Allgemeine Zeitung. Nr. 25. Augsburg, 25. Januar 1840.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0200"/><lb/> es kaum glauben. Die edlen und großherzigen Verehrer des Künstlers mußten es fühlen, daß die deutsche Sprache das Vehikel war, wodurch sie ihre Bildung erlangten, und daß sie auch größtentheils ihr den Geschmack für das Schöne in Kunst und Litteratur verdanken. Nach der Rede Liszts erschienen mehrere ungarische Magnaten in Form einer Deputation, und überreichten dem großen Musiker <hi rendition="#g">einen kostbaren Säbel</hi>, der mittelst Subscription für eine große Summe angekauft worden. Seine Lenden wurden vor den Augen des Publicums damit umgürtet. Die Wahl dieses bei einem friedlichen Clavierconcert sich etwas sonderbar ausnehmenden Geschenkes ward dadurch motivirt, daß ein in der Scheide ruhendes Schwert, von einer kriegerischen Nation dargereicht, die Beugung des Kriegssinnes vor den schönen Künsten bezeichne. Unerhörter Jubel begleitete diese solenne Handlung. Vom Theater nach Hause ward dem Virtuosen ein großer Triumphzug bereitet, der von unzähligen Fackeln beleuchtet und von einer großen Volksmasse begleitet wurde. Die Serenade und das Eljen- (Vivat-) Rufen dauerte bis gegen Mitternacht. Liszt ward auch gestern zum <hi rendition="#g">Ehrenbürger</hi> der Stadt Pesth ernannt. Morgen geben ihm die ersten Damen der Stadt ein großes Souper. Er verläßt uns am 10 d. und wird auf der Durchreise in Raab, wo ihm ein festlicher Empfang vorbereitet wird, ein Concert geben.</p> </div> </div><lb/><lb/> </body> </text> </TEI> [0200/0008]
es kaum glauben. Die edlen und großherzigen Verehrer des Künstlers mußten es fühlen, daß die deutsche Sprache das Vehikel war, wodurch sie ihre Bildung erlangten, und daß sie auch größtentheils ihr den Geschmack für das Schöne in Kunst und Litteratur verdanken. Nach der Rede Liszts erschienen mehrere ungarische Magnaten in Form einer Deputation, und überreichten dem großen Musiker einen kostbaren Säbel, der mittelst Subscription für eine große Summe angekauft worden. Seine Lenden wurden vor den Augen des Publicums damit umgürtet. Die Wahl dieses bei einem friedlichen Clavierconcert sich etwas sonderbar ausnehmenden Geschenkes ward dadurch motivirt, daß ein in der Scheide ruhendes Schwert, von einer kriegerischen Nation dargereicht, die Beugung des Kriegssinnes vor den schönen Künsten bezeichne. Unerhörter Jubel begleitete diese solenne Handlung. Vom Theater nach Hause ward dem Virtuosen ein großer Triumphzug bereitet, der von unzähligen Fackeln beleuchtet und von einer großen Volksmasse begleitet wurde. Die Serenade und das Eljen- (Vivat-) Rufen dauerte bis gegen Mitternacht. Liszt ward auch gestern zum Ehrenbürger der Stadt Pesth ernannt. Morgen geben ihm die ersten Damen der Stadt ein großes Souper. Er verläßt uns am 10 d. und wird auf der Durchreise in Raab, wo ihm ein festlicher Empfang vorbereitet wird, ein Concert geben.
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