Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840.
Daß man in England und Frankreich so wenig mit dem Zustande und dem Fortschritt Griechenlands bekannt ist, gereicht ihnen wenig zur Ehre, nimmt uns aber nicht Wunder. Allein Deutschland hat keine Entschuldigung, wenn es über Griechenland unwissend ist, und aus Unwissenheit ungerecht wird und gar unedel. Denn wir nennen es unedel, einem früher bevorzugten, verzogenen Pflegekind seine Zuneigung zu entziehen aus keinem andern Grunde, als aus Unwissenheit. Es ist aber mit einem jungen Volk, wie mit dem jungen Menschen. Liebreiche freundliche Gesinnung im Kreise der Familie erleichtert die Erziehung und macht ihn besser. Wird er aber von allen Seiten lieblos gepufft und geknufft, stets mürrisch angesehen, ihm kein Vertrauen gezeigt, so wird er gar leicht gleichgültig gegen Andere, verstockt, geistig häßlich. Dieses Unschöne war nothwendig das Resultat der Volkserziehung, so lange der Grieche unter türkischer Herrschaft aufwuchs. Nie war es mehr verschwunden, als im ersten Jahr der Anwesenheit des Königs. Später sind freilich auch hier Leidenschaften wieder aufgewacht, und die schönen Regungen des Enthusiasmus sind nicht von beständiger Dauer. Das griechische Volk aber wird sich auch in moralischer wie in intellectueller Entwicklung seiner Väter würdig zeigen. Möge ihm der Sporn der Anerkennung bei andern nicht fehlen; möge es in seiner beneidenswerthen Jugend sich an das "jung gewohnt, alt gethan" erinnern, und möge es, wie ein alter Weiser lehrte und wie sein junger König lebt, mit Freiheit das Beste zu erkennen streben und das erkannte Beste thun. Wer eine Stimme hat in Griechenland, der helfe dem Volk das Gute wissen, dann wird es sicher seine Jugend nicht verscherzen. - Andere, so hoffen wir, werden künftig durch treue und ausführliche Berichte sorgen, daß Deutschland über die Entwicklung des jungen Staats nicht in Unkunde bleibe. Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten. I. Allgemeines. Auswärtige Verhältnisse. Von der Botschaft (Message), womit der Präsident Martin van Buren die erste Session des sechsundzwanzigsten nordamerikanischen Congresses eröffnete, geben wir in Folgendem einen umfassenden Auszug. Sie ist, nach der Bemerkung Londoner Blätter, ein Actenstück, gegen dessen gehaltvolle Parrhesie englische Thronreden, wie die gestern mitgetheilte, die mehr und mehr zu einem förmlichen Pourparler oder Opus operatum herabsinken, freilich sehr im Schatten stehen. Die Botschaft lautet: "Mitbürger vom Senat und Repräsentantenhaus! Ich beklage bei dieser Gelegenheit, Ihnen nicht dazu Glück wünschen zu können, daß das eben ablaufende Jahr eines voll ungetrübten Gedeihens gewesen. Die Verheerungen des Feuers und der Seuche haben sonst blühende Gegenden unseres Vaterlands heimgesucht, und ernste Verwicklungen stören noch Handel und Gewerbe vieler unserer Städte. Aber dieser widrigen Umstände ungeachtet ist jener allgemeine Segen, der von dem Urheber alles Guten vordem so reichlich über uns ausgeschüttet ward, annoch der Art, daß er uns zum wärmsten Dankgebet auffordert. Insbesondere haben wir Grund, uns der fruchtbaren Ernten zu freuen, welche wohlangewandten Fleiß so verschwenderisch bezahlten und ihm jene sichere Belohnung zuwandten, die in visionären Speculationen vergebens gesucht wird. In der That, die von diesem Jahr gelieferten Beweise, wie schön sich dem Landwirth die treue Emsigkeit in seinem ehrenwerthen Berufe lohnt, hat mir einen ganz besonders erfreulichen Anblick gewährt. Kein Weg zum Privatwohlbefinden ist gewisser, keine Quelle der Nationalwohlfahrt sicherer. Kein schätzenswertheres Gut gibt es für ein Volk, wie für Individuen, als hinsichtlich des Brods, das man ißt, nicht von Andern