Allgemeine Zeitung. Nr. 4. Augsburg, 4. Januar 1840.
Rußland und Polen. Berlin, 26 Dec. Die unerwartete Nachricht von dem Marsche der Russen nach Khiwa hat hier, wie sich leicht denken läßt, kein geringes Aufsehen gemacht. Denn obwohl anscheinend nur eine Expedition zur Züchtigung räuberischer Horden, könnte dieser Zug, der auf die alte Straße Alexanders des Großen nach Indien zuführt, doch der Anfang eines neuen und großen Conflicts zwischen Rußland und England werden. Man schätzt hier das Corps des Generallieutenants Perowsky auf 20,000 Mann und diese vollkommen hinreichend zur Unterjochung der turkomanischen und usbekischen Bevölkerung von Khiwa, die eben so, wie ihre stammverwandten Brüder in Europa, den alten kriegerischen Geist nicht mehr besitzt. Unstreitig sind es die Fortschritte der Engländer in Afghanistan, welche Rußland beunruhigen. Diese und nicht die Verationen der von Orenburg nach Bochara gehenden Karawanen sind wohl auch als der eigentliche Beweggrund zu dem jetzigen Kriegszuge zu betrachten, der in England gewiß noch mehr Aufsehen erregen wird, als hier. Die Zurüstungen dazu wurden in Rußland auf das geheimste betrieben. Unsere erst kürzlich von Borodino und andern Städten im Innern des Reichs zurückgekehrten Militärs, unter denen sich der Generallieutenant v. Thile befand, haben zwar zahlreiche Regimenter nach den Gegenden des schwarzen Meers abgehen sehen; von einer Expedition in die Gegenden des caspischen Meeres war jedoch kaum eine Spur wahrzunehmen, was allerdings nur in einem so ungeheuer ausgedehnten und mit so geringen Communicationsmitteln ausgestatteten Lande erklärlich ist. (H. Z.) Das Journal des Debats, welches heute aus der preußischen Staatszeitung die Kriegserklärung Rußlands gegen Khiwa bringt, bemerkt dazu: "Während die englische Macht mehr und mehr gegen Centralasien heraufsteigt, steigt die russische Macht ihrerseits nach denselben Regionen hinab, und früher oder später werden beide dort auf einander stoßen." *) Gelegentlich sey bemerkt, daß einige Mittheilungen (nicht in der Allg. Ztg.) zwar das Datum: Posen, tragen, von den oben erwähnten "Stimmführern" aber nicht ausgegangen sind. Anmerk. d. Corresp.
Rußland und Polen. Berlin, 26 Dec. Die unerwartete Nachricht von dem Marsche der Russen nach Khiwa hat hier, wie sich leicht denken läßt, kein geringes Aufsehen gemacht. Denn obwohl anscheinend nur eine Expedition zur Züchtigung räuberischer Horden, könnte dieser Zug, der auf die alte Straße Alexanders des Großen nach Indien zuführt, doch der Anfang eines neuen und großen Conflicts zwischen Rußland und England werden. Man schätzt hier das Corps des Generallieutenants Perowsky auf 20,000 Mann und diese vollkommen hinreichend zur Unterjochung der turkomanischen und usbekischen Bevölkerung von Khiwa, die eben so, wie ihre stammverwandten Brüder in Europa, den alten kriegerischen Geist nicht mehr besitzt. Unstreitig sind es die Fortschritte der Engländer in Afghanistan, welche Rußland beunruhigen. Diese und nicht die Verationen der von Orenburg nach Bochara gehenden Karawanen sind wohl auch als der eigentliche Beweggrund zu dem jetzigen Kriegszuge zu betrachten, der in England gewiß noch mehr Aufsehen erregen wird, als hier. Die Zurüstungen dazu wurden in Rußland auf das geheimste betrieben. Unsere erst kürzlich von Borodino und andern Städten im Innern des Reichs zurückgekehrten Militärs, unter denen sich der Generallieutenant v. Thile befand, haben zwar zahlreiche Regimenter nach den Gegenden des schwarzen Meers abgehen sehen; von einer Expedition in die Gegenden des caspischen Meeres war jedoch kaum eine Spur wahrzunehmen, was allerdings nur in einem so ungeheuer ausgedehnten und mit so geringen Communicationsmitteln ausgestatteten Lande erklärlich ist. (H. Z.) Das Journal des Débats, welches heute aus der preußischen Staatszeitung die Kriegserklärung Rußlands gegen Khiwa bringt, bemerkt dazu: „Während die englische Macht mehr und mehr gegen Centralasien heraufsteigt, steigt die russische Macht ihrerseits nach denselben Regionen hinab, und früher oder später werden beide dort auf einander stoßen.