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Allgemeine Zeitung. Nr. 21. Augsburg, 21. Januar 1840.

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Spanien.

(Phare de Bayonne vom 13 Jan.) Nach glaubwürdigen Briefen aus dem Hauptquartier Espartero's kann ich Sie versichern, daß die nächsten Operationen mit Segura beginnen werden, und daß sie der Herzog persönlich leiten wird. General Ayerbe, der ihn begleiten wird, begibt sich heute von Mas de las Matas nach Alcoriza, wo er die dritte Division befehligen wird. Die Artillerie ist bereit, und eine große Zahl neuer Geschütze ist gestern auf dem Canal angelangt. Der carlistische Chef Llangostera hält Molinas, Castellote und Vilarluengo mit der Hauptmacht der Carlisten besetzt, die aus zwölf Bataillonen besteht. Der Rest ist in dem Königreich Valencia zerstreut. Cabrera ist fortwährend krank, doch nicht mehr so gefährlich.

Großbritannien.

(M. Post.) In der Hofversammlung, welche die Königin heute (14) Nachmittags im Buckinghampalast halten wird, werden Baron v. Brunnow und Baron v. Neumann, die sich auf besonderen Sendungen von Rußland und Oesterreich in England befinden, Ihrer Maj. durch Lord Palmerston vorgestellt werden. Baron v. Cetto, Baron v. Gersdorf und Hr. Dedel, die Gesandten Bayerns, Sachsens und der Niederlande, werden nach ihrer Rückkehr von zeitweiliger Abwesenheit Audienzen haben. Hr. Fortique, Botschafter des Staats Venezuela, wird seine Creditive überreichen. - Der preußische Gesandte, Baron v. Bülow, hat seine Rückkehr nach London bis gegen Mitte Aprils hinausgerückt. Die Angabe einiger Continentalzeitungen, daß er seine Botschafterstelle abgedankt habe, ist ganz und gar grundlos. Die Ursache, warum Se. Exc. nicht schon in diesem Monat auf seinen Posten zurückkehrt, ist der Tod seines Bruders; wegen dieses Trauerfalls hat ihm sein Monarch weiteren vierteljährlichen Urlaub bewilligt.

(M. Post.) Lord Torrington und der ehrenwerthe Obrist Grey gehen heute (14) Morgens auf einer besondern Sendung aus dem Buckingham-Palast nach Coburg ab, um den Prinzen Albert nach England zu geleiten.

Man liest im Argus: "Prinz Albert hat den dringenden Wunsch geäußert, daß seine Vermählung mit Victoria der glückliche Anlaß zu einer aufrichtigen Versöhnung aller Glieder der königlichen Familie werden möge. Auch hoffen wir aufrichtig, daß der Erzbischof von Canterbury und andere Hochwürdenträger der Kirche dann wieder zu Hofe gehen werden. Die Reparationen, die im Buckinghampalast vorgenommen werden, kosten gegen 18,000 Pf. St. Die Arbeiten in der königlichen Capelle des St. Jamespalastes sind beinahe vollendet, nur für das Unterkommen der fremden Gesandten ist, durch eine sonderbare Fahrlässigkeit, bis jetzt nicht Vorsorge getroffen. Die Vermählung wird, wo möglich am 8 (Sonnabend), jedenfalls nicht später als am 12 Febr. (Mittwochen) stattfinden. Dienstag und Freitag, die dem Volksglauben als Unglückstage gelten, werden absichtlich vermieden." - Der prachtvolle Hosenbandorden, den Ihre Maj. dem erlauchten Bräutigam verleihen wird, ist bereits fertig: Einfassung, Schnalle und das Motto (Honni soit qui mal y pense) bestehen aus Diamanten auf purpurrothem Sammetgrund. - Der Spectator gibt, unter der Aufschrift: "Königliche Heirathsleibgedinge", einen geharnischten Artikel vom radicalen Standpunkt zum Besten, den er also bevorwortet: "Während englische Unterthanen auf gewaffnete Empörung und Hochverrath angeklagt vor Gericht stehen und schuldig befunden werden, während tausend und aber tausend Arbeiterfamilien im Land ihres täglichen Brods ermangeln, und eine dumpfe Gährung, drohender als je eine zuvor, in den unzufriedenen Massen kocht und wühlt, beschäftigen sich politische Kannegießer - gleich jener Bourbonischen Prinzessin, welche Pasteten für Brod substituiren wollte - mit Conjecturen über die Apanage des Gemahls der Königin. Die Vermuthungen schwanken zwischen 100,000, 50,000 und 30,000 Pf. St. jährlich, für welche letztere Summe sich der Herzog von Wellington erklärt haben soll." Der Spectator meint: 1) die von manchen Seiten angesprochene Analogie der 100,000 Pf. St. Apanage der Königin Wittwe könne darum nicht für diesen Fall gelten, weil diese eine politische Person in England sey, was Prinz Albert nicht seyn werde; 2) eine Pension, falls er seine königliche Gemahlin überleben sollte, möge man ihm immerhin aussetzen, zur Zeit aber sollte die große Civilliste der Königin (60,000 Pf. St. "privy purse", 131,260 Pf. für Gehalte der Hofhaltung, 172,500 Pf. für Küche, Keller und Marstall, 23,200 Pf. königliche Almosen- und besondere Dienstgelder, endlich 8040 Pf. nicht besonders angewiesene Gelder - zusammen: 395,000 Pf. St., was mehr sey, als selbst Georg IV in einer Zeit gehabt, wo der Geldwerth weit geringer war) vollkommen auch für den Gemahl mit ausreichend befunden werden. Der Spectator ergeht


