Allgemeine Zeitung. Nr. 25. Augsburg, 25. Januar 1840.
(Fortsetzung folgt.) Spanien. Madrid, 10 Jan. Gestern früh traf ein Courier aus dem Hauptquartier Espartero's hier ein. Das Eco del Comercio behauptete, mit demselben Briefe erhalten zu haben, denen zufolge Cabrera am 3 verschieden sey, und Llangostera sich mit dem Herzog de la Victoria in Verbindung gesetzt habe. Ein ministerielles Abendblatt meldet, Berichte gleichen Inhalts empfangen zu haben, und der englische Geschäftsträger erhielt von Seite des in Espartero's Hauptquartier befindlichen großbritannischen Obristen Lynn die Anzeige, jener General habe Kundschafter nach Herves, wo Cabrera krank darnieder lag, abgeschickt, und diese seyen mit der Nachricht, der berühmte Feldherr der Carlisten sey wirklich gestorben, zurückgekommen. Andere sehr glaubwürdige, auf demselben Weg eingetroffene Berichte, die ich gesehen, melden dagegen nur, daß Espartero Spione abgeschickt habe, um Erkundigungen über den Zustand Cabrera's einzuziehen, daß aber diese Kundschafter am 5 noch nicht zurückgekommen wären. Da die Gaceta von heute gänzliches Stillschweigen beobachtet, so ist wohl die Nachricht von dem Ableben Cabrera's bis jetzt als voreilig zu betrachten. Der Brigadier Linage hat an das Eco del Comercio eine neue Erklärung gerichtet, in welcher er die von dem französischen Blatte "la Presse" (vom 28 v. M.) aufgestellte Behauptung, als ob er durch den englischen Obristen Wylde 2000 Piaster erhalten habe, um den vielbesprochenen Artikel im Namen Espartero's abzufassen, als eine Verleumdung bezeichnet. Es bedurfte wohl kaum einer solchen Widerlegung, da der Obrist Wylde bereits vier Wochen ehe der erste Artikel des Brigadier Linage erschien, die Halbinsel verlassen hatte. Die Urheber jener Verleumdung können nur ihrer eigenen Sache schaden, da nicht nur Linage, sondern auch Espartero selbst nunmehr auf eine rohe Weise gereizt, und zur Erneuerung des Streites hervorgerufen sind. Mit Recht hält sich auch die englische Gesandtschaft, die in diese Verleumdung hineingezogen worden ist, für verletzt. Das gute Vernehmen, welches zwischen Hrn. Jermingham und dem französischen Botschafter stattfindet, ist jedoch zu fest begründet, um durch ähnliche Versuche übelwollender Intriganten erschüttert werden zu können. Beide Diplomaten haben von Seite ihrer respectiven Höfe die bestimmte Vorschrift erhalten, in freundschaftlichem wechselseitigem Einverständniß auf die Befestigung des Friedens und der Ordnung in Spanien hinzuarbeiten, und jeder Unbefangene wird zugeben, daß nur durch solche gemeinschaftliche Anstrengungen ein so wünschenswerthes Ziel zu erreichen ist. Die Zügellosigkeit der hiesigen periodischen Presse verfehlt nicht minder ihren Zweck: sie flößt Widerwillen und Verachtung gegen die Urheber dieses schändlichen Mißbrauchs ein, und die Personen, welche die Verleumdung der Anarchisten sich zu Opfern aussucht, stellen sich unter den Schutz der wahren Organe der öffentlichen Meinung, und geben ihre Gegner der Verachtung Preis. Bereits ist es zu Thätlichkeiten auf den Straßen gekommen, da die Redacteure der anarchischen Blätter sich weigern, auf ehrenvollerem Wege Genugthuung zu leisten, vermuthlich um sich von dem Verdacht zu reinigen, als ob sie blutdürstige Gesinnungen hegten. Dabei zeigt täglich die Erfahrung, daß die constitutionellen Rigoristen sogleich zu Despoten werden, wenn sie selbst den praktischen Versuch machen, innerhalb der Vorschriften der Verfassung zu regieren. Der General Seoane, einer der Vertreter der exaltirten Partei in den Cortes, der Ankläger der Belagerungszustände, der nach Catalonien ging, um, wie er sagte, diese Provinz von der Tyrannei