“ *) Gelegentlich sey bemerkt, daß einige Mittheilungen (nicht in der Allg. Ztg.) zwar das Datum: Posen, tragen, von den oben erwähnten „Stimmführern“ aber nicht ausgegangen sind. Anmerk. d. Corresp.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="0030"/><lb/> des Kirchenoberhaupts weit weniger in Betracht, als die des Monarchen für den Staatsorganismus. Von einem System, nicht von der Persönlichkeit des Papstes gingen – im Allgemeinen – die Schritte der beiden Erzbischöfe aus, der Papst hat dabei nur insofern eine Bedeutung, als die Angelegenheit der gemischten Ehen nicht bloß die Sache einzelner Diöcesen, sondern der ganzen Kirche ist, und er diese nach außen vertritt. Soll endlich doch von einem Auftrage des Papstes an Hrn. v. D., nach Posen zurückzukehren, die Rede seyn, so ist dieser aus der Allocution herzuleiten, in welcher der durch das königliche Oberlandesgericht zu Posen ausgesprochenen Amtsentsetzung gegenüber erklärt wird, Martin v. Dunin sey und bleibe nach wie vor Erzbischof von Gnesen und Posen. Das ist aber wiederum nicht eine persönliche Ansicht, Gregor XVI spricht aus einem wissenschaftlichen System heraus, gegen welches der Journalismus seine Waffen unnütz verbraucht. Das in der vom Correspondenten bezeichneten Weise um Hrn. v. Dunin erworbene Verdienst müssen die angeblichen Stimmführer durchaus ablehnen, und sie geben noch die Versicherung dazu, daß um der Nachrichten aus Rom willen sich wohl Niemand weniger, als sie, in Verlegenheit befindet. Es begegnet hierbei dem Correspondenten der Unfall, daß seine wohlgezielte Bemerkung Niemanden trifft, denn Niemand hat sich für den Erzbischof als Stimmführer in der öffentlichen Meinung geltend zu machen versucht. Der Erzbischof war überhaupt nicht darin begünstigt, daß von „seinem Anhange“ die Presse fleißig bedient gewesen wäre; dem stand schon die fremde Sprache im Wege, außerdem gebot die Natur des ernsten Gegenstandes eine gewisse Zurückhaltung, und der leidenschaftliche Ton, den die Gegner anstimmten, konnte eben nicht einladen, sich über solche Rücksichten hinwegzusetzen. Es waren daher eben nicht Viele, die doch mitunter das Wort nahmen, wie der Correspondent wohl wissen mag, und gerade in dem letzten Stadium des Streites, in welchem er sie so thätig seyn läßt, haben sie sich auf ein paar Berichtigungen beschränkt.<note place="foot" n="*)"> Gelegentlich sey bemerkt, daß einige Mittheilungen (nicht in der Allg. Ztg.) zwar das Datum: Posen, tragen, von den oben erwähnten „Stimmführern“ aber nicht ausgegangen sind. <p>Anmerk. d. Corresp.</p></note> Nach Ihrem oben erwähnten Correspondenten hätte sich vor kurzem das hiesige Prosynodalgericht aufgelöst, weil es vom Erzbischof suspendirt worden sey. Von dieser Suspension ist nichts bekannt geworden, wohl aber ist das Prosynodalgericht schon seit dem Tode seines Chefs, des Dompropstes v. Miszewski so gut wie aufgelöst; es sind nur noch zwei Mitglieder vorhanden, und eine Abstimmung nicht mehr anwendbar. Die Nachricht ist dahin zu berichtigen, daß der Erzbischof die Befugnisse seines Consistoriums beschränkt hat, von welcher