abzuhängen, und jene erfreuliche Fülle, auf welcher das Glück eines Jeden so sehr beruht, ist nirgends mit solcher Zuversicht zu erwarten, als in dem Fleiße des Landwirths und dem Früchtesegen der Erde. - Unsere Verhältnisse zu auswärtigen Staaten bieten denselben günstigen Anblick dar, wie ich ihn in meiner letzten Jahresbotschaft geschildert, und geben fortwährend Zeugniß von der Weisheit der gerechten und nachsichtigen Friedenspolitik, die von der ersten Administration unserer Bundesregierung angenommen und von deren Nachfolgerinnen treu eingehalten wurde. Die durch eine Congreßacte mir anvertrauten außerordentlichen Vollmachten zur Vertheidigung des Landes für einen Nothfall, der insofern als wahrscheinlich betrachtet ward, daß man es rathsam fand, umfassende Abwehrmittel in die Hände der Executivgewalt zu legen, kamen nicht zur Ausübung. Sie waren daher von keinem andern Ergebniß begleitet, als daß sie durch das also zu mir gehegte Vertrauen das Pflichtgefühl in mir noch erhöhten, die Grundprincipien, die unsern Verkehr mit andern Nationen leiten, mit gewissenhafter Sorgfalt aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise hat in unsern schwebenden Fragen mit Großbritannien, aus denen diese ungewöhnliche Vollmachtenbewilligung floß, sich nichts ergeben, was deren Ausübung erfordert hätte, und nun diese Vollmachten an die Legislatur zurückgehen werden, hoff' ich zuversichtlich, daß keine künftige Nothwendigkeit deren wiederholte Uebertragung an eine andere Regierungsgewalt gebieten wird. Zur Festsetzung unserer nordöstlichen Gränze ist der von Großbritannien versprochene Vorschlag hinsichtlich einer Erforschungs- und Aufnahmscommission uns zugekommen,
Daß man in England und Frankreich so wenig mit dem Zustande und dem Fortschritt Griechenlands bekannt ist, gereicht ihnen wenig zur Ehre, nimmt uns aber nicht Wunder. Allein Deutschland hat keine Entschuldigung, wenn es über Griechenland unwissend ist, und aus Unwissenheit ungerecht wird und gar unedel. Denn wir nennen es unedel, einem früher bevorzugten, verzogenen Pflegekind seine Zuneigung zu entziehen aus keinem andern Grunde, als aus Unwissenheit. Es ist aber mit einem jungen Volk, wie mit dem jungen Menschen. Liebreiche freundliche Gesinnung im Kreise der Familie erleichtert die Erziehung und macht ihn besser. Wird er aber von allen Seiten lieblos gepufft und geknufft, stets mürrisch angesehen, ihm kein Vertrauen gezeigt, so wird er gar leicht gleichgültig gegen Andere, verstockt, geistig häßlich. Dieses Unschöne war nothwendig das Resultat der Volkserziehung, so lange der Grieche unter türkischer Herrschaft aufwuchs. Nie war es mehr verschwunden, als im ersten Jahr der Anwesenheit des Königs. Später sind freilich auch hier Leidenschaften wieder aufgewacht, und die schönen Regungen des Enthusiasmus sind nicht von beständiger Dauer. Das griechische Volk aber wird sich auch in moralischer wie in intellectueller Entwicklung seiner Väter würdig zeigen. Möge ihm der Sporn der Anerkennung bei andern nicht fehlen; möge es in seiner beneidenswerthen Jugend sich an das „jung gewohnt, alt gethan“ erinnern, und möge es, wie ein alter Weiser lehrte und wie sein junger König lebt, mit Freiheit das Beste zu erkennen streben und das erkannte Beste thun. Wer eine Stimme hat in Griechenland, der helfe dem Volk das Gute wissen, dann wird es sicher seine Jugend nicht verscherzen. – Andere, so hoffen wir, werden künftig durch treue und ausführliche Berichte sorgen, daß Deutschland über die Entwicklung des jungen Staats nicht in Unkunde bleibe. Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten. I. Allgemeines. Auswärtige Verhältnisse. Von der Botschaft (Message), womit der Präsident Martin van Buren die erste Session des sechsundzwanzigsten nordamerikanischen Congresses eröffnete, geben wir in Folgendem einen umfassenden Auszug. Sie ist, nach der Bemerkung Londoner Blätter, ein Actenstück, gegen dessen gehaltvolle Parrhesie englische Thronreden, wie die gestern mitgetheilte, die mehr und mehr zu einem förmlichen Pourparler oder Opus operatum herabsinken, freilich sehr im Schatten stehen. Die Botschaft lautet: „Mitbürger vom Senat und Repräsentantenhaus! Ich beklage bei dieser Gelegenheit, Ihnen nicht dazu Glück wünschen zu können, daß das eben ablaufende Jahr eines voll ungetrübten Gedeihens gewesen. Die Verheerungen des Feuers und der Seuche haben sonst blühende Gegenden unseres Vaterlands heimgesucht, und ernste Verwicklungen stören noch Handel und Gewerbe vieler unserer Städte. Aber dieser widrigen Umstände ungeachtet ist jener allgemeine Segen, der von dem Urheber alles Guten vordem so reichlich über uns ausgeschüttet ward, annoch der Art, daß er uns zum wärmsten Dankgebet auffordert. Insbesondere haben wir Grund, uns der fruchtbaren Ernten zu freuen, welche wohlangewandten Fleiß so verschwenderisch bezahlten und ihm jene sichere Belohnung zuwandten, die in visionären Speculationen vergebens gesucht wird. In der That, die von diesem Jahr gelieferten Beweise, wie schön sich dem Landwirth die treue Emsigkeit in seinem ehrenwerthen Berufe lohnt, hat mir einen ganz besonders erfreulichen Anblick gewährt. Kein Weg zum Privatwohlbefinden ist gewisser, keine Quelle der Nationalwohlfahrt sicherer. Kein schätzenswertheres Gut gibt es für ein Volk, wie für Individuen, als hinsichtlich des Brods, das man ißt, nicht von Andern abzuhängen, und jene erfreuliche Fülle, auf welcher das Glück eines Jeden so sehr beruht, ist nirgends mit solcher Zuversicht zu erwarten, als in dem Fleiße des Landwirths und dem Früchtesegen der Erde. – Unsere Verhältnisse zu auswärtigen Staaten bieten denselben günstigen Anblick dar, wie ich ihn in meiner letzten Jahresbotschaft geschildert, und geben fortwährend Zeugniß von der Weisheit der gerechten und nachsichtigen Friedenspolitik, die von der ersten Administration unserer Bundesregierung angenommen und von deren Nachfolgerinnen treu eingehalten wurde. Die durch eine Congreßacte mir anvertrauten außerordentlichen Vollmachten zur Vertheidigung des Landes für einen Nothfall, der insofern als wahrscheinlich betrachtet ward, daß man es rathsam fand, umfassende Abwehrmittel in die Hände der Executivgewalt zu legen, kamen nicht zur Ausübung. Sie waren daher von keinem andern Ergebniß begleitet, als daß sie durch das also zu mir gehegte Vertrauen das Pflichtgefühl in mir noch erhöhten, die Grundprincipien, die unsern Verkehr mit andern Nationen leiten, mit gewissenhafter Sorgfalt aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise hat in unsern schwebenden Fragen mit Großbritannien, aus denen diese ungewöhnliche Vollmachtenbewilligung floß, sich nichts ergeben, was deren Ausübung erfordert hätte, und nun diese Vollmachten an die Legislatur zurückgehen werden, hoff' ich zuversichtlich, daß keine künftige Nothwendigkeit deren wiederholte Uebertragung an eine andere Regierungsgewalt gebieten wird. 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Wir haben keine landsmannschaftliche Verpflichtung, weder die Griechen noch die Bayern, noch die Regentschaft zu loben: allein wir haben immer die Beschuldigungen, welche auf unjustificirbaren Gebrauch der Staatsgelder hindeuteten, für unbewiesene gehässige Verleumdungen gehalten. Wir gedenken zwar nicht Alles zu loben, was durch die Regentschaft geschehen, allein da es in neuerer Zeit Mode geworden ist, das Thun der Regentschaft und der Bayern in Griechenland herabzuwürdigen, als hätten sie einestheils Alles bavarisirt, und