des Barons Meer zu befreien und sie durch die Wohlthaten der Verfassung zu beglücken, schrieb schon im vorigen October von dort an die Regierung, die Catalonier könnten nur mit dem Stock (con el palo) regiert werden, ihre Gemüther seyen zu Geld erstarrt, und nur durch Fortsetzung des von dem Baron Meer eingeführten Willkürsystems sey es möglich, ihrer Herr zu bleiben. Die Gegner des Generals haben sich diesen Brief zu verschaffen gewußt, und ihn veröffentlicht; damit ist es um seine politische Bedeutung unwiederbringlich geschehen. Selbst die Exaltirten geben durch Stillschweigen ihre Beschämung zu erkennen. - Ich vergaß, Ihnen in meinem letzten Briefe zu melden, daß der englische Geschäftsträger sich auch zu dem Hrn. Perez de Castro begab, und ihn im Namen Lord Palmerstons befragte, ob die spanische Regierung eine Vermählung der Königin Isabelle mit einem der Söhne des Königs der Franzosen beabsichtige. Der Ministerpräsident ertheilte dieselbe verneinende Antwort, welche der französische Botschafter gegeben hatte. Der Grund dieser Anfragen scheint in einem Gerüchte zu liegen, welches den Grafen Toreno bei seiner Abreise von Paris als den mit einer solchen Unterhandlung Beauftragten bezeichnete. - Der k. niederländische Geschäftsträger, Baron v. Grovestins, überreichte am 6 sein Beglaubigungsschreiben an den Ministerpräsidenten, und hatte vorgestern die Ehre, Ihrer Maj. der Königin Regentin in einer ihm ertheilten Privataudienz mündlich die freundschaftlichen Gesinnungen Sr. Maj. des Königs der Niederlande darzulegen. - Der Baron Ment van Hoorn ist dem hiesigen belgischen Geschäftsträger als Attache beigegeben worden. - Der Secretär der hiesigen brasilischen Gesandtschaft, Hr. Carvalho, wird von hier als Generalconsul und einstweiliger Geschäftsträger nach Kopenhagen gehen, und dagegen Hr. Amaral hier an seine Stelle treten. Madrid, 11 Jan. Diesen Morgen trafen Nachrichten aus Mas de las Matas vom 7 ein. Es herrschte dort noch immer dieselbe Ungewißheit über den Zustand Cabrera's, nur glaubte man mit Bestimmtheit versichern zu können, er sey krank von Herves nach Morella gebracht worden. Der General D. Diego Leon, Graf v. Belascoain, wird hier in Madrid erwartet. In der Nacht vom 2 suchten die Carlisten unter Forcadell sich des befestigten Städtchens Onda in der Provinz Castellon zu bemächtigen, wurden jedoch zurückgeschlagen. O'Donnell hat seit dem 3 sein Hauptquartier wieder in Teruel. - Seit längerer Zeit arbeitet man hier im Finanzministerium an der Abfassung eines neuen Zolltarifs, und man versichert mich, die Regierung beabsichtige denjenigen Mächten, welche bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tarifes Isabellen II als Königin von Spanien anerkannt haben werden, gewisse Begünstigungen zuzugestehen. - Diesen Vormittag erschien der General Maroto zum erstenmal in der englischen Gesandtschaft und besuchte Hrn. Southern, ohne sich jedoch dem Geschäftsträger, Hrn. Jermingham, vorstellen zu lassen. Großbritannien. London, 16 Jan. Die amtliche Gazette vom 14 Jan. enthält die wichtige Bekanntmachung, daß unter dem Titel "the Colonial Land and Emigration Board" ein Commissionsbureau zur Beaufsichtigung des Verkaufs der wüsten Kronländereien in den brittischen Colonien an Auswanderer, und der Beförderung dieser nach den Colonien errichtet worden ist. Die ernannten Commissarien sind T. F. Elliot und R. Torrens Esqs., nebst dem
