München. pol. Ztg.) Aus dem Haag, 24 Dec. Die Gerüchte hinsichtlich der Verbindung des Königs mit der Gräfin d'Oultremont gewinnen neuerdings wieder Bestand. Es scheint, daß König Wilhelm in seinen Privatverhältnissen eben so entschieden handelt, als in den politischen. Die Heirath ist eine vollkommen abgemachte Sache; Viele behaupten sogar, sie sey schon vollzogen.*) – Einige Personen vom Hofe schreiben den Rücktritt des Ministers der Colonien, General van den Bosch, dem Heirathsplane des Königs zu.


Deutschland.

Nachdem in Gemäßheit der unterm 28 v. M. erfolgten Einberufung der Stände des Reichs zur achten bayerischen Ständeversammlung sich bis jetzt 117 Mitglieder der Kammer der Abgeordneten eingefunden haben, schlugen diese in der heutigen Wahlversammlung nachfolgende Candidaten für die Stelle des ersten und zweiten Präsidenten vor, und zwar im ersten Scrutin 1) den q. k. Appellationsgerichtsdirector v. Korb mit 107 Stimmen, 2) den k. Staatsrath und Regierungspräsidenten, Grafen v. Seinsheim, mit 97 St., 3) den Professor Dr. Bayer mit 78 St., 4) den k. Kämmerer Frhrn. v. Rotenhan mit 61 St., 5) den k. Regierungsrath Windwart mit 61 St.; im zweiten Scrutin: 6) den k. Kreis- und Stadtgerichtsdirector v. Wening mit 76 St. Nachmittags 4 Uhr nahm die Kammer der Abgeordneten die Wahl ihrer beiden Secretäre vor. Hierbei wurde der k. Regierungsrath Windwart zum ersten Secretär mit 86 St. und der erste Bürgermeister von Regensburg, Frhr. v. Thon-Dittmer, mit 64 St. gewählt. Am heutigen Tage Vormittags 10 Uhr nahm auch die Kammer der Reichsräthe die Wahl der Candidaten