als wäre anderntheils Alles, was sie gethan, verfehlt, so möge auch einmal gesagt werden, daß das eine so unwahr ist als das andere. Die Institutionen und Gesetze, welche die Regentschaft Griechenland hinterlassen, sind ein in völligen Besitz übergegangener Schatz, den es um viele Millionen nicht hingeben wird, und die ganze Entwickelung Griechenlands hat gekeimt und blüht fort in demselben Sinn und Geist, der – wenn man durchaus diesen falschen Namen will – der die bayerische Regierung in Griechenland von Anfang an beseelte. Alle Widersprüche und Zänkereien haben nur Nebendinge betroffen. Selbstständigkeit des Staats und möglichste Entwickelung der materiellen und intellectuellen Kräfte des Volks waren das Ziel des Königs Otto, sowohl früher, als Andere in seinem Namen regierten, wie heute, da er selbst am Steuer steht.</p><lb/> <p>Daß man in England und Frankreich so wenig mit dem Zustande und dem Fortschritt Griechenlands bekannt ist, gereicht ihnen wenig zur Ehre, nimmt uns aber nicht Wunder. Allein Deutschland hat keine Entschuldigung, wenn es über Griechenland unwissend ist, und aus Unwissenheit ungerecht wird und gar unedel. Denn wir nennen es unedel, einem früher bevorzugten, verzogenen Pflegekind seine Zuneigung zu entziehen aus keinem andern Grunde, als aus Unwissenheit. Es ist aber mit einem jungen Volk, wie mit dem jungen Menschen. Liebreiche freundliche Gesinnung im Kreise der Familie erleichtert die Erziehung und macht ihn besser. Wird er aber von allen Seiten lieblos gepufft und geknufft, stets mürrisch angesehen, ihm kein Vertrauen gezeigt, so wird er gar leicht gleichgültig gegen Andere, verstockt, geistig häßlich. Dieses Unschöne war nothwendig das Resultat der Volkserziehung, so lange der Grieche unter türkischer Herrschaft aufwuchs. Nie war es mehr verschwunden, als im ersten Jahr der Anwesenheit des Königs. Später sind freilich auch hier Leidenschaften wieder aufgewacht, und die schönen Regungen des Enthusiasmus sind nicht von beständiger Dauer. Das griechische Volk aber wird sich auch in moralischer wie in intellectueller Entwicklung seiner Väter würdig zeigen. Möge ihm der Sporn der Anerkennung bei andern nicht fehlen; möge es in seiner beneidenswerthen Jugend sich an das „jung gewohnt, alt gethan“ erinnern, und möge es, wie ein alter Weiser lehrte und wie sein junger König lebt, mit Freiheit das Beste zu erkennen streben und das erkannte Beste thun. 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Sie ist, nach der Bemerkung Londoner Blätter, ein Actenstück, gegen dessen gehaltvolle Parrhesie englische Thronreden, wie die gestern mitgetheilte, die mehr und mehr zu einem förmlichen Pourparler oder Opus operatum herabsinken, freilich sehr im Schatten stehen. Die Botschaft lautet: „Mitbürger vom Senat und Repräsentantenhaus! Ich beklage bei dieser Gelegenheit, Ihnen nicht dazu Glück wünschen zu können, daß das eben ablaufende Jahr eines voll ungetrübten Gedeihens gewesen. Die Verheerungen des Feuers und der Seuche haben sonst blühende Gegenden unseres Vaterlands heimgesucht, und ernste Verwicklungen stören noch Handel und Gewerbe vieler unserer Städte. Aber dieser widrigen Umstände ungeachtet ist jener allgemeine Segen, der von dem Urheber alles Guten vordem so reichlich über uns ausgeschüttet ward, annoch der Art, daß er uns zum wärmsten Dankgebet auffordert. Insbesondere haben wir Grund, uns der fruchtbaren Ernten zu freuen, welche wohlangewandten Fleiß so verschwenderisch bezahlten und ihm jene sichere Belohnung zuwandten, die in visionären Speculationen vergebens gesucht wird. In der That, die von diesem Jahr gelieferten Beweise, wie schön sich dem Landwirth die treue Emsigkeit in seinem ehrenwerthen Berufe lohnt, hat mir einen ganz besonders