Spanien.

(Phare de Bayonne vom 13 Jan.) Nach glaubwürdigen Briefen aus dem Hauptquartier Espartero's kann ich Sie versichern, daß die nächsten Operationen mit Segura beginnen werden, und daß sie der Herzog persönlich leiten wird. General Ayerbe, der ihn begleiten wird, begibt sich heute von Mas de las Matas nach Alcoriza, wo er die dritte Division befehligen wird. Die Artillerie ist bereit, und eine große Zahl neuer Geschütze ist gestern auf dem Canal angelangt. Der carlistische Chef Llangostera hält Molinas, Castellote und Vilarluengo mit der Hauptmacht der Carlisten besetzt, die aus zwölf Bataillonen besteht. Der Rest ist in dem Königreich Valencia zerstreut. Cabrera ist fortwährend krank, doch nicht mehr so gefährlich.

Großbritannien.

(M. Post.) In der Hofversammlung, welche die Königin heute (14) Nachmittags im Buckinghampalast halten wird, werden Baron v. Brunnow und Baron v. Neumann, die sich auf besonderen Sendungen von Rußland und Oesterreich in England befinden, Ihrer Maj. durch Lord Palmerston vorgestellt werden. Baron v. Cetto, Baron v. Gersdorf und Hr. Dedel, die Gesandten Bayerns, Sachsens und der Niederlande, werden nach ihrer Rückkehr von zeitweiliger Abwesenheit Audienzen haben. Hr. Fortique, Botschafter des Staats Venezuela, wird seine Creditive überreichen. – Der preußische Gesandte, Baron v. Bülow, hat seine Rückkehr nach London bis gegen Mitte Aprils hinausgerückt. Die Angabe einiger Continentalzeitungen, daß er seine Botschafterstelle abgedankt habe, ist ganz und gar grundlos. Die Ursache, warum Se. Exc. nicht schon in diesem Monat auf seinen Posten zurückkehrt, ist der Tod seines Bruders; wegen dieses Trauerfalls hat ihm sein Monarch weiteren vierteljährlichen Urlaub bewilligt.

(M. Post.) Lord Torrington und der ehrenwerthe Obrist Grey gehen heute (14) Morgens auf einer besondern Sendung aus dem Buckingham-Palast nach Coburg ab, um den Prinzen Albert nach England zu geleiten.