(Fortsetzung folgt.) Spanien. Madrid, 10 Jan. Gestern früh traf ein Courier aus dem Hauptquartier Espartero's hier ein. Das Eco del Comercio behauptete, mit demselben Briefe erhalten zu haben, denen zufolge Cabrera am 3 verschieden sey, und Llangostera sich mit dem Herzog de la Victoria in Verbindung gesetzt habe. Ein ministerielles Abendblatt meldet, Berichte gleichen Inhalts empfangen zu haben, und der englische Geschäftsträger erhielt von Seite des in Espartero's Hauptquartier befindlichen großbritannischen Obristen Lynn die Anzeige, jener General habe Kundschafter nach Herves, wo Cabrera krank darnieder lag, abgeschickt, und diese seyen mit der Nachricht, der berühmte Feldherr der Carlisten sey wirklich gestorben, zurückgekommen. Andere sehr glaubwürdige, auf demselben Weg eingetroffene Berichte, die ich gesehen, melden dagegen nur, daß Espartero Spione abgeschickt habe, um Erkundigungen über den Zustand Cabrera's einzuziehen, daß aber diese Kundschafter am 5 noch nicht zurückgekommen wären. Da die Gaceta von heute gänzliches Stillschweigen beobachtet, so ist wohl die Nachricht von dem Ableben Cabrera's bis jetzt als voreilig zu betrachten. Der Brigadier Linage hat an das Eco del Comercio eine neue Erklärung gerichtet, in welcher er die von dem französischen Blatte „la Presse“ (vom 28 v. M.) aufgestellte Behauptung, als ob er durch den englischen Obristen Wylde 2000 Piaster erhalten habe, um den vielbesprochenen Artikel im Namen Espartero's abzufassen, als eine Verleumdung bezeichnet. Es bedurfte wohl kaum einer solchen Widerlegung, da der Obrist Wylde bereits vier Wochen ehe der erste Artikel des Brigadier Linage erschien, die Halbinsel verlassen hatte. Die Urheber jener Verleumdung können nur ihrer eigenen Sache schaden, da nicht nur Linage, sondern auch Espartero selbst nunmehr auf eine rohe Weise gereizt, und zur Erneuerung des Streites hervorgerufen sind. Mit Recht hält sich auch die englische Gesandtschaft, die in diese Verleumdung hineingezogen worden ist, für verletzt. Das gute Vernehmen, welches zwischen Hrn. Jermingham und dem französischen Botschafter stattfindet, ist jedoch zu fest begründet, um durch ähnliche Versuche übelwollender Intriganten erschüttert werden zu können. Beide Diplomaten haben von Seite ihrer respectiven Höfe die bestimmte Vorschrift erhalten, in freundschaftlichem wechselseitigem Einverständniß auf die Befestigung des Friedens und der Ordnung in Spanien hinzuarbeiten, und jeder Unbefangene wird zugeben, daß nur durch solche gemeinschaftliche Anstrengungen ein so wünschenswerthes Ziel zu erreichen ist. Die Zügellosigkeit der hiesigen periodischen Presse verfehlt nicht minder ihren Zweck: sie flößt Widerwillen und Verachtung gegen die Urheber dieses schändlichen Mißbrauchs ein, und die Personen, welche die Verleumdung der Anarchisten sich zu Opfern aussucht, stellen sich unter den Schutz der wahren Organe der öffentlichen Meinung, und geben ihre Gegner der Verachtung Preis. Bereits ist es zu Thätlichkeiten auf den Straßen gekommen, da die Redacteure der anarchischen Blätter sich weigern, auf ehrenvollerem Wege Genugthuung zu leisten, vermuthlich um sich von dem Verdacht zu reinigen, als ob sie blutdürstige Gesinnungen hegten. Dabei zeigt täglich die Erfahrung, daß die constitutionellen Rigoristen sogleich zu Despoten werden, wenn sie selbst den praktischen Versuch machen, innerhalb der Vorschriften der Verfassung zu regieren. Der General Seoane, einer der Vertreter der exaltirten Partei in den Cortes, der Ankläger der Belagerungszustände, der nach Catalonien ging, um, wie er sagte, diese Provinz von der Tyrannei des Barons Meer zu befreien und sie durch die Wohlthaten der Verfassung zu beglücken, schrieb schon im vorigen October von dort an die Regierung, die Catalonier könnten nur mit dem Stock (con el palo) regiert werden, ihre Gemüther seyen zu Geld erstarrt, und nur durch Fortsetzung des von dem Baron Meer eingeführten