Maaßregel das Prosynodalgericht mittelbar allerdings auch berührt wird. Der Official, Domherr Kilinski, oder vielmehr das Consistorium hat von Anfang an keine andere Kirchentrauer angeordnet, als daß Orgel und Musik schweigen sollten; da vielfach über diese Vorschrift weit hinaus gegangen wurde, Altäre und Kanzeln Trauerfarbe anlegten u. dgl., so erneuerte die Behörde auf gegebene Veranlassung ihre Anordnung mit dem Bemerken, die früher ergangene scheine noch nicht überall bekannt geworden zu seyn, da Beschwerden über eigenmächtiges Verfahren einliefen. Ich komme auf diesen Gegenstand zurück, weil der Bericht, welchen die Allg. Ztg. von hier aus brachte, auf den Gedanken führt, die Behörde habe, der Volksstimmung nachgebend, ihr einmal eingeschlagenes Verfahren verlassen müssen. – Vor einiger Zeit lief die Nachricht um, der Posener Official Gajerowicz habe, von den eingetretenen Wirren bedrängt, sein Amt niedergelegt. Der Prälat Gajerowicz war ehemals Official in Gnesen, wurde aber schon vor mehreren Jahren als Domdechant nach Posen berufen. Official ist er hier nie gewesen. Wie er als solcher kein Amt niederzulegen hatte, so hat er auch kein anderes niedergelegt; jene Nachricht war rein aus der Luft gegriffen. – Ich benutze die Gelegenheit, eine vor längerer Zeit von hier aus gegebene Mittheilung zu berichtigen, nicht als wenn der Gegenstand an sich so erheblich wäre, sondern weil er ein auffallendes Beispiel abgibt, wie wenig manchmal auch den bestimmtesten Nachrichten zu glauben ist. Als der Erzbischof nach Berlin abreiste, begleitete ihn bekanntlich der Dekan Franke aus Schwerin; dieser wurde aber in mehreren Berichten mit dem Propst und Consistorialrath Franke in Bromberg verwechselt, dessen damals bereits mehrfache öffentliche Erwähnung geschehen war, da er beim Ausbruch des Kirchenstreites aus seinem Amte als Mitglied der königlichen Regierung ausschied. Diese Verwechselung berichtigte Ihr damaliger hiesiger Correspondent * auf eine merkwürdige Weise, indem er mit großer Zuversicht anführte, nicht der Propst aus Bromberg, sondern der Bruder desselben befinde sich in der Begleitung des Erzbischofs, jener aber habe auf mehrere Jahre Urlaub genommen und sey nach Italien gereist. Beide Geistliche stehen aber weder in einem Verwandtschaftsverhältniß, noch ist es einem von beiden eingefallen, nach Italien zu reisen, oder Urlaub zu nehmen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Rußland und Polen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 26 Dec.</dateline> <p> Die unerwartete Nachricht von dem Marsche der Russen nach Khiwa hat hier, wie sich leicht denken läßt, kein geringes Aufsehen gemacht. 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Unsere erst kürzlich von Borodino und andern Städten im Innern des Reichs zurückgekehrten Militärs, unter denen sich der Generallieutenant v. Thile befand, haben zwar zahlreiche Regimenter nach den Gegenden des schwarzen Meers abgehen sehen; von einer Expedition in die Gegenden des caspischen Meeres war jedoch kaum eine Spur wahrzunehmen, was allerdings nur in einem so ungeheuer ausgedehnten und mit so geringen Communicationsmitteln ausgestatteten Lande erklärlich ist. (H. Z.)</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>, welches heute aus der preußischen Staatszeitung die Kriegserklärung Rußlands gegen Khiwa bringt, bemerkt dazu: „Während die englische Macht mehr und mehr gegen Centralasien heraufsteigt, steigt die russische Macht ihrerseits nach denselben Regionen hinab, und früher oder später werden beide dort auf einander stoßen.“</p> </div><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0030/0006]