Man liest im Argus: „Prinz Albert hat den dringenden Wunsch geäußert, daß seine Vermählung mit Victoria der glückliche Anlaß zu einer aufrichtigen Versöhnung aller Glieder der königlichen Familie werden möge. Auch hoffen wir aufrichtig, daß der Erzbischof von Canterbury und andere Hochwürdenträger der Kirche dann wieder zu Hofe gehen werden. Die Reparationen, die im Buckinghampalast vorgenommen werden, kosten gegen 18,000 Pf. St. Die Arbeiten in der königlichen Capelle des St. Jamespalastes sind beinahe vollendet, nur für das Unterkommen der fremden Gesandten ist, durch eine sonderbare Fahrlässigkeit, bis jetzt nicht Vorsorge getroffen. Die Vermählung wird, wo möglich am 8 (Sonnabend), jedenfalls nicht später als am 12 Febr. (Mittwochen) stattfinden. Dienstag und Freitag, die dem Volksglauben als Unglückstage gelten, werden absichtlich vermieden.“ – Der prachtvolle Hosenbandorden, den Ihre Maj. dem erlauchten Bräutigam verleihen wird, ist bereits fertig: Einfassung, Schnalle und das Motto (Honni soit qui mal y pense) bestehen aus Diamanten auf purpurrothem Sammetgrund. – Der Spectator gibt, unter der Aufschrift: „Königliche Heirathsleibgedinge“, einen geharnischten Artikel vom radicalen Standpunkt zum Besten, den er also bevorwortet: „Während englische Unterthanen auf gewaffnete Empörung und Hochverrath angeklagt vor Gericht stehen und schuldig befunden werden, während tausend und aber tausend Arbeiterfamilien im Land ihres täglichen Brods ermangeln, und eine dumpfe Gährung, drohender als je eine zuvor, in den unzufriedenen Massen kocht und wühlt, beschäftigen sich politische Kannegießer – gleich jener Bourbonischen Prinzessin, welche Pasteten für Brod substituiren wollte – mit Conjecturen über die Apanage des Gemahls der Königin. Die Vermuthungen schwanken zwischen 100,000, 50,000 und 30,000 Pf. St. jährlich, für welche letztere Summe sich der Herzog von Wellington erklärt haben soll.“ Der Spectator meint: 1) die von manchen Seiten angesprochene Analogie der 100,000 Pf. St. Apanage der Königin Wittwe könne darum nicht für diesen Fall gelten, weil diese eine politische Person in England sey, was Prinz Albert nicht seyn werde; 2) eine Pension, falls er seine königliche Gemahlin überleben sollte, möge man ihm immerhin aussetzen, zur Zeit aber sollte die große Civilliste der Königin (60,000 Pf. St. „privy purse“, 131,260 Pf. für Gehalte der Hofhaltung, 172,500 Pf. für Küche, Keller und Marstall, 23,200 Pf. königliche Almosen- und besondere Dienstgelder, endlich 8040 Pf. nicht besonders angewiesene Gelder – zusammen: 395,000 Pf. St., was mehr sey, als selbst Georg IV in einer Zeit gehabt, wo der Geldwerth weit geringer war) vollkommen auch für den Gemahl mit ausreichend befunden werden. Der Spectator ergeht