Willkürsystems sey es möglich, ihrer Herr zu bleiben. Die Gegner des Generals haben sich diesen Brief zu verschaffen gewußt, und ihn veröffentlicht; damit ist es um seine politische Bedeutung unwiederbringlich geschehen. Selbst die Exaltirten geben durch Stillschweigen ihre Beschämung zu erkennen. – Ich vergaß, Ihnen in meinem letzten Briefe zu melden, daß der englische Geschäftsträger sich auch zu dem Hrn. Perez de Castro begab, und ihn im Namen Lord Palmerstons befragte, ob die spanische Regierung eine Vermählung der Königin Isabelle mit einem der Söhne des Königs der Franzosen beabsichtige. Der Ministerpräsident ertheilte dieselbe verneinende Antwort, welche der französische Botschafter gegeben hatte. Der Grund dieser Anfragen scheint in einem Gerüchte zu liegen, welches den Grafen Toreno bei seiner Abreise von Paris als den mit einer solchen Unterhandlung Beauftragten bezeichnete. – Der k. niederländische Geschäftsträger, Baron v. Grovestins, überreichte am 6 sein Beglaubigungsschreiben an den Ministerpräsidenten, und hatte vorgestern die Ehre, Ihrer Maj. der Königin Regentin in einer ihm ertheilten Privataudienz mündlich die freundschaftlichen Gesinnungen Sr. Maj. des Königs der Niederlande darzulegen. – Der Baron Ment van Hoorn ist dem hiesigen belgischen Geschäftsträger als Attaché beigegeben worden. – Der Secretär der hiesigen brasilischen Gesandtschaft, Hr. Carvalho, wird von hier als Generalconsul und einstweiliger Geschäftsträger nach Kopenhagen gehen, und dagegen Hr. Amaral hier an seine Stelle treten. Madrid, 11 Jan. Diesen Morgen trafen Nachrichten aus Mas de las Matas vom 7 ein. Es herrschte dort noch immer dieselbe Ungewißheit über den Zustand Cabrera's, nur glaubte man mit Bestimmtheit versichern zu können, er sey krank von Herves nach Morella gebracht worden. Der General D. Diego Leon, Graf v. Belascoain, wird hier in Madrid erwartet. In der Nacht vom 2 suchten die Carlisten unter Forcadell sich des befestigten Städtchens Onda in der Provinz Castellon zu bemächtigen, wurden jedoch zurückgeschlagen. O'Donnell hat seit dem 3 sein Hauptquartier wieder in Teruel. – Seit längerer Zeit arbeitet man hier im Finanzministerium an der Abfassung eines neuen Zolltarifs, und man versichert mich, die Regierung beabsichtige denjenigen Mächten, welche bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tarifes Isabellen II als Königin von Spanien anerkannt haben werden, gewisse Begünstigungen zuzugestehen. – Diesen Vormittag erschien der General Maroto zum erstenmal in der englischen Gesandtschaft und besuchte Hrn. Southern, ohne sich jedoch dem Geschäftsträger, Hrn. Jermingham, vorstellen zu lassen. Großbritannien. London, 16 Jan. Die amtliche Gazette vom 14 Jan. enthält die wichtige Bekanntmachung, daß unter dem Titel „the Colonial Land and Emigration Board“ ein Commissionsbureau zur Beaufsichtigung des Verkaufs der wüsten Kronländereien in den brittischen Colonien an Auswanderer, und der Beförderung dieser nach den Colonien errichtet worden ist. Die ernannten Commissarien sind T. F. Elliot und R. Torrens Esqs., nebst dem <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="0195"/><lb/> gestütztes Bündniß zu brechen und nach dem Bruche den preisgegebenen Freund der Macht zuzuführen, zu deren Beschränkung man mit ihm verbunden war.</p><lb/> <p>(Fortsetzung folgt.)</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Spanien</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <byline>☉</byline> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 10 Jan.