Allgemeine Zeitung. Nr. 21. Augsburg, 21. Januar 1840.
Stand der englischen Seemacht. Die Naval and Military-Gazette macht in ihrem ersten Blatte von diesem Jahr nachstehende Bemerkungen über die englische Flotte: Die eigentliche Vermehrung betrug nur zwei oder drei Linienschiffe, aber die Mannschaft von allen zum Seedienst beorderten, so wie derjenigen, welche zum Truppentransport bestimmt sind, wurde vermehrt, und wird, wie wir hoffen, künftig beibehalten werden. Einigemal wurden schwere Kanonen zum Bombenwerfen auf auswärtige Stationen geschickt, und dieß würde wohl in allen Fällen geschehen, wo Feindseligkeiten zu besorgen sind. Die Umstände haben auch Frankreich genöthigt, seine Escadre in der Levante zu vermehren, und wir waren Zeuge dessen, was Frankreich mit seinem gerühmten System der Seeconscription zu leisten im Stande ist. Nicht nur brauchte die Bemannung sehr viel Zeit, sondern die Mannschaft zeigte sich auch bedeutend schlechter als die unsrige. Es ist allgemein anerkannt, daß die Flotte unter Admiral Stopford keiner an Tüchtigkeit nachsteht, die wir noch je auf dem Meere hatten, und die französischen Marineofficiere haben selbst eingeräumt, daß die französischen Schiffe, obwohl ihre Mannschaft stärker ist, schlechter manövriren, als die unsrigen. Zwei große Schiffe, die Königin von 110 und der Nil von 92 Kanonen, wurden im vorigen Jahre vom Stapel gelassen; der St. George von 120 Kanonen wird im Frühjahr fertig werden, und drei andere Schiffe ersten, so wie etwa zwölf vom zweiten Rang sind im Bau. In der Dampfschifffahrt aber wurden die größten Fortschritte gemacht, denn im verflossenen Jahre wurden der Cyclops, Stromboli und Vesuv von 300 Pferdekraft, Hekate und Hecla von 250, Alecto und Ardent von 200 Pferdekraft, nebst mehreren kleinern gebaut, und in diesem Jahre werden wohl noch eben so viel dazu kommen. Die königliche Marine besitzt jetzt mit Einschluß der Dampfpaketboote über 70 Dampfschiffe, und wenn man diejenigen der Handelsmarine dazu rechnet, über welche die Regierung kraft eines abgeschlossenen Contracts verfügen könnte, so würden wir eine hinreichende Dampfflotte haben, um die Meere zu durchfegen und jeden Hafen einer feindlichen Küste so wirksam zu versiegeln, daß auch nicht ein Flußboot ein- oder ausfahren könnte. - Mit Vergnügen vernehmen wir, daß die Matrosen und Seeleute überhaupt sich in besserer Lage befinden, und die Infusion von jungem Blut, die sie durch die Einführung von 24,000 Schiffsjungen seit fünf Jahren erhielten, von denen schon einige Tausend ihre Lehrlingsschaft beendigt haben, hatte eine auffallend gute Wirkung auf das Ganze. Die Zahl der Schiffsjungen auf Dampfschiffen ist ziemlich bedeutend, und diese werden eine höchst werthvolle Classe von Seeleuten bilden; das Haus Seaward u. Comp., das sich durch den Bau und die Verbesserung der Dampfmaschinen so sehr auszeichnet, hat über 300 Lehrlinge angenommen, die zu Ingenieurs und Ingenieursgehülfen auf Dampfschiffen gebildet werden sollen, und völlig hinreichen werden, um jede auf der See überhaupt ausführbare Ausbesserung von Dampfmaschinen vorzunehmen, und so die Nothwendigkeit, in den Hafen zurückzukehren, zu vermeiden. Rußland und Polen. Von der russischen Gränze. Die in mehrern Zeitungen enthaltene Nachricht, daß der Kaiser von Rußland eine besondere Commission zur Regulirung der auf den in der Provinz Curland gelegenen Gütern der Herzoge Alexander