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[0161/0001] Spanien. (Phare de Bayonne vom 13 Jan.) Nach glaubwürdigen Briefen aus dem Hauptquartier Espartero's kann ich Sie versichern, daß die nächsten Operationen mit Segura beginnen werden, und daß sie der Herzog persönlich leiten wird. General Ayerbe, der ihn begleiten wird, begibt sich heute von Mas de las Matas nach Alcoriza, wo er die dritte Division befehligen wird. Die Artillerie ist bereit, und eine große Zahl neuer Geschütze ist gestern auf dem Canal angelangt. Der carlistische Chef Llangostera hält Molinas, Castellote und Vilarluengo mit der Hauptmacht der Carlisten besetzt, die aus zwölf Bataillonen besteht. Der Rest ist in dem Königreich Valencia zerstreut. Cabrera ist fortwährend krank, doch nicht mehr so gefährlich. Großbritannien. London, 14 Jan (M. Post.) In der Hofversammlung, welche die Königin heute (14) Nachmittags im Buckinghampalast halten wird, werden Baron v. Brunnow und Baron v. Neumann, die sich auf besonderen Sendungen von Rußland und Oesterreich in England befinden, Ihrer Maj. durch Lord Palmerston vorgestellt werden. Baron v. Cetto, Baron v. Gersdorf und Hr. Dedel, die Gesandten Bayerns, Sachsens und der Niederlande, werden nach ihrer Rückkehr von zeitweiliger Abwesenheit Audienzen haben. Hr. Fortique, Botschafter des Staats Venezuela, wird seine Creditive überreichen. – Der preußische Gesandte, Baron v. Bülow, hat seine Rückkehr nach London bis gegen Mitte Aprils hinausgerückt. Die Angabe einiger Continentalzeitungen, daß er seine Botschafterstelle abgedankt habe, ist ganz und gar grundlos. Die Ursache, warum Se. Exc. nicht schon in diesem Monat auf seinen Posten zurückkehrt, ist der Tod seines Bruders; wegen dieses Trauerfalls hat ihm sein Monarch weiteren vierteljährlichen Urlaub bewilligt. (M. Post.) Lord Torrington und der ehrenwerthe Obrist Grey gehen heute (14) Morgens auf einer besondern Sendung aus dem Buckingham-Palast nach Coburg ab, um den Prinzen Albert nach England zu geleiten. Man liest im Argus: „Prinz Albert hat den dringenden Wunsch geäußert, daß seine Vermählung mit Victoria der glückliche Anlaß zu einer aufrichtigen Versöhnung aller Glieder der königlichen Familie werden möge. Auch hoffen wir aufrichtig, daß der Erzbischof von Canterbury und andere Hochwürdenträger der Kirche dann wieder zu Hofe gehen werden. Die Reparationen, die im Buckinghampalast vorgenommen werden, kosten gegen 18,000 Pf. St. Die Arbeiten in der königlichen Capelle des St. Jamespalastes sind beinahe vollendet, nur für das Unterkommen der fremden Gesandten ist, durch eine sonderbare Fahrlässigkeit, bis jetzt nicht Vorsorge getroffen. Die Vermählung wird, wo möglich am 8 (Sonnabend), jedenfalls nicht später als am 12 Febr. (Mittwochen) stattfinden. Dienstag und Freitag, die dem Volksglauben als Unglückstage gelten, werden absichtlich vermieden.“ – Der prachtvolle Hosenbandorden, den Ihre Maj. dem erlauchten Bräutigam verleihen wird, ist bereits fertig: Einfassung, Schnalle und das Motto (Honni soit qui mal y pense) bestehen aus Diamanten auf purpurrothem Sammetgrund. – Der Spectator gibt, unter der Aufschrift: „Königliche Heirathsleibgedinge“, einen geharnischten Artikel vom radicalen Standpunkt zum Besten, den er also bevorwortet: „Während englische Unterthanen auf gewaffnete Empörung und Hochverrath angeklagt vor Gericht stehen und schuldig befunden werden, während tausend und aber tausend Arbeiterfamilien im Land ihres täglichen Brods ermangeln, und eine dumpfe Gährung, drohender als je eine zuvor, in den unzufriedenen Massen kocht und wühlt, beschäftigen sich politische Kannegießer – gleich jener Bourbonischen Prinzessin, welche Pasteten für Brod substituiren wollte – mit Conjecturen über die Apanage des Gemahls der Königin. Die Vermuthungen schwanken zwischen 100,000, 50,000 und 30,000 Pf. St. jährlich, für welche letztere Summe sich der Herzog von Wellington erklärt haben soll.“ Der Spectator meint: 1) die von manchen Seiten angesprochene Analogie der 100,000 Pf. St. Apanage der Königin Wittwe könne darum nicht für diesen Fall gelten, weil diese eine politische Person in England sey, was Prinz Albert nicht seyn werde; 2) eine Pension, falls er seine königliche Gemahlin überleben sollte, möge man ihm immerhin aussetzen, zur Zeit aber sollte die große Civilliste der Königin (60,000 Pf. St. „privy purse“, 131,260 Pf. für Gehalte der Hofhaltung, 172,500 Pf. für Küche, Keller und Marstall, 23,200 Pf. königliche Almosen- und besondere Dienstgelder, endlich 8040 Pf. nicht besonders angewiesene Gelder – zusammen: 395,000 Pf. St., was mehr sey, als selbst Georg IV in einer Zeit gehabt, wo der Geldwerth weit geringer war) vollkommen auch für den Gemahl mit ausreichend befunden werden. Der Spectator ergeht

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 21. Augsburg, 21. Januar 1840, S. 0161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_021_18400121/1>, abgerufen am 28.03.2024.