</dateline> <p> Gestern früh traf ein Courier aus dem Hauptquartier Espartero's hier ein. Das Eco del Comercio behauptete, mit demselben Briefe erhalten zu haben, denen zufolge Cabrera am 3 verschieden sey, und Llangostera sich mit dem Herzog de la Victoria in Verbindung gesetzt habe. Ein ministerielles Abendblatt meldet, Berichte gleichen Inhalts empfangen zu haben, und der englische Geschäftsträger erhielt von Seite des in Espartero's Hauptquartier befindlichen großbritannischen Obristen Lynn die Anzeige, jener General habe Kundschafter nach Herves, wo Cabrera krank darnieder lag, abgeschickt, und diese seyen mit der Nachricht, der berühmte Feldherr der Carlisten sey wirklich gestorben, zurückgekommen. Andere sehr glaubwürdige, auf demselben Weg eingetroffene Berichte, die ich gesehen, melden dagegen nur, daß Espartero Spione abgeschickt habe, um Erkundigungen über den Zustand Cabrera's einzuziehen, daß aber diese Kundschafter am 5 noch nicht zurückgekommen wären. Da die Gaceta von heute gänzliches Stillschweigen beobachtet, so ist wohl die Nachricht von dem Ableben Cabrera's bis jetzt als voreilig zu betrachten. Der Brigadier Linage hat an das Eco del Comercio eine neue Erklärung gerichtet, in welcher er die von dem französischen Blatte „la Presse“ (vom 28 v. M.) aufgestellte Behauptung, als ob er durch den englischen Obristen Wylde 2000 Piaster erhalten habe, um den vielbesprochenen Artikel im Namen Espartero's abzufassen, als eine Verleumdung bezeichnet. Es bedurfte wohl kaum einer solchen Widerlegung, da der Obrist Wylde bereits vier Wochen ehe der erste Artikel des Brigadier Linage erschien, die Halbinsel verlassen hatte. Die Urheber jener Verleumdung können nur ihrer eigenen Sache schaden, da nicht nur Linage, sondern auch Espartero selbst nunmehr auf eine rohe Weise gereizt, und zur Erneuerung des Streites hervorgerufen sind. Mit Recht hält sich auch die englische Gesandtschaft, die in diese Verleumdung hineingezogen worden ist, für verletzt. Das gute Vernehmen, welches zwischen Hrn. Jermingham und dem französischen Botschafter stattfindet, ist jedoch zu fest begründet, um durch ähnliche Versuche übelwollender Intriganten erschüttert werden zu können. Beide Diplomaten haben von Seite ihrer respectiven Höfe die bestimmte Vorschrift erhalten, in freundschaftlichem wechselseitigem Einverständniß auf die Befestigung des Friedens und der Ordnung in Spanien hinzuarbeiten, und jeder Unbefangene wird zugeben, daß nur durch solche gemeinschaftliche Anstrengungen ein so wünschenswerthes Ziel zu erreichen ist. Die Zügellosigkeit der hiesigen periodischen Presse verfehlt nicht minder ihren Zweck: sie flößt Widerwillen und Verachtung gegen die Urheber dieses schändlichen Mißbrauchs ein, und die Personen, welche die Verleumdung der Anarchisten sich zu Opfern aussucht, stellen sich unter den Schutz der wahren Organe der öffentlichen Meinung, und geben ihre Gegner der Verachtung Preis. Bereits ist es zu Thätlichkeiten auf den Straßen gekommen, da die Redacteure der anarchischen Blätter sich weigern, auf ehrenvollerem Wege Genugthuung zu leisten, vermuthlich um sich von dem Verdacht zu reinigen, als ob sie blutdürstige Gesinnungen hegten. Dabei zeigt täglich die Erfahrung, daß die constitutionellen Rigoristen sogleich zu Despoten werden, wenn sie selbst den praktischen Versuch machen, innerhalb der Vorschriften der Verfassung zu regieren. Der General Seoane, einer der Vertreter der exaltirten Partei in den Cortes, der Ankläger der Belagerungszustände, der nach Catalonien ging, um, wie er sagte, diese Provinz von der Tyrannei des Barons Meer zu befreien und sie durch die Wohlthaten der Verfassung zu beglücken, schrieb schon im vorigen October von dort an die Regierung, die Catalonier könnten nur mit dem Stock (con el palo) regiert werden, ihre