und Ernst von Würtemberg haftenden Schulden ernannt habe, bedarf insofern einer Berichtigung, als die Regulirung jener ohnedieß geordneten Schuldverhältnisse durchaus nicht die Einmischung einer Staatsbehörde erheischt hat, und auch durchaus nicht die Hauptbestimmung der genannten Commission bildet. Vielmehr beabsichtigt man von Seite des russischen Gouvernements bloß, durch jene schon seit mehrern Jahren eingeleitete Maaßregel und durch die damit verbundene temporäre Vorenthaltung der bedeutenden Güterrevenuen - welche übrigens für Rechnung der Herzoge von Würtemberg deponirt bleiben sollen - die Herzoge zur Rückkehr nach Rußland und zum ununterbrochenen Aufenthalte in diesem Staate zu veranlassen, in welchem Falle die Besitzungen und deren Einkünfte sofort wieder zur freien Disposition der Herzoge gestellt seyn würden. (Frankf. O. P. A. Z.) China. Ein Brief aus China, datirt vom "Ankerplatz Hong Kong, 5 Sept." der auf Lloyds Kaffeehaus gelesen wurde, meldet: "Die Chinesen verweigern den Engländern nicht nur Lebensmittel aller Art, sondern man hat auch den Versuch gemacht, die Brunnen zu vergiften. Capitän Elliot hat unumstößliche Beweise davon in Händen, und wird sie nach England übermachen." -- Nach den mit der letzten indischen Post eingegangenen bengalischen Zeitungen wurden in Calcutta mehrere Fahrzeuge mit Opium befrachtet, das angeblich nach Singapore, in der That aber nach China bestimmt war. Und Angesichts dieses schamlos fortgesetzten Schmuggelhandels mit einem Gift, vor dem die chinesische Regierung ihre Unterthanen zu schützen entschlossen ist, sprechen englische Blätter von ihrem, durch die chinesischen Behörden verletzten guten Recht!
Stand der englischen Seemacht. Die Naval and Military-Gazette macht in ihrem ersten Blatte von diesem Jahr nachstehende Bemerkungen über die englische Flotte: Die eigentliche Vermehrung betrug nur zwei oder drei Linienschiffe, aber die Mannschaft von allen zum Seedienst beorderten, so wie derjenigen, welche zum Truppentransport bestimmt sind, wurde vermehrt, und wird, wie wir hoffen, künftig beibehalten werden. Einigemal wurden schwere Kanonen zum Bombenwerfen auf auswärtige Stationen geschickt, und dieß würde wohl in allen Fällen geschehen, wo Feindseligkeiten zu besorgen sind. Die Umstände haben auch Frankreich genöthigt, seine Escadre in der Levante zu vermehren, und wir waren Zeuge dessen, was Frankreich mit seinem gerühmten System der Seeconscription zu leisten im Stande ist. Nicht nur brauchte die Bemannung sehr viel Zeit, sondern die Mannschaft zeigte sich auch bedeutend schlechter als die unsrige. Es ist allgemein anerkannt, daß die Flotte unter Admiral Stopford keiner an Tüchtigkeit nachsteht, die wir noch je auf dem Meere hatten, und die französischen Marineofficiere haben selbst eingeräumt, daß die französischen Schiffe, obwohl ihre Mannschaft stärker ist, schlechter manövriren, als die unsrigen. Zwei große Schiffe, die Königin von 110 und der Nil von 92 Kanonen, wurden im vorigen Jahre vom Stapel gelassen; der St. George von 120 Kanonen wird im Frühjahr fertig werden, und drei andere Schiffe ersten, so wie etwa zwölf vom zweiten Rang sind im Bau. In der Dampfschifffahrt aber wurden die größten Fortschritte gemacht, denn im verflossenen Jahre wurden der Cyclops, Stromboli und Vesuv von 300 Pferdekraft, Hekate und Hecla von 250, Alecto und Ardent von 200 Pferdekraft, nebst mehreren kleinern