des Kirchenoberhaupts weit weniger in Betracht, als die des Monarchen für den Staatsorganismus. Von einem System, nicht von der Persönlichkeit des Papstes gingen – im Allgemeinen – die Schritte der beiden Erzbischöfe aus, der Papst hat dabei nur insofern eine Bedeutung, als die Angelegenheit der gemischten Ehen nicht bloß die Sache einzelner Diöcesen, sondern der ganzen Kirche ist, und er diese nach außen vertritt. Soll endlich doch von einem Auftrage des Papstes an Hrn. v. D., nach Posen zurückzukehren, die Rede seyn, so ist dieser aus der Allocution herzuleiten, in welcher der durch das königliche Oberlandesgericht zu Posen ausgesprochenen Amtsentsetzung gegenüber erklärt wird, Martin v. Dunin sey und bleibe nach wie vor Erzbischof von Gnesen und Posen. Das ist aber wiederum nicht eine persönliche Ansicht, Gregor XVI spricht aus einem wissenschaftlichen System heraus, gegen welches der Journalismus seine Waffen unnütz verbraucht. Das in der vom Correspondenten bezeichneten Weise um Hrn. v. Dunin erworbene Verdienst müssen die angeblichen Stimmführer durchaus ablehnen, und sie geben noch die Versicherung dazu, daß um der Nachrichten aus Rom willen sich wohl Niemand weniger, als sie, in Verlegenheit befindet. Es begegnet hierbei dem Correspondenten der Unfall, daß seine wohlgezielte Bemerkung Niemanden trifft, denn Niemand hat sich für den Erzbischof als Stimmführer in der öffentlichen Meinung geltend zu machen versucht. Der Erzbischof war überhaupt nicht darin begünstigt, daß von „seinem Anhange“ die Presse fleißig bedient gewesen wäre; dem stand schon die fremde Sprache im Wege, außerdem gebot die Natur des ernsten Gegenstandes eine gewisse Zurückhaltung, und der leidenschaftliche Ton, den die Gegner anstimmten, konnte eben nicht einladen, sich über solche Rücksichten hinwegzusetzen. Es waren daher eben nicht Viele, die doch mitunter das Wort nahmen, wie der Correspondent wohl wissen mag, und gerade in dem letzten Stadium des Streites, in welchem er sie so thätig seyn läßt, haben sie sich auf ein paar Berichtigungen beschränkt. *) Nach Ihrem oben erwähnten Correspondenten hätte sich vor kurzem das hiesige Prosynodalgericht aufgelöst, weil es vom Erzbischof suspendirt worden sey. Von dieser Suspension ist nichts bekannt geworden, wohl aber ist das Prosynodalgericht schon seit dem Tode seines Chefs, des Dompropstes v. Miszewski so gut wie aufgelöst; es sind nur noch zwei Mitglieder vorhanden, und eine Abstimmung nicht mehr anwendbar. Die Nachricht ist dahin zu berichtigen, daß der Erzbischof die Befugnisse seines Consistoriums beschränkt hat, von welcher Maaßregel das Prosynodalgericht mittelbar allerdings auch berührt wird. Der Official, Domherr Kilinski, oder vielmehr das Consistorium hat von Anfang an keine andere Kirchentrauer angeordnet, als daß Orgel und Musik schweigen sollten; da vielfach über diese Vorschrift weit hinaus gegangen wurde, Altäre und Kanzeln Trauerfarbe anlegten u. dgl., so erneuerte die Behörde auf gegebene Veranlassung ihre Anordnung mit dem Bemerken, die früher ergangene scheine noch nicht überall bekannt geworden zu seyn, da Beschwerden über eigenmächtiges Verfahren einliefen. Ich komme auf diesen Gegenstand zurück, weil der Bericht, welchen die Allg. Ztg. von hier aus brachte, auf den Gedanken führt, die Behörde habe, der Volksstimmung nachgebend, ihr einmal eingeschlagenes Verfahren verlassen müssen. – Vor einiger Zeit lief die Nachricht um, der Posener Official Gajerowicz habe, von den eingetretenen Wirren bedrängt, sein Amt niedergelegt. Der Prälat Gajerowicz war