Gemüther seyen zu Geld erstarrt, und nur durch Fortsetzung des von dem Baron Meer eingeführten Willkürsystems sey es möglich, ihrer Herr zu bleiben. Die Gegner des Generals haben sich diesen Brief zu verschaffen gewußt, und ihn veröffentlicht; damit ist es um seine politische Bedeutung unwiederbringlich geschehen. Selbst die Exaltirten geben durch Stillschweigen ihre Beschämung zu erkennen. – Ich vergaß, Ihnen in meinem letzten Briefe zu melden, daß der englische Geschäftsträger sich auch zu dem Hrn. Perez de Castro begab, und ihn im Namen Lord Palmerstons befragte, ob die spanische Regierung eine Vermählung der Königin Isabelle mit einem der Söhne des Königs der Franzosen beabsichtige. Der Ministerpräsident ertheilte dieselbe verneinende Antwort, welche der französische Botschafter gegeben hatte. Der Grund dieser Anfragen scheint in einem Gerüchte zu liegen, welches den Grafen Toreno bei seiner Abreise von Paris als den mit einer solchen Unterhandlung Beauftragten bezeichnete. – Der k. niederländische Geschäftsträger, Baron v. Grovestins, überreichte am 6 sein Beglaubigungsschreiben an den Ministerpräsidenten, und hatte vorgestern die Ehre, Ihrer Maj. der Königin Regentin in einer ihm ertheilten Privataudienz mündlich die freundschaftlichen Gesinnungen Sr. Maj. des Königs der Niederlande darzulegen. – Der Baron Ment van Hoorn ist dem hiesigen belgischen Geschäftsträger als Attaché beigegeben worden. – Der Secretär der hiesigen brasilischen Gesandtschaft, Hr. Carvalho, wird von hier als Generalconsul und einstweiliger Geschäftsträger nach Kopenhagen gehen, und dagegen Hr. Amaral hier an seine Stelle treten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <byline>☉</byline> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 11 Jan.</dateline> <p> Diesen Morgen trafen Nachrichten aus Mas de las Matas vom 7 ein. Es herrschte dort noch immer dieselbe Ungewißheit über den Zustand Cabrera's, nur glaubte man mit Bestimmtheit versichern zu können, er sey krank von Herves nach Morella gebracht worden. Der General D. Diego Leon, Graf v. Belascoain, wird hier in Madrid erwartet. In der Nacht vom 2 suchten die Carlisten unter Forcadell sich des befestigten Städtchens Onda in der Provinz Castellon zu bemächtigen, wurden jedoch zurückgeschlagen. O'Donnell hat seit dem 3 sein Hauptquartier wieder in Teruel. –</p><lb/> <p>Seit längerer Zeit arbeitet man hier im Finanzministerium an der Abfassung eines neuen Zolltarifs, und man versichert mich, die Regierung beabsichtige denjenigen Mächten, welche bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tarifes Isabellen II als Königin von Spanien anerkannt haben werden, gewisse Begünstigungen zuzugestehen. – Diesen Vormittag erschien der General Maroto zum erstenmal in der englischen Gesandtschaft und besuchte Hrn. Southern, ohne sich jedoch dem Geschäftsträger, Hrn. Jermingham, vorstellen zu lassen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <byline>∸</byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 16 Jan.</dateline> <p> Die amtliche <hi rendition="#g">Gazette</hi> vom 14 Jan. enthält die wichtige Bekanntmachung, daß unter dem Titel „the Colonial Land and Emigration Board“ ein Commissionsbureau zur Beaufsichtigung des Verkaufs der wüsten Kronländereien in den brittischen Colonien an Auswanderer, und der Beförderung dieser nach den Colonien errichtet worden ist. Die ernannten Commissarien sind T. F. Elliot und R. Torrens Esqs., nebst dem<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0195/0011]
gestütztes Bündniß zu brechen und nach dem Bruche den preisgegebenen Freund der Macht zuzuführen, zu deren Beschränkung man mit ihm verbunden war.