gebaut, und in diesem Jahre werden wohl noch eben so viel dazu kommen. Die königliche Marine besitzt jetzt mit Einschluß der Dampfpaketboote über 70 Dampfschiffe, und wenn man diejenigen der Handelsmarine dazu rechnet, über welche die Regierung kraft eines abgeschlossenen Contracts verfügen könnte, so würden wir eine hinreichende Dampfflotte haben, um die Meere zu durchfegen und jeden Hafen einer feindlichen Küste so wirksam zu versiegeln, daß auch nicht ein Flußboot ein- oder ausfahren könnte. – Mit Vergnügen vernehmen wir, daß die Matrosen und Seeleute überhaupt sich in besserer Lage befinden, und die Infusion von jungem Blut, die sie durch die Einführung von 24,000 Schiffsjungen seit fünf Jahren erhielten, von denen schon einige Tausend ihre Lehrlingsschaft beendigt haben, hatte eine auffallend gute Wirkung auf das Ganze. Die Zahl der Schiffsjungen auf Dampfschiffen ist ziemlich bedeutend, und diese werden eine höchst werthvolle Classe von Seeleuten bilden; das Haus Seaward u. Comp., das sich durch den Bau und die Verbesserung der Dampfmaschinen so sehr auszeichnet, hat über 300 Lehrlinge angenommen, die zu Ingenieurs und Ingenieursgehülfen auf Dampfschiffen gebildet werden sollen, und völlig hinreichen werden, um jede auf der See überhaupt ausführbare Ausbesserung von Dampfmaschinen vorzunehmen, und so die Nothwendigkeit, in den Hafen zurückzukehren, zu vermeiden. Rußland und Polen. Von der russischen Gränze. Die in mehrern Zeitungen enthaltene Nachricht, daß der Kaiser von Rußland eine besondere Commission zur Regulirung der auf den in der Provinz Curland gelegenen Gütern der Herzoge Alexander und Ernst von Würtemberg haftenden Schulden ernannt habe, bedarf insofern einer Berichtigung, als die Regulirung jener ohnedieß geordneten Schuldverhältnisse durchaus nicht die Einmischung einer Staatsbehörde erheischt hat, und auch durchaus nicht die Hauptbestimmung der genannten Commission bildet. Vielmehr beabsichtigt man von Seite des russischen Gouvernements bloß, durch jene schon seit mehrern Jahren eingeleitete Maaßregel und durch die damit verbundene temporäre Vorenthaltung der bedeutenden Güterrevenuen – welche übrigens für Rechnung der Herzoge von Würtemberg deponirt bleiben sollen – die Herzoge zur Rückkehr nach Rußland und zum ununterbrochenen Aufenthalte in diesem Staate zu veranlassen, in welchem Falle die Besitzungen und deren Einkünfte sofort wieder zur freien Disposition der Herzoge gestellt seyn würden. (Frankf. O. P. A. Z.) China. Ein Brief aus China, datirt vom “Ankerplatz Hong Kong, 5 Sept.” der auf Lloyds Kaffeehaus gelesen wurde, meldet: “Die Chinesen verweigern den Engländern nicht nur Lebensmittel aller Art, sondern man hat auch den Versuch gemacht, die Brunnen zu vergiften. Capitän Elliot hat unumstößliche Beweise davon in Händen, und wird sie nach England übermachen.” — Nach den mit der letzten indischen Post eingegangenen bengalischen Zeitungen wurden in Calcutta mehrere Fahrzeuge mit Opium befrachtet, das angeblich nach Singapore, in der That aber nach China bestimmt war. Und Angesichts dieses schamlos fortgesetzten Schmuggelhandels mit einem Gift, vor dem die chinesische Regierung ihre Unterthanen zu schützen entschlossen ist, sprechen englische Blätter von ihrem, durch die chinesischen Behörden verletzten guten Recht! <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0013" n="0165"/><lb/> festnehmen, weil ein Theil von ihnen, wie ich neulich meldete, sich aufs neue empört hatte. Viele der Carlisten sind aber jener Maaßregel zuvorgekommen, und haben sich in die alten Schlupfwinkel zurückgezogen, so daß man wegen der Ruhe jener Provinz in Besorgniß ist. 