*) Auch Pariser Blätter, selbst der Moniteur, versichern, die Verbindung sey gewiß.
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[0028/0004] zur Abfassung der Antwort auf die Thronrede zu Gunsten des Ministeriums. ♀ Paris, 28 Dec. Die Brutalität und der Egoismus der Engländer brechen überall hervor, und schlagen dem französischen Nationalgefühl tiefe Wunden. Der Franzose ist eitel und überhebt sich leicht, aber er ist auch einer gewissen politischen Großmuth fähig; der englische Sinn und Charakter dagegen ist ein schroffes Felsenstück politischen Mercantilismus. Die Engländer werfen den Franzosen vor, sie in Spanien im Stich gelassen zu haben; das ist geradezu eine Unwahrheit, ungeachtet die Oppositionspartei in Frankreich mit in die Trompete stieß. Die Engländer fragen lediglich nichts nach den im Ausland herrschenden Systemen, sondern nur nach den Vortheilen, welche sie aus denselben ziehen können. Sie sind dem katholischen Spanien gehässig gewesen, vielleicht aus protestantischem Nationalgeiste, aber ganz insbesondere weil der Katholicismus ein Band zwischen spanischen und französischen Bourbonen abgab, und zwar ein stärkeres als ein bloßes Familienband, indem es auf großen Massen nicht bloß des spanischen, sondern (man kann es nicht genug wiederholen) auch des französischen Volksgeistes haftete; dann auch, weil Spanier und Irländer sich leichter verständigen als die Spanier mit den übrigen Ausländern. Wenn die französische Regierung in revolutionärem Sinne sich der Partei der Calatravas und Arguelles hätte anschließen wollen, kein Zweifel, England hätte das gerade Gegentheil gethan; es hätte entweder ein Ministerium Zea (wie ein ähnliches in Portugal) begünstigt, oder sonst eine gegen die französische Politik gewendete Transaction gefunden, denn England ist der Erbfeind Frankreichs in der gesammten pyrenäischen Halbinsel. Es ist eine wahre Einfalt vom Courrier français und ähnlichen Blättern, es ist vielleicht systematische Schlauheit vom Constitutionnel, dieß nicht einsehen zu wollen; dagegen sind die ministeriellen französischen Blätter so wie die legitimistischen und republicanischen darüber vollkommen einverstanden. Was aber im Innersten der Dinge ist, dem kann keine Partei obsiegen. Die HH. Odilon Barrot und Passy, der englischen Politik in Spanien folgend, und Hr. Thiers, um sie herum scherwenzend, sind in noch plumpere Fehler gefallen als diejenigen waren, welche sie dem französischen Cabinet zum Vorwurf machten: sie haben dem spanischen Nationalgenius Gewalt anzuthun versucht, sie haben ihm theoretische Producte engherzigen französischen Constitutionalismus, Zeitungsaufklärerei anheften wollen, welche diese südlichen jähzornigen Naturen gar nicht dulden können. Was wissen jene Uebervernünftler von dem Menschen? Ja, wenn es ein Pfeffersack wäre! England war niemals so nüchtern in seinen Ansichten, es hatte immer bei weitem mehr Mannskraft und Verstandesschärfe als jener hölzerne französische Liberalismus des Tiers-Parti und der Opposition, welcher nur in dem abgefärbten Schlendrian deutscher Spießbürgerpolitik sein Pendant zu finden im Stande ist. Diese unverzeihlichen Fehler des Tiers-Parti und der Opposition haben die Engländer aufs beste ausgebeutet, mit eben so viel Klugheit als die vielfachen Fehler eines lauen, besorglichen und egoistischen Juste-Milieu. Während Opposition und Tiers-Parti ein Spanien aufbauen wollen, welches gar nicht existirt, ein Spanien à la Passy und Odilon-Barrot, wollte das Juste-Milieu ein ministerielles, plattes, abgenutztes Spanien improvisiren, wie die selbstsüchtige Seele des corrumpirten Grafen Toreno es sich in financieller und administrativer Hinsicht zu tüchtiger Schafschur erdenken mochte! Aber England wachte mit seinen antifranzösischen Interessen und Begierden, spornte Tiers-Parti und Opposition gegen das Juste-Milieu, das Juste-Milieu gegen den sens commun; so beförderte es allerlei ungleichartige Interessen: die spanischen Clubbisten, als eine englischer Politik fröhnende antifranzösische Revolutionspartei, wie die spanischen Carlisten, um in den nördlichen Provinzen Spaniens sich des Carlismus als eines Hebels bedienen zu können gegen französische Einflüsse und Politik. Niederlande. ✝ * Aus dem Haag, 28 Dec. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten stattete die Centralabtheilung Bericht ab über den Gesetzesentwurf bezüglich einer vorläufigen Regulirung der Staatsausgaben und Mittel während der acht ersten Monate des Jahrs 1849. Aus demselben geht hervor, daß noch manche Bedenken in den Abtheilungen vorherrschend sind, doch erklärten auch verschiedene Mitglieder den Gesetzesentwurf annehmen zu wollen. In fast allen Abtheilungen verlangt man aber sichere Garantien, daß das Grundgesetz alsbald revidirt, das Syndicat aufgehoben werde, und die Regierung nie mehr über die Mittel der ostindischen Besitzungen ohne Zustimmung der Generalstaaten verfüge. – Die öffentliche Berathung über das Creditgesetz konnte erst in heutiger Sitzung beginnen. – In Bezug auf die gestern gemeldeten Ernennungen ist noch zu bemerken, daß Graf van den Bosch zum Staatsminister und Generalmajor Trip zum Generaladjutanten des Königs ernannt wurden. * ✝ Aus dem Haag, 29 Dec. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurde der Gesetzentwurf, die Verlängerung des Budgets von 1839 für die ersten sechs Monate des Jahres 1840 und die Creirung eines Anlehns von sechs Millionen Gulden betreffend, mit 35 gegen 1 Stimmen angenommen. (München. pol. Ztg.) Aus dem Haag, 24 Dec. Die Gerüchte hinsichtlich der Verbindung des Königs mit der Gräfin d'Oultremont gewinnen neuerdings wieder Bestand. Es scheint, daß König Wilhelm in seinen Privatverhältnissen eben so entschieden handelt, als in den politischen. Die Heirath ist eine vollkommen abgemachte Sache; Viele behaupten sogar, sie sey schon vollzogen. *) – Einige Personen vom Hofe schreiben den Rücktritt des Ministers der Colonien, General van den Bosch, dem Heirathsplane des Königs zu. Deutschland. *̲ München, 2 Jan. Nachdem in Gemäßheit der unterm 28 v. M. erfolgten Einberufung der Stände des Reichs zur achten bayerischen Ständeversammlung sich bis jetzt 117 Mitglieder der Kammer der Abgeordneten eingefunden haben, schlugen diese in der heutigen Wahlversammlung nachfolgende Candidaten für die Stelle des ersten und zweiten Präsidenten vor, und zwar im ersten Scrutin 1) den q. k. Appellationsgerichtsdirector v. Korb mit 107 Stimmen, 2) den k. Staatsrath und Regierungspräsidenten, Grafen v. Seinsheim, mit 97 St., 3) den Professor Dr. Bayer mit 78 St., 4) den k. Kämmerer Frhrn. v. Rotenhan mit 61 St., 5) den k. Regierungsrath Windwart mit 61 St.; im zweiten Scrutin: 6) den k. Kreis- und Stadtgerichtsdirector v. Wening mit 76 St. Nachmittags 4 Uhr nahm die Kammer der Abgeordneten die Wahl ihrer beiden Secretäre vor. Hierbei wurde der k. Regierungsrath Windwart zum ersten Secretär mit 86 St. und der erste Bürgermeister von Regensburg, Frhr. v. Thon-Dittmer, mit 64 St. gewählt. Am heutigen Tage Vormittags 10 Uhr nahm auch die Kammer der Reichsräthe die Wahl der Candidaten *) Auch Pariser Blätter, selbst der Moniteur, versichern, die Verbindung sey gewiß.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 4. Augsburg, 4. Januar 1840, S. 0028. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_004_18400104/4>, abgerufen am 21.11.2024.