(Fortsetzung folgt.)
Spanien.
☉Madrid, 10 Jan. Gestern früh traf ein Courier aus dem Hauptquartier Espartero's hier ein. Das Eco del Comercio behauptete, mit demselben Briefe erhalten zu haben, denen zufolge Cabrera am 3 verschieden sey, und Llangostera sich mit dem Herzog de la Victoria in Verbindung gesetzt habe. Ein ministerielles Abendblatt meldet, Berichte gleichen Inhalts empfangen zu haben, und der englische Geschäftsträger erhielt von Seite des in Espartero's Hauptquartier befindlichen großbritannischen Obristen Lynn die Anzeige, jener General habe Kundschafter nach Herves, wo Cabrera krank darnieder lag, abgeschickt, und diese seyen mit der Nachricht, der berühmte Feldherr der Carlisten sey wirklich gestorben, zurückgekommen. Andere sehr glaubwürdige, auf demselben Weg eingetroffene Berichte, die ich gesehen, melden dagegen nur, daß Espartero Spione abgeschickt habe, um Erkundigungen über den Zustand Cabrera's einzuziehen, daß aber diese Kundschafter am 5 noch nicht zurückgekommen wären. Da die Gaceta von heute gänzliches Stillschweigen beobachtet, so ist wohl die Nachricht von dem Ableben Cabrera's bis jetzt als voreilig zu betrachten. Der Brigadier Linage hat an das Eco del Comercio eine neue Erklärung gerichtet, in welcher er die von dem französischen Blatte „la Presse“ (vom 28 v. M.) aufgestellte Behauptung, als ob er durch den englischen Obristen Wylde 2000 Piaster erhalten habe, um den vielbesprochenen Artikel im Namen Espartero's abzufassen, als eine Verleumdung bezeichnet. Es bedurfte wohl kaum einer solchen Widerlegung, da der Obrist Wylde bereits vier Wochen ehe der erste Artikel des Brigadier Linage erschien, die Halbinsel verlassen hatte. Die Urheber jener Verleumdung können nur ihrer eigenen Sache schaden, da nicht nur Linage, sondern auch Espartero selbst nunmehr auf eine rohe Weise gereizt, und zur Erneuerung des Streites hervorgerufen sind. Mit Recht hält sich auch die englische Gesandtschaft, die in diese Verleumdung hineingezogen worden ist, für verletzt. Das gute Vernehmen, welches zwischen Hrn. Jermingham und dem französischen Botschafter stattfindet, ist jedoch zu fest begründet, um durch ähnliche Versuche übelwollender Intriganten erschüttert werden zu können. Beide Diplomaten haben von Seite ihrer respectiven Höfe die bestimmte Vorschrift erhalten, in freundschaftlichem wechselseitigem Einverständniß auf die Befestigung des Friedens und der Ordnung in Spanien hinzuarbeiten, und jeder Unbefangene wird zugeben, daß nur durch solche gemeinschaftliche Anstrengungen ein so wünschenswerthes Ziel zu erreichen ist. Die Zügellosigkeit der hiesigen periodischen Presse verfehlt nicht minder ihren Zweck: sie flößt Widerwillen und Verachtung gegen die Urheber dieses schändlichen Mißbrauchs ein, und die Personen, welche die Verleumdung der Anarchisten sich zu Opfern aussucht, stellen sich unter den Schutz der wahren Organe der öffentlichen Meinung, und geben ihre Gegner der Verachtung Preis. Bereits ist es zu Thätlichkeiten auf den Straßen gekommen, da die Redacteure der anarchischen Blätter sich weigern, auf ehrenvollerem Wege Genugthuung zu leisten, vermuthlich um sich von dem Verdacht zu reinigen, als ob sie blutdürstige Gesinnungen hegten. Dabei zeigt täglich die Erfahrung, daß die constitutionellen Rigoristen sogleich zu Despoten werden, wenn sie selbst den praktischen Versuch machen, innerhalb der Vorschriften der Verfassung zu regieren. Der General Seoane, einer der Vertreter der exaltirten Partei in den Cortes, der Ankläger der Belagerungszustände, der