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Nicht nur brauchte die Bemannung sehr viel Zeit, sondern die Mannschaft zeigte sich auch bedeutend schlechter als die unsrige. Es ist allgemein anerkannt, daß die Flotte unter Admiral Stopford keiner an Tüchtigkeit nachsteht, die wir noch je auf dem Meere hatten, und die französischen Marineofficiere haben selbst eingeräumt, daß die französischen Schiffe, obwohl ihre Mannschaft stärker ist, schlechter manövriren, als die unsrigen. Zwei große Schiffe, die Königin von 110 und der Nil von 92 Kanonen, wurden im vorigen Jahre vom Stapel gelassen; der St. George von 120 Kanonen wird im Frühjahr fertig werden, und drei andere Schiffe ersten, so wie etwa zwölf vom zweiten Rang sind im Bau. In der Dampfschifffahrt aber wurden die größten Fortschritte gemacht, denn im verflossenen Jahre wurden der Cyclops, Stromboli und Vesuv von 300 Pferdekraft, Hekate und Hecla von 250, Alecto und Ardent von 200 Pferdekraft, nebst mehreren kleinern gebaut, und in diesem Jahre werden wohl noch eben so viel dazu kommen. Die königliche Marine besitzt jetzt mit Einschluß der Dampfpaketboote über 70 Dampfschiffe, und wenn man diejenigen der Handelsmarine dazu rechnet, über welche die Regierung kraft eines abgeschlossenen Contracts verfügen könnte, so würden wir eine hinreichende Dampfflotte haben, um die Meere zu durchfegen und jeden Hafen einer feindlichen Küste so wirksam zu versiegeln, daß auch nicht ein Flußboot ein- oder ausfahren könnte. – Mit Vergnügen vernehmen wir, daß die Matrosen und Seeleute überhaupt sich in besserer Lage befinden, und die Infusion von jungem Blut, die sie durch die Einführung von 24,000 Schiffsjungen seit fünf Jahren erhielten, von denen schon einige Tausend ihre Lehrlingsschaft beendigt haben, hatte eine auffallend gute Wirkung auf das Ganze. Die Zahl der Schiffsjungen auf Dampfschiffen ist ziemlich bedeutend, und diese werden eine höchst werthvolle Classe von Seeleuten bilden; das Haus Seaward u. Comp., das sich durch den Bau und die Verbesserung der Dampfmaschinen so sehr auszeichnet, hat über 300 Lehrlinge angenommen, die zu Ingenieurs und Ingenieursgehülfen auf Dampfschiffen gebildet werden sollen, und völlig hinreichen werden, um jede auf der See überhaupt ausführbare Ausbesserung von Dampfmaschinen vorzunehmen, und so die Nothwendigkeit, in den Hafen zurückzukehren, zu vermeiden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland und Polen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Von der russischen Gränze.</hi> </dateline> <p> Die in mehrern Zeitungen enthaltene Nachricht, daß der Kaiser von Rußland eine besondere Commission zur Regulirung der auf den in der Provinz Curland gelegenen Gütern der Herzoge Alexander und Ernst von Würtemberg haftenden Schulden ernannt habe, bedarf insofern einer Berichtigung, als die Regulirung jener ohnedieß geordneten Schuldverhältnisse durchaus nicht die Einmischung einer Staatsbehörde erheischt hat, und auch durchaus nicht die Hauptbestimmung der genannten Commission bildet. Vielmehr beabsichtigt man von Seite des russischen Gouvernements bloß, durch jene schon seit mehrern Jahren eingeleitete Maaßregel und durch die damit verbundene temporäre Vorenthaltung der bedeutenden Güterrevenuen – welche übrigens für Rechnung der Herzoge von Würtemberg deponirt bleiben sollen – die Herzoge zur Rückkehr nach Rußland und zum ununterbrochenen Aufenthalte in diesem Staate zu veranlassen, in welchem Falle die Besitzungen und deren Einkünfte sofort wieder zur freien Disposition der Herzoge gestellt seyn würden. (<hi rendition="#g">Frankf</hi>. O. P. A. Z.)