erfreulichen Anblick gewährt. Kein Weg zum Privatwohlbefinden ist gewisser, keine Quelle der Nationalwohlfahrt sicherer. Kein schätzenswertheres Gut gibt es für ein Volk, wie für Individuen, als hinsichtlich des Brods, das man ißt, nicht von Andern abzuhängen, und jene erfreuliche Fülle, auf welcher das Glück eines Jeden so sehr beruht, ist nirgends mit solcher Zuversicht zu erwarten, als in dem Fleiße des Landwirths und dem Früchtesegen der Erde. – Unsere Verhältnisse zu <hi rendition="#g">auswärtigen Staaten</hi> bieten denselben günstigen Anblick dar, wie ich ihn in meiner letzten Jahresbotschaft geschildert, und geben fortwährend Zeugniß von der Weisheit der gerechten und nachsichtigen Friedenspolitik, die von der ersten Administration unserer Bundesregierung angenommen und von deren Nachfolgerinnen treu eingehalten wurde. Die durch eine Congreßacte mir anvertrauten außerordentlichen Vollmachten zur Vertheidigung des Landes für einen Nothfall, der insofern als wahrscheinlich betrachtet ward, daß man es rathsam fand, umfassende Abwehrmittel in die Hände der Executivgewalt zu legen, kamen nicht zur Ausübung. Sie waren daher von keinem andern Ergebniß begleitet, als daß sie durch das also zu mir gehegte Vertrauen das Pflichtgefühl in mir noch erhöhten, die Grundprincipien, die unsern Verkehr mit andern Nationen leiten, mit gewissenhafter Sorgfalt aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise hat in unsern schwebenden Fragen mit <hi rendition="#g">Großbritannien</hi>, aus denen diese ungewöhnliche Vollmachtenbewilligung floß, sich nichts ergeben, was deren Ausübung erfordert hätte, und nun diese Vollmachten an die Legislatur zurückgehen werden, hoff' ich zuversichtlich, daß keine künftige Nothwendigkeit deren wiederholte Uebertragung an eine andere Regierungsgewalt gebieten wird. 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Daß man in England und Frankreich so wenig mit dem Zustande und dem Fortschritt Griechenlands bekannt ist, gereicht ihnen wenig zur Ehre, nimmt uns aber nicht Wunder. Allein Deutschland hat keine Entschuldigung, wenn es über Griechenland unwissend ist, und aus Unwissenheit ungerecht wird und gar unedel. Denn wir nennen es unedel, einem früher bevorzugten, verzogenen Pflegekind seine Zuneigung zu entziehen aus keinem andern Grunde, als aus Unwissenheit. Es ist aber mit einem jungen Volk, wie mit dem jungen Menschen. Liebreiche freundliche Gesinnung im Kreise der Familie erleichtert die Erziehung und macht ihn besser. Wird er aber von allen Seiten lieblos gepufft und geknufft, stets mürrisch angesehen, ihm kein Vertrauen gezeigt, so wird er gar leicht gleichgültig gegen Andere, verstockt, geistig häßlich. Dieses Unschöne war nothwendig das Resultat der Volkserziehung, so lange der Grieche unter türkischer Herrschaft aufwuchs. Nie war es mehr verschwunden, als im ersten Jahr der Anwesenheit des Königs. Später sind freilich auch hier Leidenschaften wieder aufgewacht, und die schönen Regungen des Enthusiasmus sind nicht von beständiger Dauer. Das griechische Volk aber wird sich auch in moralischer wie in intellectueller Entwicklung seiner Väter würdig zeigen. Möge ihm der Sporn der Anerkennung bei andern nicht fehlen; möge es in seiner beneidenswerthen Jugend sich an das „jung gewohnt, alt gethan“ erinnern, und möge es, wie ein alter Weiser lehrte und wie sein junger König lebt, mit Freiheit das Beste zu erkennen streben und das erkannte Beste thun. Wer eine Stimme hat in Griechenland, der helfe dem Volk das Gute wissen, dann wird es sicher seine Jugend nicht verscherzen. – Andere, so hoffen wir, werden künftig durch treue und ausführliche Berichte sorgen, daß Deutschland über die Entwicklung des jungen Staats nicht in Unkunde bleibe.
Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
I. Allgemeines. Auswärtige Verhältnisse.
Von der Botschaft (Message), womit der Präsident Martin van Buren die erste Session des sechsundzwanzigsten nordamerikanischen Congresses eröffnete, geben wir in Folgendem einen umfassenden Auszug. Sie ist, nach der Bemerkung Londoner Blätter, ein Actenstück, gegen dessen gehaltvolle Parrhesie englische Thronreden, wie die gestern mitgetheilte, die mehr und mehr zu einem förmlichen Pourparler oder Opus operatum herabsinken, freilich sehr im Schatten stehen. Die Botschaft lautet: „Mitbürger vom Senat und Repräsentantenhaus! Ich beklage bei dieser Gelegenheit, Ihnen nicht dazu Glück wünschen zu können, daß das eben ablaufende Jahr eines voll ungetrübten Gedeihens gewesen. Die Verheerungen des Feuers und der Seuche haben sonst blühende Gegenden unseres Vaterlands heimgesucht, und ernste Verwicklungen stören noch Handel und Gewerbe vieler unserer Städte. Aber dieser widrigen Umstände ungeachtet ist jener allgemeine Segen, der von dem Urheber alles Guten vordem so reichlich über uns ausgeschüttet ward, annoch der Art, daß er uns zum wärmsten Dankgebet auffordert. Insbesondere haben wir Grund, uns der fruchtbaren Ernten zu freuen, welche wohlangewandten Fleiß so verschwenderisch bezahlten und ihm jene sichere Belohnung zuwandten, die in visionären Speculationen vergebens gesucht wird. In der That, die von diesem Jahr gelieferten Beweise, wie schön sich dem Landwirth die treue Emsigkeit in seinem ehrenwerthen Berufe lohnt, hat mir einen ganz besonders erfreulichen Anblick gewährt. Kein Weg zum Privatwohlbefinden ist gewisser, keine Quelle der Nationalwohlfahrt sicherer. Kein schätzenswertheres Gut gibt es für ein Volk, wie für Individuen, als hinsichtlich des Brods, das man ißt, nicht von Andern abzuhängen, und jene erfreuliche Fülle, auf welcher das Glück eines Jeden so sehr beruht, ist nirgends mit solcher Zuversicht zu erwarten, als in dem Fleiße des Landwirths und dem Früchtesegen der Erde. – Unsere Verhältnisse zu auswärtigen Staaten bieten denselben günstigen Anblick dar, wie ich ihn in meiner letzten Jahresbotschaft geschildert, und geben fortwährend Zeugniß von der Weisheit der gerechten und nachsichtigen Friedenspolitik, die von der ersten Administration unserer Bundesregierung angenommen und von deren Nachfolgerinnen treu eingehalten wurde. Die durch eine Congreßacte mir anvertrauten außerordentlichen Vollmachten zur Vertheidigung des Landes für einen Nothfall, der insofern als wahrscheinlich betrachtet ward, daß man es rathsam fand, umfassende Abwehrmittel in die Hände der Executivgewalt zu legen, kamen nicht zur Ausübung. Sie waren daher von keinem andern Ergebniß begleitet, als daß sie durch das also zu mir gehegte Vertrauen das Pflichtgefühl in mir noch erhöhten, die Grundprincipien, die unsern Verkehr mit andern Nationen leiten, mit gewissenhafter Sorgfalt aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise hat in unsern schwebenden Fragen mit Großbritannien, aus denen diese ungewöhnliche Vollmachtenbewilligung floß, sich nichts ergeben, was deren Ausübung erfordert hätte, und nun diese Vollmachten an die Legislatur zurückgehen werden, hoff' ich zuversichtlich, daß keine künftige Nothwendigkeit deren wiederholte Uebertragung an eine andere Regierungsgewalt gebieten wird. Zur Festsetzung unserer nordöstlichen Gränze ist der von Großbritannien versprochene Vorschlag hinsichtlich einer Erforschungs- und Aufnahmscommission uns zugekommen,
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