ehemals Official in Gnesen, wurde aber schon vor mehreren Jahren als Domdechant nach Posen berufen. Official ist er hier nie gewesen. Wie er als solcher kein Amt niederzulegen hatte, so hat er auch kein anderes niedergelegt; jene Nachricht war rein aus der Luft gegriffen. – Ich benutze die Gelegenheit, eine vor längerer Zeit von hier aus gegebene Mittheilung zu berichtigen, nicht als wenn der Gegenstand an sich so erheblich wäre, sondern weil er ein auffallendes Beispiel abgibt, wie wenig manchmal auch den bestimmtesten Nachrichten zu glauben ist. Als der Erzbischof nach Berlin abreiste, begleitete ihn bekanntlich der Dekan Franke aus Schwerin; dieser wurde aber in mehreren Berichten mit dem Propst und Consistorialrath Franke in Bromberg verwechselt, dessen damals bereits mehrfache öffentliche Erwähnung geschehen war, da er beim Ausbruch des Kirchenstreites aus seinem Amte als Mitglied der königlichen Regierung ausschied. Diese Verwechselung berichtigte Ihr damaliger hiesiger Correspondent * auf eine merkwürdige Weise, indem er mit großer Zuversicht anführte, nicht der Propst aus Bromberg, sondern der Bruder desselben befinde sich in der Begleitung des Erzbischofs, jener aber habe auf mehrere Jahre Urlaub genommen und sey nach Italien gereist. Beide Geistliche stehen aber weder in einem Verwandtschaftsverhältniß, noch ist es einem von beiden eingefallen, nach Italien zu reisen, oder Urlaub zu nehmen.
Rußland und Polen.
Berlin, 26 Dec. Die unerwartete Nachricht von dem Marsche der Russen nach Khiwa hat hier, wie sich leicht denken läßt, kein geringes Aufsehen gemacht. Denn obwohl anscheinend nur eine Expedition zur Züchtigung räuberischer Horden, könnte dieser Zug, der auf die alte Straße Alexanders des Großen nach Indien zuführt, doch der Anfang eines neuen und großen Conflicts zwischen Rußland und England werden. Man schätzt hier das Corps des Generallieutenants Perowsky auf 20,000 Mann und diese vollkommen hinreichend zur Unterjochung der turkomanischen und usbekischen Bevölkerung von Khiwa, die eben so, wie ihre stammverwandten Brüder in Europa, den alten kriegerischen Geist nicht mehr besitzt. Unstreitig sind es die Fortschritte der Engländer in Afghanistan, welche Rußland beunruhigen. Diese und nicht die Verationen der von Orenburg nach Bochara gehenden Karawanen sind wohl auch als der eigentliche Beweggrund zu dem jetzigen Kriegszuge zu betrachten, der in England gewiß noch mehr Aufsehen erregen wird, als hier. Die Zurüstungen dazu wurden in Rußland auf das geheimste betrieben. Unsere erst kürzlich von Borodino und andern Städten im Innern des Reichs zurückgekehrten Militärs, unter denen sich der Generallieutenant v. Thile befand, haben zwar zahlreiche Regimenter nach den Gegenden des schwarzen Meers abgehen sehen; von einer Expedition in die Gegenden des caspischen Meeres war jedoch kaum eine Spur wahrzunehmen, was allerdings nur in einem so ungeheuer ausgedehnten und mit so geringen Communicationsmitteln ausgestatteten Lande erklärlich ist. (H. Z.)
Das Journal des Débats, welches heute aus der preußischen Staatszeitung die Kriegserklärung Rußlands gegen Khiwa bringt, bemerkt dazu: „Während die englische Macht mehr und mehr gegen Centralasien heraufsteigt, steigt die russische Macht ihrerseits nach denselben Regionen hinab, und früher oder später werden beide dort auf einander stoßen.“
*) Gelegentlich sey bemerkt, daß einige Mittheilungen (nicht in der Allg. Ztg.) zwar das Datum: Posen, tragen, von den oben erwähnten „Stimmführern“ aber nicht ausgegangen sind. Anmerk. d. Corresp.
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