</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">China.</hi> </head><lb/> <p>Ein Brief aus China, datirt vom “Ankerplatz Hong Kong, 5 Sept.” der auf Lloyds Kaffeehaus gelesen wurde, meldet: “Die Chinesen verweigern den Engländern nicht nur Lebensmittel aller Art, sondern man hat auch den Versuch gemacht, die Brunnen zu vergiften. Capitän Elliot hat unumstößliche Beweise davon in Händen, und wird sie nach England übermachen.” — Nach den mit der letzten indischen Post eingegangenen bengalischen Zeitungen wurden in Calcutta mehrere Fahrzeuge mit Opium befrachtet, das angeblich nach Singapore, in der That aber nach China bestimmt war. Und Angesichts dieses schamlos fortgesetzten Schmuggelhandels mit einem Gift, vor dem die chinesische Regierung ihre Unterthanen zu schützen entschlossen ist, sprechen englische Blätter von ihrem, durch die chinesischen Behörden verletzten guten Recht!</p><lb/><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0165/0013]
festnehmen, weil ein Theil von ihnen, wie ich neulich meldete, sich aufs neue empört hatte. Viele der Carlisten sind aber jener Maaßregel zuvorgekommen, und haben sich in die alten Schlupfwinkel zurückgezogen, so daß man wegen der Ruhe jener Provinz in Besorgniß ist. Die Regierung hat den Generalcommandanten abberufen.
Stand der englischen Seemacht.
Die Naval and Military-Gazette macht in ihrem ersten Blatte von diesem Jahr nachstehende Bemerkungen über die englische Flotte: Die eigentliche Vermehrung betrug nur zwei oder drei Linienschiffe, aber die Mannschaft von allen zum Seedienst beorderten, so wie derjenigen, welche zum Truppentransport bestimmt sind, wurde vermehrt, und wird, wie wir hoffen, künftig beibehalten werden. Einigemal wurden schwere Kanonen zum Bombenwerfen auf auswärtige Stationen geschickt, und dieß würde wohl in allen Fällen geschehen, wo Feindseligkeiten zu besorgen sind. Die Umstände haben auch Frankreich genöthigt, seine Escadre in der Levante zu vermehren, und wir waren Zeuge dessen, was Frankreich mit seinem gerühmten System der Seeconscription zu leisten im Stande ist. Nicht nur brauchte die Bemannung sehr viel Zeit, sondern die Mannschaft zeigte sich auch bedeutend schlechter als die unsrige. Es ist allgemein anerkannt, daß die Flotte unter Admiral Stopford keiner an Tüchtigkeit nachsteht, die wir noch je auf dem Meere hatten, und die französischen Marineofficiere haben selbst eingeräumt, daß die französischen Schiffe, obwohl ihre Mannschaft stärker ist, schlechter manövriren, als die unsrigen. Zwei große Schiffe, die Königin von 110 und der Nil von 92 Kanonen, wurden im vorigen Jahre vom Stapel gelassen; der St. George von 120 Kanonen wird im Frühjahr fertig werden, und drei andere Schiffe ersten, so wie etwa zwölf vom zweiten Rang sind im Bau. In der Dampfschifffahrt aber wurden die größten Fortschritte gemacht, denn im verflossenen Jahre wurden der Cyclops, Stromboli und Vesuv von 300 Pferdekraft, Hekate und Hecla von 250, Alecto und Ardent von 200 Pferdekraft, nebst mehreren kleinern gebaut, und in diesem Jahre werden wohl noch eben so viel dazu kommen. Die königliche Marine besitzt jetzt mit Einschluß der Dampfpaketboote über 70 Dampfschiffe, und wenn man diejenigen der Handelsmarine dazu rechnet, über welche die Regierung kraft eines abgeschlossenen Contracts verfügen könnte, so würden wir eine hinreichende Dampfflotte haben, um die Meere zu durchfegen und jeden Hafen einer feindlichen Küste so wirksam zu versiegeln, daß auch nicht ein Flußboot ein- oder ausfahren könnte. – Mit Vergnügen vernehmen wir, daß die Matrosen und Seeleute überhaupt sich in besserer Lage befinden, und die Infusion von jungem Blut, die sie durch die Einführung von 24,000 Schiffsjungen seit fünf Jahren erhielten, von denen schon einige Tausend ihre Lehrlingsschaft beendigt haben, hatte eine auffallend gute Wirkung auf das Ganze. Die Zahl der Schiffsjungen auf Dampfschiffen ist ziemlich bedeutend, und diese werden eine höchst werthvolle Classe von Seeleuten bilden; das Haus Seaward u. Comp., das sich durch den Bau und die Verbesserung der Dampfmaschinen so sehr auszeichnet, hat über 300 Lehrlinge angenommen, die zu Ingenieurs und Ingenieursgehülfen auf Dampfschiffen gebildet werden sollen, und völlig hinreichen werden, um jede auf der See überhaupt ausführbare Ausbesserung von Dampfmaschinen vorzunehmen, und so die Nothwendigkeit, in den Hafen zurückzukehren, zu vermeiden.
Rußland und Polen.
Von der russischen Gränze. Die in mehrern Zeitungen enthaltene Nachricht, daß der Kaiser von Rußland eine besondere Commission zur Regulirung der auf den in der Provinz Curland gelegenen Gütern der Herzoge Alexander und Ernst von Würtemberg haftenden Schulden ernannt habe, bedarf insofern einer Berichtigung, als die Regulirung jener ohnedieß geordneten Schuldverhältnisse durchaus nicht die Einmischung einer Staatsbehörde erheischt hat, und auch durchaus nicht die Hauptbestimmung der genannten Commission bildet. Vielmehr beabsichtigt man von Seite des russischen Gouvernements bloß, durch jene schon seit mehrern Jahren eingeleitete Maaßregel und durch die damit verbundene temporäre Vorenthaltung der bedeutenden Güterrevenuen – welche übrigens für Rechnung der Herzoge von Würtemberg deponirt bleiben sollen – die Herzoge zur Rückkehr nach Rußland und zum ununterbrochenen Aufenthalte in diesem Staate zu veranlassen, in welchem Falle die Besitzungen und deren Einkünfte sofort wieder zur freien Disposition der Herzoge gestellt seyn würden. (Frankf. O. P. A. Z.)
China.
Ein Brief aus China, datirt vom “Ankerplatz Hong Kong, 5 Sept.” der auf Lloyds Kaffeehaus gelesen wurde, meldet: “Die Chinesen verweigern den Engländern nicht nur Lebensmittel aller Art, sondern man hat auch den Versuch gemacht, die Brunnen zu vergiften. Capitän Elliot hat unumstößliche Beweise davon in Händen, und wird sie nach England übermachen.” — Nach den mit der letzten indischen Post eingegangenen bengalischen Zeitungen wurden in Calcutta mehrere Fahrzeuge mit Opium befrachtet, das angeblich nach Singapore, in der That aber nach China bestimmt war. Und Angesichts dieses schamlos fortgesetzten Schmuggelhandels mit einem Gift, vor dem die chinesische Regierung ihre Unterthanen zu schützen entschlossen ist, sprechen englische Blätter von ihrem, durch die chinesischen Behörden verletzten guten Recht!
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