nach Catalonien ging, um, wie er sagte, diese Provinz von der Tyrannei des Barons Meer zu befreien und sie durch die Wohlthaten der Verfassung zu beglücken, schrieb schon im vorigen October von dort an die Regierung, die Catalonier könnten nur mit dem Stock (con el palo) regiert werden, ihre Gemüther seyen zu Geld erstarrt, und nur durch Fortsetzung des von dem Baron Meer eingeführten Willkürsystems sey es möglich, ihrer Herr zu bleiben. Die Gegner des Generals haben sich diesen Brief zu verschaffen gewußt, und ihn veröffentlicht; damit ist es um seine politische Bedeutung unwiederbringlich geschehen. Selbst die Exaltirten geben durch Stillschweigen ihre Beschämung zu erkennen. – Ich vergaß, Ihnen in meinem letzten Briefe zu melden, daß der englische Geschäftsträger sich auch zu dem Hrn. Perez de Castro begab, und ihn im Namen Lord Palmerstons befragte, ob die spanische Regierung eine Vermählung der Königin Isabelle mit einem der Söhne des Königs der Franzosen beabsichtige. Der Ministerpräsident ertheilte dieselbe verneinende Antwort, welche der französische Botschafter gegeben hatte. Der Grund dieser Anfragen scheint in einem Gerüchte zu liegen, welches den Grafen Toreno bei seiner Abreise von Paris als den mit einer solchen Unterhandlung Beauftragten bezeichnete. – Der k. niederländische Geschäftsträger, Baron v. Grovestins, überreichte am 6 sein Beglaubigungsschreiben an den Ministerpräsidenten, und hatte vorgestern die Ehre, Ihrer Maj. der Königin Regentin in einer ihm ertheilten Privataudienz mündlich die freundschaftlichen Gesinnungen Sr. Maj. des Königs der Niederlande darzulegen. – Der Baron Ment van Hoorn ist dem hiesigen belgischen Geschäftsträger als Attaché beigegeben worden. – Der Secretär der hiesigen brasilischen Gesandtschaft, Hr. Carvalho, wird von hier als Generalconsul und einstweiliger Geschäftsträger nach Kopenhagen gehen, und dagegen Hr. Amaral hier an seine Stelle treten.
☉Madrid, 11 Jan. Diesen Morgen trafen Nachrichten aus Mas de las Matas vom 7 ein. Es herrschte dort noch immer dieselbe Ungewißheit über den Zustand Cabrera's, nur glaubte man mit Bestimmtheit versichern zu können, er sey krank von Herves nach Morella gebracht worden. Der General D. Diego Leon, Graf v. Belascoain, wird hier in Madrid erwartet. In der Nacht vom 2 suchten die Carlisten unter Forcadell sich des befestigten Städtchens Onda in der Provinz Castellon zu bemächtigen, wurden jedoch zurückgeschlagen. O'Donnell hat seit dem 3 sein Hauptquartier wieder in Teruel. –
Seit längerer Zeit arbeitet man hier im Finanzministerium an der Abfassung eines neuen Zolltarifs, und man versichert mich, die Regierung beabsichtige denjenigen Mächten, welche bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tarifes Isabellen II als Königin von Spanien anerkannt haben werden, gewisse Begünstigungen zuzugestehen. – Diesen Vormittag erschien der General Maroto zum erstenmal in der englischen Gesandtschaft und besuchte Hrn. Southern, ohne sich jedoch dem Geschäftsträger, Hrn. Jermingham, vorstellen zu lassen.
Großbritannien.
∸London, 16 Jan. Die amtliche Gazette vom 14 Jan. enthält die wichtige Bekanntmachung, daß unter dem Titel „the Colonial Land and Emigration Board“ ein Commissionsbureau zur Beaufsichtigung des Verkaufs der wüsten Kronländereien in den brittischen Colonien an Auswanderer, und der Beförderung dieser nach den Colonien errichtet worden ist. Die ernannten Commissarien sind T. F. Elliot und R. Torrens Esqs., nebst dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |